Die Europäische Union hat dennoch vor einigen Jahren den Versuch unternommen, verbindlich zu regeln, was unter Antisemitismus verstanden werden soll. Herausgekommen ist dabei ein Papier mit dem Titel »A Working Definition of Anti-Semitism«, das im Januar 2005 vom EUMC (European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia) abgesegnet wurde. Auffällig ist zunächst, daß die EU bisher offenbar nicht in gleicher Weise das Bedürfnis verspürte, auch Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu definieren, obwohl diese in den meisten europäischen Ländern stärker und folgenreicher verbreitet sind als der Antisemitismus. Ein wesentlicher Grund für diesen Unterschied dürfte darin liegen, daß die Opfer von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit noch nicht einmal ansatzweise über ein Netzwerk verfügen, das Druck auf die EU-Gremien ausüben könnte.