Bitte Startpost durchlesen und nicht hier irgendwelche bezuglosen Einzeiler hinklatschen, danke.
Hitman: Absolution (2012)
Seit ich das erste Mal Hitman 2: Silent Assassin gespielt habe, bin ich verliebt in die Saga um den mysteriösen und unnahbaren Killer Agent 47, da sowohl Grafik als auch Gameplay immer ein hohes Niveau haben. Neben Splinter Cell dürfte es auch noch eins von sehr wenigen aktuellen Actiontiteln sein, wo es wirklich noch auf's Schleichen ankommt, denn das ist eins der spielausmachenden Elemente. Trotz einer Menge Spaß hat der vorher veröffentlichte Teil "Blood Money" jedoch auch einige Defizite gegenüber den drei Vorgängern offenbart, unter anderem, dass er recht kurz war und das Spiel viel leichter geworden ist - doch wenden wir uns dem neuesten Epos des dänischen Entwicklerstudios IO Interactive zu.
Die gravierendsten Änderungen sind wohl ohne Zweifel der Wegfall der allseits bekannten taktischen Karte, die Agent 47 bisher eine Übersicht über das gesamte Gebiet inklusive Standorten von Gegnern, Leichen, Zivilisten, interessanten Orten usw. gegeben hat sowie der eingeführte "Instinkt-Modus" - dieser erlaubt es 47
- die Sicht zu verbessern (damit lässt sich bspw. durch Rauch und Nebel) schauen,
- die Zeit zu verlangsamen, während er selbst noch fast die gleiche Geschwindigkeit ohne Zeitlupe zur Verfügung hat.
- Gegner, die den verkleideten 47 normalerweise auffliegen lassen würden, zu täuschen sowie
- die Zeit anzuhalten, um mehrere Gegner zu markieren und alle in einem Rutsch zu töten (bereits bekannt aus Stranglehold).
Ich hatte mir zunächst vorgenommen, das Spiel ohne Instinktmodus zu spielen, allerdings wusste ich dort noch nichts von der fehlenden Karte, die durch ein kleines Radar am unteren linken Bildschirmrand ersetzt wurde. Letzteres funktioniert genauso wie in dem kontroversen Spiel M*nh*nt: Gegner werden als Pfeile dargestellt, die im Normalfall weiß, bei Misstrauen gelb/orange und bei Aggression rot werden, ansonsten ist dort außer dem Standort des Missionsziels nichts zu sehen. Nun ist es so, dass ich einer der Hitmanspieler bin, der zunächst mit allen Mitteln versucht, die Auszeichnung "Silent Assassin" zu bekommen - das bedeutet Missionsziel ohne Enttarnung erfüllt und maximal eine zusätzliche Person getötet (wobei zweiteres scheinbar nicht mehr gilt in Absolution; dazu gleich mehr). Dies ist in diesem Spiel ohne die Nutzung des Instinktmodus NICHT MÖGLICH. Warum ist das so?
Anders als in allen vorherigen Hitmanspielen wird einem der Titel nach Punkten verliehen: Je mehr Punkte, desto besser, und in jedem Level gibt es eine festgelegte Punktgrenze für jeden Rang (Spezialist, Schatten, Profi, Lautloser Killer usw.). Führt man seinen Auftrag perfekt durch, erreicht aber nicht genügend Punkte, hat man Pech gehabt. Punkteboni gibt es durch Kopfschüsse, lautloses Töten mit der Klaviersaite/Kabelschnur/usw. und durch spezielle Morde, die wie Unfälle aussehen (bpsw. umfallender Kran, explodierendes Auto/explodierender Herd, vergifteter Kaffee). Jetzt könnte man sagen "Gut, erledige ich mein Opfer halt mit einer dieser Methoden!", denn häufig reicht das aus, um genügend Punkte zu bekommen - aber auch das funktioniert nicht. In Absolution ist jeder Auftrag (d. h. jedes Level) in mehrere Sektionen unterteilt, die, einmal betretenen, nicht mehr "rückwärts" verlassen werden können, man kann also nur den jeweils dafür vorgesehenen folgenden Abschnitt betreten. Der (miese) Clou an der Sache: Jeder Abschnitt wird separat bewertet, und man muss in allen Abschnitten "Silent Assassin" erhalten, um für den Auftrag an sich selbigen Rang verbuchen zu können. Bei vielen Abschnitten ist es jedoch nur Missionsziel, eine Tür zum Weiterkommen zu finden - das Finden gibt zwar Punkte, aber bei weitem nicht so viel wie ein erfolgreiches Attentat.
Dieses Prinzip stößt mir leider doch etwas sauer auf, da es die Motivation, möglichst leise und unerkannt vorzugehen, nahezu auf 0 senkt. Dazu kommt das neue System der Verkleidung. Was genau ist daran neu? In den vorherigen Spielen war es möglich, sich eine Kleidung zu nehmen und damit verschiedene Personengruppen zu täuschen, wobei diese einen bei zu langer Betrachtung oder auch schon bei zu nahe kommen erkennen
konnten; da liegt der Knackpunkt. Jetzt ist es nämlich so, dass Gegner einen, sofern man keine für sie unbekannte Kleidung trägt, nach einer sehr kurz bemessenen Zeitspanne auf jeden Fall verdächtigen und schließlich enttarnen. Man könnte das Argument bringen, dass dies (vor allen Dingen) in Hitman 2 und 1 nicht anders war; jedoch(!) kriegt man für jedes geweckte Misstrauen
1500 Minuspunkte - welche wiederum unweigerlich dazu führen, dass man den gewünschten Rang nicht bekommt (der bei Hitman halt, anders als bei CoD und Co., durchaus für ein Befriedigungsgefühl sorgt - zumindest bei mir). Verhindern kann man das Misstrauen durch die Nutzung des Instinktmodus, welcher dafür einen Balken besitzt, der bei Nutzung mittelmäßig schnell nach unten geht und sich durch Aktionen, die Pluspunkte geben, wieder auffüllt. Bei den höheren Schwierigkeitsgraden ist dieser allerdings nur eingeschränkt bzw. gar nicht nutzbar.
So, genug gemeckert, zur Story: Ist in Ordnung, nichts weltbewegendes. Diana, frühere Verbindungsperson der "Agentur", für die 47 arbeitet, hat wohl das Netz der Agentur ins Chaos gestürzt und dabei ein junges Mädchen names Victoria, die in irgendeiner Weise wichtig für die Agentur ist, mit sich genommen. 47 soll jetzt Diana finden und töten sowie das Mädchen zurückbringen - mehr verrate ich nicht. Die Schauplätze haben mir gut bzw. im Teil 2 (die Kampagne ist in drei Teile aufgeteilt) sehr gut gefallen (z. B. Kleinstadt, Motel an der Landstraße, Fabrik im Gebirge). Es gibt jede Menge Möglichkeiten, potenzielle Ziele auszuschalten, auch wenn es manchmal so direkt vor der Nase liegt, dass man sich gezwungen vorkommt, jemanden auf eine bestimmte Art und Weise umzubringen. Anders als in den vorherigen Spielen kann man soviele Gegner betäuben wie man will; auch Kisten, Schränke usw. zum Körper verstecken existieren zuhauf. Die Menschen interagieren miteinander und es gibt sehr viele Dialoge, denen man beiwohnen kann und die einem das eine oder andere Schmunzeln abringen.
Es gibt auch noch eine Art Wettbewerbsmodus über I-Net, aber der interessiert mich nicht, daher nur die Einzelspielerrezension.
Fazit
Alles in allem gefällt mir das neue System mit Punkten, Instinkt und Misstrauen nicht so gut, aber ich würde lügen, wenn ich sage, dass das Spiel deshalb keinen Spaß macht. Lasst euch nicht von meiner langen Kritik täuschen; ich bin, was Spiele angeht, nunmal sehr konservativ, was aber nichts daran ändert, dass IO Interactive wieder gute Arbeit geleistet hat. Hitman: Absolution darf sich in die Liste der kaufenswerten Spiele im Jahr 2012 einreihen!
7/10