Himalaya-Gletscher: Im Regionalkapitel Asien in Band 2, das Autoren aus der Region geschrieben haben, stand fälschlicherweise, dass 80% der Himalaya-Gletscher sehr wahrscheinlich bis 2035 verschwunden sein werden. Das ist natürlich nicht die eigentliche IPCC-Prognose zum Gletscherrückgang, die man in Band 1 des Reports nachlesen kann. Dort findet man ein völlig valides, 45 Seiten langes Kapitel über Gletscher, Schnee und Eis, verfasst von weltweit führenden Gletscherexperten (darunter unser Kollege Georg Kaser aus Österreich, der diesen Fehler zuerst entdeckte). In Kapitel 10 („Global Climate Projections“) handeln ebenfalls mehrere Seiten vom zukünftigen Rückgang der Gletscher, dort werden die Prognosen genutzt, um den Anstieg des Meeresspiegels zu berechnen. Das Problem ist also nicht, dass die IPCC-Experten eine falsche Vorhersage gemacht hätten, sondern dass ein WG2-Kapitel sich eben nicht auf die Vorhersage der IPCC-Kollegen verlassen, sondern eine unzuverlässige externe Quelle zitiert hat. Der Fehler ist bereinigt, wenn man auf Seite 493 des WG2-Berichts ganze zwei Sätze streicht.
Meeresspiegel in den Niederlanden: Der WG2-Bericht schreibt „Die Niederlande sind ein Beispiel für ein Land, das sehr anfällig sowohl für einen Meeresspiegelanstieg als auch für Flusshochwasser ist, weil 55% ihres Gebiets unter dem Meeresspiegel liegen.“ Den Satz lieferte eine Holländische Regierungsbehörde, die Netherlands Environmental Assessment Agency. Sie hat bereits eine Korrektur veröffentlicht, nach der dieser Satz lauten sollte: „55 Prozent der Niederlande sind von Überschwemmungen bedroht; 26 Prozent liegt unter dem Meeresspiegel und 29 Prozent ist anfällig für Flusshochwasser.“ Es zählt gewiss zu den peinlicheren Episoden seiner Geschichte, dass das holländische Parlament vorletzten Montag das IPCC in einer erhitzten Debatte dafür geißelte, eine Zahl abgedruckt zu haben, die die holländischen Regierung selbst geliefert hatte. Zusätzlich merkt das IPCC an, dass es verschiedene Definitionen für „unter dem Meeresspiegel“ gibt. Das holländische Verkehrsministerium nutzt die Zahl 60% (unter dem Höchststand bei Sturmflut), während andere 30% angeben (unter dem mittleren Meeresspiegel). Unnötig zu sagen, dass die konkrete Zahl für die Schlussfolgerungen des IPCC keine Bedeutung und auch nichts mit Klimaforschung zu tun hat. Es ist fraglich, ob man dies überhaupt als Fehler des IPCC zählen sollte.
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Anders Levermann ist Professor für Dynamik des Klimasystems an der Universität Potsdam und am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Er ist unter anderem Mitautor des IPCC-Klimareports und beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Ozean und Cryosphäre in Vergangenheit und Zukunft.
Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor an der Universität Potsdam. Er ist Mitautor des 4. IPCC-Klimaberichts und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) an. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte.
Martin Visbeck ist stellvertretender Direktor des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel und Professor für Physikalische Ozeanographie. Er gehört zahlreichen internationalen Arbeitsgruppen ebenso an wie der Senatskommission für Ozeanografie der Deutschen Forschungsgemeinschaft.