Die World Cyber Games sind tot. Zu der Einschätzung kann man kommen, schaut man sich die Entwicklung dieser einst so „ruhmreichen“ Veranstaltung an. Sie waren einst der Stern, nach dem jeder ambitionierte E-Sportler gegriffen hat – die Titel der auf den World Cyber Games ausgespielten Finalturniere.
In vielen verschiedenen Disziplinen, wie zuletzt Starcraft 2, FIFA 11, League of Legends oder die ewige Standarddisziplin Counterstrike 1.6. Doch der Trend in der Videospieleindustrie zeigt auch für die World Cyber Games und damit wegweisend für den E-Sport im Allgemeinen hin zu Konsolen und mobilem Entertainment. So war bereits in den letzten Jahren verstärkt auf den World Cyber Games Samsung als Hauptsponsor darauf bedacht Promotion für seine Smartphones zu machen und gerade auch mobile Apps als offizielle „E-Sport“-Disziplinen durchzudrücken. So waren neben den genannten PC Franchises auch das XBOX360 Spiel Tekken 6 und mit Asphalt 6: Adrenaline ein mobiles Spiel (App für Smartphones) im Rennen. Wirft man nun auch noch einen Blick auf die Verteilung der Preisgelder wird schnell klar wohin die Reise geht:
Der auf den 26. März datierte Geschäftsbrief von Brad Lee erklärt die Umorientierung mit dem starken Wachstum des mobilen Spielesektors. Er war nur an einen internen Kreis gerichtet; offiziell hat die WCG die Entscheidung bisher weder bestätigt noch dementiert.(Quelle)
Einer der Gründe oder der Hauptgrund ist vermutlich die Komplexität. Die derzeit favorisierten drei Spiele (Counter-Strike, StarCraft II und League of Legends) sind im Vergleich zu realen Sportarten für szenefremde Zuseher schwer bis praktisch gar nicht zu verstehen. Dies geht mittlerweile sogar soweit, dass selbst ich als erfahrener Videospieler wenig von dem realisiere und verstehe was auf den Bildschirmen der Spieler passiert. Das was die Kommentatoren von sich geben hört sich oft wie eine Mischung aus französisch, italienisch und spanisch an und bei gefühlten 1000 Wörtern pro Minute ist man innerhalb von wenigen Sekunden hoffnungslos überfordert. Der am BarCraft Linz ausgelegte zweiseitige Cheat Sheet für Neulinge mag zwar eine nette Idee sein, hilft aber in Realität nicht. Die Regelwerke der Formel 1, von Fußball oder Tennis sind zwar im Detail auch kompliziert und umfangreich, aber die Basishandlung ist leicht zu verstehen und benötigt keine einschlägigen Vorkenntnissen oder gar Schummelzettel. Nicht nur die Spiele machen es einem schwer, auch die Turnierform an sich unterscheidet sich von normalen Turnieren. Bei realen Sportarten werden praktisch alle Turniere mittels simplen K.-O.-System entschieden, aber bei virtuellen Wettkämpfen wird der Gewinner eigentlich immer nach dem komplexen Double-Knock-Out-Verfahren ermittelt. Gepaart mit einem Best-Of-X Partienmodell und im optimalen Fall einer vorgelagerter Rundenphase entsteht eine Struktur, die die wenigsten Zuseher im vollen Umfang verstehen.
- Wer sich weitergehend für das Thema interessiert, dem sei der komplette Blogeintrag von weidhas ans Herz gelegt – der im Übrigen chronologisch vor der World Cyber Games News erschienen ist!: Der eSport ist tot!