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Ich spiel jetzt mal bissel Advocatus Diaboli um auch mal die Gegenseite zu beleuchten die auch ihre berechtigten Argumente hat. Grade in Fragen wie Mindestlohn und Vermögenssteuer gibt es immer zwei Seiten der Medaille.
Zum Thema Mindestlohn, also wenn ein Mindestlohn nur niedrig genug ist, ist er einem Marktliberalen egal. Ist er höher als der Durchschnittslohn hat er was dagegen, ich aber auch und ich würde mich nicht als "Marktradikal" bezeichnen.
Warum? Weil durch die künstliche Erhöhung des Preises über dem Marktgleichgewicht, effektiv weniger Menschen zu diesem Lohn beschäftigt werden als zu dem Durchschnittslohn. Somit wird dem privilegierten Klientel, das sich glücklich schätzen kann überhaupt einen Job zu haben, zu einem höheren Lohn verholfen. Während die in Folge des Mindestlohns Freigestellten der Staatskasse zur Last fallen. Nicht unbedingt eine win-win-Situation.
Mindestlohn als Untergrenze um z.B. wehrlose Immigranten vor kriminellen Ausbeutern zu schützen, die die wehrlosigkeit ausnutzen um ihnen Löhne abzupressen die weit unter dem marktgleichgewichtigem Lohn sind, befürworte ich natürlich.
Es ist also auch aus Sicht eines Neoliberalen also nicht unbedingt die Frage ob Mindestlohn, sondern wie hoch er ist.
Analog zur oben genannten Argumentation, hab ich auch immer bei Gewerkschaften leichte Bauchschmerzen wenn sie sich als Vertretung bzw. "linkes Mittel" des kleinen Mannes gerieren. Das sind sie mitnichten, sie sind eine Lobbyvereiningung (z.T. mit monopolistischen Zügen, zumindest mit oligopolistischen) der Arbeitnehmer und eben nicht die der Arbeitslosen. Das heißt wenn die Gewerkschaft ihre Marktmacht einsetzt um höhere Löhne durchzusetzen, tut sie nur ihren Mitgliedern bzw. den Beschäftigten der Branche etwas Gutes und das kann zu Lasten der Arbeitslosen gehen, die in Folge der Löhne über dem Marktgleichgewicht eben nicht beschäftigt werden oder nicht mehr beschäftigt werden können.
Gewerkschaften sind eine wichtige Errungeschaft als Arbeitnehmervertretung um kapitalistischen Auswüchsen a la Manchesterkapitalismus Einhalt zu gebieten, keine Frage. Aber sie sind nicht das Mittel um einen echten sozialen Ausgleich in der Gesellschaft herzustellen. Denn sie sind eine Lobbyvereinigung der Arbeitnehmer und deren Interessen vertreten sie u.U. eben zu Lasten der noch kleineren Leute, die gar keine Arbeit haben und dessen muss man sich schon bewusst sein.
Aufstocken find ich persönlich gar nicht so verkehrt. Von der klassischen Theorie her, ist das zwar eine Form der Subvention, die der Theorie nach der optimalen effizienten Ressourcenallokation einer Gesellschaft im Wege steht. Aber diese Ineffizienz sollte sich eine Gesellschaft in dem Fall halt leisten um Menschen ein Leben über dem Existenzminimum zu ermöglichen und sie in Arbeit zu halten was auch einen Wert hat.
Aber auch Aufstocken hat seine Tücken.
Zum einen gibt es für Unternehmer keine Anreize großartig den Lohn anzuheben auch wenn das vom eigentlichen (unsubventionierten) Marktgleichgewicht des Lohnes angezeigt wäre, ebenso wenig wie es für den Arbeitnehmer Anreize gibt für höhere Löhne einzutreten. Der "Preiskampf" kommt also gar nicht zu Stande weil der Staat ja brav dazuzahlt.
Generell besteht bei Subventionen immer die Gefahr das ineffiziente Industriezweige bzw. in diesem Fall Berufsgruppen durch Subventionen "künstlich" am Leben erhalten werden, die sowieso irgendwann austerben müssen, weil sie einfach nicht gebraucht werden.
Beliebtes Beispiel der "Marktradikalen" war/ist die Kohlesubvention, wobei die gerade ein schlechtes Beispiel ist, denn durch den enormen Ressourcenverbrauch Chinas und auch Indiens und dem Ansteigen des Kohlepreises bis zur Krise, der Weltmarktpreis gar nicht mehr so weit weg war von den Kosten mit denen in Deutschland Kohle gefördert wird. Weiß nicht wie es jetzt ist, aber vor 2 jahren wäre es teurer gekommen die Zechen zu schließen und wieder in Betrieb zu nehmen als zu warten bis der Kohlepreis das deutsche Niveau erreicht hat. Hinzukommt das die Deutschen sehr effizient Kohle fördern, somit die Kohlesubvention auch gleichzeit eine Subvention für die Entwicklung von Fördertechnik ist.
Aber mal angenommen Umwelttechnologien würden so weit entwickelt das sie die Kohle überflüssig machen, würde einleuchten das die Subvention unsinnig wär.
Aber Neoliberale haben nicht zwangsläufig etwas gegen Subventionen. Als Startimpuls für junge sich entwickelnde Wirtschaftszweige z.B. für Umwelttechnologien befürworten auch Neoliberale Subventionen.
Vermögensteuer - Verwerfliche Subjekte wie Steuerflüchtlinge und Steuerschlupflöcher will ich mal außen vor lassen.
Ich persönlich hab nicht unbedingt etwas gegen Vermögenssteuer. Aber ich finde sie auch nicht unbedingt sinnvoll.
Zuallerst kann der Reiche argumentieren, dass er um dieses Vermögen anzuhäufen ja schonmal Steuer gezahlt hat in Form der Einkommensteuer. Durch die hat er eh schon mehr gezahlt und zwar nicht nur weil die Steuer in Prozent und nicht in absoluten Beträgen gemessen sondern obendrein sogar noch einen höheren Prozentsatz als der weniger Verdienende. U.u. über 50% von dem was er verdient hat. Er hat schon überproportional mehr "geleistet" als der Durchschnittsgesellschaftteilnehmer. Wieso also nochmal?
Touji sagt sinngemäß sie sollen dem Land/Gesellschaft auch mehr zurückgeben, weil sie mehr erhalten haben durch die Lebensumstände. Sind das denn wirklich andere Lebensumstände? Sie fahren auf den selben Strasse, gehen zu den selben Schulen, haben die selbe Verwaltung, die selben Gesetze und die Polizei oder Feuerwehr kommt auch nicht schneller. Und dafür zahlen sie ja ohnehin schon mehr.
Und ist es ja nicht so das alle Reichen Deutschlands einfach so oder durch Lotto reich geworden sind, sonder da steckt mitunter auch echte harte Arbeit dahinter. Und um ein Vermögen anzuhäufen bedeutet das u.U. auch sparen und damit Entbehrung.
Eine Vermögenssteuer bedeutet im Grunde nicht anderes als Sparer zu bestrafen, die sich das zum Teil durch Verzicht erarbeitet haben und diejenigen zu belohnen die das Geld rechzeitig verkonsumiert haben.
Die Frage ist somit ab wieviel Vermögen (und auf welches vgl. Grundsteuer) eine steuer erhoben werden soll.
Ich persönlich finde das man ebenso gut den Höchststeuersatz um 1%-2% erhöhen kann oder bestimmte Luxusgüter höher besteuern sollte z.B. Champagner, Yachten, Schmuck oder übermotorisierte Autos und nutzlose SUV's
als das unbedingt eine Vermögenssteuer notwendig wäre, wenn man die wohlhabenderen mehr zur Kasse bitten möchte.
Ich seh hinter Vermögenssteuerforderungen daher auch immer eher populistisches Wahlkampfkalkül um auf den Heuschrecken-Zug aufzuspringen.
Just my 2 cents, damit die Diskussion nicht zu einseitig wird
Zum Thema Mindestlohn, also wenn ein Mindestlohn nur niedrig genug ist, ist er einem Marktliberalen egal. Ist er höher als der Durchschnittslohn hat er was dagegen, ich aber auch und ich würde mich nicht als "Marktradikal" bezeichnen.
Warum? Weil durch die künstliche Erhöhung des Preises über dem Marktgleichgewicht, effektiv weniger Menschen zu diesem Lohn beschäftigt werden als zu dem Durchschnittslohn. Somit wird dem privilegierten Klientel, das sich glücklich schätzen kann überhaupt einen Job zu haben, zu einem höheren Lohn verholfen. Während die in Folge des Mindestlohns Freigestellten der Staatskasse zur Last fallen. Nicht unbedingt eine win-win-Situation.
Mindestlohn als Untergrenze um z.B. wehrlose Immigranten vor kriminellen Ausbeutern zu schützen, die die wehrlosigkeit ausnutzen um ihnen Löhne abzupressen die weit unter dem marktgleichgewichtigem Lohn sind, befürworte ich natürlich.
Es ist also auch aus Sicht eines Neoliberalen also nicht unbedingt die Frage ob Mindestlohn, sondern wie hoch er ist.
Analog zur oben genannten Argumentation, hab ich auch immer bei Gewerkschaften leichte Bauchschmerzen wenn sie sich als Vertretung bzw. "linkes Mittel" des kleinen Mannes gerieren. Das sind sie mitnichten, sie sind eine Lobbyvereiningung (z.T. mit monopolistischen Zügen, zumindest mit oligopolistischen) der Arbeitnehmer und eben nicht die der Arbeitslosen. Das heißt wenn die Gewerkschaft ihre Marktmacht einsetzt um höhere Löhne durchzusetzen, tut sie nur ihren Mitgliedern bzw. den Beschäftigten der Branche etwas Gutes und das kann zu Lasten der Arbeitslosen gehen, die in Folge der Löhne über dem Marktgleichgewicht eben nicht beschäftigt werden oder nicht mehr beschäftigt werden können.
Gewerkschaften sind eine wichtige Errungeschaft als Arbeitnehmervertretung um kapitalistischen Auswüchsen a la Manchesterkapitalismus Einhalt zu gebieten, keine Frage. Aber sie sind nicht das Mittel um einen echten sozialen Ausgleich in der Gesellschaft herzustellen. Denn sie sind eine Lobbyvereinigung der Arbeitnehmer und deren Interessen vertreten sie u.U. eben zu Lasten der noch kleineren Leute, die gar keine Arbeit haben und dessen muss man sich schon bewusst sein.
Aufstocken find ich persönlich gar nicht so verkehrt. Von der klassischen Theorie her, ist das zwar eine Form der Subvention, die der Theorie nach der optimalen effizienten Ressourcenallokation einer Gesellschaft im Wege steht. Aber diese Ineffizienz sollte sich eine Gesellschaft in dem Fall halt leisten um Menschen ein Leben über dem Existenzminimum zu ermöglichen und sie in Arbeit zu halten was auch einen Wert hat.
Aber auch Aufstocken hat seine Tücken.
Zum einen gibt es für Unternehmer keine Anreize großartig den Lohn anzuheben auch wenn das vom eigentlichen (unsubventionierten) Marktgleichgewicht des Lohnes angezeigt wäre, ebenso wenig wie es für den Arbeitnehmer Anreize gibt für höhere Löhne einzutreten. Der "Preiskampf" kommt also gar nicht zu Stande weil der Staat ja brav dazuzahlt.
Generell besteht bei Subventionen immer die Gefahr das ineffiziente Industriezweige bzw. in diesem Fall Berufsgruppen durch Subventionen "künstlich" am Leben erhalten werden, die sowieso irgendwann austerben müssen, weil sie einfach nicht gebraucht werden.
Beliebtes Beispiel der "Marktradikalen" war/ist die Kohlesubvention, wobei die gerade ein schlechtes Beispiel ist, denn durch den enormen Ressourcenverbrauch Chinas und auch Indiens und dem Ansteigen des Kohlepreises bis zur Krise, der Weltmarktpreis gar nicht mehr so weit weg war von den Kosten mit denen in Deutschland Kohle gefördert wird. Weiß nicht wie es jetzt ist, aber vor 2 jahren wäre es teurer gekommen die Zechen zu schließen und wieder in Betrieb zu nehmen als zu warten bis der Kohlepreis das deutsche Niveau erreicht hat. Hinzukommt das die Deutschen sehr effizient Kohle fördern, somit die Kohlesubvention auch gleichzeit eine Subvention für die Entwicklung von Fördertechnik ist.
Aber mal angenommen Umwelttechnologien würden so weit entwickelt das sie die Kohle überflüssig machen, würde einleuchten das die Subvention unsinnig wär.
Aber Neoliberale haben nicht zwangsläufig etwas gegen Subventionen. Als Startimpuls für junge sich entwickelnde Wirtschaftszweige z.B. für Umwelttechnologien befürworten auch Neoliberale Subventionen.
Vermögensteuer - Verwerfliche Subjekte wie Steuerflüchtlinge und Steuerschlupflöcher will ich mal außen vor lassen.
Ich persönlich hab nicht unbedingt etwas gegen Vermögenssteuer. Aber ich finde sie auch nicht unbedingt sinnvoll.
Zuallerst kann der Reiche argumentieren, dass er um dieses Vermögen anzuhäufen ja schonmal Steuer gezahlt hat in Form der Einkommensteuer. Durch die hat er eh schon mehr gezahlt und zwar nicht nur weil die Steuer in Prozent und nicht in absoluten Beträgen gemessen sondern obendrein sogar noch einen höheren Prozentsatz als der weniger Verdienende. U.u. über 50% von dem was er verdient hat. Er hat schon überproportional mehr "geleistet" als der Durchschnittsgesellschaftteilnehmer. Wieso also nochmal?
Touji sagt sinngemäß sie sollen dem Land/Gesellschaft auch mehr zurückgeben, weil sie mehr erhalten haben durch die Lebensumstände. Sind das denn wirklich andere Lebensumstände? Sie fahren auf den selben Strasse, gehen zu den selben Schulen, haben die selbe Verwaltung, die selben Gesetze und die Polizei oder Feuerwehr kommt auch nicht schneller. Und dafür zahlen sie ja ohnehin schon mehr.
Und ist es ja nicht so das alle Reichen Deutschlands einfach so oder durch Lotto reich geworden sind, sonder da steckt mitunter auch echte harte Arbeit dahinter. Und um ein Vermögen anzuhäufen bedeutet das u.U. auch sparen und damit Entbehrung.
Eine Vermögenssteuer bedeutet im Grunde nicht anderes als Sparer zu bestrafen, die sich das zum Teil durch Verzicht erarbeitet haben und diejenigen zu belohnen die das Geld rechzeitig verkonsumiert haben.
Die Frage ist somit ab wieviel Vermögen (und auf welches vgl. Grundsteuer) eine steuer erhoben werden soll.
Ich persönlich finde das man ebenso gut den Höchststeuersatz um 1%-2% erhöhen kann oder bestimmte Luxusgüter höher besteuern sollte z.B. Champagner, Yachten, Schmuck oder übermotorisierte Autos und nutzlose SUV's

Ich seh hinter Vermögenssteuerforderungen daher auch immer eher populistisches Wahlkampfkalkül um auf den Heuschrecken-Zug aufzuspringen.
Just my 2 cents, damit die Diskussion nicht zu einseitig wird
