Erklärtes Ziel und Voraussetzung demokratischer Gesellschaften ist der >>mündige Bürger<<. Dies wäre auch durchaus erreichbar angesichts der Möglichkeiten der Informationsgesellschaft. In Wahrheit allerdings werden einige wenige immer klüger, bedrückend viele aber anscheinend immer dümmer. Dahinter steckt System: Denn buchstäblich zur Existenzfrage wird die Verblödung in parlamentarischen Demokratien, da hier das Volk seine Vertreter frei wählt und damit die Regierung und die Gesellschaftsordnung formal frei bestimmt. Dieser Sachzwang gilt verstärkt angesichts der nationalen und globalen Verschärfung der sozialen Gegensätze: Die Arm-Reich-Schere öffnet sich immer mehr, und bloßer Kapitalbesitz bringt mehr als ehrliche Arbeit.
Man stelle sich nur mal vor, die Normalbürger wüssten Bescheid über Fakten und Hintergründe von Armut und Reichtum, Weltwirtschaftsordnung, Konzernpolitik in der dritten Welt, wirtschaftlichen Verflechtungen und Korrupiton - ganz zu schweigen von den ökonomischen, politischen und philosophischen Theorien und ihren Fogen.
Wäre unter diesen Umständen eine mit beeinflussbaren Stümpern durchsetzte politische Klasse überhaupt vorstellbar?
Würden informierte, also wirklic mündige Bürger nicht so manchem Politiker sofort als ungeeignet entarnen und ihr eigenes Urteil über die Gesellschaft sprechen?
Könnten manche hanebüchenden Projekte überhaupt umgesetzt werden, wenn wirklich entscheidungsfähirge Bürger darüber urteilen und - sei es auch nur per Wahlen - mitentschenschieden?
Deshalb ist Verblödung unausgesprochenes oberstes Staatsziel, und dies betrifft beileibe nicht nur die intellektuell-kulturelle Kelleretage: Wer kennt zum Beispiel die Unterschiede zwischen Ordo- und Neoliberalismus, zwischen Kynesianismus, Monetarismus oder Marxismus?
Stattdessen wird plattester Marktraddikalismus - allen bisherigen praktischen Erfahrungen zum Trotz - als Heilsbringerreligion etabliert: Der Markt wird zum neuen Gott, zur unbegreiflichen höheren Macht. Selbst der Neoliberalismus-Miterfinder Friedrich August von Hayek sagt unumwunden, sein System funktioniere nur wenn die Menschen blind an die Marktgesetze glauben und keine dummen Fragen stellten. Kann aber jemand ohne zumindest oberflächliche Kenntnis dieser Probleme die >>richtige<< Partei wählen, geschweige denn die Gesellschaft mitgestalten?
Damit diese Unwissenheit möglichst ewig fortbesteht, wird sie auf allen Ebenen bewußt angestrebt und gefördert:
1.
So halten viele Bürger die Forderungen >>Weniger Staat, mehr Privatisierung<<, >>Lohnnebenkosten runter<<m >>weniger Staatsschuclen<< blindgläubig für >>alternative Sachzwänge<<. Kaum einem ist bewusst, dass es sich um spezielle eigennützige Ziele der Vermögenden handelt, die von der Werbeagentur Scholz&Friends im Auftrag der Arbeitgeberorganisastion >>Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<< (INSM) formuliet wurden und auf vielerlei Wegen in die >>unabhängigen Medien<< lanciert werden - nicht ohne Wirkung: Selbst sozial und sozialstaatlich eingestellte Bürger >>vergessen<<, dass
- der Staat laug Grundgesetz >>ihr Staat<< ist, der die Kernbereiche wie innere und äußere Sicherheit, Kommunikation, Energieversorgung, Wohnen, Staatsfinanzen, Ausbildung, menschenwürdiges Aufwachsen und Altern für alle Bürger zu garantieren hat,
- die Globalisierung kein Naturgesezt, sondern simples Menschenwerk ist,
- Chanchengleichheit ohne Sozialstaat dasselbe bedeutet wie die >>faire<< Chance von tausend Leuten im Kampf um einen einzigen Job oder die Chance aller Lotteriespieler auf den Jackpot,
- eine marktradikale Gesellschaft also zwangsläufig immer eine Handvoll Gewinner produziert wohingegen der Rest mehr oder minder leer ausgeht.