äh nein. wie kommst du auf sowas? ernst gemeinte frage.
Es kommt darauf an, ob du eine statische (zeitpunktbezogene) oder eine dynamische (zeitraumbezogene) Perspektive des Wettbewerbsgeschehens einnimmst.
Statisch betrachtet hast du recht, dass Monopole für den Konsumenten unvorteilhaft sind. Denn wenn ein Unternehmen über alleinige Marktmacht verfügt, hat es die Möglichkeit die Konsumentenrente zu absorbieren, d. h. seine Produzentenrente zu maximieren indem es nach der Maxime Grenzerlös = Grenzkosten (Cournotscher Punkt) verfährt.
In einer dynamischen Perspektive - und die erscheint mir wichtiger, da sich die Welt ja weiter dreht und nicht stehen bleibt - stellt sich der Sachverhalt anders dar. Hier sind Monopole einerseits das Ergebnis von Wettbewerb, und andererseits auch wieder die Bedingung für neuen Wettbewerb. Die Aussicht darauf, Monopolist sein zu können, ist der entscheidende Treiber jedes Wettbewerbsgeschehens. Kein Unternehmer wäre bereit, Risiken einzugehen und viel Geld in neue Innovationen zu investieren, wenn es ihm im Erfolgsfall nicht gestattet wäre, die Belohnung dafür einzufahren. Umgekehrt zieht ein Monopolist, der einen Preis > Grenzkosten setzt, aber auch wieder neue Wettbewerber an: Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ca. 2009 fast jeder Student mit einem iPhone durch die Gegend gelaufen ist, weil Steve Jobs und sein Team es geschafft hatten, die mobile Kommunikation zu revolutionieren. Es dauerte nicht lange, bis auch andere Anbieter in den Smartphone-Markt einstiegen, um sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden.
So ist halt der Lauf der Dinge: Monopole entstehen, und Monopole verschwinden wieder. Manche schneller, manche langsamer. Wäre das nicht der Fall, hätten wir keine iPhones, keine Tablets, keine neuen Produktinnovationen, mit denen Unternehmen versuchen, um neue Kunden zu buhlen und das große Geschäft zu machen. Der Zustand einer vollkommenen Konkurrenz mag für den Konsumenten bezogen auf einen bestimmten Zeitpunkt sicherlich höchst verlockend erscheinen - wer würde nicht gerne ein iPhone 6 zum Preis in Höhe der Stückkosten erwerben können - das würde blöderweise dann aber auch bedeuten, dass für Apple kein Anreiz bestünde, ein iPhone 7 zu entwickeln (mal ganz abgesehen davon, dass ihnen bei einer solchen Preissetzung auch die nötigen finanziellen Mittel für die Produktentwicklung fehlen würden).
Monopole bzw. Marktmacht (gibt ja auch noch andere denkbare Situationen als Monopole, z. B. die monopolistische Konkurrenz) sollten daher nicht generell verteufelt werden. Wenn ein Unternehmen es schafft, durch Innovationen, z. B. auch durch Prozessinnovationen, welche die Produktion effizienter werden lassen, ein Monopol zu erlangen, spricht nichts dagegen. Wenn es einem Unternehmen gelingt, sehr lange eine Monopolsituation zu verteidigen, weil es gute Produkte und gute Services anbietet, ist das für den Konsumenten etwas sehr Positives. Solange ein Unternehmen mit
fairen Mitteln kämpft, wäre es im Übrigen auch ungerecht, ihm den Gewinn für die erbrachte Leistung zu verweigern. Aufgabe für die Kartellbehörden sollte es daher sein (und das ist auch die gängige Praxis), sich darauf zu konzentrieren, dass die Spielregeln eingehalten werden. Dazu gehört z. B., Kollusion zu verhindern oder darauf zu achten, dass keine Preise unterhalb der Stückkosten gesetzt werden, um sich Konkurrenz vom Leib zu halten. Aufgabe der Politik ist es wiederum, die richtigen Spielregeln zu setzen.
Abschließend sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass Unternehmen auf vielen verschiedenen Märkten konkurrieren. Es könnte z. B. sein, dass ein Unternehmen in einem ausländischen Markt über eine Monopolstellung verfügt, während es sich in heimischen Gefilden starker Konkurrenz ausgesetzt sieht (horizontal). Es könnte genauso gut sein, dass ein Unternehmen zwar auf seinen Absatzmärkten über ein Monopol verfügt, dafür aber auf Faktormärkten hart zu kämpfen hat - z. B. um Ideen bzw. Patente, Rohstoffe, Humankapital etc. (vertikal). Auch ist für Unternehmen die Gefahr durch Substitutionsprodukte allgegenwärtig: Nokia war bei Handys eindeutig Marktführer. Quasi über Nacht haben sie ihr "Quasi-Monopol" verloren, weil mit den Smartphones gewissermaßen eine neue Technologie Einzug hielt. Globalisierte Märkte beschleunigen Produkt- und Technologielebenszyklen, integrierte Märkte befeuern den Wettbewerb, sorgen für immer mehr Dynamik und sind deswegen etwas sehr Positives für den Konsumenten! Wir sollten diese Entwicklung begrüßen, die Chancen wahrnehmen, die sich bieten und den Veränderungsprozess aktiv mitgestalten. Ansonsten werden die Chinesen die Standards setzen - aufhalten können wir die Entwicklung eh nicht.
Wilma said:
dazu ergänzen möchte ich, dass die die reallöhne aber nicht primär durch lohnerhöhungen (nominallohn) zustande gekommen sind, sondern dass die inflation seit jahren sehr niedrig ist, jetzt nochmal zusätzlich niedriger durch sinken der ölpreise. wenn man die gesamte eurozone betrachtet rutschen wir ja momentan in eine deflation.
Worüber man mal kritisch diskutieren müsste wäre, wieso Deutschland mit Einführung des Euros in eine Rezession rutschte und infolge dessen harte Einschnitte notwendig wurden, wodurch auch die Reallöhne bis 2007 sanken. Es gibt zahlreiche seriöse Ökonomen, welche die Auffassung vertreten, dass der Euro hierfür verantwortlich zeichnet. Z. B. wird angeführt, dass Deutschland mit einem zu hohen Wechselkurs in die Währungsunion gestartet sei. Auch wird argumentiert, dass der Euro massive Kapitalabflüsse zur Folge hatte: Der Euro führte demnach zu einer Kreditblase vor allem in den südeuropäischen Ländern, welche durch günstige Zinsen in einen Wirtschaftsboom kamen. Wir finanzierten also z. B. die spanische Immobilienblase und kamen dadurch gleichzeitig in die Flaute.
Die hohen Preise, welche durch diese Kreditblase in den südeuropäischen Ländern entstanden, sind heute die Ursache für die Schuldenproblematik und der Grund, warum wir eine Eurokrise haben. Im Euro werden viele Volkswirtschaften es nämlich wohl nicht schaffen können, ihr Preisniveau wieder auf ein angemessenes Maß abzusenken, das ihrer Leistungsfähigkeit entspricht. Um dieses Ziel im Euro zu erreichen, wäre eine partielle Deflation - also eine Deflation in den Krisenländern - notwendig. Diese müssten relativ zum Rest der Eurozone billiger werden.
Eine Gefahr durch Deflation sehe ich derzeit eher nicht gegeben: In den Krisenländern wäre sie notwendig, in Deutschland geben die Menschen das Geld, das sie z. B. durch günstigere Ölpreise in der Tasche haben, wieder für Konsumgüter aus (ohne die krasse Entwicklung bei den Ölpreisen wäre die Inflationsrate positiv).