Psycho Joker hat vollkommen Recht man muss die 2000 Jährige Geschichte Judenfeindlichkeit, insbesondere den neuzeitlichen politischen Antisemitismus in Europa, für die Beurteilung des Nah Ost Konflikts eine gewichtige Rolle spielt. Denn anders als von vielen vermutet bzw. propagiert ist Israel nicht nur ein Produkt des 2. Weltkrieges bzw. eine Wiedergutmachung. Die zionistische Bewegung begann im bedeutenden und bis heute prägenden Maße im 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit waren die Juden einen erneut erstarkenden Diskriminierung ausgesetzt und die erste Einwanderungswelle nach Palästina setzte ein. Es ist wahr das die Juden über Jahrhunderte hinweg einer oftmals grausamen und intensiven Diskriminierung ausgesetzt wurden, allerdings stellen sie damit keine Ausnahme dar, wenn auch mit qualitativen und quantitativen „Sonderstatus“. Allerdings für mich kein Grund auf Manifeste für Frieden und Gleichbehandlung wie den Laizismus zu verzichten. Ich komme nun zurück zu den Einwanderungswellen im frühen 19. Jahrhundert nach Palästina, hauptsächlich aus Russland. Zu derzeit war Palästina seit 1516 Teil des Osmanischen Reiches. Unter den Osmanen verfügten die jüdischen und christlichen Gemeinden eine außergewöhnliche großzügige Autonomie und blüte wirtschaftlich gar auf. Das war übrigens die erste Ruhephase für die Juden seit den Beginn der Kreuzzüge, während der islamischen Expansion gab es in der Region keine Zwangskonvertierungen, weshalb es auch um die 150 Jahre dauerte bis die Mehrheit der Bevölkerung den muslimischen Glauben angenommen hatte. Unter einen ziemlich gemäßigten Islam lebten sowohl Juden als auch Christen (in der Regel orthodoxe) als Dhimma. Als die Kreuzfahrer im Zuge des ersten Kreuzzuges im Jahre 1099 Jerusalem eroberte wurde die jüdische Gemeinde fast vollständig ausgelöscht. Nach den Eroberung der Akkons 1299 durch die Mamluken und damit des faktischen Ende der Kreuzfahrerstaaten, kam es auch von muslimischer Seite aus zu Zwangskonvertierungen und gewaltsamen Übergriffen, sie hielten an bis die bis Mamluken von den Osmanen verdrängt wurden.
Und damit zurück zu zum Palästina im 19. Jahrhundert, zu derzeit war es im übrigen relativ dünn besiedelt, hauptsächlich von muslimischen Arabern. Vor und während der Einwanderungswellen von europäischen Juden strömten auch eine Vielzahl an Arabern nach Palästina. Die jüdischen Einwander siedelten vorwiegend in den Städten. Ballungszentren wurden Jerusalem, Hebron, Safed, Tiberias. Großteile der arabischen Bevölkerung koexistierten friedlich mit den jüdischen Neuankömmlingen, zwar gab es bereits die ersten Vorläufer des fundamentalistischen Islamisten, dieser richtete sich aber hauptsächlich auf die jüdischen (zionistischen) Einwanderer, die als Kolonialisten betrachtet wurden. So etwa sagte etwa Mohammed Amin al-Husseini, später bekannt als Großmufti von Jerusalem, (ich werde nochmal auf ihn zurückkommen), folgendes wirres Gebrabel von sich:
this was and will remain an Arab land. We do not mind you natives of the country, but those alien invaders, the Zionists, will be massacred to the last man. We want no progress, no prosperity. Nothing but the sword will decide the fate of this country
Der Kolonialismus Gedanke ist gar nicht so abwegig, denn der moderne Zionismus Gedanke auf dem Höhepunkt eben diesen entstanden, allerdings bedachten die führenden Köpfe der ersten Zionismus Konferenzen sehr wohl das in der religiösen und kulturellen Geschichte der Juden auf Grundlage der heiligen Schrift, die Bedürfnisse der Araber nicht bedacht sind und planten dies mit ein, ebenso einer internationale Anerkennung des jüdischen Staates. Und hier entwickelte sich auch der Zufluchtsgedanke vor der Verfolgung, nicht erst mit den Holocaust. Zudem war da noch der wichtigste Globalplayer und einer der wichtigsten folgenden Initiatoren weiterer jüdischer Einwanderungswellen, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und der Konkurrent das Russische Reich. Das Osmanische Reich war ein wichtiger Puffer für die Briten zu den Russen, diese Rolle spielte allerdings keine Rolle mehr als sich das Osmanische Reich den Mittelmächten im 1. Weltkrieg anschloss. Und hier setzt wieder die Geschichte der Nationalbewegung der Araber ein, die immer gerne wieder vergessen wird. Denn die Briten stachelten die Araber unter der Mitwirkung von Thomas Edward Lawrence, bekannt als Lawrence von Arabien (Wenn ich mich nicht irre liebt PJ die filmische Interpretation von David Lean), zur Arabischen Revolte gegen das Osmanische Reich auf, mit den festen Zusagen einen arabischen Nationalstaat zu ermöglichen. In Wahrheit hatten sich Franzosen und Briten bereits 1915 geeinigt inwiefern das Osmanische Reich zersäbelt wird, das sogenannte Sykes-Picot-Abkommen. Die Arabische Revolte war erfolgreich und Ende 1917 war Palästina praktisch erobert. Am 2. November 1917 billigte die britische Regierung der zionistischen Bewegung ihre Zustimmung zu einer Heimatstätte der Juden in Palästina mit der Balfour-Deklaration zu, wir erinnern uns die Araber kämpfen noch immer Seite an Seite mit den Briten gegen die Osmanen. Auf der Konferenz von Sanremo legalisierte das Vereinigte Königreich und Frankreich seine Herrschaftsansprüche mit Völkerbundesmandaten, der bis dahin äußerst erstarkte arabische Nationalismus bekam einen gewaltigen Dämpfer und fühlte sich nicht zu Unrecht betrogen. Die neuen jüdischen Zuwanderungswellen wurden nun von immer mehr Arabern als Kolonisation betrachtet und es entstehen die ersten Spannungen zwischen den Arabern, nicht nur den muslimischen aber hauptsächlich mit diesem, und den jüdischen Zuwandern. Man kann mit Flug und Recht behaupten das die Arabische Revolte der Ursprung und Ausgangspunkt des modernen Nah Ost Konflikt ist.
Die ersten gewaltsamen Zusammenstöße ließen auch nicht lange auf sich warten, 1920 schwenkte sich unser zukünftiger Großmufti Mohammed Amin al-Husseini als Rädelsführer auf und 27. Februar und am 8. März 1920 kam es schließlich zur Eskalation Anti jüdischer/britischer Gewalt. Al-Husseini sollte noch eine große Rolle in der Verbreitung des modernen Antisemitismus in der arabischen bzw. islamischen Welt spielen, er reiste nach Deutschland, wurde Mitglied der SS und ein Förderer der Vernichtung der Juden. Die Enttäuschung der arabischen Bevölkerung nahm zu, proportional dazu Antijüdische Aktionen. 1921 wurde die die Einwanderung vom britischen Mandat erstmals beschränkt, während des großen arabischen Aufstands 1936-39 war die Einreise komplett untersagt, das war natürlich in Anbetracht der Situation der Juden im Deutschen Reich eine sehr ungünstige Lage. Die britische Regierung war durchaus teilweise bemüht die Siedlungspolitik einvernehmlich zu regulieren und den Arabern Zugeständnisse zu machen, diese setzten verständlicherweise auf die Versprechungen der Briten nicht allzu viel. Das Dilema hatte jedoch zu Folge das der arabische Nationalismus, durch den gerade entstehenden islamistischen Fundamentalismus verdrängt wurde, der ausgezeichneten Nährboden erhielt. Nach den zweiten Weltkrieg und den Folgen des Holocaust wurde die Situation in Palästina neu überdacht. Die Briten versuchten einen Dialog zwischen den Arabern und Juden aufzubauen, letztere haben sich inzwischen bewaffnet und die Fronten sind verhärtet. Die zionistischen Führer David Ben-Gurion, im folgenden erster Premierminister Israels, wendete sich verstärkt an die USA. Chaim Weizmann, erster israelischer Staatspräsident, bevorzugte immer noch die Verbindung zu Großbritannien. Die britische Verwaltung forderte die Entwaffnung der jüdischen Milizen als Voraussetzung für den Dialog, dies wurde aber abgelehnt und bald gab es bewaffnete Auseinandersetzung zwischen der Kolonialmacht und den jüdischen Siedlern. Die drei größten Gruppen Hagana, Irgun und Lechi gingen zwischen September 1945 und Juli 1946 gegen britische Landebahnen, Kasernen und Eisenbahnlinien vor. Die britische Verwaltung antworte mit massiven Aktionen gegen die jüdischen Untergrundbewegungen. Die Hagana leitete hingegen auch in Europa Maßnahmen ein, um Juden zum einen zum auswandern zu bewegen und zum anderen um die Großmächte insbesondere die USA dazu zu drängen sich einzuschalten. Die Internationale Staatengemeinschaft in Form der neugegründeten Vereinten Nationen schaltet sich ein und erarbeite einen Teilungsplan.
An dieser Stelle mache ich erst einmal einen kleinen Schnitt, weil ich noch ein wenig was zu erledigen habe. Es ist natürlich nicht möglich die Vorgeschichte der Konfliktpunkte in all ihren Facetten zu erläutern, erst recht nicht in einen Forum. Aber es ist wichtig die Vergangenheit der verschiedenen Parteien in einen gewissen Maße nachzuvollziehen um zu erläutern, warum ich für einen laizistischen Einheitsstaat eintrete und das eben nicht nur die Trennung von Religion und Staat eine Rolle spielt, sondern das ein tiefgreifender ethnischer Konflikt beendet werden muss. Das geht nur in der Form des Dialoges, der Zugeständnisse, das mehrere Personen über ihren Schatten springen und entsprechenden Druck der Staatengemeinschaft. Es ist zu bezweifeln das meine favorisierte Lösung überhaupt jemals wieder auf den Tisch kommt, das wurde ja schon lange vor unserer Zeit vorzeitig begraben.