Act of Aggression will das Echtzeitstrategie-Genre wieder zu seinen Wurzeln zurückführen und zieht mit klassischem Basenbau, Ressourcen-Management und unterschiedlichen Fraktionen ins Feld. Doch ist es auch für C&C Fans eine Alternative?

Es ist nun bald ein Jahr her, dass das ursprünglich als Generals 2 angekündigte Command & Conquer offiziell eingestellt und das extra für den Titel gegründete Studio Victory Games geschlossen wurde. Seit diesem Tag steht die Command & Conquer Community erneut vor dem Problem, dass keine richtigen Alternativen für die mitlerweile in die Jahre gekommenen Vorgänger zu finden sind.
Klar gibt es Starcraft 2, doch Starcraft hat mit Command & Conquer lediglich den Basenbau und einen Kristall als Ressource gemein. Die weiteren Spielmechaniken sind für den Betrachter wahrscheinlich gering, doch Spieler des einen oder des anderen wissen, dass doch ein himmelweiter Unterschied besteht.

Im Westen nichts neues?

Nun wurde von Petroglyph, einem Studio, welches sich aus den ehemals für Command & Conquer verantwortlichen Westwood Studios geformt hat, Grey Goo angekündigt. Dieses Spiel schreibt sich zwar ebenfalls auf die Flagge, back to the roots zu wollen, doch sind die bisher bekannten Mechaniken auch weit von dem entfernt, was die C&C Reihe ausmacht. Außerdem muss sich Petroglyph meiner Meinung nach sowieso erst einmal noch beweisen, denn was bisher von ihnen hervorgebracht wurde, war im besten Falle mittelmäßig. Das beste Beispiel dafür ist wohl das im letzten Jahr an Trion abgegebene Projekt End of Nations.
Für mich zumindest fällt das für den Moment also auch erst einmal in die Kategorie „Schau’n wir mal …“.

Also doch wieder nichts? Moment!… Gerade als es wieder so aussah als wäre da nichts, taucht das durch Act of War, Ruse und die Wargame-Serie bekannte, französische Studio Eugen Systems auf und kündigt mit Act of Aggression einen Nachfolger zu Act of War an.

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Act of War: Direct Action kam 2005 auf den Markt, also circa zwei Jahre nach Veröffentlichung von Command & Conquer: Generals. Act of War bediente sich der damals genre-typischen Mechaniken des Basenbaus zur Einheitenproduktion und der Förderung von Ressourcen zur Finanzierung der zuvor genannten Tätigkeiten.
Aufgrund der Ähnlichkeit zu Generals war das Spiel auch bei vielen C&C Fans ein Erfolg, wenngleich auch -vor allem mit der Erweiterung High Treason- der Schwierigkeitsgrad um einiges anstieg. Für C&C Fans sicher auch ein Punkt war, dass die Geschichte des Spiels mit Videosequenzen inklusive echter Schauspieler erzählt wurde.

Houston, wir haben ein Spiel!

Act of Aggression möchte den Erfolg von damals nun also fortführen und setzt dabei primär auf altbewährtes. Drei Fraktionen sind angekündigt, die USA, die Chimere -Eine Spezialeinheit der UN- und das Kartell, der Bösewicht unter den Fraktionen, der ausnahmsweise mal das technologisch am höchsten entwickelte Waffenarsenal auffährt.
Act of AggressionProduziert wird klassisch in Basen, welche zuvor gegen Entgelt errichtet werden müssen. Anders als der Vorgänger und auch eher Genre-untypisch spielt es dabei wohl eine Rolle, wie die Basis aufgezogen wird. Alle Gebäude müssen über Straßen verbunden sein – das System hat dabei wohl einen Touch Sim City. Wie in einem Interview mit dem Stratgyinformer gesagt, möchten die Entwickler, dass man stolz auf seine Basis ist. Und mindestens ebenso stolz, wenn man eine solche Basis zerlegt.
Dabei stellt sich mir doch aber die erste Frage, ob ich das denn wirklich will. Will ich mir im Getümmel der Schlacht erst einmal stundenlang den richtigen Bauplatz suchen müssen, nur um dann festzustellen, dass mein ursprüngliches Layout aufgrund eines Felsens nicht mehr erweiterbar ist? Man muss das wohl erst einmal gesehen oder besser selbst ausprobiert haben, um wirklich sinnvolle Aussagen dazu treffen zu können.

Act of Empires

Act of AggressionEin weiterer Punkt, der mir einige Kopfschmerzen bereitet ist das angepeilte Ressourcen-System. Zwar klingt es primär erstmal gut, dass die Ressourcen zurück zur Basis gebracht werden müssen und man seine Transportwege sinnvollerweise schützt. Das erinnert doch erstmal an die guten alten strunz-dummen Sammler oder Arbeiter. Doch statt wie aus C&C gewohnt und geliebt -nicht umsonst wurde, nach monatelangem Feedback der Community, endlich die zweite Ressource Öl aus dem Generals 2 Konzept entfernt- will man für Act of Aggression neben Öl noch Nahrung, Holz und Stein… äh halt falsch, Geld, Aluminium und Diamanten einführen. Doch damit nicht genug. Die Ressourcen sollen beim Start zufällig auf der Map platziert werden, wie ebenfalls aus dem Strategyinformer-Interview zu entnehmen ist.
Als Grund hierfür nennt Eugen Systems den Wunsch, dass der Spieler seine Umgebung mehr auskundschaften soll. Doch wie lässt sich das heutzutage noch mit einem kompetetiven Multiplayer verbinden, und dieser ist meiner Meinung nach essentiell, um gerade einen RTS-Titel langfristig interessant zu halten. Dort geht es wohl eher nicht wie bei Civilization, dass ich einfach mal sage „Hey, lass neu starten. Meine Startposi ist Mist“.
Wenn Eugen dieses System wirklich weiter verfolgen möchte, so müssen sie penibel Sorge dafür tragen, dass die Ressourcen-Verteilung zu keiner Imbalance führt. Und dann bleibt die Frage, in wie weit die dynamische Ressourcen-Vergabe noch sinnvoll und spannend ist.

Moar Units

Wie der Gamestar-Preview allerdings zu entnehmen, kann ich hier auch eventuell zu voreilig Schlüsse ziehen. Dort spricht man davon, dass die Aussage über die Einheitenanzahl im Hinblick auf etliche Ausführunge ein und derselben Einheit die Zahl egalisieren könnte. Doch sind sie dann nicht trotzdem vorhanden? Auch hier muss man sich wohl gedulden, bis man das ganze live gesehen hat.

Moar Player

Act of AggressionHach, wer hat es nicht erlebt. Der Versuch in einem neueren Command & Conquer Titel ein 3on3 zu starten, mit 4on4 brauche ich wohl gar nicht erst anfangen. Es war schlichtweg kaum möglich. Entweder man bekam das Spiel nicht voll, oder es droppten sofort 2-3 Spieler nach Spielstart. Und sollte es auf wundersame Weise doch geschafft worden sein ein Midgame zu erreichen, so endete das ganze meist in einem Lagfest.
Act of Aggression kann sich bei solchen Zahlen nur ein müdes Arschrunzeln abgewinnen. Hier will man direkt 40 Spieler gegeneinander antreten lassen. Bei einem Spiel wie Planetary Annihilation mag das hinhauen, aber ein RTS mit klassischen, manuell erstellten, vor zerstörbaren Details strotzenden Karten?! Ich halte das für technisch schwierig und wenn doch machbar, spielerisch katastrophal. Man stelle sich die Laufwege von Einheiten vor, wenn sich zwei Spieler über die Diagonale begegenen wollen.
Das lässt sich meiner Meinung nach nicht mit einem fast-paced RTS verbinden. Klar kann man 40 Spieler auch auf kleinen Maps spawnen, doch würde das außer ein paar lustigen Spielen ala Tiberium Wars Fuck Up-Map langfristig wohl eher nicht viel Spaß bringen.

Eyes in the sky

Anders als bei Command & Conquer soll es möglich sein, die Kamera sehr weit vom Geschehen zu entfernen. Ja fast so etwas wie eine taktische Ansicht, bekannt aus Supreme Commander, zu bieten. Das mag dem ein oder anderen vielleicht nicht so schmecken. Ich persönlich steh da aber voll drauf. Wie oft habe ich durch massiver Gewalteinwirkung auf das Mausrad gehoffe, dass sich die Kamera in C&C doch noch aus seiner Verankerung löst und ich endlich mehr Übersicht habe.
Grundsätzlich denke ich aber, dass es am Kamerawinkel und -abstand eher nicht scheitern soll. Erwähnt haben möchte ich es dennoch.

Act of Aggression

Und nun?

Grundsätzlich klingt einiges davon schon sehr vielversprechend. Auch einen dynamischen Tag- Nachtwechsel halte ich für super, wenn es auch ein eher kosmetisches Feature ist.
Ansonsten stehen mir trotzdem noch einige Fragezeichen im Gesicht, was es mir zum jetzigen Zeitpunkt einfach unmöglich macht, mich wirklich auf das Spiel zu freuen oder es gar als Generals 2 Alternative zu betiteln. Gerade auch, dass das Spiel deutlich komplexer werden soll als noch sein Vorgänger ist für mich erst einmal eher kritisch zu sehen.
Doch das gilt erst einmal nur für mich, was denkt ihr darüber? Hat das Spiel das Potenzial ein Generals 2 Nachfolger zu werden und C&C Spieler zu begeistern? Schreibt es uns in den Kommentaren!

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