Entschuldigung Leute, aber ich werde den „Frieden“ hier noch kurz stören müssen, denn solche verdonnerte Ignoranz möchte ich einfach mal nicht kommentarlos dastehen lassen. Und an dir sei gerichtet, das ich mich in deiner Richtung nicht entschuldige, denn ich sag es dir direkt in dein virtuelles Gericht.
Über die Zielgruppe des Animationsfilm lässt sich nicht streiten, da sie wie bei jeder anderen Ausdrucksform auch, für alle Zielgruppen produziert werden können und auch werden. Gerade der japanische Animationsfilm* hat eine besonders hohe Bandbreite und das wohl vielfältigste Themenspektrum weltweit. Natürlich trifft das auch auf andere Produktionen auf den Erdball zu, aber eben nicht in dieser besonderen Dimension, weshalb ich das einfach mal als Ausgangsbeispiel anführe, angefangen mit „Arrietty“ für den westlichen Markt der derzeit aktuellste Titel des Studio Ghibli. Das Studio Ghibli ist zum einen DAS Anime Studio überhaupt, selbst diejenigen die sich nicht so intensiv mit den Phänomenen Anime* auseinandersetzen kennen dieses, insbesondere eben die Meisterwerke von Hayao Miyazaki, von denen so manche die erfolgreichsten japanischen Filme aller Zeiten stellen. Auf diese komme ich später noch zurück. Und natürlich auch den zweiten Großmeister Isao Takahata, besonders bekannt für sein Antikriegsdrama „Die letzten Glühwürmchen“ (Der deutsche Titel ist übrigens leicht missverständlich. Der Originaltitel lautet übersetzt: „Das Grab der Glühwürmchen“), ein zutiefst erschütternder, trauriger und herausragender Film, ganz im Stile von „Barfuß durch Hiroshima“ inszeniert von Mori Masaki nach der Vorlage von Keiji Nakazawa. Trotz der Kinder als Protagonisten sind diese natürlich mitnichten an Kinder gerichtet, sondern Filme für Erwachsene. Zurück zum Arrietty, denn natürlich ist das Studio Ghibli auch ein kleines Sprungbrett für kommende Talente und somit auch Hiromasa Yonebayashi. Dieser inszenierte „Arrietty“ nicht für Kinder, sondern vor allem für heranwachsende Jugendliche, ein zentrales Thema ist nämlich u.a. das Erwachsenwerden. Darüber hinaus ist das mit der Zielgruppe sowieso immer so eine Sache, egal ob nach Alter, Interessengebiet oder nach (sozialen) Geschlecht, grundsätzlich kann man natürlich sagen das durchaus welche gezielt angesprochen werden sollen oder für welche besonders gut funktioniert, generell kann man dieses Schubladendenken aber in die Tonne treten, denn zum einen versuchen gerade große Künstler natürlich durch verschiedene Mittel verschiedene Interessengruppen anzusprechen. An diesen Punkt komme auf Miyazaki zurück, angefangen mit seinen vorrangig für die jüngeren Jahrhgänge produzierten Filme „Kikis kleiner Lieferservice“, „Mein Nachbar Totoro“ und „Ponyo“. Von der direkten Sprache und der entsprechenden Alter relevanten Themen die verarbeitet werden, finden sich auch für alle anderen Zuschauer genug Punkte die die Filme sehenswert machen, natürlich können auch die sich über die Handlung erfreuen, aber auch Identifikations Figuren in den Nebencharakteren finden, sich mit der Symbolik und der Musik auseinandersetzen (Anm: Joe Hisaishi ist ein Gott.) Ect. pp. Filme, gute, bestehen aus so vielen Ebenen und nicht nur aus dessen Oberfläche. Andere Filme wie „Porco Rosso“, „Nausicaä – Im Tal der Winde“ und „Prinzessin Mononoke“ sprechen in allen Aspekten ein wesentlich älteres Publikum an. Deine dem Animationsfilm zugeschriebene Zielgruppe, sprich Kleinkinder, ist gar nicht dazu in der Lage diese Filme auch nur im Ansatz zu verarbeiten.
Ganz zu schweigen natürlich Filmen wie etwa „Ghost in the Shell“, „The Sky Crawlers“ oder „Jin Roh“ (Drehbuch) von Mamoru Oshi oder etwa „Perfect Blue“, „Millenium Actress“ und „Paprika“ von Satoshi Kon. Das sind alles Filme die ausschließlich für ein erwachsenes Publikum konzipiert sind. Und bis hier hin habe ich nur ein paar der großen zeitgenössischen Regisseure und den Kinomarkt berücksichtigt. Wie ich eingangs bereits erwähnt habe gibt nicht nur in Japan Produktionen für Erwachsene oder andere ältere Semester um jetzt nicht gleich wieder auf den US-Amerikanischen Markt zurückzufallen, nehme ich jetzt "Waltz with Bashir“ von Ari Folman** oder „Watership Down“ von Martin Rosen, gerade letzterer war ja für so manches Elternteil mit eben diesen „Disney Image Vorurteil“ ein kleiner Schock.
„Disney Image Vorurteil“ ist natürlich auch nicht ganz fair, denn die Walt Disney Studios haben und produzieren bedeutende Filme und Walt Disney höchstpersönlich ist ein unumstrittener Pionier des Animationsfilms, genauso wie viele Mitarbeiter des Konzern. Und natürlich gibt es auch Filme die aus den typischen Muster herausfallen, wie etwa „Fantasia“ oder eben auch die Package Movies ala „Drei Callaberos“, der wohl einer der für Kinder unverständlichsten Disney Filme darstellen wird. Zum einen Kunstfilm, zum anderen der der starke politische Faktor. Denn „Drei Callaberos“ war wie der indirekte Vorgänger „Saludos Amigos“ Teil der von Nelson Rockefeller organisierten „Good-Will-Tour“, zur Verbesserung der interamerikanischen Beziehungen und der Eindämmung des nationalsozialistischen Einfluss auf Latein Amerika. Gerade die Kurzfilme etwa von Disney und auch anderen Pionieren Winsor McCay, u.a. mit seinen revolutionären „Gerti the Dinosaur“, das der Animationsfilm seine Kariere als Experimentierfilm begann, dann als heiteres Vorprogramm im Kino für Erwachsene diente und dann erst für Kinder aufbereitet wurde.
Auch deine vorher angeführten Sticheleien von wegen Asbach Uralt Filme in Zeiten von HD Technologie zeigen nur auf das du schlicht keine Ahnung hast. Jeder 35 mm Film hat von Haus aus schon eine um ein vielfaches höhere Auflösung als der HD Standard, das Altersschäden auftauchen ist natürlich klar, wie bei jeden anderen analogen Material auch. Also schon alleine die Auflösung ist gegeben (Und 35 mm Film wird seit der vorletzten Jahrhundertwende fast ausschließlich verwendet), zumal es einen halbwegs gebildeteten Zuschauer auch viel mehr auf den entsprechenden Inhalt ankommt, der Möglichst nicht nur aus Explosionen und anderen Effekten besteht. Alles plumpe Unwissenheit, genau wie die Leute die sich etwa bei der Blu Ray Ausgabe von Spielbergs „Krieg der Welten“ Remake über das ach so schlechte Bild aufgeilen. Das es sich bei den Verwaschenen um Filmkorn handelt, zum einen ein normales Begleitelement von analogen Bildmaterial zum anderen in der hohen Konzentration ein gewolltes Stilmittel um das Bild schmutzig wirken zu lassen. Und den Korn sieht man sieht man eben erst ab einer bestimmten hohen Auflösung. Unsere unmündigen durch Hartz 4 TV und Werbung verblödete Masse. (Schärfer als die Realität, was ein Unfug)
Ich schweife ab, wir stellen fest das keiner was dafür kann, das du dir nur Blockbuster in Multiplex Ketten reinziehst. Das ist zudem lediglich ein Spiel, in den man sich nicht in einer prä pubertären Art und Weise herein steigern muss. Nutze es einfach als Chance deinen Horizont zu erweitern, in diesem Sinne verrate ich dir noch das Toy Story und Ice Age sind CGI Filme und keine Zeichentrick Filme. Zeichentrick ist eine Form des Animationsfilms und kein Synonym.
Und damit beende ich den kleinen Exkurs, die Frustabbau Übung und meine Ode an den Animationsfilm. Gute Nacht.
*Erläuterung: Im Westen hat sich hierfür der Begriff Anime eingebürgert, obwohl der Japaner darunter sämtliche Animationsfilme versteht. Einfachheitshalber verwende ich im laufenden die für uns übliche Definition von Anime.
**Israelische Produktion (In Kooperation mit Frankreich und Deutschland), erwähnenswert weil die israelische Animationsbranche kaum existent ist.