Uhuhuhu! Seht her, ich bin ja so geistreich und so tiefsinnig, weil ich die ach so provokante These in den Raum werfe, dass alles menschliche Handeln eigentlich egoistisch ist. Im Ernst, Alter, wenn ich für jeden Menschen, der mich mit der tollen These vom reinen Egoismus-Tier Mensch beeindrucken wollte auch nur einen Cent kriegen würde, wären meine Studiengebühren für die nächsten 10 Jahre im Voraus bezahlt.
Punkt1: Du machst den Denkfehler, Motivation mit Egoismus gleichzusetzen. Nur weil ich eine Handlung aus einer Motivation heraus vollführe, muss das noch lange nicht immer egoistisch sein.
Punkt2: (an den coolen Nihilisten gerichtet) Das alle Lebewesen egositisch sind ist schon mal aus 2 Gründen falsch:
a) Sachen wir Arterhaltung ist gezwungenermaßen immer "altruistisch", weil ich ja keinen Vorteil davon habe, dass es auch nach mir noch Menschen gibt (auf alle Arten von Lebewesen anwendbar).
b) Man kann bei instinktgesteuertem Handeln weder von Egoismus noch von Altruismus reden, da (wie schon mal erwähnt wurde) hier nicht aus einem freien Willen heraus gehandelt wird. Egoismus/Altruismus setzt aber immer intentionales Handeln, also praktisch Willensfreiheit voraus.
Punkt3: Man darf nicht den Fehler machen, "egoistisch" mit "egozentrisch" gleichzusetzen. "Egozentrisch" bedeutet, dass für mich selbst immer nur ich die Nummero Uno bin. "Egoistisch" bedeutet, dass ich in meinem Handeln immer nur auf meinen Vorteil bedacht bin. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied. Kein Mensch handelt immer rein egoistisch. Als Beweis dafür sei die - schon von mope angedeutete - ökonomische Theorie namens "Spieltheorie" verwiesen, genauer gesagt auf deren Versagen in der Praxis. ich werde das jetzt nur ganz kurz erläutern, weil ich nicht sooooo viel Zeit habe.
Also:
Spieltheorie sagt: Jeder Mensch handelt so, dass für ihn was dabei rausspringt; sprich: Profit/Vorteil ist die ultimative Handlungsmotivation (natürlich vor allem in Sachen Ökonomie gedacht). Dazu gab's nen lustigen Versuch: 2 Versuchspersonen erhalten einen realten Geldbetrag cash. Einer von den beiden kann bestimmen, wie der aufgeteilt wird, der zweite kann lediglich zustimmen oder ablehnen. Stimmt er zu, erhalten beide den vom ersten Probanden bestimmten Anteil; lehnt er ab kriegt keiner der beiden was. Nochmal: Es ging hier um reale Geldbeträge steuerfrei bar auf die Hand.
Nehmen wir an, wir haben nun einen Geldbetrag von 100€ und Testperson 1 sagt: "Na ok, wir teilen das so auf, dass ich 90€ krieg und der andere Sack bloß 10€". Was er laut Spieltheorie eigentlich machen sollte, denn da er nur auf seinen Vorteil bedacht ist, wird er sich immer sehr viel mehr als Testperson 2 geben. Und laut Spieltheorie wird der jeder Aufteilung zustimmen, die Testperson 1 bestimmt, solang er auch nur irgendwas kriegt. Wenn er ablehnt hat er ja gar nix, wenn er obiger Arschloch-Aufteilung zustimmt, hat er immerhin 10€. Sollte eigentlich ne klare Sache sein. Nun stellen wir uns aber vor, wir wären Testperson 2 und eine Arschloch-Testperson 1 bestimmt: Also diesem deppaten 2 geb ich nur 10€... soll er damit zufrieden sein." Ok und jetzt Hand auf's Herz: Wer würde zustimmen? Natürlich niemand. Jeder würde sich denken: "Scheiß auf die 10€, ich lehne ab." Dadurch hab ich zwar nicht den geringsten Vorteil, sondern im Gegenteil eigentlich einen Nachteil, weil ich ja sonst immerhin wenigstens 10€ in der Tasche hätte, aber in so einem Fall geht's natürlich um's Prinzip. Man lässt so ein Arschloch nicht damit durchkommen und wischt ihm eins aus.
Tadaaaaaaaa, Egoismus als ultimative und primäre Handlungsmotivation widerlegt. Quod erat demonstrandum, wie der Mathe-Eierkopf an dieser Stelle sagt. Und jetzt friss meinen Staub und überleg dir lieber mal ein paar wirklich geistreiche Theorien, wenn du Leute beeindrucken willst.
P.S. @frittiertes Hühnchen: Was zur Hölle hat sich zum Abbild Gottes erklären mit Egoismus zu tun?