Dead Space 3 (2013)
Wer das Sci-Fi-Abenteuer rund um Isaac Clarke und die Necromorphs schon vermisst hat, kann sich seit vergangenem Freitag an dem neuesten Teil der Serie laben – auch ich habe das als Fan getan, doch lohnt es sich? Schließlich gab es vielerlei Gerüchte, dass das Spiel massentauglicher gemacht wurde und somit die Qualität leiden werde; was dabei herausgekommen ist, will ich hier im Detail darlegen.
Zunächst ist es schade, dass man im Zuge von EAs Plattform Origin auch hier diesen Steam-Abklatsch haben laufen muss, aber da das nichts mit dem Spiel zu tun hat, ist das nur mein persönliches Missfallen. Positiv überrascht wurde ich gleich nach dem Spielstart durch das geile Hauptmenü: Eine Computertafel, die je nach Menüpunkt mit einer kurzen Animation dadurch umgeschaltet wird, dass einen Roboterarm die Tafel „umsortiert“. Das alles ist bereits Ingame-Grafik, und man kann, ähnlich wie in CoD Black Ops, die Kamera umherbewegen und stellt fest, dass Isaac quasi vor diesen Menüs sitzt und diesen in einem kleinen Raum bedient
Bereits in der ersten halben Stunde wird klar, dass definitiv ein Kurswechsel stattgefunden hat: Nach einem kurzen Prologteil, in der man kurzzeitig einen uns unbekannten jungen Soldaten spielt, wird man mit einigen Fragen auf den Lippen in die Zukunft nach diesem Prolog (200 Jahre) geschickt, wo Isaac Clarke, der Protagonist der ersten beiden Spiele, von zwei Soldaten in seiner Wohnung überrascht wird: Es geht um seine Ex-Freundin Ellie, die in irgendeine Sache verstrickt ist. Prompt folgt Action auf Action, denn die Unitology-Sekte, die man in Teil 2 bereits kennengelernt hat, will „das Überleben der Menschheit“ sichern. Natürlich soll das auf eher unkoscherem Weg erfolgen: Nachbauten der Marker sollen de facto die Necromorph-Infektion verbreiten.
Für mich spielt sich Dead Space 3 nicht mehr wie der düstere Splattershooter, sondern eher wie ein Mystery-Sci-Fi-Thriller mit Splatterelementen. Durch das Spiel hinweg, besonders im ersten Spielabschnitt auf dem Mond sowie später wieder auf dem Eisplaneten Tau Volantis wird recht häufig auf Skripts und Cutscenes gesetzt, die die Geschichte vorantreiben. Mit dabei sind eher weniger überzeugende Dialoge und menschliche Dramen zwischen den Akteuren, mit denen man immer mal wieder zusammenstößt – stellenweise kommt es mir tatsächlich ein wenig wie ein Hollywood-Film vor. Wie zuvor findet man auch immer wieder Textlogs sowie Audio- und Videobotschaften, die Hintergrundinformationen liefern sollen.
Dementsprechend hat sich auch die Atmosphäre verändert; ein ungutes Gefühl bekommt man beim Herumstreifen durch Gänge und Hallen selten, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass mir während das gesamten Spiels nur einmal die Munition und zweimal die Medipacks ausgegangen sind; ansonsten hat man sehr viel davon, viel zu viel. Auch das Waffensystem wurde bekanntermaßen verändert – jetzt kann man sich aus Rohstoffen, die man das ganze Spiel über findet, selbst seine eigenen zusammenbauen und mit verschiedenen Bauteilen auch aufrüsten. Wirklich getaugt hat mir dieses System nicht: Ich habe bis zum vorletzten Kapitel den guten alten Plasmacutter benutzt, da alle anderen Waffen, die ich gefertigt hatte, einfach mal – trotz Updates – Mist waren. Die Energieknoten und klassischen Waffen der Vorgänger sind mir insgesamt sympathischer.
Auch die Vorfreude auf die Anzüge wurde etwas gedämmt, da diese sich nur im optischen Aspekt unterscheiden und nicht ansatzweise so gut aussehen wie jene aus dem zweiten Teil des Spiels. Eine Aufrüstung erfolgt global, d. h. gilt für alle Anzüge.
Eine relativ schöne Sache, die hinzugekommen ist, sind die optionalen Missionen, die stets in separaten Gebieten durchgeführt werden – leider bringen sie aber immer die gleiche Belohnung: Neue Platinen und Ressourcen für die Waffen. Hier hätte man sich noch einiges mehr einfallen lassen können. Minispiele und „Rätsel“ sind wieder in geringem Maße vorhanden und allesamt ziemlich leicht. Das ist im Vergleich mit den Vorgängern nicht unbedingt ein Vorwurf, aber wo bleibt der geniale Einschub, den Teil 1 mit dem Zero-G-Basketball bot? Genau das würde solche zusätzlichen Elemente noch enorm aufpeppen.
Es gibt sicher noch mehr zu erzählen, aber ich will den Bogen hier nicht überspannen. Abschließend sei noch das (optisch) schicke Leveldesign erwähnt, wo die Vorgänger auch bereits glänzten. Zwar hat man auch in diesem Spiel nur wenig optionale Laufwege, um ein Ziel zu erreichen, dennoch ist es deutlich besser als die Schlauchlevel bekannter Mainstream-Shooter – selbst wenn einige Komplexe in DS3 ebenso aufgebaut sind. Lichter, Effekte, Geräusche usw. sind meines Erachtens recht stimmig.
Fazit
Erneut konnte Visceral Games ein solides Sci-Fi-Spiel auf die Beine stellen, welches sich nicht vor seinen Vorgängern verstecken muss – allerdings kommt zu oft das Gefühl auf, die Zielgruppe des Spiels hat gewechselt. Der neueste Teil ist deutlich einfacher, durchgeskripteter und actionlastiger, was vielen Spielern nicht missfallen, aber zumindest den Fans der ersten Stunde sauer aufstoßen wird. Ich für meinen Teil bin nicht enttäuscht, finde aber, hier wurde viel Altbewährtes unnötig über den Haufen geschmissen. Wen das nicht stört, der kann bedenkenlos zugreifen!
8/10