Trends im eSports und interessanteste deutsche Spieler

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Als ich mich diese Woche über den Stand der Qualifikation für die World Cyber Games informieren wollte, war ich erst einmal sehr enttäuscht, dass es die WCG gar nicht mehr gibt. Sogar die Internetseite ist einfach tot. Einige früher bekannte Clans gibt es heute leider ebenfalls nicht mehr. Und die Gamescom - mit der ich mich beruflich in den letzten Tagen stärker beschäftigte - konnte mich auch nicht wirklich überraschen. Sondern eher enttäuscht.
Trotzdem, oder gerade deshalb, würde mich interessieren, welche Trends ihr im eSports erkennt. Ist die goldene Zeit vorbei, bevor sie so richtig begonnen hatte? Wird es einen Ersatz für die WCG geben?
Und gibt es eurer Meinung nach einen interessanten Trend, der auch für Nicht-Gamer interessant sein könnte, weil er eine allgemeine Entwicklung zeigt?

Außerdem noch eine Frage: Gibt es aktuell einen international sehr erfolgreichen deutschen Gamer? Ich hatte überlegt, mal ein Interview mit einem Progamer zu führen, aber wahrscheinlich wäre es gar nicht so leicht, einen international sehr erfolgreichen und zugleich spannenden Spieler zu finden. (Vielleicht bin ich dafür auch einfach schon zu lange inaktiv in der Szene). Über Tipps würde ich mich freuen.
 
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Sind die LoL und DotA 2 Turniere nicht größer als alles bisher dagewesene?
 
Ja sind sie, und ich denke das ist auch ein für nicht-Gamer interessanter Fakt. Also dass bei diesen Turnieren Preisgelder gezahlt werden, die das Gehalt von Profisportlern übersteigen. Das erstplatzierte Team beim The International 2014 (DotA 2) gewann 5 Millionen Dollar. Hier ne Übersicht: http://de.wikipedia.org/wiki/The_International_(Turnier). Kannst dort ja mal die Teams nach deutschen eSportlern durchgehen. Immerhin war mit mousesports auch ein deutsches Team dabei (Platz 11). Für LoL gibts dann z.B. den League of Legens World Championship, auch der ist recht hoch dotiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Riot_League_of_Legends_World_Championship.

Was bekannte Turnierserien angeht die nicht vom Hersteller selbst gehostet werden, da fallen mir spontan MLG und EVO ein. Natürlich sind hier die Preisgelder um einige Klassen niedriger, aber immerhin kann man hier pro Spiel auch noch fünf- oder vierstellige Summen gewinnen, also ungefähr auf einem Niveau mit der WCG.

Von daher: eSports sollte man nicht nur mit WCG gleichsetzen, es gibt auch andere Ligen/Turniere und die Szene lebt weiter ^^. Ein Verlust ist es natürlich dennoch. Schade ist es auch in der Hinsicht, dass Deutschland in der WCG immer recht gut vertreten war und wir nach Südkorea vom Medaillenspiegel auf Platz 2 lagen.
 
Wenn ich mich nicht recht irre hat Steam dazu doch mal eine Doku herausgebracht?
 
Die WCG ist tot weil fehlorganisiert. Dann gab es da die Nationenregel für Teamspiele (und das geht für Spiele die auf eingespielte Teams setzen mal garnicht). Für 1on1 ist der Name der Veranstaltung eh egal - und da sind z.B. im Fall von SC2 Turniere wie die GSL / WCS einfach vom ganzen Format und drum herum sowohl für die Spieler als auch Zuschauer wesentlich interessanter. Die WCG hat es einfach verpasst sich zu einer Veranstaltung vergleichbar zu einer WM / Olympiade zu mausern und daher brauchte die auch kein Schwein mehr.

Die Doku die Dark Warrior anspricht dreht sich speziell um Dota (spricht aber auch andere Bereiche an) und nennt sich Free 2 Play. Ist verfügbar (gratis) u.a. auf Steam - die US Version gibt es z.B. auch hier: youtube.com/watch?v=UjZYMI1zB9s
Finanziell bietet: http://www.esportsearnings.com/ eine gute Auflistung der dotierten Turniere sowie der bisher ausgeschütteten / erhaltenen Preisgelder (es verwundert bei ~11Mio Preisgeld für das letzte große Dota Turnier btw. nicht das die Spieler des Siegerteams nun da auf 1-5 stehen - vor etwaigen Werbeeinnahmen natürlich).

Die deutsche Szene ist mitnichten tot - aber die Glanzzeiten war wohl eher zu Q3A und CS1.6 Zeiten. Aktuell heißt es halt MOBA über alles. Dota wird demnächst wohl in NYC sein, Blizzard wird ggf. auch sehr bald die offene Beta starten und LoL ist ja eh schon lange riesig. Da stinken die anderen Sparten einfach n bisl gegen ab. Gute RTS gibt es aktuell wenig (im Prinzip wird in Sachen eSport nur SC2 gezockt - Kleinstturniere wie von AoE2HD etc. kann man einfach nicht für voll nehmen), Shooter sind nett etc. aber entweder 1v1 oder 5v5 was meist einfach immer noch = CS bedeutet - Sowas wie BF etc. hat sich einfach nie richtig in diesem Bereich etablieren können. Speziell BF ist garnicht auf 5v5 oder vllt noch 8v8 ausgelegt. Was nicht heißen soll das es da nicht auch n Batzen an Turnieren gibt aber Shooter jenseits von 1v1 sind einfach nicht als Zuschauersport geeignet - Punkt. Aufstrebend sind noch so Sachen wie Hearthstone - zieht seine Spannung aus den selben Kreisen wie ein Pokerturnier (hätte ich auch diesen Zug gemacht - oh Gott wenn er wüsste das sein Gegner Karte X hat).
 
Außerdem noch eine Frage: Gibt es aktuell einen international sehr erfolgreichen deutschen Gamer?

TLO :ugly

Naja - im Sc2.Bereich ist die internationale Luft oben ziemlich dünn und wird von Süd-Koreanern geatmet.

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Also dass die WCGs sterben war mir ziemlich klar - wie die in Qualität gegenüber anderen Turnieren abgebaut haben ... da haben die doch glatt mal Starcraft2 in 4:3 ausgestrahlt!

Keine Ahnung wie es mit anderen esport-Arten aussieht, aber in Sc2 haben die WCS, die GSL, die MLG, RedBull, die IEM und die Dreamhack allesamt das bessere Angebot (Qualität, Spieler, Preisgeld, Location) als die WCG jemals hatte.

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Ich hab mal ein Interview mit nem Progamer hier gemacht :awesome: http://www.united-forum.de/esports-f990/interview-mit-lions-111934/
 
Immerhin war mit mousesports auch ein deutsches Team dabei (Platz 11).

"Mousesports" ist bei Dota aber schon lange kein deutsches Team mehr. Das war zwischenzeitlich mal komplett dänisch. Immerhin haben sie ja wieder 2 Deutsche im Team.
Hätten auch echt in die Finals kommen können, aber "Newbee" war einfach dieses Jahr unschlagbar und hat alles zerstört.
War auch ein sehr langweiliges Finale. Das hat so gut wie jeder gesagt...
 
Das diesjährige Finale war leider sehr einseitig. Dafür gab es aber davor viele tolle Matches. Vor einem faden Finale ist aber kein Turnier gefeit.
 
Die E-Sport-Turniere der ESL und LCS waren auf der Gamescom mindestens so beliebt wie aktuelle AAA-Titel - eine Nische ist E-Sport nicht mehr. Wir haben in Gesprächen mit Teams und Zuschauern festgestellt, dass die Szene aber noch einiges zu tun hat.

http://www.golem.de/news/deutschland-e-sport-ist-mehr-als-eine-randerscheinung-1408-108668.html

eSport in Deutschland ist leider ein organisatorisches Chaos. Da fehlt es noch an Erfahrung. Die Entwicklung wird noch etwas dauern bis das hier mal im Abendprogramm zu sehen sein wird. Aber ewig kann es nicht mehr dauern. Es braucht eben Moderatoren die es in "Newb-gerechte" Häppchen packen.
 
Na immerhin wird auf renommierten Sportseiten nun auch der esport-Bereich erwähnt, wie zum Beispiel bei kicker (http://esport.kicker.de/). Allerdings liegt da der Focus - wie sollte es auch anders sein - auf der Fifaserie.
 
Ich sag mal so.
Der Trend geht ziemlich klar weg vom 1on1.

DotA 2/LoL sind per se Teamspiele.
Und CS hat sich als Teamspiel eSportstechnisch besser gehalten als 1on1 Arena Shooter.

Man hat es examplarisch bei C&C: TW/KW/RA 3 gesehen.
Gebalanced wurde quasi ausschließlich für das 1on1 und Cash Turniere gabs auch fast nur für 1on1.

Man war im RTS Bereich einfach zu lange im alten Denken "eSports = 1on1" verwurzelt
- und wurde letztlich von den Mobas überrollt.
 
Ich denke, der Haupttrend ist der, dass dieser übergeordnete "E-Sport"-Begriff einfach unwichtig geworden ist und wenn man darüber nachdenkt, verwundert das eigentlich auch nicht. Was ich damit meine ist, dass die Communities einzelner Spiele sich eben auf ihre Spiele konzentrieren und andere nicht gross beachten. Egal ob 1v1 oder Teamspiel, den mit Abstand grössten Teil der Spieler interessiert gar nicht, was in anderen Spielen passiert.
Das ist in normalen Sportarten genauso, wer sich für Fussball interessiert und WM oder Bundesliga guckt, interessiert sich nicht automatisch für andere Sportarten. Frag mal einen Fussball-Fan, wer ist Weltmeister im Tennis? Golf? Formel 1? Olympiaden? usw., das kann man beliebig weitermachen, selbst eine hohe Medienpräsenz und live-Übetragungen im öffentlichen TV ändern das nicht.
Um das auf Spiele zu übertragen, wer dota2 zockt und z.B. das TI aufmerksam verfolgt hat interessiert sich nicht automatisch für den Rest vom E-Sport. Der mit Abstand grösste Teil der Spieler zockt sein game, vielleicht noch sein Genre, aber was interessieren ihn andere Spiele?
Ich denke, es gibt schlicht kein grosses Interesse am "allgemeinen E-Sport", sondern nur für einzelne Spiele.
Wer die dota2-Sieger der TI kennt, kennt zu bestimmt >95% nicht wirklich jemanden aus CS oder anderen Shootern, auch nicht viel von SC2 und anderen Strategiespielen, und selbst bei verwandten Spielen die gross sind wie LoL würde ich den Anteil nur ein paar Prozentpunkte höher schätzen.

Auf diese Entwicklung sollte man sich einstellen, die wenigsten interessieren sich für E-Sport allgemein, sprich alle Spiele, der überwiegende Teil interessiert sich nur für seinen Favoriten und was damit verbunden ist.
Und auch rein von der verfügbaren Freizeit macht diese Entwicklung Sinn. Wer Fan von Schalke ist und jedes Wochenende Bundesliga guckt, in der Woche CL, zwischendurch DFB-Pokal usw. hat auch gar keine grosse Zeit noch mehrere andere Sportarten zu verfolgen (und wie gesagt auch meist gar kein Interesse dann auch noch Handball, Basketball oder Synchronschwimmen zu verfolgen).
Dasselbe lässt sich auch auf PC-Spiele übertragen, wer in z.B. dota2 Fan von Navi ist, kann jede Woche deren Turnier- und Ligaspiele verfolgen. Wann und warum sollten sich diejenigen auch für CS, SC2 oder LoL interessieren und deren Community verfolgen? Das sind einfach nicht viele, weil auch kaum jemand mehr E-Sport als "ein ganzes" betrachtet.
Ist zumindest meine Meinung und auch meine persönliche Erfahrung.
Und bei sowas wie WCG haben die meisten nur mal auf den Medaillenspiegel geguckt und das wars, ansonsten nur das "eigene" Spiel verfolgt wenns dabei war.


Um dir mit deinem deutschen Spieler zu helfen: Kuroky ist als Spieler von Navi in dota2 und den damit verbundenen Preisgewinne der letzten TI sicherlich der finanziell erfolgreichste deutsche Spieler. Es gibt allerdings auch andere Spieler, die bereits erheblich länger im E-Sport erfolgreich tätig sind und damit auch gezwungen waren, die Spiele zu wechseln, das sind z.B. viele die von wc3 zu sc2 gewechselt sind, wo es nunmal keine millionen zu gewinnen gibt wie bei dota2 :D Deutsches Beispiel wäre z.B. hasuobs, niederländisches grubby (der war schon erfolgreich als ich noch generals gezockt hab :D)
 
Um dir mit deinem deutschen Spieler zu helfen: Kuroky ist als Spieler von Navi in dota2 und den damit verbundenen Preisgewinne der letzten TI sicherlich der finanziell erfolgreichste deutsche Spieler.

Nicht mehr aktuell. Kuroky hat vor wenigen Tagen das Team Na'Vi verlassen. Sollte jedem Na'Vi Fan bekannt sein. :)
 
Da stinken die anderen Sparten einfach n bisl gegen ab. Gute RTS gibt es aktuell wenig (im Prinzip wird in Sachen eSport nur SC2 gezockt - Kleinstturniere wie von AoE2HD etc. kann man einfach nicht für voll nehmen), Shooter sind nett etc. aber entweder 1v1 oder 5v5 was meist einfach immer noch = CS bedeutet - Sowas wie BF etc. hat sich einfach nie richtig in diesem Bereich etablieren können. Speziell BF ist garnicht auf 5v5 oder vllt noch 8v8 ausgelegt. Was nicht heißen soll das es da nicht auch n Batzen an Turnieren gibt aber Shooter jenseits von 1v1 sind einfach nicht als Zuschauersport geeignet - Punkt. Aufstrebend sind noch so Sachen wie Hearthstone - zieht seine Spannung aus den selben Kreisen wie ein Pokerturnier (hätte ich auch diesen Zug gemacht - oh Gott wenn er wüsste das sein Gegner Karte X hat).
Fighting Games nicht vergessen. Die wurden lange Zeit nicht beachtet, mittlerweile wird die FGC aber auch von Sponsoren erschlossen. Siehe EVO oder MLG.

Ich sag mal so.
Der Trend geht ziemlich klar weg vom 1on1.

Auch hier: Fighting Games sind klassisches 1on1 (im Grunde der Urvater von 1on1 games) und haben gerade einen Aufschwung, evtl. kann man es also doch nicht so pauschal sagen.

Aber es stimmt schon trotzdem, aufgrund des MOBA Erfolges kann man wohl schon sagen, dass Teamspiele derzeit im Trend sind. Die Zuschauer finden es scheinbar besser einer Mannschaft zuzuschauen.


Das The International Turnier wurde btw auch auf ESPN2 ausgetragen (Sportsender in den USA). Da gab es ordentlichen Hate auf Twitter, in der Gesellschaft ist esports scheinbar (bis auf in Korea) noch nicht ganz angekommen.

Ein großes Problem, was imo der Esport hat: Es dreht sich alles um kommerzielle Produkte von Firmen, die alle nen gewissen Lebenszyklus haben. Klassische Sportarten sind ja zeitlos, man kann als Kind anfangen einen Sport zu trainieren und ihm als Erwachsener immer noch nachgehen und in diesem erfolgreich sein. Sie sind auch nicht vom Support einer Firma abhängig. Wenn jedoch ein esportler in seiner Jugend z.B. Starcraft 2 spielt und dort erfolgreich ist, was wird aus ihm wenn er mal 30 ist? Esportler müssen quasi alle paar Jahre einen neuen Titel lernen, die Zuschauer/Ligen/Turniere/Sponsoren kommen und gehen je nachdem welches Game gerade In ist und generell ist die ganze Szene einer großen Fluktuation unterworfen. Sie benötigt eine größere Beständigkeit, wie klassische Sportarten, um besser Fuß fassen zu können. Ideal wäre es, wenn jene Spiele erfolgreiche Esportstitel werden, die nicht alle paar Jahre mit einem Nachfolger aufwarten, sondern die kontinuierlich weiterentwickelt und supportet werden (eben beständig sind). Evtl. sehen wir gerade den Anbeginn davon mit den ganzen Mobas (LoL und DotA2 können durchaus auch noch in einem Jahrzehnt Platzhirsche sein).

Es gibt btw. aber auch ungewöhnliche Ausnahmen von Communities, welche den natürlichen Produktlebenszyklus von Spielen aushebeln und sich von diesem unabhängig machen. Prominentes Beispiel ist hier vermutlich die Super Smash Bros Community, deren beliebtestes Spiel "Melee" es komplett ohne Hersteller Support über 10 Jahre geschafft hat, eSports zu werden, und das obwohl das Spiel nicht als competitive Game designed wurde. Dadurch hat die Szene etwas anderen Szenen voraus: Sie ist aus eigener Kraft entstanden und ist dadurch beständiger und hat damit eine größere Chance zeitlos zu werden (und damit näher an klassischen Sportarten zu sein). Da dezi oben die DotA2 Doku verlinkt hat, möcht ich euch an der Stelle auch ne sehr sehenswerte Doku (9-Teiler) zu eben dieser Smash Community empfehlen: Link (ist selbst sehenswert wenn man einfach nur gut gemachte Dokus mag und mit dem Spiel nix anfangen kann). Die Doku hat es bspw. geschafft, dass auch TeamLiquid ins Sponsoring von Smash Spielern eingestiegen ist ^^

Dennoch aber noch kein optimaler Zustand, da die Community nicht die Rechte am Spiel hält und von der "Gnade" des Herstellers abhängig bleibt. Das beste wäre es, wenn sich irgendein Open Source Titel zum internationalen Esportshit aufschwingen würde, der komplett unabhängig ist und wo es keine rechtlichen Hürden gibt. Der ein echtes Following selbst aufbaut und durch die schiere Masse an Interessenten Sponsoren usw anlockt, und nicht durch einen dahinterstehenden Entwickler in der esportsszene gepusht werden muss. Die Community könnte das Spiel selber verwalten, selber weiterentwickeln und eben die benötigte Beständigkeit erschaffen. Es gäbe wie bei anderen beliebten Sportarten keine Firma die die Rechte am Spiel hält, jeder könnte es so ausleben und modifizieren wie sie ihm gefällt. eSports muss mehr wie klassische Sportaten so eine Art Gemeingut werden.
 
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