Die Figur Josef Stalin

Josef Stalin, eigentlich Josef Vissarionovich Dzhugashvili, ist Generalsekretär der Kommunistischen Partei und faktisch Alleinherrscher der Sowjetunion. Diesen Titel hat er durch blutige Machtkämpfe innerhalb der Partei erlangt. Im Spiel Alarmstufe Rot ist er durch die Beseitigung Hitlers in der alternativen Zeitlinie der einzige Diktator in Europa. Er überfällt zunächst Asien und dann Westeuropa. Sein Größenwahn lässt ihn aber scheitern und er wird am Ende von Nikos Stavros ermordet.

Der Weg zur Macht

Der (historische) Stalin war Sohn eines Schuhmachers und einer Leibeigenen. Trotzdem wuchs er zunächst in guten Verhältnissen auf, sein Vater war Leiter eines kleinen Betriebs, bei dem er mehrere Arbeiter beschäftigte. Doch verfiel er dem Alkoholismus mit ausufernden Gewaltexzessen, die er an Stalin und dessen Mutter auslebte. Dies begünstigte Stalins harsche Charakterzüge und einen ausgeprägten Autoritätshass, der ihm vermutlich erst sein hohes Amt einbracht, in dem keiner mehr über ihm stand.

In Jugendjahren kam er in Kontakt mit der marxistischen Bewegung, mit der er sich literarisch sehr viel befasste. Er stieg innerhalb der Bewegung selbst rasch auf und verwarf schnell seine Pläne, Priester zu werden, die er ursprünglich gefasst hatte. Für Streiks und Demonstrationen wurde er mehrmals verbannt, konnte aber immer wieder entwischen – vermutlich wegen der breiten Unterstützung, die die Bewegung in der Bevölkerung genoss und wegen der inkonsequenten Organisation des damaligen Polizeiapparats. Zur Finanzierung der politischen Aktivitäten führte Stalin auch Banküberfälle an, bei denen es immer wieder Tote gab.

Während des ersten Weltkrieges hielt sich Stalin einmal mehr in der Verbannung auf, wo er auch blieb, um dem Militärdienst zu entgehen. Er ging 1917 nach St. Petersburg, wo er die Prawda, eine politisch bedeutende Zeitung, herausgab und zunächst mit der Regierung kooperierte, dann aber auf Lenins Geheiß radikaler wurde. An der Oktoberrevolution, die das Zarenregime zu Fall brachte und die Sowjetunion begründete, war er aber so gut wie überhaupt nicht beteiligt.

Im Juni 1918 wurde er Befehlshaber in der neu gegründeten Roten Armee, mit der er die Stadt Zarizyn gegen mehrere Angriffe verteidigen konnte. Die Stadt wurde später in Stalingrad umbenannt. Im März 1919 wurde er Mitglied im Inneren Direktorium der Sowjetunion. Hier hatte er eine Konfrontation mit Trotzki, der Offiziere des alten Zarenregimes in die Rote Armee aufnahm, was Stalin strikt ablehnte. Stalin bemühte sich zudem erfolgreich um die Eingliederung zahlreicher Nachbarstaaten in die Sowjetunion.

1922 zog sich Lenin aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurück. Ein Triumvirat, bestehend aus Stalin und zwei engen Vertrauten, übernahm die Macht im Staat und drängte Trotzki immer mehr ins Abseits. Dieser ließ öffentlich verkünden, dass die Herrschaft des Triumvirats nichts mit dem Kommunismus zu tun hätte und drängte darauf, es abzusetzen. Er wurde 1927 aus der Sowjetunion verbannt und ging nach Mexiko, wo er später von einem Agenten Stalins ermordet wurde. Nach Lenins Tod 1924 wurden auch die anderen beiden Mitglieder zu Gegnern Stalins und 1926 aus der kommunistischen Partei gedrängt. Die 30er-Jahre schließlich waren geprägt von Massenhinrichtungen (den sogenannten Stalinistischen Säuberungen) und der allmählichen kompletten Ausrichtung des Staates auf Stalin, aber auch des Aufbaus der Wirtschaft des vormals rückständigen Russlands.

Von Ozean zu Ozean

Dass auch der echte Stalin Ambitionen hegte, sich Teile Europas zu eigen zu machen, ist wohl schwer von der Hand zu weisen, bedenkt man den Winterkrieg 1939-40, bei den die Sowjetunion mühsam Finnland besetzte und der Einmarsch im östlichen Polen im September 1939, das der Sowjetunion im Hitler-Stalin-Pakt zugesprochen wurde. Inwieweit eine Invasion, wie sie in Alarmstufe Rot gezeigt wird also durch das Ausscheiden Hitlers, der das Deutsche Reich, das Gemäß des Versailler Vertrags nach dem 1. Weltkrieg keine modernen Waffen, keine Wehrpflicht und nur 100.000 Mann im Heer haben durfte, remilitarisierte, also plausibel ist, bleibt wohl Spekulationen überlassen. Alleine aber dass Deutschland Teil der westlichen Alliierten gewesen ist, scheint recht unglaubwürdig, da Frankreich sehr um eine politische Ausgrenzung des Erbfeindes bemüht war. Auch wäre die Rolle Japans unklar, welches bereits vor Beginn des 2. Weltkrieges große Teile Ostasiens besetzte und sicher auch ein Wörtchen mitzureden gehabt hätte.

Im fiktiven Alarmstufe Rot intervenierte die Sowjetunion zunächst in Ostasien und eroberte dort etliche Staaten. Erst dann ging es an die Besetzung Europas. Er hatte dabei nach eigenen Angaben das Ziel, einen Staat zu schaffen, der sich über den gesamten eurasischen Superkontinent erstreckt. Dies ist historisch übrigens nur Dschingis Khan beinahe gelungen. So startete eine Großinvasion, die zunächst – wohl auch wegen der Schockwirkung – sehr erfolgreich verlief. Die Rote Armee ging dabei überaus rücksichtslos vor und zerstörte unter anderem Griechenland fast komplett. Damit verstieß sie gegen die Genfer Konventionen und die Alliierten reagierten darauf mit der Gründung der GDI.

Doch konnte der Einmarsch bald von den westlichen Allierten gestoppt werden, vornehmlich von einem anonymen Commander (dem Spieler), der einen Sieg nach dem anderen erringen konnte. Schließlich wurde die Sowjetunion auf ihr eigenes Territorium zurückgedrängt. Mit der Chronosphäre gelang schließlich die Besetzung Moskaus, wobei Stalin kurz zuvor auch vor dem Einsatz von Atomwaffen nicht mehr zurückgeschreckt hat, um das Blatt doch noch wieder zu seinen Gunsten wenden zu können. Einige Soldaten finden den verschütteten Stalin und wollen ihn eigentlich bergen. Doch Nikos Stavros aus dem hohen Alliierten Kommando hindert sie daran. Er ist verbittert über die Zerstörung seiner Heimat Griechenland und damit einhergehender persönlicher Verluste. Er steckt Stalin ein großes Tuch in den Mund, um ihn am Schreien zu hindern und legt ihm anschließend einen großen Steinbrocken auf den Kopf. Der große sowjetische Diktator stirbt so auf erbärmliche Weise.

Vergiftet von einer Mätresse

In der sowjetischen Kampagne verläuft der Krieg der Sowjetunion logischerweise erfolgreicher, ist aber von inneren Konflikten geprägt. Stalins Traum wird hier vom Spieler erfüllt, der die Ränkespiele der sonstigen Machthaber beobachten kann. Der ist Ostasienkrieg erfolgreiche Feldmarschall Gradenko versagt bei der Eroberung Osteuropas immer öfter und wird schließlich von Geheimdienstchefin Nadia vergiftet.

Stalin zeigt eine starke Paranoia, die von seinen Untergebenen ausgenutzt wird, die ihn gegeneinander ausspielen wollen. Nadia wird dabei von ihm für eine Aufgabe in einem Hinterzimmer verlangt, die „ihrer ganz besonderen Fähigkeiten“ bedarf, womit vermutlich Liebesdienste gemeint sind. Seine Phobie führt zu rigorosen Maßnahmen. Als sich General Kukov als Versager herausstellt und Nadia ihn offen vorführt, erwürgt er ihn eigenhändig.

Doch hat Stalin bei der Eroberung Europas Erfolg. Er kann sich sogar darüber freuen, wie schnell die Briten sich der neuen politischen Leitlinie anpassen und sich zum Kommunismus bekennen. Im Siegestaumel bekommt er von Nadia einen Tee serviert, den er „um sich den Sitten des Landes anzupassen“ trinkt. Wie auch schon der Tee für Gradenko war er aber vergiftet und nach einem kurzen Todeskampf stirbt Väterchen Stalin im Augenblick seines Triumphes.

Werkzeug der Bruderschaft?

Es scheint, als hätte die Bruderschaft von Nod irgendetwas mit Stalins Plänen zur Weltherrschaft zu tun. Nadia offenbart am Ende der Sowjet-Kampagne ihre Mitgliedschaft und Kane ist die ganze Zeit im Hintergrund als Kammerdiener zu sehen, der Stalin einmal etwas zuflüstert. Möglicherweise steckt also eigentlich sie hinter dem großen Krieg. Die „intimen“ Momente von Nadia und Stalin könnten von dieser zur Beeinflussung des ehrgezigen Mannes benutzt worden sein. Hier wäre natürlich die Frage, was die Bruderschaft von einem geeinten Europa hat. Vermutlich hätte sie so leichteres Spiel gehabt, wenn das Tiberium auf die Erde kommt. Da sie selbst in der Regierung der Sowjetunion sitzt, hätte sie den Abbau zunächst geheim halten oder über den Propaganda-Apparat posiitv darstellen lassen können.

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