TAZ VERSUS ONKELZ: "Berüchtigt rechtsradikal"?
Am 23. Oktober 2000 erschien in der taz eine Rezension von Albert Ostermaiers Stück "Death Valley Junction" in den Berliner Volksbühnenstudios. Die Rezensentin schrieb: "Zu allem Überfluss gibt es dann noch ein Lied der berüchtigten rechtsradikalen Band ,Böhse Onkelz'." Die Anwälte der "Onkelz" erwirkten daraufhin eine einstweilige Verfügung, die der taz untersagte, sie als "berüchtigte rechtsradikale Band" zu bezeichnen. Das Berliner Landgericht beschloss am 15. Mai 2001, die Klage der Böhsen Onkelz abzuweisen. Die Titulierung der Band als "berüchtigt rechtsradikal" sei ein zulässiges Werturteil, da sich die Band nicht hinreichend von ihrer rechtsradikalen Vergangenheit distanziert habe. In der Folge erhielt die taz über 2.000 empörte Leserbriefe von Onkelz-Fans.
taz Nr. 7438 vom 18.8.2004, Seite 13, 17 Zeilen (TAZ-Bericht), Foto-Text
Während in Hannover die Wogen hoch schlagen, treten die umstrittenen (Ex?)-Rechtsradikal-Rocker heute Abend fast unbemerkt im Bremer Aladin auf. Der Deckname "Los Tioz" machts möglich, selbst die Betreiber scheinen ahnungslos. Mick Jagger stört es ...
Heute Abend spielen die "Böhsen Onkelz" im Bremer "Aladin". Das Konzert findet unter dem Decknamen "Los Tioz" statt und wird nicht öffentlich beworben. Damit vermied die umstrittene Band Diskussionen wie in Hannover, wo sie am 8. August als Vorband der "Rolling Stones" auftreten.
Gerade erst hat "T-Mobile", Haupt-Sponsor der Stones-Tournee, bekannt gegeben, das dortige Konzert wegen des "Onkelz"-Auftritts zu boykottieren. Zuvor hatte sich schon der NDR distanziert. Der Auftritt der "Onkelz" sei nicht mit Image und Programm-Ausrichtung des NDR vereinbar, hieß es - offenbar überzeugt die "Läuterung" der - in den Achtzigern offen rechtsradikalen - Band nicht wirklich. Die "Onkelz" selbst sprechen rückblickend von "einer Reaktion auf Stress mit türkischen Nachbarn" (Bassist Stephan Weidner). Mick Jagger jedenfalls entschied beim Tournee-Start in München: "Sie sind eine gute Band. Wir spielen mit Ihnen."
Aber: Hätte nicht wenigstens den Hemelingern das klandestine Clubkonzert nicht spanisch vorkommen müssen? Die Aladin-Betreiber standen gestern bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung, sind über das Auftreten der "Onkelz" in ihrem Haus aber offenbar uninformiert. Hintergrund ist, dass das "Aladin" keine eigenen Konzerte mehr veranstaltet, sondern pauschal über eine Agentur vermietet.
Auch am anderen Ende der Skala musikalischer Extremitäten erlebt das "Aladin" damit immer wieder Reinfälle: Vor kurzem erst war wieder die "Schlagerparade" zu Gast an der Hannoverschen Straße - deren musikalische Qualität und Ideologie den Betreibern auch nicht gerade liegt.
Frau hört in ihrem Auto Musik der 'Böhsen Onkelz' und löst Polizeieinsatz aus
Als am gestrigen Mittwoch Nachmittag eine 30-jährige Frau in ihrem parkenden PKW in Hagen Musik hörte, löste sie einen Polizeieinsatz aus. Denn ein Nachbar alarmierte diese, da er meinte, er habe Musik mit rechtsradikalen Hintergrund wahrgenommen.
Die Frau hatte sich nach eigenen Angaben in ihrem PKW ausgeruht. Dabei habe sie Musik gehört. Sie habe Lieder der 'Böhsen Onkelz' gehört, welche aber keine verbotenen Inhalte aufweisen, so die 30-Jährige gegenüber den Beamten.
Trotzdem beschlagnahmten die Polizisten die Kassette. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Der sichergestellte Tonträger soll noch überprüft werden.
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/kombo/k_45/onkelz.htm
Bereits im Ferbruar 1985 nehmen die Onkelz ihre zweite Langspielplatte "Böse Menschen - böse Lieder" auf. Herbert Egoldt hat zu diesem Zeitpunkt noch keinen Pfennig für die Verkäufe der ersten LP gezahlt, ist aber der Meinung, daß dringend ein zweites Album aufgenommen werden muß. Von diesen Aufnahmen existiert Filmmaterial auf Video. Zusätzlich werden die Stücke der zweiten LP in Halbplayback und in Farbe für ein frühes Fanvideo in geringer Stückzahl aufgenommen. Auch dieses Material liegt uns vor. Während das Cover zum "netten Mann" noch auf dem Coverfoto (zerstörte, blutüberströmte Kinderpuppe in der Gosse, daneben ein paar Springerstiefel) einen klaren Bezug zur Skinheadszene aufweist, ist der Cover des neuen Albums mit einer Zeichnung aus einem Comic wesentlich neutraler und während sich die Songtexte des ersten Albums noch mit dem Thema "Deutschland" auseinandersetzen, sucht man auf der zweiten Scheibe solche Titel vergebens. Die Inhalte handeln fast ausschließlich von Alkohol und Straßenkampf, davon, daß die Gewalt nicht mehr als etwas Gutes und Wichtiges, sondern nun als etwas Erzwungenes, etwas zum Überleben auf der Straße Notwendiges angesehen wird. An dieser Stelle muß darauf hingewiesen werden, daß 1985 auch die rechten Parteien die Onkelz für sich entdecken und sie immer wieder für "ihre Sache" zu gewinnen versuchen. Es gibt während dieser Zeit zahlreiche Angebote von rechten Parteien und Vereinigungen an die Böhsen Onkelz, auf einer ihrer Kundgebungen oder Grillfeste zu spielen. Alle Angebote werden abgelehnt und die Böhsen Onkelz haben bis heute keine Note für eine politische Partei angeschlagen. In diesem Zusammenhang sind auch die Texte der beiden Songs "Signum des Verrats" (ein Song für Mitläufer und Skinheads, die ihre Ideale an die Politik verkauft haben) und "Hässlich, brutal und gewalttätig" (ein Song über die plakative Darstellung der Skinheads in den Medien) zu verstehen.Noch immer in der Skinheadszene verhaftet, stellen sich die Böhsen Onkelz im September einer Fernsehdiskussion zum Thema Ausländerfeindlichkeit im Rahmen der "Live aus dem Alabama"-Serie des Bayerischen Rundfunks. Nach dem Live Vortrag des Songs "Stolz" in einer schnelleren Version, währendessen man Gonzo schon in Jeansweste, Motörhead T-Shirt und Cowboystiefeln (!) auf der Bühne sieht, nehmen Stephan und Kevin an der Diskussion teil. Ebenfalls eingeladen sind ein türkischer Graphik-Designer und eine griechische Abiturientin. Fast unnötig zu erwähnen, daß diese Diskussion nicht viel bringt. Kevin, noch als traditioneller Skinhead gekleidet, redet sich um Kopf und Kragen, in dem er tatsächlich die Ausländer für seine persönlichen Fehler und Versäumnisse verantwortlich zu machen versucht. Stephan ist bemüht die Diskussion seriös zu gestalten, muß aber einsehen, daß es nichts bringt, als der Moderator zwei jugendliche Neo****s der Wiking Jugend zu Wort kommen läßt, denen man scheinbar vor der Sendung noch bügelfrische Onkelz T-shirts übergezogen hat. Diese beiden Jugendlichen, die keine unpolitischen Skinheads, sondern rechte Scheitelträger sind, dürfen ihre Hetzparolen vortragen und sorgen somit dafür, daß auch die Onkelz in dieser Diskussion als rechte Band dargestellt werden. Die Kernchance, die wohl darin liegen sollte, eine fruchtbare Diskussion zu führen, wird kläglich vertan. Im Herbst 1985 entscheiden sich die Böhsen Onkelz dazu, ihren Vertrag bei Herbert Egoldt und Rock 'O'Rama zu erfüllen, in dem sie noch ein letztes Album mit ihm aufnehmen. Egoldt hat bis jetzt keinen Pfennig gezahlt und ein persönlicher Besuch bei ihm bringt einen Scheck über 4000,-- DM. Dies bleibt die erste und letzte Zahlung, die Herbert Egoldt den Böhsen Onkelz bis heute ausgezahlt hat. Dazu hat Egoldt nun ein großes Sortiment an Faschobands aus England auf seinem Label versammelt und die Böhsen Onkelz fühlen sich zunehmend verarscht und unwohl. Um den Vertrag zu erfüllen und Egoldt dabei so wenig Songmaterial wie möglich zu liefern, veröffentlichen die Onkelz lediglich 6 Songs auf der "Mexico" EP. Das dritte Studioalbum "Mexico" mit dem gleichnamigen Stadionknaller zur Fußballweltmeisterschaft '86 stößt in der Skinheadszene erneut auf große Zustimmung und gilt bis heute als das dritte und letzte Skinheadalbum der Böhsen Onkelz.Zum ersten größeren Ausstiegsimpuls aus der Skinheadszene, der sich über das nächste Jahr hinziehen sollte, führt ein erneuter Böhse Onkelz Gig im Berliner Bunker der Faschoband "Kraft durch Froide" am 9.11.85. Die Böhsen Onkelz sind wegen ihrer länger werdenden Haare und ihrem veränderten Aussehen bereits seit "Lübeck" im Sommer und seit der "Alabama Diskussion" im September in der Skinheadszene verpönt. Die erste Kritik innerhalb der Szene macht sich bemerkbar und zunächst ist die Band für den Gig im November in Berlin gar nicht eingeplant. Erst als eine andere Band absagt, kommt man auf die Frankfurter Onkelz zurück. In dem Bunker in Berlin Wedding finden sich gut 200 Glatzen zusammen, die von vorneherein klarstellen, auf welcher Seite sie politisch stehen. Schon vor dem Auftritt der Böhsen Onkelz, skandieren die anwesenden Skinheads einstimmig mit zum ******gruß erhobenen rechten Armen "Deutschland den Deutschen", "Ausländer raus", und "Sieg Heil". Man muß den Onkelz den Vorwurf machen, daß sie diesen Gig nicht sofort abgebrochen haben. Auch wenn die Band am Aufbau dieser Szene mit beteiligt war und sich anfangs noch nicht im Klaren darüber war, in welche Richtung ihre Szene marschiert, so muß sie es sich gefallen lassen, in dieser Phase als ausländerfeindliche rechte Band bezeichnet zu werden. Selbst wenn die politische Ausrichtung der Band nicht als rechtsradikal bezeichnet werden kann, und sie sich selbst auch zu dieser Phase nicht als rechtsradikal empfindet, spricht ihr Publikum doch eine deutliche Sprache. Das allerdings fällt nach dem Gig in Berlin auch den Böhsen Onkelz auf und wo Kevin sich noch heimisch in der Szene fühlt, wird es den anderen Musikern zu eng. Nach diesem Konzert ist man sich einig. Die Böhsen Onkelz wollen keine Kultband der Skinheads mehr sein und ihren Sänger Kevin werden sie schnell überzeugen können.
http://www.hlc.unimelb.edu.au/CALL/German/Rechtsrad.html