Ich hab nicht gesagt, dass ich's dem Leserbriefschreiber nicht zutrauen würde, Amok zu laufen. Aber ich kann kein Mitleid für jemanden empfinden, der Mord als Möglichkeit in Erwägung zieht. Wenn er die alle so sehr hasst, dann soll er Kampfsport lernen und sie verprügeln oder sowas. Der Leserbrief trieft jedenfalls ziemlich vor Eitelkeit und Selbstverliebtheit. Ganz lustig find ich ja, dass er zuerst meint "Psäääh! Von wegen Psychologe! Ich brauch den Scheiß nicht, der hilft doch gar nix." Und dann will er selbst Psychologie studieren. FAIL! Das ist so der typische Deppen-Psychologiestudent, der glaubt, er ist perfekt zum Psychologen geeignet, weil er ja so dermaßen mit der menschlichen Psyche vertraut ist durch seine tollen Erfahrungen.
Ich wollte auch nicht sagen, dass jetzt visuelle Medien einfach unter die Bösen Fünf (Mobbing, scheiß Eltern, blöde Schule/Gesellschaft, psychischer Knacks und eben Medien) gerechnet werden sollen und damit die Amoklauf-Auslöse-Rangers komplett sind. Medien sind keine Auslöser, aber sie können Schemata vorgeben, die eben schon oft bewusst imitiert wurden und das nicht, weil der Betreffende nicht mehr zwischen Realität und wirklichkeit unterscheiden konnte, sondern eben weil er bewusst die Schemata der Fantasiewelt auf die reale Welt übertragen hat. Was ich damit sagen will, ist, dass das Gerede von wegen "Quatsch! Videospiele/Filme beeinflussen mich nicht; ich kann ja zwischen Realität und Fantasie unterscheiden" eben irrelevant ist und dass man sehr gut nachweisen kann, dass derartige Medien bzw. die Gewaltdarstellung in diesen durchaus beeinflusst. Nur merkt man das selbst natürlich nicht so wirklich. Dem Leserbrieftyp ist auch nicht klar, dass zwischen ihm, der Art der Videospiele und seiner "Lösung" durchaus ein Zusammenhang besteht.
Und wenn Pädagogen und Psychologen das durchaus als potentiell gefährlich einschätzen (nicht weil Spiele anstiften oder auflösen, sondern weil Spiele/Filme eben als Vorlagen dienen), dann geschieht das nicht aus Hexenjagdwahn oder weil die eh keine Ahnung haben (wieso sollte ein Medienpsychologe auch Ahnung von Medien und deren Auswirkungen auf die Psyche haben... *tsäh* Lächerlich!) sondern weil sie sich mit der Problematik ernsthaft auseinandersetzen.
Aber natürlich hat der durchschnittliche pubertäre Gamer da viel mehr Einblick und einen viel objektiveren Zugang dazu... immerhin zockt er ja tagtäglich.
Ach ja, und den Satz "Menschen machen Menschen zu Mördern" find ich total bescheuert. Da wird die Verantwortung wieder mal abgewälzt. "Ja ich hab getötet bzw. ich hätte getötet (wie im Falle des stolzen Leserbriefschreibers) aber DIE haben mich dazu gezwungen." Das ist doch Dummgrütze zum Quadrat. Die Mobber haben zu ihm nicht gesagt: "Töte uns sonst hören wir nie auf!" Er hat selbst beschlossen, dass das die Lösung ist und für so jemanden hab ich kein Verständnis, egal was er durchgemacht hat.