Im Rahmen der Leitkulturdebatte kam bereits ein verschärfter Test in Sachen Grundwerte hoch, der dann von vielen als zu schwer eingestuft wurde. Einen solchen Test inklusive Vereidigung auf die Grundwerte unserer Verfassung halte ich allerdings für absolut notwendig. Deutschland wird mehr und mehr zum liberalen Nährboden für islamistische Zellen, die hier nach wie vor viel zu unbescholten agieren können.
Naja, diese Kriterien (erfolgreiches Bestehen des Testes und Vereidigen) kann ja auch ohne weiteres jemand erfüllen, der unsere Grundwerte nicht teilt. Ich glaube daher nicht, dass man mit derartigen Maßnahmen tatsächlich wirkungsvoll Islamisten oder anderen Extremisten den Nährboden entziehen kann. Für mich erweckt das Ganze mehr den Eindruck einer Informationsmaßnahme oder einer Art Warnhinweis "Vorsicht, Demokratie und Menschenrechte". Ob das jemanden abschreckt oder dazu führt, dass er seine Weltanschauung ändert, wage ich zu bezweifeln - Ausnahmen bestätigen die Regel.
Interessanterweise sind es außerdem mitlerweile ja sogar geborene Deutsche - Kinder von Zugewanderten oder Konvertiten - die sich dem Islamismus anschließen. Ich glaube, dass dieser als solches auf viele Menschen einfach eine sehr hohe Anziehungskraft ausübt, unter anderem wohl auch, weil er ihnen etwas bietet, das sie woanders, z.B. bei den christlichen Kirchen, nicht (mehr?) finden.
Dass es Integrationsprobleme in unserer Gesellschaft gibt, steht denke ich außer Frage. Dass wir Deutschen viel stärker für unsere eigenen Grundrechte einstehen sollten, ist denke ich absolut notwendig. In diesem Zusammenhang stimme ich dir auch zu, und ich denke mal darum ging es dir auch im eigentichen Sinne, dass Einwanderer viel stärker über Deutschland und die hiesige Kultur aufgeklärt werden sollten. Im Übrigen würde es auch nicht schaden, wenn das auch bei einigen Deutschen nachgeholt werden würde
Dass es schon etwas absonderlich klingt, wenn ausgerechnet türkische Politiker uns Menschenrechtsverletzungen vorwerfen, ist wohl wahr. Andererseits, wenn man diese Tatsache einfach mal ausklammert und nur den Sachverhalt ansich betrachtet, kann es schon nicht schaden, sich ganz nüchtern die Frage zu stellen, ob es sein kann, dass wir mit zweierlei Maß messen, und je nach Herkunft andere Anforderungen mit z.B. einer Einbürgerung verknüpfen. Rein erfahrungsgemäß kann man das vermutlich positiv beantworten, aber das heißt für mich (eben aus Prinzip) noch lange nicht, dass es auch richtig ist.
Was Fachkräftemangel betrifft, hast du recht. Im Prinzip kann man sagen wir, d.h. die EU, stehen vor allem mit den USA in einem Wettbewerb um qualifiziertes Personal und bislang waren wir in diesem nicht sonderlich erfolgreich. Um erfolgreich seien zu können, müssten wir allerdings auch um einiges attracktiver und offener werden und damit ist auf absehbare Zeit wohl nicht zu rechnen (s. z.B. Diskussion über eine von einem EU-Kommissar vorgeschlagene Blue Card als Pendant zur Greencard der Amis).