Güls Twitter-Fauxpas
Man kann sich schnell mal verplappern - wenn man Glück hat, dann hat es niemand gehört. Doch im Gegensatz zum vielleicht flüchtigen Dasein des gesprochenen Wortes ist das getippte Wort meist beständiger - besonders im Internet. Und so lernte der türkische Präsident Gül, dass "vertwittern" viel Häme nach sich ziehen kann.
Von Steffen Wurzel, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
"The King's Speech" sei ein großartiger Film, den er sich zu Hause mit seiner Gattin angesehen habe, gab der türkische Präsident Abdullah Gül per Twitter bekannt. Dumm an der Sache nur: Der mehrfach Oscar-nominierte Film ist in der Türkei noch gar nicht erschienen: weder in den Kinos und schon gar nicht auf DVD.
Schaut der Gül heimlich Schwarzmarkt-DVDs?
Entsprechend groß ist die Schadenfreude in türkischen Blogs. Die Frage, die dort gestellt wird: Schaut der türkische Staatspräsident etwa heimlich Schwarzmarkt-DVDs? Schließlich ist es in der Türkei absolut üblich, sich bei Straßenhändlern für umgerechnet ein paar Euro mit den neuesten Filmen einzudecken. Woher die Filme kommen, fragt man besser nicht - auffällig sind allerdings die oft schlecht farbkopierten Cover der DVDs.
Gül wurde auf einer Pressekonferenz gefragt, was es denn mit seinem Twitter-Bekenntnis auf sich habe. Die Antwort: Er bekomme täglich Dutzende Päckchen mit Promo-Materialien geschickt, darunter seien immer wieder auch Filme. Seine Mitarbeiter, betonte der Staatspräsident, seien strikt angewiesen, mögliche illegale Inhalte aus seiner Post herauszufiltern. Die Blogger in der Türkei lästern trotzdem weiter über den Twitter-Fauxpas des Präsidenten.