Seit dem 11. Oktober 2007 ist die deutsche Version des ersten und einzigen offiziellen Romans zu

C&C Tiberium Wars im Handel erhältlich. Das Buch von Keith R. A. DeCandido beschäftigt sich mit dem ewigen Konflikt zwischen der GDI und der Bruderschaft von Nod. Natürlich haben wir auch eine neue und aktuelle Leseprobe des Buches für euch. Zudem gibt es im Folgenden erneut die Fakten und die Links zu unserer Beschreibung, ebenso wie die erste Leseprobe und die Produktbeschreibung.

Fakten zur deutschen Version
Autor: Keith R. A. DeCandido
Titel: COMMAND & CONQUER 3: Tiberium Wars, Band 1
ISBN: 978-3-8332-1644-2
Veröffentlichung: ab 11. Oktober 2007 im Handel
Preis: 9,95 Euro
Seiten: 352
Herausgeber: Panini

c b 120790463 Das Buch

Beschreibung von Panini
COMMAND & CONQUER 3: TIBERIUM WARS BAND 1
Command & Conquer gilt schon seit Jahren als eines der beliebtesten Echtzeitstrategiespiele der Welt. Der schonungslose Konflikt zwischen der GDI und der Bruderschaft von NOD um die Weltherrschaft und um den außerirdischen Superrohstoff Tiberium zieht täglich Millionen von Spielern weltweit in seinen Bann. Mit Command & Conquer 3 ist vor Kurzem der dritte Teil des SF-Schlachtengemäldes erschienen. Jetzt hat der Krieg ums Tiberium auch die Welt der Romane erobert! US-Topautor R.A. DeCandido sorgt dafür, dass der epische Schlagabtausch zwischen Gut und Böse in Buchform seine Fortsetzung findet!

Leseprobe #1

Vega dachte, dass er, könnte er diesen Kampfanzug ständig tragen, nie wieder zu rennen aufhören würde.

Seit seiner Teenagerzeit war er die sechshundert Meter dutzende, nein, hunderte Male gelaufen, darunter viele Male im Wettbewerb, als er das Braun von Fordham getragen hatte. Aber nie hatte er sich so frisch gefühlt wie am Ende dieses Laufes, und zwar weil er einfach nicht müde wurde. Das lag an diesen schwarzen Riemen, die Brodeur ihm gezeigt hatte; sie verstärkten seine ohnedies schon gut trainierte Beinmuskulatur. Das zusätzliche Gewicht des Kampfanzugs, des Gewehrs, der Nighthawk, der Ersatzmunition und des Helms wurde von der verstärkenden Wirkung des Kampfanzugs mehr als ausgeglichen.

Ihr Trupp bestand nur noch aus den Kompanien Sechs und Sieben, als sie die nach oben führende Einfahrt eines der Hotels erreichten, in denen die Besucher des Convention Centers abzusteigen pflegten. Der Harbor Drive war eine breite Straße, ausgelegt auf den starken Fahrzeugverkehr, der in dieser Gegend an der Tagesordnung war. Dennoch war der blaue Himmel kaum zu sehen, denn ringsum ragten Wolkenkratzer auf. Dabei war dies ein Erdbebengebiet, eine Gefahr, die mit dem Tiberium noch zugenommen hatte, und deshalb fand man außerhalb der Stadtzentren auch nicht mehr viele hohe Gebäude, und diejenigen, die es gab, waren wie verrückt verstärkt worden.

Die Lieutenants Anderson und Lemish waren zuvor mit der Ersten und der Zweiten Kompanie nach rechts in Richtung der Marina abgebogen, um sich von hinten zu nähern. Unmittelbar bevor sie das Hotel erreichten, hatten die Lieutenants d’Agostino, Giughan und Demitrijian die Dritte, Vierte und Fünfte nach links geführt, um einen Bogen zur rückwärtigen Seite des Convention Centers zu schlagen.

Captain Henry war bei der Sechsten und Siebten geblieben. Die Befehlskette in der 22. folgte den Nummern der Kompanien. Sollte Henry etwas zustoßen, würde Lieutenant Lipinski übernehmen, und nur wenn auch ihr etwas passierte, würde das Kommando an Opahle gehen.

Vega fiel auf, dass sie nicht von Sanitätern begleitet wurden; das bewies, dass man in die Erste-Hilfe-Fähigkeiten der Kampfanzüge großes Vertrauen setzte, das hoffentlich auch gerechtfertigt war.

Ãœber Vegas Helm kam eine Meldung herein. „Perimeter bis zum Ziel frei.“ Das war eine gute Nachricht. Sie bedeutete, dass mit einem Nod-Angriff nicht zu rechnen war, bis sie das SDCC erreicht hatten, denn die Nachricht besagte außerdem, dass mitten in der Innenstadt von San Diego, normalerweise eine ziemlich belebte Metropole, niemand auf den Straßen war.

Aber natürlich handelte es sich in erster Linie um ein Geschäftsviertel, in dem, außer in den Hotels, kaum jemand wohnte; es war mehr als wahrscheinlich, dass man nach der Zerstörung der Philadelphia und der Invasion der Nods alle Läden geschlossen hatte. Trotzdem fand Vega es unheimlich, dass sie sich in einer Art Geisterstadt bewegten.

Die Zufahrt des Hotels war zweispurig und führte in einem Bogen aufwärts. Zwischen den beiden Spuren wuchsen üppige Pflanzen. Henry befahl ihnen, diesseits des Vegetationsstreifens zu bleiben. Sie mussten warten, bis die anderen Kompanien ihre Positionen bezogen hatten, bevor sie ihren Angriff starten konnten.

Henry nickte Lipinski und Opahle zu, und die beiden Lieutenants gaben je zwei Scharfschützenteams ein Zeichen. Die acht Mann – ein Schütze und ein Späher pro Team – rannten den Rest der Zufahrt hinauf und drangen durch den Vordereingang ins Hotel ein; von dort aus würden sie sich in die oberen Etagen begeben, wo sie freie Sicht auf das SDCC und dort postierte Wachen hatten.

Während sie warteten, überprüfte Vega rasch sein Helmsystem. Die Kamera funktionierte einwandfrei und übertrug ihre Bilder an den GDI-Satelliten, der sich gerade über B-11 befand; es würde eine umfassende Aufzeichnung von allem geben, was jeder einzelne Soldat tat. Das mochte sich als nützlich erweisen, sowohl als historisches Dokument als auch für etwaige Kriegsgerichtsprozesse, denn Kameras lieferten sehr viel zuverlässigere Zeugenaussagen als Soldaten, die im Kampf unter Stress oder sogar Schock standen.

Die Nachtsichtvorrichtung allerdings funktionierte nicht.

„Mein Infra geht nicht“, sagte er, nachdem er einmal seitlich gegen seinen Helm geklopft hatte, jedoch ohne Erfolg.

Momoa schüttelte den Kopf. „Scheiße. Da brauchst du wohl Geek, den Griechen.“

„Sie haben geläutet?“ Ein Corporal trat auf Vega zu. Er trug einen Standard-Kampfanzug, war aber nur mit einer Pistole bewaffnet und hatte keinen Helm überm Kopf. Eine Hand ausstreckend sagte er: „Jason Popadopoulus, Technisches Korps. Man nennt mich Geek, den Griechen, weil die meisten dieser Tibköpfe ‚Popadopoulus‘ nicht aussprechen können. Lassen Sie den Helm mal sehen.“

Vega drückte Popadopoulus‘ Hand, dann löste er die Verriegelung des Helms und nahm ihn ab. Bevor er aber Popadopoulus den Helm reichen konnte, nahm ihm dieser das Ding bereits aus der Hand.

„Ah, ich sehe schon, der Veeblefetzer ist nicht richtig ans Frammistan angeschlossen, da brauch ich also einen Potrezebie, um das wieder hinzukriegen.“

„Komm schon, Geek“, sagte Momoa, „du hast’s dir ja noch nicht mal angeschaut.“

„Außerdem hat er sich das alles aus den Fingern gesogen“, sagte Vega grinsend. Auf Popadopoulus‘ überraschten Blick hin ergänzte Vega: „Mein Zimmergenosse auf dem College hatte eine riesige Sammlung alter MAD-Hefte.“

Grinsend griff Popadopoulus in eine seiner Taschen, holte ein Werkzeug hervor und tat damit irgendetwas im Innern von Vegas Helm.

„Ist das der Potrezebie?“, fragte Vega.

„Nur ein Schraubenzieher. Die Verbindung hat sich gelockert.“ Ein letzter Grunzlaut, dann steckte er den Schraubenzieher wieder ein. „Bitteschön. Bringen Sie ihn noch mal vorbei, wenn die Operation gelaufen ist. Die Helme für Rüben Ihrer Größe verstellen sich schon, wenn nur eine Pinzette drauf fällt. Also wird er’s wahrscheinlich gar nicht mehr tun, wenn Sie hier fertig sind. Wenn ein System ausfällt, dann …“

„… schlag ich mal dagegen, ich weiß.“

„Guter Mann. Sonst noch was?“

Bevor Vega noch mal den Mund aufmachen konnte, sagte Momoa: „Das heißt also, Veeblefetzer gibt’s gar nicht? Was soll der Quatsch, ey? Was, zum Teufel, hast du dann die ganze Zeit repariert?“ Die anderen gaben sich alle Mühe, nicht laut zu lachen, da sie nur ein paar Meter von dem von den Nods besetzten Convention Center entfernt waren, aber Momoas gequälter Ausdruck machte es ihnen nicht leicht.

Vega, der Popadopoulus anschaute, sagte: „Tut mir leid, dass ich Ihnen den Witz ruiniert habe.“

„Keine Sorge, mir fällt schon ein neuer ein. Mit dem guten Private Momoa ist das so einfach, wie auf Fische in einem Schnapsglas schießen.“

Jemand von Alpha rief: „Hey, Geek, das verdammte GD2 klemmt schon wieder.“

Mit einem Blick auf Vega sagte Popadopoulus: „Von wegen klemmt nie. Verdammte Ingenieure. Komme gleich, Bennett!“

Als der Techniker davontrabte, hob Henry eine Hand ans Ohr, dann sagte er: „Kompanien Eins und Zwei auf Position. Vega, Helm aufsetzen!“

Das hatte Vega ohnehin gerade tun wollen. Er ließ den Helm einrasten und hörte Stimmengewirr über die Lautsprecher.

„Scharfschütze eins auf Position.“

„Scharfschütze zwei auf Position.“

„Scharfschütze vier bereit.“

Dann erklang Opahles Stimme, die Vega sowohl über den Helm als auch direkt vor sich hörte: „Scharfschütze drei, was ist los, verdammt?“

„Verzeihung, Ma’am, die Scheißmunition lässt sich nicht laden.“

Popadopoulus rannte zu Opahle. „Soll ich …?“

„Nein“, antwortete Opahle. „Emmanuelli, ich schwöre bei Gott, Buddha, Allah, Jahwe und meiner Großtante Fanny, wenn Sie nicht endlich lernen, wie man ein GLS 70 lädt, mach ich es mir zur Lebensaufgabe, dafür zu sorgen, dass man Sie versetzt, und zwar …“

„Scharfschütze drei bereit!“, kam eine hastige Meldung. Vega nahm an, dass Emmanuelli nicht wissen wollte, wohin sie versetzt werden würde, wenn sie Opahle enttäuschte.

„Faur, mussten wieder Sie die Waffe laden?“

„Nein, Ma’am.“

„Lügen Sie mich an, Faur?“

„Ja, Ma’am.“

„Wir drei werden uns mal unterhalten, wenn diese Sache vorbei ist. Das heißt, eigentlich wird es ein Monolog sein, und ich stelle Ihnen schon einmal viele Flüche in Aussicht. Ende.“ Sie wandte sich an Henry. „Tut mir leid, Captain.“

„Darüber reden wir später“, sagte Henry abschätzig. Dann berührte er wieder seinen Helm. „Kompanien Drei, Vier und Fünf auf Position.“

Vega zog das GD2 von seiner Brust und machte sich bereit. Sie warteten darauf, dass das Dritte Bataillon mit den Luftangriff begann, dann würden sie vorrücken.

„Scharfschütze eins“, sagte Henry, „wie sieht’s aus?“

„Patrouillen an allen Eingängen. Vier an jeder Tür.“

„Was ist mit dem Dach?“

„Nichts, Sir.“

Das entlockte Henry tatsächlich ein Lächeln, doch das war ein Ausdruck, für den sein Gesicht nicht geschaffen war, und Vega ertappte sich bei dem Wunsch, Henry nie wieder lächeln zu sehen.

„Die dämlichen Tibköpfe haben keine Scharfschützen?“, sagte Momoa verwundert. „Schick!“

„Wenn sie keine guten Schützen haben“, erklärte Gallagher, „dann bringt’s ja auch nichts. Ein schlechter Scharfschütze ist noch schlimmer als gar keiner.“

„Ja, aber wenn sie keine haben“, sagte Vega, „dann gleichen sie das wahrscheinlich anderweitig irgendwie aus und …“

Eine Explosion dröhnte rechts von und über ihnen. Vega schaute instinktiv auf und sah, dass die oberen Stockwerke des Hotels von einer Feuerwolke verschluckt wurden; dann duckte er sich, als Glas und Stahl vom Himmel herabregneten.

„Scheiße!“ Das war Momoa. Seine nackten Armen waren von mehreren Glasscherben zerschnitten worden.

„Alle Kompanien, los, los, los!“, schrie Henry, und augenblicklich rannten die Kompanien Sechs und Sieben auf das SDCC zu. Auf den Luftangriff zu warten kam nicht länger in Frage.

Lipinski übernahm mit zwei von ihren Leuten, die mit Railguns bewaffnet waren, die Führung. Rasch bezogen sie auf der anderen Seite des Buschwerks Stellung und fingen an zu schießen. Die übrigen Angehörigen der Kompanien Sechs und Sieben rannten alle auf das SDCC zu, und die Vorderen nahmen den Bürgersteig vor den Eingängen unter Beschuss, wo die Wachen, die Scharfschütze eins erwähnt hatte, postiert waren.

Vega gab sich alle Mühe, nicht daran zu denken, dass Scharfschütze eins – wie auch die anderen Scharfschützen, darunter Faur und Emmanuelli – tot waren.

„Verdammte Nods!“ Bowles rannte neben Vega. „Für diese verfluchte Scheiße werden sie sterben!“

Die Railguns machten kurzen Prozess mit der am nächsten stehenden Wache, aber der zweite Posten, der niederging, schaffte es noch, sich am Boden zu drehen und abzudrücken.

Grüne Energiestrahlen stachen aus der Mündung seiner Waffe. Einer der Strahlen traf Lipinski direkt in die linke Schulter, brannte sich hindurch, und ihr Arm fiel zu Boden. Eine Sekunde später folgte Lipinski selbst.

„Ich glaub, ich spinne! Wo, zum Teufel, haben die …?“ Bowles‘ verschluckte den Rest seiner Frage, als Momoa mit blutenden Armen an ihnen vorbei rannte und alle vier verbliebenen Wachen mit seinem GD2 niedermähte.

Da Lipinski tot war, musste Henry — wie Vega wusste –, eine Entscheidung treffen, sobald sie im SDCC waren. Vega nahm an, dass Henry mit dieser Gruppe gegangen war, weil er zu denen gehören wollte, die Takeda retten würden. Das war im Grunde keine Ãœberraschung, da dies das oberste Ziel dieses Teils der Operation war. Das hieß aber, dass Henry die Siebte Kompanie nach oben begleiten würde.

Doch nun war die Befehlshaberin der Sechsten Kompanie tot. Henry musste sie also ersetzen und die Sechste in die Ausstellungshalle führen. Aber würde er das tun?

Während Vega darüber nachdachte, erklang über ihnen eine Reihe von Überschallknallen, gefolgt von kleinen Explosionen. Das Dritte Bataillon kommt zu spät, dachte Vega vorwurfsvoll, rügte sich dann aber im Stillen dafür. Sie können ja nichts dafür, dass die Nods im Hotel diese Sprengfallen installiert hatten. Er hörte außerdem, wie im SDCC eine Railgun abgefeuert wurde.

Die Kompanien Sechs und Sieben drangen durch die Glastüren, immer drei auf einmal, sich gegenseitig deckend. Vega versuchte die Leichen der GDI-Kameraden zu übersehen, deren Körper von den Energiewaffen der Nods fürchterlich zugerichtet waren. In den meisten klafften Löcher, einige davon so groß, dass Vega bis auf den Asphalt, auf dem sie lagen, hindurchschauen konnte.

Wie haben sie das überhaupt fertig gebracht? Vegas Vater hatte ihm erzählt, dass die GDI seit Jahren versuchte, Energiewaffen zu entwickeln, aber man bekam den Energieverbrauch nicht in den Griff. Um effektiv zu sein, brauchten sie eine gewaltige Energiequelle, eine, die mehr Energie verbrauchte, als es für die Massenproduktion rentabel war. Tiberium war die einzige Energie erzeugende Substanz, die da in Frage kam, aber niemand wusste, wie es sich als Energiequelle verwenden ließ, ohne dass es die Waffe selbst verseuchte, und viele Leute wollten es aus Prinzip nicht, weil sie das Tiberium ausschließlich als Geißel der Welt betrachteten. Soweit Vega wusste, war die GDI weit davon entfernt, dieses Problem zu lösen. Sieht so aus, als hätten Kane und seine Leute es geschafft.

Kane. Auf der Huron waren die Nachrichten über die Zerstörung der Philadelphia abgespielt worden – wohl um sie alle aufzupeitschen, wie Vega annahm, was allerdings gar nicht nötig gewesen wäre –, darunter auch Kanes Botschaft. Die Ãœberraschung war, dass Kane noch lebte, da jedermann dachte, es hätte ihn vor zwölf Jahren in Kenia erwischt. Vegas Vater hatte es nie recht glauben wollen – „Man hat keine Leiche gefunden, mein Sohn“, hatte er gesagt, „und dieser Tibkopf hat mehr Leben als drei Katzen zusammen“ –, und wie üblich hatte Dad recht gehabt.

Während sie vorrückten, um den Bereich zu sichern, in dem sie sich befanden, fragte sich Vega, warum so viel zerbrochenes Glas auf dem Boden lag. Die Türen selbst waren unversehrt.

Als beide Kompanien im Gebäude und in Sicherheit waren – Vega ging davon aus, dass die übrigen GDI-Kompanien die anderen Nod-Patrouillen angriffen –, wandte sich Henry an Opahle. „Lieutenant, holen Sie Takeda!“

Opahle wirkte überrascht, dass Henry diesen Teil der Operation abgab, dann nickte sie. „Ja, Sir.“

Vegas Respekt für Henry stieg um eine Stufe höher. Er tat, was für das Bataillon am besten war, nicht, was für ihn – für seine Karriere – das Beste gewesen wäre.

„Sechste Kompanie, vorwärts!“, rief Henry, dann warf er Opahle einen Blick zu. „Vermasseln Sie’s nicht, Lieutenant.“

„Nicht im Traum, Sir.“ Sie wandte sich an ihre Soldaten. „Siebte Kompanie, gehen wir. Kim, Momoa, McAvoy, an die Spitze.“

Um die zweite Ebene zu erreichen, wo Takeda angeblich festgehalten wurde, mussten sie die Rolltreppe hinaufrennen. Die drei, die Opahle als Erste losschickte, waren, wie Vega auffiel, die drei Größten der Kompanie. Vega nahm an, dass sie als große Ziele jegliches Feuer auf sich lenken sollten.

Auf einmal fiel Vega das Atmen schwer. Sechshundert Meter zu rennen hatte ihn in keiner Weise beeinträchtigt, aber der Anblick all dieser Toten, zu wissen, dass auch die Scharfschützen umgekommen waren …

Reiß dich zusammen, Greenhorn!, tadelte er sich.

Er schaute auf …

… und sah den Noddie, der sich unter der Rolltreppe versteckte und die drei Mann an der Spitze anvisierte. Vega hob sein GD2 zum Schuss.

Bevor er abdrücken konnte, wurde der Soldat von Kugeln durchsiebt. Vega drehte den Kopf und sah, dass es Gallagher gewesen war, die ihn ausgeschaltet hatte.

„Netter Schuss, Gallagher“, sagte Goodier.

„Scheiße“, brummte Vega. Das hätte mein Schuss sein sollen, nicht der von diesem blöden Weibsstück.

Momoa fing an zu schießen, als sie die Treppe zu drei Vierteln hinter sich gelassen hatten, und feuerte in mehrere Richtungen.

„Verdammt, was soll das, Pinscher?“, rief entweder Kim oder McAvoy; Vega konnte ihre Brustpanzer nicht sehen.

Die breiten Schultern hebend, sagte Momoa: „Wollte nur sichergehen. Ist ja keiner von uns dort oben.“

„Sieht aus, als hättest du einen erwischt“, meldete entweder McAvoy oder Kim.

Als Vega zusammen mit Gallagher, Brodeur und Bowles das obere Ende der Rolltreppe erreichte, sah er einen Nod-Soldaten, der über einer Railgun zusammengesackt war. Deren Mündung zielte auf das große Fenster – oder besser gesagt, auf das große Loch im Fenster. Daher also das zerbrochene Glas. Und all das Railgun-Feuer.

„Gut gemacht, Pinscher“, sagte Opahle. „Lasst uns nach Plan vorgehen, Leute!“

Während sie diese Worte sagte, erwachte eines der kleineren Displays in Vegas Helm zum Leben und zeigte die gleiche schematische Darstellung, die sie zuvor auf dem Holo gesehen hatten und die er sich nach dem Briefing noch einmal angeschaut hatte.

Dann erlosch das Bild.

Vega versuchte, es wieder aufzurufen, und als das nicht funktionierte, hieb er seitlich gegen seinen Helm. Immer noch nichts.

„Scheiße“, grummelte er.

Goodier führte sie durch einen der breiten Gänge der ersten Etage. Die anderen Einheiten entfernten sich in andere Richtungen. Vega hielt sich an Brodeur und ging ihm hinterher. Bislang schien die 22. der „Standardmäßigen Operationsvorgehensweise“ zu folgen. Und mitten in einer Operation war auch nicht der richtige Augenblick, um herausfinden zu wollen, ob Goodier, Opahle, Henry, Hastings oder McNeil vielleicht doch irgendeine andere SOV-Variante hatten, von der ihm niemand erzählt hatte in den dreieinhalb Sekunden, die er bei der Division war. Außerdem wackelte sein HUD, und es war keine Zeit, dass Geek, der Grieche, es mit seinem Potrezebie reparierte.

Als sie den Korridor hinuntergingen, fühlte sich Vega von dem Grau ringsum beinahe erschlagen. Die Wände waren hellgrau, der Teppich von einem dunkleren Grau und die Farbe der Decke sowie der Türen zu den Konferenzräumen lag irgendwo dazwischen. Das alles brauchte wohl auch nicht allzu bunt zu sein, aber Vega fragte sich, warum man sich nicht wenigstens darum bemüht hatte.

Einheit Epsilon überprüfte der Reihe nach jeden Konferenzraum entlang des Korridors, aber sie waren alle leer bis auf Stühle und ein Podium.

Golden und zwei andere, die Vega nicht kannte, waren im Begriff, den letzten Raum am Ende des Korridors zu überprüfen, und gerade als sich Golden der Tür näherte, während ihm die anderen beiden Deckung gaben, schaltete Vegas Helm um auf Nachtsicht.

Er wollte schon ein weiteres Mal gegen den Helm schlagen, als ihm etwas Merkwürdiges auffiel: eine Wärmesignatur in der Decke, die sich nicht auf Höhe einer der Lampen befand. Es war nur ein kleiner Kreis.

Wie die Mündung einer Energiewaffe.

Vega schoss augenblicklich auf die Signatur.

Leseprobe #2

„Habe ich schon gesagt, wie vollkommen irrsinnig das ist?“

„Ein paar tausend Mal erst, Pinscher“

„Ist es auch. Total, absolut durch und durch und in jeder Hinsicht bescheuert.“

„Kann ich nicht bestreiten. Na ja, das heißt, ich könnte schon, weil ich nämlich dermaßen gelangweilt bin, dass sogar ein Streit mit dir interessant klingt.“

Das Geplapper in Vegas Helm, das über den Helmfunk vonstatten ging, wurde von Gallagher taktvoll unterbrochen. „Vega, kannst du bitte dafür sorgen, dass deine Hunde aufhören zu kläffen? Wir sind zur Unterstützung hier.“

„Es ist keine verdeckte Operation, Sergeant. Wir warten nur, bis man uns sagt, dass wir gebraucht werden.“

Vega und die Einheit Epsilon kauerten in einem kleinen Tal im Dschungel von Madagaskar. Sie sollten die Versuchs-Mark-3A-Juggernauts unterstützen, die der 22. für diese Operation angegliedert worden waren, und diese Operation bestand darin, B-14 zurückzuerobern. Im Laufe der vergangenen drei Wochen war die 22. für GDIUP zur „Feuerwehr an allen Fronten“ geworden. Die europäischen Streitkräfte waren zu weit gestreut, um sämtliche der hiesigen Blauen Zonen zu befreien, deshalb hatte man die 22. zunächst nach Portugal geschickt, wo sie geholfen hatten, B-5 zurückzuerobern, und anschließend waren sie nach B-14 befohlen worden.

General Granger hatte nach dem Portugal-Einsatz McNeil und seine Leute mit neuen Spielsachen ausgestattet: Momoa hatte nun endlich sein kostbares GD3. Es hatte den Granatwerfer, auf den Momoa so heiß gewesen war, aber sie erfuhren auch, dass das GD4 bereits als Prototyp existierte, und das würde mit einer Mini-Railgun ausgestattet sein.

Außerdem hatten die Techniker neue Walkers aufgefahren: die so genannten Urban Platform Mark 3A Juggernauts. Basierend auf dem Modell Mark 3, das mit schweren Kanonen ausgestattet war, verfügten diese experimentellen neuen UCPs über Geschütztürme, die um volle 360 Grad schwenkbar waren, eine Crew-Kapsel, in der nun vier Personen Platz fanden, was dem Walker zusätzliche Fähigkeiten und Unterstützung verlieh, sowie durchschlagsstärkere Kanonen und ein verbessertes Feuerlösch-System.

Letzteres war besonders notwendig, da die Mark-3-Modelle dazu neigten, bereits Feuer zu fangen, wenn man nur einen Hut nach ihnen warf. Popadopoulus hatte eine gute Stunde darüber referiert, nachdem man die Geräte an Bord der Huron geschafft hatte, und er hatte auch seine Meinung zum Ausdruck gebracht, dass die 3A-Modelle, da man sie zu überstürzt in den Einsatz schickte, kaum von Nutzen sein würden.

Aber In-Ops behauptete, dass die Nods in Madagaskar bestens ausgerüstete Streitkräfte unterhielten, weil sie planten, den Indischen Ozean mit Tiberium zu verseuchen. In Anbetracht der Geschwindigkeit, mit der sich Tiberium auf dem Wasser verbreitete, wären davon mindestens vier Blaue Zonen in Afrika und eine in Westasien betroffen. Darum kamen Luftangriffe nicht in Frage. Das Risiko, das Tiberium in kleine Fetzen und diese in die Luft zu bomben, woraufhin es sich noch schneller ausbreiten und das Werk der Nods für selbige erledigen würde, war zu groß. Also mussten sie so schnell wie möglich neue Techniken zum Einsatz bringen, und das hieß: Die neuen Walkers mussten ran!

Die Bruderschaft von Nod hielt eine kleine Stadt besetzt. Das Vierte Bataillon wurde als Reserve zurückgehalten, um einzugreifen, falls es den Nods gelang, die UCPs auszuschalten oder falls die neuen Walkers versagten. Die Einheiten Gamma und Epsilon befanden sich am nächsten, in diesem kleinen Tal, die übrigen Einheiten hatten an verschiedenen anderen Punkten Stellung bezogen. Die Sechste Kompanie war auf ein paar Nod-Scouts getroffen und hatte sie unschädlich gemacht. Aber die Siebte Kompanie war das Ass im Ärmel — insbesondere die Einheiten Gamma und Epsilon.

Vega lächelte. Diese Redewendung erinnerte ihn an ihr jüngstes Pokerspiel. Während der vergangenen drei Wochen waren die Pokerrunden der Siebten Kompanie legendär geworden, denn Vega und Momoa zogen für gewöhnlich eine Show ab, während alle anderen nur ehrfürchtig zuschauten. Die letzte Hand, die sie gespielt hatten, bevor die 22. nach Madagaskar geschickt worden war, war besonders extrem gewesen. Vega hatte sein Blatt aufmerksam und mit gerunzelter Stirn studiert. Das wäre nicht nötig gewesen, da er nicht nur ein Ass, sondern deren zwei gehabt hatte und eine Zwei noch dazu, und zu seinen offenen Karten gehörten ein weiteres Ass und eine weitere Zwei, sowie eine Drei und eine Vier.

Dann hatte er gesetzt, als hätte er einen Straight – aggressiv, ohne es zu übertreiben – in der Hoffnung, Momoa in falscher Sicherheit zu wiegen. Vega war ziemlich überzeugt davon gewesen, dass Momoa einen Flush hatte. Aber ganz sicher konnte er sich dessen auch nicht sein. Für jemanden, dem man seine Emotionen im Einsatz am Kampfanzug ablesen konnte, hatte Momoa ein erstaunliches Pokergesicht, aber mit einem Full House war Vega bereit gewesen, es zu riskieren.

Übrig geblieben waren nur noch er, Momoa und Popadopoulus. Bowles hatte schon beim ersten Einsatz aufgegeben, Silverstein nach dem zweiten. Wegen Geek, den Griechen, hatte sich Vega keine Sorgen gemacht, der hatte schon den ganzen Abend über verloren. Mehr noch, er hatte gar keine Chips mehr gehabt und Upgrades für und Versprechungen auf Ausrüstungsgegenstände gesetzt; Letzteres hatte Silverstein reichlich sauer gemacht. Momoa allerdings hatte Vega bereits mehr als einmal reingelegt.

Während Momoa drei Karos zeigte – ein König, eine Drei und eine Sechs –, hatte er kein Pärchen vor sich liegen. Obwohl Vega so gut wie sicher war, dass Popadopoulus insgesamt das schlechteste Blatt hatte, zeigte er zwei Neunen, also setzte er zuerst.

„Check.“

Momoa warf fünf schwarze Chips auf den bereits großen Haufen in der Mitte.

„Fünfzig.“

Vega warf vier rote Chips dazu. „Hundert.“

„Scheiße“, sagte Popadopoulus und drehte seine Karten um. „Ich bin weg.“

Momoa zögerte nicht, ebenfalls vier rote Chips zu setzen. „Hundertfünfzig.“

Ebenfalls ohne zu zögern – Vega hatte das drittbeste Pokerblatt, das man haben konnte –, erhöhte er ein drittes und letztes Mal und warf fünf schwarze und acht rote Chips in die Mitte. „Ich will sehen und erhöhe auf zweihundert.“

Da zögerte Momoa. Zweihundert Credits waren eine Menge Geld, und dazu kamen noch die mehreren hundert, die bereits im Pot waren. Wer diese Hand gewann, würde der große Gewinner des Spieles sein.

Schließlich warf Momoa acht rote Chips dazu, dann drehte er seine Karten um:

zwei weitere Könige und noch eine Sechs. „Boat.“

Da grinste Vega und ließ seine Karten sehen: Er hatte ebenfalls ein Boat – aber dank der Asse gewann er mit seinem Blatt.

Das ließ Momoas eiskaltes Pokergesicht zerschmelzen. Wut verzerrte seine Miene. „Leck mich doch kreuzweise!“

„Tut mir leid, aber du bist nicht mein Typ“, sagte Vega, während er die Chips einsackte.

Unmittelbar danach hatten sie Befehl erhalten, sich auf der Huron einzufinden. Und nun standen sie im Tal und warteten darauf, dass es losging. Das Kühlsystem der Kampfmontur verhinderte, dass die Schwüle zu drückend wurde. In Vegas Helm erklang eine Stimme, die von Lieutenant Lao, Kommandant der UCP-Gruppe. „Wir greifen den Feind an.“

Vega stellte sein HUD so ein, dass es ihm zeigte, wie sich die Walkers auf das Zentrum zubewegten. Auf dem Bildschirm in seinem Helm erschienen die leuchtenden Umrisslinien der zehn UCPs, die aus fünf verschiedenen Richtungen auf das Touristenzentrum zustampften. Neben den Konturen scrollten Zahlen vorüber, die die Vitalwerte der Walkers sowie die der Besatzungen anzeigten. Energiestrahlen trafen die Walkers, aber die Mark-3A-Panzerung hielt stand, sodass die Nod-Energiestrahlen nicht hindurchdrangen. Vega konnte hören, wie sich das schrille Heulen der Energiestrahlen mit dem stakkatohaften Hämmern der Walkers-Salven vermengte, eine Mischung, die zu dem passte, was er auf dem HUD sah.

Vega schaute zu Bowles auf, der auf einen Baum geklettert war, um einen Blick auf die Schlacht zu erhaschen. „Wie sieht’s aus, Dish?“

Bowles Stimme klang freudig erregt, als sie über das Interkom kam. „Es hat etwas ungeheuer Befriedigendes zu sehen, wie Nod-Strahlen so verpuffen.“

Die UCPs begannen, ihre Kanonen auf das Touristenzentrum abzufeuern. „Scheint so, als bräuchten wir nur noch aufzuräumen“, sagte Vega. „Tut mir leid, Pinscher. Vielleicht darfst du beim nächsten Mal mit dem Granatwerfer spielen.“

„Drauf geschissen, Sergeant. Ich will nur Revanche für dein Boat.“

„Es war eine Hand, Pinscher. Vergiss es endlich.“

„Nein, danke, Sir. Ich gewinne lieber mein ganzes Geld zurück.“

„Das jetzt mein Geld ist, Pinscher.“ Auf dem HUD rückten die Walkers vor, und Vega spannte sich an und machte sich bereit, seinen Leuten den Vorstoß zu befehlen, um den UCPs zu helfen, das Zentrum zu sichern.

Bowles rutschte auf dem dicken Ast zurück und versuchte, nicht daran zu denken, wie wund sein Arsch sein würde, wenn er noch länger im Baum hocken blieb. Trotzdem hätte er diesen Anblick gegen nichts auf der Welt eingetauscht.

Einer der Walkers stapfte auf einen Ring von Nod-Soldaten zu. Was, zum Teufel, soll das denn? Bowles verstand nicht, warum dieser Soldat nicht einfach auf sie schoss.

Dann schaute er genauer hin und sah, dass der Ring der Noddies in Wirklichkeit nicht ganz so dicht war. Ein Schuss würde nicht genügen. Aber man könnte eine Salve streuen. Warum machen sie das nicht, anstatt mit diesem Scheiß Zeit zu verplempern?

Zwei der Noddies rannten davon, als der Walker noch näher kam, aber die anderen vier hielten die Stellung – bis die UCP sie zertrat, als wären sie nichts weiter als eine Ameisenkolonie.

Na gut, auch nicht schlecht, dachte Bowles grinsend. Ich hätte glatt fünfzig Credits bezahlt, um das zu sehen.

Das Kriegsglück hatte sich allmählich gewendet. Die Verluste der GDI waren insgesamt furchtbar gewesen, auch wenn die 22. vergleichsweise ungeschoren davongekommen war. Aber der Einsatz hatte sich gelohnt. In Nordafrika war die Angst umgegangen – offenbar entwickelten die Nods dort eine chemische Waffe, die mit flüssigem Tiberium arbeitete –, aber die Dritte, die den Nods bereits Washington, D.C., in B-2 abgerungen hatte, hatte sich dieser Sache angenommen. Alle anderen Blauen Zonen waren sicher, auch wenn es in Australien etwas Ärger gab. Ich wette all das Geld, das Pinscher beim Pokern verloren hat, dass man uns dort als Nächstes hinschickt.

In Portugal hatte sich Bowles zum ersten Mal, seit er sie beauftragt hatte, persönlich mit Anisfeld getroffen. Sie hatten in einem kleinen Café in Lissabon nett zu Mittag gegessen, aber das Essen war das einzig Gute daran gewesen. Anisfeld war bei ihrer Suche nach Bowles‘ Familie keinen Schritt weitergekommen, und sie war der festen Ãœberzeugung, dass sich seine Angehörigen, nachdem sie den Nods beigetreten waren, neue Identitäten besorgt hatten und nicht wollten, dass Bowles sie fand.

„Lassen Sie sich einen Rat geben, Alessio“, hatte Anisfeld bei Dessert und Kaffee gesagt, dem besten Espresso übrigens, den Bowles je getrunken hatte. „Geben Sie auf. Sie erreichen nichts weiter, als dass Sie mir all Ihr Geld geben, und während ich mich zwar über den Auftrag freue, ist es Ihnen gegenüber einfach nicht fair. Sie müssen sich damit abfinden und Ihr eigenes Leben weiterleben.“

Bowles hatte sekundenlang in Anisfelds hübsches Gesicht gestarrt, dann hatte er seinen Espresso ausgetrunken und gesagt: „Ohne meine Familie habe ich kein Leben. Suchen Sie weiter.“

Dieser verdammte gefangene Nod hatte so vernünftig geklungen, als er davon gesprochen hatte, dass die GDI nie wirklich etwas gewonnen hatte und dass sie das Tiberium nun mal am Hals hatten und so weiter. Aber Bowles weigerte sich, ihm zu glauben.

Die Nod-Soldaten hielten weiterhin ihre Stellungen, obwohl ihre verfluchten Strahlen den UCPs nichts anhaben konnten. Wie schmeckt euch das, ihr Wichser?

Und dann wurde es in Bowles‘ Helm plötzlich dunkel. Er klopfte ein paar Mal dagegen, ohne Erfolg – kein HUD, kein Interkom, und ihm wurde allmählich wärmer. Oh, das ist nicht gut, dachte er und nahm den Helm ab.

Kaum hatte er das getan, sah er, dass sich die Nod-Soldaten nicht gerührt hatten, die UCPs aber allesamt umgefallen waren. Nein, dachte er und sprang vom Baum.

Die Lichter erloschen in seinem Helm, und ebenso die vielen Displays, die ihn bisher mit

Bildern und Daten versorgt hatten. Schlagartig war Vega blind. Auch das Kommunikationssystem war tot, und als er sich den Helm vom Kopf riss, war es ein verdammt seltsames Gefühl für ihn, niemandes Stimme im Ohr zu haben.

Bowles sprang vom Baum. „Die Walkers sind gerade umgefallen.“

„EMP“, sagte Popadopoulus. „Das muss es sein.“

Vega fluchte. Die GDI-Ausrüstung war angeblich gegen elektromagnetische Impulse geschützt, aber wie es aussah, hatten die Nods eine Möglichkeit gefunden, diese Abschirmung zu durchdringen.

Die meisten Mitglieder der Epsilon-Einheit fluchten und riefen Fragen durcheinander. Vega machte dem ein Ende, indem er schrie: „Ruhe! Alle Mann hier geblieben!“

Dann rannte er zu dem großen Felskamm, der die Epsilon- von der Gamma-Einheit trennte. Als er über ihn hinwegkletterte, sah er, dass Gallagher und ihre Gamma-Soldaten ähnlich verwirrt waren wie seine Leute und er. Gamma war die einzige Einheit, die so nahe war, dass er direkt mit ihr reden konnte. Ohne ihre Ausrüstung konnten sie nicht miteinander kommunizieren, nichts koordinieren, gar nichts.

„Gallagher, wir müssen sie angreifen, und zwar jetzt!“

Gallagher schaute zu ihm auf, als sei er völlig übergeschnappt, und rief: „Waaas?“

„Gamma und Epsilon, den Hügel hinauf und rüber zu der Stadt, solange sie nicht damit rechnen!“

„Und womit? Unsere Helme …“

„… verschießen keine Kugeln, aber unsere Waffen schon! Die elektronische Zielerfassung mag zwar nicht mehr funktionieren, aber schießen kann man mit den Dingern trotzdem noch, und die Nighthawks sind sogar voll mechanisch. Wenn wir sie jetzt nicht angreifen, verseuchen sie das Meer, und wir sind erledigt. Wir müssen handeln — sofort!“

Einen Augenblick lang sah Vega die Unentschlossenheit in Gallaghers Gesicht. Zu ihrer Ehre musste er allerdings einräumen, dass dieser Ausdruck wirklich nur einen Moment lang währte, und er wusste auch, dass er nur von ihren Vorbehalten gegenüber dem Nep und seiner ungerechtfertigten Beförderung her rührte; an ihrer Einstellung ihm gegenüber hatte nämlich auch die erfolgreiche gemeinsame Operation in Portugal nichts ändern können. Und das, obwohl Vega dort offensichtlich nicht dafür gesorgt hatte, dass sie alle ums Leben kamen, wie sie es vorausgesagt hatte. Im Gegenteil hatten die Einheiten Gamma und Epsilon der Siebten Kompanie im Vierten Bataillon während der gesamten Operation in Portugal die niedrigsten Verluste unter sämtlichen Einheiten des 22. zu verzeichnen gehabt.

Vega wusste, dass er recht hatte, und er wusste, dass er nicht der Einzige war, der so dachte. Einige Sergeants und Lieutenants mochten wie gelähmt sein, weil nahezu die komplette Ausrüstung ausgefallen war, aber eben nicht alle. Und da Gamma und Epsilon am nächsten dran waren, mussten sie die Führung übernehmen.

Den Blick immer nochstarr auf Vega gerichtet, sagte Gallagher: „Einheit Gamma – vorwärts, marsch!“

Vega nickte ihr zu, kletterte dann über den Felskamm zurück und befahl seinen Leuten darüber hinwegzusteigen. „Die elektronische Zielerfassung ist tot, also haltet drauf und schießt!“

Momoa schnaubte: „Zielerfassung ist was für Noddies!“

„Los, los, los!“

Vega kletterte über verstreut liegende Äste und Steine hinauf zu dem Pfad, der zur Stadt führte. Das Gewicht seines Kampfanzugs und die drückende Schwüle machten ihm zu schaffen. Der EMP hatte sowohl die Muskelverstärker als auch das Kühlsystem lahmgelegt. Das hieß, sie mussten alle durch eigene Muskelkraft aus diesem Tal gelangen, und sie mussten gegen das Wetter ankämpfen, das sie ansonsten einfach ignorieren konnten.

Momoa kam auf dem Weg nach oben am schnellsten voran. Im Hochklettern sagte Vega zwischen zwei Stöhnlauten: „Pinscher, wenn du oben bist, rennst du auf die Stadt zu und feuerst aus dem Granatwerfer!“

„Wir sind zu weit weg!“, wandte Momoa ein.

„Das weiß ich. Ich brauch nur den Rauch der Explosionen. Der EMP hat auch die Ausrüstung der Nods ausgeschaltet, aber sie sind darauf vorbereitet, dass wir kommen. Also müssen wir uns für ihre Augen so unsichtbar wie möglich machen. Vielleicht merken sie nicht, dass zwei Einheiten auf sie zukommen. Vielleicht glauben sie, dass wir mehr sind oder auch weniger, und dann können sie sich nicht auf uns einstellen.“

„Geht klar, Sarge.“ Momoa grinste. „Ass im Ärmel, was?“

„Zwei Asse, Pinscher“, sagte Vega, nach einem Ast greifend und sich daran hochziehend.

Momoa erreichte den Kamm des Talrands, dann lief er sofort los. Vega und Bowles sowie ein paar andere langten einige Sekunden später dort an und begannen ebenfalls zu laufen. Vega bemerkte, dass Gallagher direkt neben ihm war.

Die Granaten explodierten in einer geraden Linie auf dem Weg zur Stadt und erzeugten einen Nebel aus Rauch und Staub. „Bleibt auf dem Pfad!“, rief Vega, in der Hoffnung, dass die Soldaten wussten, dass sie einfach nur weiter geradeaus laufen mussten.

Dann hörte Vega von vorn Schüsse krachen. Zuerst dachte er, sie stammten von anderen Angehörigen der 22., aber der EMP hatte sehr wahrscheinlich auch die Nod-Waffen außer Gefecht gesetzt, und so schossen auch sie vielleicht mit konventionellen Waffen, bis ihre Strahler wieder einsatzfähig waren.

Sie stießen auf eine der umgestürzten UCPs, die gewaltigen Beine nach hinten gespreizt, die drei vorderen Railguns im Boden steckend.

Der Rauch von Momoas Granatsperrfeuer lichtete sich allmählich, und Vega konnte fünf GDI-Soldaten sehen – Gallagher, Brodeur, Bowles, Momoa und einen von Gallaghers Leuten –, die aus nächster Nähe mit ihren Nighthawks auf Nods schossen.

Brodeurs Brille war wahrscheinlich ebenso tot wie alles andere, und Vega war zutiefst beeindruckt von ihm, da er offenbar genau wusste, was er zu tun hatte, obwohl er die anderen nicht hören konnte.

Vega sah Scharfschützen hinter mehreren Fenstern im ersten Stock eines nahe gelegenen Gebäudes – er feuerte mit seinem GD3 über die Köpfe seiner Leute hinweg auf die oberen Etagen.

Einer der Nod-Soldaten traf Momoa, der nach hinten gerissen wurde, noch während er seine eigene Nighthawk abfeuerte.

„Pinscher!“, schrie Bowles …

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