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AGFA präsentiert:
Vergessene Klassiker - Kultspiele der 90er Jahre

WING COMMANDER
Wing Commander war eine immense, bis weilen revolutionäre Spielreihe in den 90ern, vorangetrieben vor allem durch den Ehrgeiz von Chris Roberts, dessen großer Traum es immer gewesen war einen eigenen Film zu drehen. Nach - für heutige Maßstäbe - eher bescheidenen Anfängen 1990 schwang sich die Spielreihe mitte der neunziger zum bis dato nie dagewesenen Multimediamoloch empor und versetzte die Spieler nach einem Schock über die Hardwareanforderungen etliche Male ins Staunen.
Plot
Es handelt sich um eine "Weltraumkampfsimulation", ehrlicher gesagt aber eher um ein recht unkompliziertes Weltraumballerspiel, in dem sich die Menschheit der ferneren Zukunft gegen katzenartige Außerirdische, die Kilrathi erwehren muss. Deren Ziel im spontan erklärten Krieg gegen die Menschheit: Die Vernichtung der Menschen und der Erde. Simple as that.
Natürlich begann der ganze Krieg erst ganz unprovoziert durch einen feigen Spontangroßangriff der Kilrathi auf menschliche Außenposten/Flotten. Pearl Harbour in Space? Die Kilrathi selbst erinnern an eine kätzische Variante der Klingonen.




Wing Commander-Cockpits im Laufe der Zeit: 1990, 1992, 1995, 1998
In den späteren Teilen der Reihe ging es schließlich um die unruhige Zeit nach dem Krieg (was tun wenn plötzlich kein Feind mehr zu bekriegen ist?) und schließlich um eine Art Prophezeiung nach Art von Babylon 5, komplett mit ähnlichem Schiffsdesign.
Interessant finde ich dass die ersten Spiele der Reihe noch stark an Kampfstern Galaktika (aus den 70ern/frühen 80ern) erinnern, so dass man eigentlich erst ab Teil 3 von einem wirklich eigenständigen Design sprechen kann, das auch weit weniger schrottig wirkt.
Dieses alte Sci-Fi-Flair hat aber auch gerade etwas für sich weil es so herrlich käsig und bunt ist. Zum Teil mit Pearl Harbour in Space: Es gibt Bomber mit Kanonentürmen zur Kampfjägerabwehr, Großkampfschiffe werden mit Torpedos angegriffen weil "die Kanonen
eines Raumjägers nicht den Phasenschild eines Schlachtschiffes durchdringen können" und
Wenn ich mich recht entsinne soll in Teil 3 der Heimatplanet der Kilrathi mit einem Planetenkiller zerstört werden.
Eine im Wing Commander-Universum bis dato nicht gekannte Waffe mit einer nie zuvorgesehenen Zerstörungskraft. Tja, Atombomben auf Japan oder?
Eine im Wing Commander-Universum bis dato nicht gekannte Waffe mit einer nie zuvorgesehenen Zerstörungskraft. Tja, Atombomben auf Japan oder?
Besonderheiten
Das Besondere - man ahnt es bereits - waren hierbei in keinem Fall die fliegerischen Einsätze oder gar der Simulationscharakter. Hier hatten die frühen Star Wars-Spiele aus der X-Wing-Reihe immer die Nase vorn. Wing Commander und tatsächlich alle Spiele aus der Feder von Chris Roberts, lebten vor allem von ihrer "Story". Denn die Spiele waren aufgebaut wie Filme. Der Spieler konnte zwischen den Einsätzen auf Flugzeugträgern/Weltraumstationen/Raumschiffen umherlaufen, sich mit anderen NPC-Piloten unterhalten und bekam immer komplexere Dialoge abgespult.
Eine weitere Besonderheit war der Kampagnenbaum. Je nachdem, wie gut oder schlecht man eine Mission gelöst hatte wurde der gesamte Verlauf des Spiels beeinflusst. Die Spiele hatten mindestens 2 verschiedene Enden, oft sogar noch mehr.
Das sorgte zum einen dafür dass das Spiel recht lebendig wirkte, zum anderen dass man es auch gerne noch ein zweites Mal durchgespielt hat um ein anderes Ende zu sehen.
Einen Eindruck davon, wie die frühen Spiele versuchten einem Film gerecht zu werden kann man sich in diesen beiden Videos verschaffen:
Wing Commander 2 Intro (mit Sprachausgabe)
Start- und Landesequenz aus Wing Commander 1, inklusive Mission selbst
AChtung: Bin mir nicht sicher ob es sich um die PC-Version handelt. Die Sound- und Musikeffekte sind in der normalen PC-Version gänzlich primitiver. Vielleicht hat hier aber auch jemand einfach General Midi einstellen können. Oder es handelt sich um die spätere Ausgabe des Spiels aus dem Kilrathi Saga-Bündel
Start- und Landesequenz aus Wing Commander 1, inklusive Mission selbst
AChtung: Bin mir nicht sicher ob es sich um die PC-Version handelt. Die Sound- und Musikeffekte sind in der normalen PC-Version gänzlich primitiver. Vielleicht hat hier aber auch jemand einfach General Midi einstellen können. Oder es handelt sich um die spätere Ausgabe des Spiels aus dem Kilrathi Saga-Bündel
Nachteil des Ganzen:
Die Story kommt nie über das Niveau eines mittelklasse Sci-Fi-Filmes hinaus. Der Spieler ist immer der unangefochtene Superpilot um den sich das ganze Universum dreht.


Der Spielheld in Teil 2 im Vergleich zu Teil 3


Kilrathi vor und nach Wing Commander 3


INTERAKTIVER FILM
Mitte der 90er Jahre waren Multimedia und sogenannte interaktive Filme der letzte Schrei. Jeder wollte einen haben und vor allem bei Origin war man fest davon überzeugt, dass der interaktive Film - die Verkopplung von Film und Computerspiel - die Zukunft des Kinos und der Unterhaltung überhaupt seien. Und Wing Commander 3 war DER interaktive Film überhaupt!
Nie zuvor hatte jemand so viel Geld in die Entwicklung eines Computerspiels gesteckt. Und nie zuvor hatten Schauspieler wie Marc Hamill (Star Wars), Malcolm McDowell (Uhrwerk Orange), Tom Wilson (Zurück in die Zukunft) oder John Rhys Davies (Herr der Ringe, Dune 2000, Jäger des verlorenen Schatzes) mit so wenig Kulisse gearbeitet. Bei den Dreharbeiten standen die Schauspieler in der Regel vor einer blauen Wand und der Rest kam dann in der Nachbearbeitung rein. So ähnlich wie später bei Star Wars Episode I.
Das folgende Video zeigt ganz gut wie das Spielprinzip aufgebaut ist:
Mission 1
In dem Video sieht man gut, dass die Schauspieler wirklich nur in blauen Räumen gestanden haben müssen, wie der Spieler durch das Schiff gehen und mit verschiedenen Leuten "sprechen" kann und schließlich wie eine Standardmission abläuft. Leute anlabern, Storyline weitergucken, Missionsbriefing, Wingman aussuchen, Wegpunkte abklappern, REPEAT.
In dem Video sieht man gut, dass die Schauspieler wirklich nur in blauen Räumen gestanden haben müssen, wie der Spieler durch das Schiff gehen und mit verschiedenen Leuten "sprechen" kann und schließlich wie eine Standardmission abläuft. Leute anlabern, Storyline weitergucken, Missionsbriefing, Wingman aussuchen, Wegpunkte abklappern, REPEAT.
Hier außerdem ein Teil des Making Ofs:


ABLEGER
Die Serie war schon seit dem ersten teil ein großer Erfolg und der Markenname wurde immer weiter ausgeschlachtet. So entstanden auch die weitere Spieletitel, die lose auf der Wing Commander Serie basierten (Wing Commander: Academy, Wing Commander: Armada, Wing Commander: Privateer), aber auch solche, die lediglich das gleiche Konzept nutzten (Strike Commander, Pacific Strike, Wings of Glory). Die meisten davon waren ziemliche Flops, wahrscheinlich war der Plot einfach zu eindimensional.
Diese Spiele dienten auch als Experimentierplatform für die Hauptreihe. So wurden mit Strike Commander und Wing Commander: Armada erstmals richtige 3D-Engines eingesetzt, die auf Polygonmodelle statt auf Bitmaps setzten - eines der größten Mankos gegenüber dem Hauptkonkurrenten, der X-Wing-Reihe von LucasArts. Bemerkenswert ist hier auch, dass mit Armada so ziemlich zum ersten Mal ein Multiplayerspiel für Raumschiffschlachten/Master of Orion-Verschnitte geschaffen wurde und dass Privateer selbst so erfolgreich war, dass es nicht nur einen Zusatzpack sondern auch noch einen ausgewachsenen Nachfolger bekommen sollte, der eine spannende Story und - natürlich - einige recht nahmhafte Schauspieler in petto hatte (John Hurt!). Privateer 2 war dann natürlich auch ein interaktiver Film für den ein immenser Aufwand mit richtigen Kulissen etc betrieben wurde.
KURIOSES

Etwa 1999 erschien der tatsächlich echte Wing Commander Film, den Chris Roberts selbst drehen durfte. Er war grottenschlecht und dank Neu- und Redesigns en masse konnten sich die Spieler nicht so richtig damit identifizieren. Auch die Schauspieler waren komplett gegen eine Liga der außergewöhnlichen No-Names ausgetauscht worden.
Mehr dazu im Spoilerkasten.

Das neue Kilrathidesign für den Film.


Seltsames Design? Erinnert irgendwie an Starlancer vielleicht.
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=CQC9MdupzPo

Kein Bullshit, es gab wirklich eine Zeichentrickserie zum Spiel!
Name: Wing Commander Academy.
Video dazu:
FANSZENE
Vor allem in Amerika scheint Wing Commander in gewissen Kreisen eine Art
Kultstatus erreicht zu haben. Tatsächlich gibt es eine relativ große
Gemeinde an Fans, die ähnlich motiviert zu sein scheinen, wie man es
von z.b. Fans von Star Trek oder Star Wars kennt. Es gibt eine hohe
Anzahl an Projekten, die aber meist ewig im Arbeitsstadium hängen zu bleiben
scheinen. Es gibt allerdings auch schon (fast) fertige Projekte, wie
beispielsweise eine Totalkonversion für das Strategiespiel "Homeworld"
oder zwei neue Kampagnen inklusive Zwischensequenzen für das zuletzt
erschienene offizielle Wing Commander-Spiel: Secret Ops.
Die Webseite www.wcnews.com ist hier der Dreh- und Angelpunkt für die
gesamte Szene und gibt einen umfassenden und ziemlich vollständigen
Einblick in die Szene.
Erwähnenswert ist außerdem auch Gemini Gold, ein Remake von Wing Commander
Privateer mit moderner 3D-Grafik, das ausnahmsweise mal nicht das Flair
des Originals zerstört sondern überraschend gut beibehält.
ÄHNLICHE SPIELE
Bald sind es auch schon wieder zehn Jahre seit denen Chris Roberts seine letzten großen Raumkampfspiele veröffentlicht hat.
Zu nennen sind: Starlancer (ähnelt stark Wing Commander) und Freelanger (Privateer).
Wer sich für Starlancer interessiert sollte sich aber unbedingt an die ENGLISCHE Fassung halten. Grund dafür: In der deutschen Fassung haben alle Sprecher einen dicken, sehr albernen Akzent verpasst bekommen, damit man weiß aus welchem Land sie stammen sollen.
ÜBERBLICK
- Hauptspiele
- Wing Commander (1990)
- Secret Missions
- Secret Missions 2: Crusade - Wing Commander II Vengeance of the Kilrathi (1991)
-Special Operations
- Special Operations 2 - Wing Commander III: Heart of the Tiger (1995)
- Wing Commander IV: The Price of Freedom (1996)
- Wing Commander V: Prophecy (1997/98)
-Secret Ops
- Nebenspiele
- Wing Commander Academy (1993)
- Wing Commander Privateer (1993)
-Righteous Fire - Super Wing Commander (1994, Remake fürs 3DO, ausgezeichnete Grafik für damals)
- Wing Commander Armada (1994)
-Proving Grounds - Privateer 2: The Darkening (1996)
- Wing Commander Arena (2007)
- Andere Ableger
- Strike Commander (1993)
- Pacific Strike (1994)
- Wings of Glory (1995)
Andere Artikel:
Outcast
Descent
Ultima