Mindestlohn oder Grundeinkommen als Lösung gegen niedrige Einkommen?

Herr Pispers könnte auch fordern, dass der Rhein demnächst bergauf laufen soll.
Bitte nicht so emotional bagatellisieren. Dass Menschen von ihrer Arbeit leben können ist schlicht eine Grundvoraussetzung, damit das vorherrschende System akzeptiert wird. Ohne die Akzeptanz der breiten Masse kann auch kein Wirtschafts- oder Gesellschaftssystem funktionieren, wenn nicht irgend wann nur die obersten 60%, dann 40%, 20%, 5% in ihren Elfenbeintürmen ihr wertloses Spielgeld tauschen sollen, dann muss unser System schlicht so gut wie jedem einen akzeptablen Platz anbieten können.
Ganz davon abgesehen forderst du effektiv das gleiche.


Ein Unternehmen stellt einen Arbeitnehmer dann ein, wenn es sich von diesem einen Nutzen verspricht. Kostet der Arbeitnehmer mehr als er nutzt, kann er nicht eingestellt werden. Ist es vorteilhafter eine Maschine hinzustellen anstatt einen Arbeitnehmer, wird die Maschine hingestellt. Ist es am vorteilhaftesten im Ausland produzieren zu lassen, wird im Ausland produziert. Und gibt es ein Geschäftsmodell, das mehr Rendite abwirft als das gegenwärtige, dann wird eben das mit der maximalen Rendite bevorzugt.
Die Betrachtung nach rein lokalen Kriterien, wie du sie hier erwähnst (harte Renditemaximierung), lässt allerdings globale Faktoren völlig außer acht. Wird durch das sture Maximalwirtschaften schlicht die Grundlage des Wirtschaftens, die Gesellschaft und vorallem die Kaufkraft und Akzeptanz der Menschen, zerstört, zerstört man langfristig seine Renditechance.
Ein Vergleich: Ein Bauer bekommt weit bessere Rendite, wenn er seine Felder bis zum bersten ausbeutet. Nach gängiger Wirtschaftsmeinung, die du auch hier anführst, wäre dies für ihn das beste Vorgehen. Wer ein wenig von Landwirtschaft versteht weiß, dass jener Bauer nach ein paar Jahren mittellos dasteht. Die langfristig bessere Lösung ist es, den Spielraum bei der Gewinnmaximierung auszunutzen, um die Grundlage des Wirtschaftens zu erhalten.

Ich denke, dass sich der Trend, der seit der Industralisierung zu verzeichnen ist, dass immer weniger menschliche Arbeitskraft im geringqualifizierten Bereich erforderlich ist, sich fortsetzen wird. Nicht zuletzt die Digitale Revolution hat hier nochmal ganz neue Impulse gesetzt. Neue Jobs entstehen im höher qualifizierten Bereich.
Auch in hochqualifizierten Bereichen sind nicht die offenen Kapazitäten vorhanden, um einen Arbeitszwang durchsetzen zu können. Davon abgesehen ist die Existenz einer breiten Schicht geringqualifizierter schlicht Realität, die sich wohl auch in den nächsten ein bis zwei Generationen kaum nennenswert ändern lassen wird.

Arbeitszwang haben wir doch schon in unserem heutigen System dadurch, dass Leistungsmepfänger, die arbeiten können aber nicht wollen, sanktioniert werden. Das möchte ich beibehalten. Ich würde dir Recht geben, dass ein System, bei welchem mit einem flächendeckenden Mindestlohn eine für viele Arbeitslose unereichbare Hürde für den Arbeitsmarkt gezogen wird, ein perverses System ist. Genauso wie auch das derzeitige System mit seinen Transferleistungen welches denjenigen belohnt, der nicht arbeitet, falsche Anreize setzt: Den meisten Arbeitslosen fehlt es an der Wettbewerbsfähigkeit, um am Arbeitsmarkt einen Lohn zu erzielen, der über den staatlichen Leistungen liegt.
Wir haben keinen Arbeitszwang wie ihn eine negative Grundeinkommenssteuer nach deinem System generieren würde, die Sanktionen beziehen sich nur auf Ablehnung existierender Arbeit. Bei negativer Grundeinkommenssteuer kann man noch so viel Arbeiten wollen, wenn es schlicht keine gibt ist man gearscht.
Darüberhinaus ist es eine Betrachtungssicht, ob unser Transfersystem diejenigen belohnt, die nicht arbeiten. Vielmehr bestraft unser Wirtschaftssystem diejenigen, die gering qualifiziert sind und trotzdem Arbeiten.

Unser derzeitiges Sozialsystem birgt übrigens quasi schon einen impliziten Mindestlohn, mit der perversen Forderung an die Arbeitnehmer, sich gefälligst einen Job zu suchen, den sie aber aufgrund ihrer zu hohen Ansprüche, resultierend aus den Leistungen des Staates, nicht finden können. Das hat wie ich finde schon sadistische Züge, so mit Menschen umzugehen. Ich gehe mal nicht davon aus, dass unsere Hartzler masochistisch veranlagt sind und voll darauf abfahren, so behandelt zu werden und ferner sind wir uns denke ich ja alle einig darüber, dass jeder Mensch in diesem Land auch die Möglichkeit bekommen muss, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Und das ist weder ein menschenwürdiger Umgang, noch denke ich, dass ohne Erwerbsarbeit gesellschaftliche Teilhabe realisiert werden kann (weswegen ich auch gegen ein BGE bin).
Leider würde die Abschaffung dieser Missstände nicht in deinem favorisierten System münden...

Jeder Mensch muss für den Lohn arbeiten, den er am Arbeitsmarkt erzielen kann. Zusammen mit einer negativen Einkommensteuer könnten wir so Vollbeschäftigung herbeiführen, die Menschen hätten ein ausreichendes Auskommen und der Staat würde vermutlich sogar weniger Geld ausgeben, als momentan: Es würde das Mitmachen bezahlt und nicht die Arbeitslosigkeit. Derjenige, der arbeitet, ist nicht mehr der Dumme.
Das geht am Problem vorbei. Die Arbeitsplätze, die du zu besetzen forderst, sind schlicht nicht da.

Auch Arbeitnehmer, die nur über geringe Qualifikation verfügen, werden sich den Arbeitgeber aussuchen, der bei sonst gleichen Bedingungen am besten bezahlt.
"Am besten" ist aber eine Nullaussage, wenn der Vergleich eben das Nullniveau ist. Das Überangebot liegt extremst deutlich bei geringqualifizierten Arbeitskräften, nicht bei geringqualifizierten Arbeitsplätzen, von dem her sind es die Arbeitgeber, welche sich diejenigen Bewerber heraussuchen können, die die geringste Bezahlung akzeptieren.

Missbrauch wird es immer geben. Bei einem flächendeckenden Mindestlohn würde die Schwarzarbeit befördert...
Bei negativen Grundeinkommen doch auch! Alles, was du unter der Hand halten kannst, erhöht auch dabei deine Subventionen.
 
hier mal eine interessante studie: http://idw-online.de/de/news455059
UDE: Mindestlöhne schaden nicht - Gebäudereinigung und Wäschereien untersucht
wobei ich die dort genannten löhne für zu niedrig halte. 10€/stunde sollten es schon sein.
woran wir hier alle im kompletten thread glaube ich noch nicht gedacht haben und was da auch nicht explizit erwähnt wird und auch meinen hohen eben genannten lohn unterstützt:
nicht nur die arbeitnehmer, sondern auch der staat und die sozialen sicherungssysteme würden von höheren löhnen profitieren. wer weiss, ggf. könnte man dann ja beiträge absenken, was dann die lohnstückkosten wiederum senkt?
 
hier mal eine interessante studie: http://idw-online.de/de/news455059

wobei ich die dort genannten löhne für zu niedrig halte. 10€/stunde sollten es schon sein.
woran wir hier alle im kompletten thread glaube ich noch nicht gedacht haben und was da auch nicht explizit erwähnt wird und auch meinen hohen eben genannten lohn unterstützt:
nicht nur die arbeitnehmer, sondern auch der staat und die sozialen sicherungssysteme würden von höheren löhnen profitieren. wer weiss, ggf. könnte man dann ja beiträge absenken, was dann die lohnstückkosten wiederum senkt?
Natürlich würde der Staat von den höheren Löhnen profitieren. Aber dummerweise reagiert unsere Wirtschaft auf sowas mit Preissteigerungen. Wenn es mehr zu holen gibt, wird einfach der Preis angezogen. Siehe die Abwrackprämie vor 2 Jahren. Bei den Kleinwagen wurde kaum Rabatt gegeben. Mittlerweile kann man die wieder zum selben Preis kaufen, weil man den Händler soweit drücken kann.
Wenn alle mehr verdienen steigen die Preise und niemand gewinnt dabei. Höhere Löhne = höhere Kosten für die Betriebe = höhere Kosten

Zum Thema Arbeitszwang: Zum Teil haben wir den schon. Es heißt ja der Arbeitslose muss ihm zumutbare Arbeit annehmen. Zumutbar ist eine Wegstrecke von 100 km zur Arbeit. Davon haben wir einen auf der Arbeit. Tut mit leid, aber bei 10€ / Stunde würde ich da jede ausrede finden um nicht hin zu müssen. Da muss man 3 Stunden zur arbeit und zurück fahren und denn bleibt da am ende nichtmal nen bissle luxus bei über. Tut mir leid, aber da schießt das system vollkommen am ziel vorbei.
 
Natürlich würde der Staat von den höheren Löhnen profitieren. Aber dummerweise reagiert unsere Wirtschaft auf sowas mit Preissteigerungen. Wenn es mehr zu holen gibt, wird einfach der Preis angezogen. Siehe die Abwrackprämie vor 2 Jahren. Bei den Kleinwagen wurde kaum Rabatt gegeben. Mittlerweile kann man die wieder zum selben Preis kaufen, weil man den Händler soweit drücken kann.
Wenn alle mehr verdienen steigen die Preise und niemand gewinnt dabei. Höhere Löhne = höhere Kosten für die Betriebe = höhere Kosten

Zum Thema Arbeitszwang: Zum Teil haben wir den schon. Es heißt ja der Arbeitslose muss ihm zumutbare Arbeit annehmen. Zumutbar ist eine Wegstrecke von 100 km zur Arbeit. Davon haben wir einen auf der Arbeit. Tut mit leid, aber bei 10€ / Stunde würde ich da jede ausrede finden um nicht hin zu müssen. Da muss man 3 Stunden zur arbeit und zurück fahren und denn bleibt da am ende nichtmal nen bissle luxus bei über. Tut mir leid, aber da schießt das system vollkommen am ziel vorbei.

Arbeit != Luxus
Arbeit ist dafür da um die Kosten zu decken in erster Linie. Natürlich ist es absolut richtig das 100km eine zumutbare Wegstrecke ist, und 10€ Brutto/Std sind 1.600-1.800€ Brutto im Monat, dafür geht so mancher nach Hause. Je nach Qualifikation halt!

Mindestlohn sehe ich nur für bestimmte Branchen wie z.B. Paketzusteller, Altenpfleger.

Ansonsten ist das Thema für viele zu emotional um hier anständig darüber zu diskutieren.

Ps.: Ich suche gerade wieder 3 Mitarbeiter, keiner unter 36.000€/Jahr. Wenn ihr sehen würdet was an Bewerbungen da reinkommt dann wird klar wieso manche Leute keine 10€ verdienen.
 
Natürlich würde der Staat von den höheren Löhnen profitieren. Aber dummerweise reagiert unsere Wirtschaft auf sowas mit Preissteigerungen. Wenn es mehr zu holen gibt, wird einfach der Preis angezogen. Siehe die Abwrackprämie vor 2 Jahren. Bei den Kleinwagen wurde kaum Rabatt gegeben. Mittlerweile kann man die wieder zum selben Preis kaufen, weil man den Händler soweit drücken kann.
Wenn alle mehr verdienen steigen die Preise und niemand gewinnt dabei. Höhere Löhne = höhere Kosten für die Betriebe = höhere Kosten

Zum Thema Arbeitszwang: Zum Teil haben wir den schon. Es heißt ja der Arbeitslose muss ihm zumutbare Arbeit annehmen. Zumutbar ist eine Wegstrecke von 100 km zur Arbeit. Davon haben wir einen auf der Arbeit. Tut mit leid, aber bei 10€ / Stunde würde ich da jede ausrede finden um nicht hin zu müssen. Da muss man 3 Stunden zur arbeit und zurück fahren und denn bleibt da am ende nichtmal nen bissle luxus bei über. Tut mir leid, aber da schießt das system vollkommen am ziel vorbei.
nur mal zu deinem "weil es mehr zu holen gibt" und zb nicht, weil die arbeit teurer wird oder die nachfrage steigt (letzteres betrifft dein bsp mit der abwrackprämie, was ein imho "gesunder", marktwirtschaftlicher vorgang ist):
da sehe ich eigentlich nur monopole und oligopole, die so agieren könnten. zb energiekonzerne.
und es verdeinen durch eine mindestlohn längst nicht "alle" mehr.

grundsätzlich bin ich ja gegen arbeitszwang. platt gesagt: wem 10€ nicht reichen, der soll zu hause bleiben und ohne zwang h4 kassieren. punkt.
zu deinem bsp möchte ich noch sagen:
1. es gibt glücklicher weise sowas wie ne abzugsfähige km-pauschale.
2. 100 km sind nicht gleich 100km. einmal quer durchs ruhrgebiet vs. 100km auf ner autobahn inner pampa sind schon was anderes ;)
3. der gemeine ml-empfänger sollte entweder flexibel sein oder durch einen anderen näher am ort ersetzt werden können. denn volkswirtschaftlich und ökologisch gesehen ist so ein arbeitsweg meist nicht sinnvoll.
Arbeit != Luxus
Arbeit ist dafür da um die Kosten zu decken in erster Linie. Natürlich ist es absolut richtig das 100km eine zumutbare Wegstrecke ist, und 10€ Brutto/Std sind 1.600-1.800€ Brutto im Monat, dafür geht so mancher nach Hause. Je nach Qualifikation halt!

Mindestlohn sehe ich nur für bestimmte Branchen wie z.B. Paketzusteller, Altenpfleger.

Ansonsten ist das Thema für viele zu emotional um hier anständig darüber zu diskutieren.

Ps.: Ich suche gerade wieder 3 Mitarbeiter, keiner unter 36.000€/Jahr. Wenn ihr sehen würdet was an Bewerbungen da reinkommt dann wird klar wieso manche Leute keine 10€ verdienen.
ich sehe ml überall dort, wo weniger gezahlt wird.
jap. das mitarbeiter-prob kenne ich. wobei des öfteren auch "nur" die bewerbungsmappen sch... aussehen.

folgenden artikel könnte man auch bei finanzkrise posten:
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36031/1.html
Durchschnittliches reales Bruttoerwerbseinkommen im Monat je Dezil
2000 2005 2010 Veränderung
2000-2005 Veränderung
2000-2010
1. Zehntel 320 € 289 € 259 € -9,7% -19,1%
2. Zehntel 798 € 636 € 614 € -20,3% -23,1%
3. Zehntel 1290 € 1120 € 1048 € -13,2% -18,8%
4. Zehntel 1658 € 1520 € 1440 € -8,3% -13,1%
5. Zehntel 1958 € 1902 € 1798 € -2,9% -8,2%
6. Zehntel 2253 € 2245 € 2162 € -0,4% -4,0%
7. Zehntel 2554 € 2573 € 2485 € 0,7% -2,7%
8. Zehntel 2865 € 2967 € 2845 € 3,6% -0,7%
9. Zehntel 3434 € 3543 € 3440 € 3,2% 0,2%
10. Zehntel 5368 € 5340 € 5481 € -0,5% 2,1%
Mittelwert 2229 € 2201 € 2136 € -1,3% -4,2%
Median 2096 € 2087 € 1941 € -0,4% -7,4%
Quelle: SOEP v27. Angaben in Preisen von 2005. SPIEGEL-Online 9.11.11
argh. wird panne formatiert. folgt einfach dem link.
 
der diskussion würde es helfen, wenn man endlich von dem standpunkt abrückt, dass es möglich sein muss, dass nur eine person eine ganze Familie ernähren kann.

selbst in München ist es möglich als Singel mit 1800 eur brutto, was ca 1250 eur netto sind alleine locker über die runden zu kommen. es geht zwar 50% des gehalts für die Miete drauf, aber das ist doch normal?
 
Arbeit != Luxus
Arbeit ist dafür da um die Kosten zu decken in erster Linie. Natürlich ist es absolut richtig das 100km eine zumutbare Wegstrecke ist, und 10€ Brutto/Std sind 1.600-1.800€ Brutto im Monat, dafür geht so mancher nach Hause. Je nach Qualifikation halt!

Mindestlohn sehe ich nur für bestimmte Branchen wie z.B. Paketzusteller, Altenpfleger.

Ansonsten ist das Thema für viele zu emotional um hier anständig darüber zu diskutieren.

Ps.: Ich suche gerade wieder 3 Mitarbeiter, keiner unter 36.000€/Jahr. Wenn ihr sehen würdet was an Bewerbungen da reinkommt dann wird klar wieso manche Leute keine 10€ verdienen.


Du hast Recht... undzwar in dem Punkt, dass vieles emotional geführt wird... liegt vielleicht aber auch daran, dass ich doch so ne gewisse negative Emotion verspüre, wenn ich sowas lese...

100km wegstrecke EINFACH (also 200km pro Tag) seien ZUMUTBAR?! Für 1600 Brutto?! Sry aber ich finde das lachhaft.... 1600 Brutto.... dafür 200km (Berufs-)Verkehr.... ja klar... und das jeden Tag... sry aber ganz im Ernst... eher würde ich mir ne Kugel in den Kopf jagen als sowas. Sowas als zumutbar zu erachten zeigt nur, dass viele Menschen die Perspektive völlig verloren haben...

Es kann doch ned sein, dass ein Mensch 8h/Tag arbeiten geht, dafür alles auf sich nehmen muss (rechnet mal nen Tagesablauf mit 3h Weg, 8h Arbeit durch... was bleibt vom "Leben"? ;) ) nur damit er gerade so über die Runden kommt um die scheiß Karre zu finanzieren, die er nur braucht damit er täglich damit 3h zur Arbeit cruisen kann.

Ich will dir mal ne ernsthafte Frage stellen neo: Treibst du Sport? Hast du Hobbys oder Freunde, denen zu Zeit widmest? Das was du für "zumutbar" erachtest schließt all solche Dinge aus oder verlegt sie im Extremfall aufs wochenende (ich bin mir sicher du findest es auch zumutbar, dass so ein Mensch auch am Wochenende arbeiten muss)...
Bei Arbeit geht es eben nicht darum nur "Kosten zu decken".... nicht bei einem Vollzeitjob... entweder man muss eine Familie ernähren können oder sich hier und da auch mal ein klein wenig "Luxus" leisten (natürlich jeder in seinem Maßsstab, das versteht sich von selber...)
 
Du hast Recht... undzwar in dem Punkt, dass vieles emotional geführt wird... liegt vielleicht aber auch daran, dass ich doch so ne gewisse negative Emotion verspüre, wenn ich sowas lese...

100km wegstrecke EINFACH (also 200km pro Tag) seien ZUMUTBAR?! Für 1600 Brutto?! Sry aber ich finde das lachhaft.... 1600 Brutto.... dafür 200km (Berufs-)Verkehr.... ja klar... und das jeden Tag... sry aber ganz im Ernst... eher würde ich mir ne Kugel in den Kopf jagen als sowas. Sowas als zumutbar zu erachten zeigt nur, dass viele Menschen die Perspektive völlig verloren haben...

Es kann doch ned sein, dass ein Mensch 8h/Tag arbeiten geht, dafür alles auf sich nehmen muss (rechnet mal nen Tagesablauf mit 3h Weg, 8h Arbeit durch... was bleibt vom "Leben"? ;) ) nur damit er gerade so über die Runden kommt um die scheiß Karre zu finanzieren, die er nur braucht damit er täglich damit 3h zur Arbeit cruisen kann.

Ich will dir mal ne ernsthafte Frage stellen neo: Treibst du Sport? Hast du Hobbys oder Freunde, denen zu Zeit widmest? Das was du für "zumutbar" erachtest schließt all solche Dinge aus oder verlegt sie im Extremfall aufs wochenende (ich bin mir sicher du findest es auch zumutbar, dass so ein Mensch auch am Wochenende arbeiten muss)...
Bei Arbeit geht es eben nicht darum nur "Kosten zu decken".... nicht bei einem Vollzeitjob... entweder man muss eine Familie ernähren können oder sich hier und da auch mal ein klein wenig "Luxus" leisten (natürlich jeder in seinem Maßsstab, das versteht sich von selber...)

Dann antworte ich dir gerne ernsthaft.
Ich bin 3 Jahre lang jeden morgen 70km zur Arbeit gefahren. Mit der Bahn, hat funktioniert! Des Weiteren können die Fahrkosten selbstverständlich abgesetzt werden, aber das weißt du bestimmt.

Ich bin verheiratet und habe eine 3Monate alte Tochter wenn du es genau wissen willst. Ich arbeite aber deutlich mehr als 40 Std. Meine Frau hat (vor der Elternzeit) bestimmt kaum eine Woche unter 50-55 Stunden gehabt. Auch wenn die Fahrzeit geringer ist kommen wir somit auf die selbe effektive Freizeit. Und ja, auch damals konnten wir uns unter der Woche mit Freunden treffen/essen gehen etc. pp. Trotzdem ist es natürlich so das primär das Wochenende zur Freizeit genutzt wird.

Zur Kostendeckung gehört selbstverständlich dazu seine Familie ernähren zu können. Dann sag mir doch bitte was "Luxus" sein kann. Für mich ist es Luxus guten Wein zu trinken, schön Essen zu gehen ebenso wie Zigaretten.

Edit: Sorry, du hast nach Hobbys gefragt. Ja, ich treffe mich regelmäßig mit Freunden. Oft auch zum Lunch, oder momentan auf dem Weihnachtsmarkt. Sport fange ich immer mal wieder an, aber mit der kleinen Maus Zuhause fehlt mir gerade die Zeit für was ernsthaftes. Also momentan nur ab und zu laufen.
 
Last edited:
Ich sehe weniger die Freizeit problematisch als eher die mittlerweile immensen Kosten. Es hängt massiv vom Landstrich ab, ob eine Fahrstrecke zumutbar ist oder nicht.
Ich geb mal ein Beispiel:
Hier in Köln kommt man mit der Bahn im 5 Minutentakt in die Innenstadt und damit auch zur Arbeit, vollkommen egal wo man wohnt.
Da wo ich früher gewohnt habe war das schon weniger einfach, denn dort war der ÖPNV einfach mieserabel eingesetzt. Die Busse fahren wenns hoch kommt nur alle 30 Minuten, selbst in Spitzenzeiten.
Eine 100km Wegstrecke würde von Gummersbach aus bedeuten, man könnte auch locker in Köln oder gar hinter Köln arbeiten gehen.
Der Zug fährt in der Stunde nur einmal nach Köln und braucht mindestens ne Stunde zum Hauptbahnhof. Jeh nachdem wie man dann weiter muss, hat man seine 2 Stunden Fahrzeit schonmal locker drin. Dort ist dann noch nicht die Wartezeit oder die Verzögerung beim Verpassen des Zuges mit eingerechnet. Beim Verpassen des Zuges wartet man eine geschlagene Stunde auf den nächsten, der Tag ist damit im Arsch. Die Kosten für diese Fahrmöglichkeit betragen 120-160€, jeh nachdem wo man hin muss und wie sich die Vergünstigungen einbuchen lassen.
Diese Möglichkeit fällt in meinen Augen flach, es ist einfach unmenschlich jemanden mit so einem schlechten ÖPNV so lange und so weit fahren zu lassen.
Bleibt nur noch das Auto.
Mit dem Auto ist man in ner halben Stunde in Köln. Vorausgesetzt man hat keinen Stau... rund um Köln ist immer Stau, also muss man mal locker ne Stunde einrechnen um in die Nähe von Deutz zu kommen. Will man aber hinter Köln in die Industriegebiete, muss man auch nochmal ne Stunde Stau in der Innenstadt oder dem Autobahnring einkalkulieren. Die Kosten für Sprit explodieren sowieso und Versicherung kostet ebenfalls ein Schweinegeld.
Das Auto fällt für einen der für 7€ arbeiten geht also auch flach.
Jetzt frage ich mich, warum sollte ich für solch einen Hungerlohn diese Strapatzen auf mich nehmen? Entweder mein erarbeitetes Geld verliert sich im Tank meines Autos oder meine Zeit verabschiedet sich weil ich den halben Tag auf den Zug warten muss.

Ich hab beide Möglichkeiten schon für solche Hungerlöhne mit gemacht. Es ist beides nicht zumutbar. Deswegen habe ich nun das Mittel zwischen den Möglichkeiten gewählt und mir ne Wohnung in Köln besorgt. Sie ist nicht so teuer wie das Auto (unfassbar aber mittlerweile wahr) und ich brauche nicht so lange mit der Bahn.
Eine Wegstrecke von 100km halte ich in jedem Fall für zu weit zum Fahren. Ein Umzug wäre dagegen in meinen Augen durchaus zumutbar. Wenn ein Ort keine Arbeit mehr bietet muss man entweder Umziehen oder die Politik macht endlich was und bringt Attraktivität für Firmen in solche Orte, indem man die Infrastrucktur stärkt, bitte nicht durch Senkung der Löhnt oder diesen Schmarrn, das bringt gar nichts.
Ein Mindestlohn muss jedoch her, das System hat längst aufgehört so zu arbeiten wie es sollte. Einzelne bereichern sich auf Kosten vieler und das ist nicht etwa neu, das ist altbacken und schon lange bekannt.
Man kann hier auch gar nicht mehr ohne Emotionen diskutieren, wenn man mit gesundem Menschenverstand mit bekommt wie hier einige User stur gegebene Umstände einfach weg reden wollen.
 
Dann antworte ich dir gerne ernsthaft.
Ich bin 3 Jahre lang jeden morgen 70km zur Arbeit gefahren. Mit der Bahn, hat funktioniert! Des Weiteren können die Fahrkosten selbstverständlich abgesetzt werden, aber das weißt du bestimmt.

Ich bin verheiratet und habe eine 3Monate alte Tochter wenn du es genau wissen willst. Ich arbeite aber deutlich mehr als 40 Std. Meine Frau hat (vor der Elternzeit) bestimmt kaum eine Woche unter 50-55 Stunden gehabt. Auch wenn die Fahrzeit geringer ist kommen wir somit auf die selbe effektive Freizeit. Und ja, auch damals konnten wir uns unter der Woche mit Freunden treffen/essen gehen etc. pp. Trotzdem ist es natürlich so das primär das Wochenende zur Freizeit genutzt wird.

Zur Kostendeckung gehört selbstverständlich dazu seine Familie ernähren zu können. Dann sag mir doch bitte was "Luxus" sein kann. Für mich ist es Luxus guten Wein zu trinken, schön Essen zu gehen ebenso wie Zigaretten.

Edit: Sorry, du hast nach Hobbys gefragt. Ja, ich treffe mich regelmäßig mit Freunden. Oft auch zum Lunch, oder momentan auf dem Weihnachtsmarkt. Sport fange ich immer mal wieder an, aber mit der kleinen Maus Zuhause fehlt mir gerade die Zeit für was ernsthaftes. Also momentan nur ab und zu laufen.
du vergisst bei deinen ausführungen allerdings einen nicht unerheblichen punkt: dein gehalt (welches, wenn ich mich recht entsinne, ganz vorne mind. ne 5 anstatt einer 1 hat).
bist du die 70km seinerzeit bei 1800 brutto gefahren? selbst falls ja: hattest du da nicht auch schon die aussicht darauf, mal ne ganze ecke mehr zu verdienen wie du es jetzt tust?
ahjo bzgl. luxus: wenn ich mich nicht irre, besitzt du bereits eine eigentumswohnung und kannst die raten gut abbezahlen? hast du ne putzfrau und nen firmenwagen?

nicht falsch verstehen: ich will dich hier nicht angreifen. ich gönne grundsätzlich (fast^^) jedem sein geld. ich bin da alles andere als kommunistisch. nur dürfen leute wie du oder ich dabei nicht vergessen, mit was für lebenswirklichkeiten sich andere rumschlagen "dürfen". und hier geht es ja eben gerade um das auskommen derer ganz unten auf der lohnskala. wenn die jeden tag für 1800 "nur" 8h ranklotzen muss dann auch mal gut sein.
 
du vergisst bei deinen ausführungen allerdings einen nicht unerheblichen punkt: dein gehalt (welches, wenn ich mich recht entsinne, ganz vorne mind. ne 5 anstatt einer 1 hat).
bist du die 70km seinerzeit bei 1800 brutto gefahren? selbst falls ja: hattest du da nicht auch schon die aussicht darauf, mal ne ganze ecke mehr zu verdienen wie du es jetzt tust?
ahjo bzgl. luxus: wenn ich mich nicht irre, besitzt du bereits eine eigentumswohnung und kannst die raten gut abbezahlen? hast du ne putzfrau und nen firmenwagen?

nicht falsch verstehen: ich will dich hier nicht angreifen. ich gönne grundsätzlich (fast^^) jedem sein geld. ich bin da alles andere als kommunistisch. nur dürfen leute wie du oder ich dabei nicht vergessen, mit was für lebenswirklichkeiten sich andere rumschlagen "dürfen". und hier geht es ja eben gerade um das auskommen derer ganz unten auf der lohnskala. wenn die jeden tag für 1800 "nur" 8h ranklotzen muss dann auch mal gut sein.

Damals habe ich 2.100€ Brutto verdient. Und nein, es war nicht in Aussicht das sich das exorbitant steigern würde. Dafür war eine berufliche Umorientierung mit viel Risiko nötig.

Ja, ich besitze eine Eigentumswohnung, Firmenwagen, habe eine Putzfrau.. etc. aber was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ich hab mit 22 Jahren Zivi gemacht und musste von 580€/Monat leben (300€ Miete), ich war ein 3/4 Jahr arbeitslos und habe da auch kaum was bekommen. Ich bin von HH nach Düsseldorf gezogen und hab hier den neuen Job angefangen. In der Firma wo ich heute arbeite habe ich übrigens vor 4,5 Jahren mit 1.800€ Brutto angefangen. Durch viel Fleiß und Disziplin verdiene ich heute ein vielfaches.

Ich gebe baracuda recht mit den 100km, aber er hat in der Situation genau richtig reagiert und ist zum Arbeitsplatz gezogen. Ich würde auch gern auf einem Dorf leben wo ich für 200.000€ mir ein Haus hinstellen kann, oder niedrigere Mieten zahle als in der Stadt. Aber da es da ja leider kaum Arbeit gibt ist das nicht möglich, außer ich nehme lange Fahrzeiten auf mich.
 
Damals habe ich 2.100€ Brutto verdient. Und nein, es war nicht in Aussicht das sich das exorbitant steigern würde. Dafür war eine berufliche Umorientierung mit viel Risiko nötig.

Ja, ich besitze eine Eigentumswohnung, Firmenwagen, habe eine Putzfrau.. etc. aber was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ich hab mit 22 Jahren Zivi gemacht und musste von 580€/Monat leben (300€ Miete), ich war ein 3/4 Jahr arbeitslos und habe da auch kaum was bekommen. Ich bin von HH nach Düsseldorf gezogen und hab hier den neuen Job angefangen. In der Firma wo ich heute arbeite habe ich übrigens vor 4,5 Jahren mit 1.800€ Brutto angefangen. Durch viel Fleiß und Disziplin verdiene ich heute ein vielfaches.

Ich gebe baracuda recht mit den 100km, aber er hat in der Situation genau richtig reagiert und ist zum Arbeitsplatz gezogen. Ich würde auch gern auf einem Dorf leben wo ich für 200.000€ mir ein Haus hinstellen kann, oder niedrigere Mieten zahle als in der Stadt. Aber da es da ja leider kaum Arbeit gibt ist das nicht möglich, außer ich nehme lange Fahrzeiten auf mich.
erstmal glückwunsch, dass du es soweit gebracht hast. es wäre schön, wenn diese möglichkeit (mit fleiß und disziplin) in allen branchen/berufen möglich wäre, aber das ist natürlich sehr unrealistisch.
was deine genannten güter mit luxus zu tun haben dürfte dir doch hoffentlich klar sein? also ich sehe mich jedenfalls mit meiner eigentumswohnung, die demnächst in ein haus getauscht wird, durchaus als privilegiert. das sehen glaube ich viele mieter als höheren luxus als wein und kippen^^

und damit wir uns auch im punkt mit 1800/100km nicht falsch verstehen: natürlich sind dann für die 10€ ml auch gegenleistungen zu erwarten. zb näher an den arbeitsplatz zu ziehen bzw. flexibilität wäre eine davon. nur für (dauerhaft ohne aussicht auf mittelfristige lohnsteigerung) 8,50€ oder weniger kann man das meines erachtens in unserem reichen land von keinem zwingend erwarten.
 
erstmal glückwunsch, dass du es soweit gebracht hast. es wäre schön, wenn diese möglichkeit (mit fleiß und disziplin) in allen branchen/berufen möglich wäre, aber das ist natürlich sehr unrealistisch.
Wieso ist das unrealistisch?

was deine genannten güter mit luxus zu tun haben dürfte dir doch hoffentlich klar sein? also ich sehe mich jedenfalls mit meiner eigentumswohnung, die demnächst in ein haus getauscht wird, durchaus als privilegiert. das sehen glaube ich viele mieter als höheren luxus als wein und kippen^^

und damit wir uns auch im punkt mit 1800/100km nicht falsch verstehen: natürlich sind dann für die 10€ ml auch gegenleistungen zu erwarten. zb näher an den arbeitsplatz zu ziehen bzw. flexibilität wäre eine davon. nur für (dauerhaft ohne aussicht auf mittelfristige lohnsteigerung) 8,50€ oder weniger kann man das meines erachtens in unserem reichen land von keinem zwingend erwarten.

Dann sind wir uns ja einig
 
Wieso ist das unrealistisch?
oO? meinst du jetzt nicht ersnt^^ oder doch? nur mal 2 branchen als pole:
e-technik vs. sozialberufe. in erstgenannter haste wohl leicht bessere chancen auf 5000+ als in der 2ten^^ natürlich gemessen bei "vergleicbarer" qualifikation (diplom).
 
Ok, nehmen wir einen Sozialdienst. Auch da gibt es Teamleiter, Gruppenleiter, Abteilungsleiter, Geschäftsleitung. Ich habe nie geschrieben das jeder das erreichen wird, aber in jedem Beruf gibt es die Chance die einer ergreift.

Das die Chancen von Branche zu Branche variieren ist selbstverständlich! Mir gings darum das sie da sind. Und ich würde dir garantieren das ich in jedem Beruf erfolgreich wäre und die höchstmöglich Stellung mir erarbeiten kann.
 
Ok, nehmen wir einen Sozialdienst. Auch da gibt es Teamleiter, Gruppenleiter, Abteilungsleiter, Geschäftsleitung. Ich habe nie geschrieben das jeder das erreichen wird, aber in jedem Beruf gibt es die Chance die einer ergreift.

Das die Chancen von Branche zu Branche variieren ist selbstverständlich! Mir gings darum das sie da sind.
da sind wir uns weitestgehend einig. auch wenn der abteilungsleiter im sozialen bereich wohl selten auf 5000+ kommt.
Und ich würde dir garantieren das ich in jedem Beruf erfolgreich wäre und die höchstmöglich Stellung mir erarbeiten kann.
hehe, biste vertriebler? da gehört ein wenig größenwahn ja zum berufsbild^^
 
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