Dr. jur. Maximilian Aue [Bearbeiten]
Ich-Erzähler des Romans ist der ehemalige SS-Offizier Dr. iur. Maximilian Aue, der im Frankreich der 1980er-Jahre als Fabrikleiter lebt und seine Erinnerungen, insbesondere an die Zeit bei der SS während des Zweiten Weltkriegs, niederschreibt.
Aue, Jahrgang 1913, stammt aus dem Elsass, seine Mutter war Französin, sein Vater Deutscher, der bei den Freikorps im Baltikum kämpfte. Aue beherrscht beide Sprachen, Deutsch und Französisch. Aues Mutter ließ schließlich den Vater für tot erklären und heiratete erneut: den Franzosen Aristide Moreau. Max Aue, der von seinem Vater nur sehr wenig weiß, sieht das Verhalten seiner Mutter als einen Verrat an seinem Vater, den er seiner Mutter nie mehr verzeihen wird. Außerdem hasst er seine Mutter und seinen Stiefvater Moreau, weil diese ihn von seiner Zwillingsschwester getrennt haben, nachdem sie entdeckt hatten, dass Max zu seiner Schwester Una (lat. die „Eine“) eine inzestuöse Beziehung hat. Diese ist zum Zeitpunkt der Geschehnisse im Buch mit dem (fiktiven) Komponisten Karl Berndt Egon Wilhelm Freiherr von Üxküll verheiratet, möglicherweise eine Anspielung auf den real existierenden Widerstandskämpfer Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenband.[7]
Aue erklärt seine Homosexualität damit, dass für ihn nach seiner großen Liebe zu seiner Schwester keine andere Frau mehr in Frage kommt. Seine spätere Frau nach dem Krieg, mit der er Zwillinge hat, liebt er nicht. In die SS trat er ein, um sich an seiner französischen Mutter zu rächen. Seine Homosexualität muss Aue in der SS geheimhalten, kann aber gelegentliche bösartige Gerüchte nicht verhindern und muss sich von Heinrich Himmler sein Junggesellendasein vorhalten lassen.
Er steigert sich im Verlaufe des Romans – wie Aue andeutet, vielleicht auch wegen der Kriegsereignisse – immer stärker in seiner Phantasie in diese vergangene Beziehung zu seiner Schwester und in den Hass auf seine Mutter hinein.
Im Krieg kommt Aue an wichtigen osteuropäischen Kriegsschauplätzen zum Einsatz. Er führt mit den Einsatzgruppen einen grausamen Vernichtungskrieg gegen Juden und andere „Feinde“, erlebt Pogrom und Babyn Jar, die Schlacht von Stalingrad und Auschwitz, zuletzt die Eroberung Berlins durch die Russen, bevor er fliehen kann.
Er beschreibt den Holocaust als Täter, erlebt Eichmann, Himmler und viele andere weniger prominente Nazis auch von ihrer privaten Seite.
Während seines Aufenthalts in Antibes in Frankreich bei seiner Mutter und seinem Stiefvater werden beide auf ungeklärte Art und Weise ermordet. Deshalb nehmen die Kriminalbeamten Clemens und Weser seine Spur auf. Sie bleiben ihm bis zuletzt auf den Fersen, obwohl sie als Kriminalpolizisten ebenfalls zur SS gehören und Himmler Aue, weil „rassenrein, von einigen alpinen Einflüssen abgesehen“, für unschuldig hält (oder wegen Aues Bedeutung halten will).
Zwei Erinyen, französische Darstellung aus dem 19. Jahrhundert.Da Aue letztlich weder wegen Muttermordes noch wegen seiner Beteiligung am Völkermord gerichtet wurde, ist er, nach Meinung eines Kommentators, zu einem endlosen Verfolgtwerden durch die Erinnerung verdammt und er bekennt: „Die Vergangenheit ist nie vorbei“.[