@Derksowitch:
Derksowitch said:
Also dann jetzt mal konkret: Du meinst also, dass Spiele durchaus dafür Sorgen können, dass die Hemmschwelle runtergeht, jemanden in real zu killen?
Nö. Wo hast du denn das her? Weder ist in meinem Posting das Wort Hemmschwelle gefallen noch hab ich je gesagt, dass Spiele Ursache sind, ich hab sogar mehrmals explizit das Gegenteil gesagt. Wer lesen kann ist klar im Vorteil, wie die alte Forenweisheit sagt. Und dabei bist gerade du derjenige, der immer rumflennt, dass ihm angeblich alle das Wort im Munde umdrehen.
Außerdem hab ich ganz exakt gesagt, wo ich die Gefahr sehe. Hier nochmal, solltest du den ganzen zweiten Absatz meines ersten Postings übersehen haben:
myself said:
Der entscheidende Punkt ist halt, dass die Sache mit der Flucht in eine Phantasiewelt, eine Phantasiewelt, in der die Problemlösung halt immer mit Gewalt zu tun hat und die Bosheit der Gegner diese Gewaltlösung legitimiert. Je mehr er sich zurückzieht und eben in diese Fantasiewelten eintaucht, desto wichtiger werden die Fantasiewelten für ihn. Dass er dann im entscheidenden Moment des Zusammenbruchs eben genau das Schema, nach dem Problemlösungen in den Fantasiewelten funktionieren, also durch Umbringen seiner Peiniger, aufgreift, zeigt doch schon, dass das er das simple Schema, nach dem Videospiele ablaufen, doch ziemlich stark verinnerlicht hat. Und das entspricht im Grunde dem, was die Psychologie "Klassische Konditionierung" nennt. Die Ursache dafür liegt natürlich jetzt weniger bei den Videospielen, sondern mehr beim Täter. Aber man muss auch sagen, dass in so einer Situation, die Videospiele durchaus ein entscheidender Auslöser sind, da brauch man sich keine Illusionen machen. Das selbe gilt für Gewalt in anderen Medien, wie in Filmen. Wie gesagt, die Meiden selbst sind nicht dran schuld, aber sie sind ein nicht zu unterschätzender Faktor, eben weil sie Schemata liefern, die sehr oft von Tätern bewusst imitiert werden.
Es geht darum, dass es eben ein interaktives Medium ist. Ich sitze nicht passiv davor und lass mich berieseln, sondern ich selbst tue aktiv, was ich sehe. Das ist ein enormer qualitativer Unterschied zu anderen Medien wie beispielsweise Filmen. Über Hemmschwellen rede ich dabei gar nicht. Die Hemmschwelle hat damit nichts zu tun. Es geht um Handlungs- und Denkmuster und der Leserbriefschreiber ist das perfekte Beispiel. Ich hab sogar genau angeführt unter welchen Vorraussetzungen fiktive Gewalt in Medien zum Problem wird: Eben wenn für Konsumierende durch bestimmte Umstände (seien es nun Umwelteinflüsse oder gewisse latente Veranlagungen für psychische Erkrankungen) diese fiktiven Medienwelten zur Denk- und Handelsschablone für die reale Welt werden. Und der Umstand, dass Medien zu Schablonen für Denken und Handeln werden können ist natürlich ein Problem der Medien. Das ist jetzt kein neues Problem; nicht umsonst waren die totalitären Regime im 20. Jahrhundert so sehr darauf bedacht, neue Medien so umfassend als möglich für sich einzuspannen.
Die Maßnahme, die gegen so eine Gefahr ergriffen werden muss ist nicht ein Verbot von Medien (wie sollte das auch je gehen), sondern ein reflektierter und kritischer Umgang mit Medien. Und gerade dieser kritische Umgang fehlt gerade was Videospiele betrifft doch ziemlich, insbesondere innerhalb der Gamergemeinde. Da wird bei jeder kritischen Anmerkung gleich "Hexenjagd" gebrüllt, aber man macht sich keine Gedanken über Art des Mediums. Eben weil es wie gesagt schon ein interaktives Medium ist, ist die Sachlage schon mal ganz anders als bei Film und Fernsehen. Und da muss man auch einfach mal anerkennen, dass Gewaltdarstellung in Medien, egal welcher Art nun mal immer bis zu einem gewissen Grad problematisch ist. Nämlich dann, wenn Mediengewlat als Vorlage für reale Gewalt dient. Das heißt nicht, dass das bei jedem der Fall ist oder bei der Mehrheit der Gamer, aber man kann einfach nicht leugnen, dass bei einigen Schießereien dies eben genauso passiert ist. Und die sture Ignoranz, die einem wie der Nordwind da gerade aus der Gamergemeinde entgegenbläst ist einfach nur furchtbar.
Und du lieferst in deinem Beitrag genau das ab, was ich vorher kritisiert habe:
Derksowitch said:
das Problem liegt also viel tiefer. Es geht wieder einmal um Individuen, die Milliarden von Erfahrungen gemacht, verschiedenste Gene haben, eigene Gedanken usw.... Dass nun hobbypsychologisch versucht wird, Profile zu erstellen, in die dann Leute passen, die aller Wahrscheinlichkeit nach absolut gar nichts von irgendwelchem hirnlosen Töten in der realen Welt halten, das ist ja egal. Hauptsache ein paar Experten konnten sich wichtig tun, man konnte die Schuld ein wenig verteilen zu einer Sache, die man ja gar nicht wirklich kennt
Du sprichst von den paar Experten, die sich profilieren wollen indem sich über eine Sache teufeln, die sie gar nicht mal richtig kennen. Das ist einfach ein totales Kidnergartenargument. Ein Psychologe sagt, Gewaltmedien sind problematisch und hebt insbesondere Videospiele hervor? Ach der hat ja keine Ahnung und will sich nur profilieren. Das ist ein klarer Fall von "Du findest mein Bild nicht schön? Du bist ja auch blöd!"-Argumentation. Woher weißt du denn, dass die ach so unkundigen Experten sich nicht viel eingehender mit psychologischen Auswirkungen von Meiden befasst haben, als du dir überhaupt nur orstellen kannst? Nö nö, erst mal schön verteufeln.
Außerdem redest du von Hobbypsychologie, die da angeblich betrieben wird und gleichzeitig kommst du mit einer hobbypsychologischen Milchmädchenrechnung ohne gleichen:
Derksowitch said:
Die meisten Jungs, die ich kenne, zocken seit sie 12 sind irgendwelche bösen Killerspiele (ich übrigens auch) und stehen komplett im Leben. Manche waren auch mal Gemobbte in der Schule, manche haben Scheiß Eltern usw. (bei mir ist beides z.B. nicht der Fall)... Trotzdem sind sich alle einig: "Jemanden umbringen? Bin ich krank, oder was?"
Zum anderen mache ich das an der Tatsache fest, dass PC-Games bei 99,999999999999% der Leute, die sie zocken, zu keinerlei Auffälligkeiten führen.
Nur weil du in deinem Umfeld niemanden hast, der einer Risiko- oder Gefahrensgruppe entspricht, bedeutet das nicht, dass es sowas nicht gibt. Zur tollen Tatsache und der tollen Prozentzahl muss ich eh nix mehr sagen. Ist ja ein altes Leiden von dir, einfach mal irgendwas als Tatsache hinzustellen ohne jegliche Art von spezifischem Hintergrundwissen oder gar Fundierung.
Derksowitch said:
Ich bleibe dabei: TV wurde auch mal verteufelt und ist im Prinzip nicht großartig anders als PC-Games. In 20 Jahren sind PC-Games in der Gesellschaft ethabliert und es werden Dokus laufen, welchen "Leidensweg" diese durchgehen mussten in Deutschland und alle schütteln mit dem Kopf. In Deutschland herrscht eine Feindsinngikeit gegen Neues, das ist echt nicht zum aushalten....
Ach ja sicher. Heute sehen wir Dokus darüber, wie die armen Fans von Splatterfilmen, die in den späten 80ern und 90ern das gefährliche Gewaltmedium schlechthin waren (die Splatterfilme, nicht deren Fans), damals in Veruf waren und schütteln den Kopf darüber, wie diese armen Leute unterdrückt wurden.

Genau das mein ich: Jegliche Art der Kritik von außerhalb wird als pure Feindseligkeit und Unterdrückung abgetan, aber vielleicht selbst mal kritisch hinterfragen... keine Spur. Lieber: Hilfe Hilfe, ich werde unterdrückt! Holt Amnesty International!
@Neoprophan:
Nein nein, das war nicht alles auf dich bezogen. Lediglich der Anfang bezgl. des Zutrauens eines Amoklaufs bezog sich auf deinen Beitrag. Der Rest war eher der Versuch, das von mir oben Geschriebene nochmal klarer auszuführen.
Ich stimme dir durchaus zu, dass es eben nicht
die klar feststellbaren Ursachen und Auslöser gibt und natürlich das Umfeld bzw. einfach die eigene Erfahrungswelt und Geschichte sehr prägend ist. Es gibt eben viele Faktoren und Gewalt in Medien kann eben auch einer sein. Darum ging es mir und da stimmen wir eh überein.
@Duke Fak:
Duke Fak said:
Wenn es nicht das Umfeld (damit vor allem die Menschen um einen rum) ist das zum Mörder macht,...ist es dann 100% angeboren?
Du hast, glaub ich, meine Kritik am Satz "Menschen machen Menschen zu Mördern" nicht ganz verstanden... oder ich hab's nicht klar genug ausgeführt. Was ich an dem Satz blöd finde, ist vor allem die Struktur des Satzes: <irgend etwas oder jemand> macht Menschen zu Mördern. Ich glaube an Eigenverantwortung, d.h. natürlich gibt es belastende Faktoren und Umstände die mitspielen und einen Menschen in seinem Verhalten in eine bestimmte Richtung drängen können, aber schlussendlich ist jeder selbst dafür verantwortlich was er in letzter Konsequenz macht. Ein Kindesmisshandler wird seine Verantwortung für seine Taten nicht los, "bloß" weil er selbst als Kind missbraucht wurde (was erwiesenermaßen oft der Fall ist). Und genauso wenig wird ein Mörder seine Verantwortung los, "bloß" weil er gemobbt wurde und ohne Zweifel sehr darunter gelitten hat. Natürlich kann man eine Tat mit diversen Faktoren erklären und nachvollziehen, aber das bedeutet nicht, dass die Tat, nur weil sie nachvollziehbar ist, entschuldigt oder gar gerechtfertigt ist. Nö nö, so nicht.
Daher würde ich auf deine Frage: "Wenn es nicht das Umfeld (damit vor allem die Menschen um einen rum) ist das zum Mörder macht,...ist es dann 100% angeboren?" natürlich mit Nein antworten. Denn Wenn ich sage, dass es Blödsinn ist, dass das Umfeld jemanden zu 100% zum Mörder macht, weil ich nicht an 100%-Erklärungen glaube, dann halte ich es natürlich ebenso für Blödsinn, Mörder-sein als 100% angeboren zu erklären. Es gibt keine 100%-Erklärungen im Sinne einer strikten Ursache-Wirkung-Struktur, genau darum geht's ja. Wenn es so wäre, gäbe es ja keine Eigenschuld, weil ja alles angeboren oder Erziehung oder Umfeld ist. Jemand kann noch so sehr gehänselt und ausgeschlossen werden, sobald er seine Peiniger umbringt, ist er der Mörder und der Schuldige und nicht seine Peiniger.
Die wenigsten Gewaltverbrechen (wenn überhaupt welche) wurden von Menschen aus einem gesunden Umfeld begangen.
Für diese Behauptung musst du mal definieren, was denn ein "gesundes Umfeld" ist. Es gilt nämlich in der Psychologie für Umfelder genau dasselbe wie für Menschen: Niemand ist gesund, aber nur manche sind krank.
