[BAFH] Xmas again

TraXX

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BOfH eigentlich genannt, Bastard Operator from Hell. Ein an der Uni vegetierender Sysadmin im permanenten Zynismus-Zustand :)
BAfH auch als Bastard Assistent from Hell bekannt, ist eine weitere Auslegung der originalen Geschichte und erzählt von vielen kleinen alltäglichen Dingen an der Uni eines Studentengeplagten Operators.

Hier der aktuelle Newsletter, welchen Ihr über die Mailadresse bastard-request@bas.uni-muenchen.de erhalten könnt.

Es ist nicht mehr zu ignorieren! Wir rasen unaufhaltsam auf den Jahresgipfel des Konsumterrors zu:
Xmas steht vor der Tuere - und verschafft sich brutal und mit Hilfe penetrantester Werbung auf allen Kanaelen Einlass!

Und obwohl ich meine Tuere abgeschlossen und den Schluessel zweimal rumgedreht, obwohl ich die Schutzschilde hochgefahren und Frau Bezelmann verboten habe, mir unaufgefordert ihre steinharten Zimtsterne vorbeizubringen, trotzdem rueckt mir die allgemeine Massenpsychose genannt Weihnachts-Hysterie allmaehlich auf die Pelle!

Ich schicke eine email an 'inhouse', in der ich darauf hinweise, dass im Sekretariat umsonst Zimtsterne ausgegeben werden. Schliesslich musste letztes Jahr mein Grundkurs ausfallen, weil 60% der Studenten mit akuten Verstopfungsproblemen im Uni-Klinikum lagen. Mit etwas Glueck lassen sich so meine Weihnachtsferien (das einzig Gute an der ganzen Geschichte!) um eine weitere Woche ausdehnen.

Im Big Brother sehe ich, dass die mittlere Auslastung im Linux-Cluster um 23% gestiegen ist. Eine kurze Ueberpruefung ergibt, dass auf fast allen Workstations das Programm 'xsnow' laeuft. Ihr wisst schon: das niedliche kleine X, das es auf der Oberflaeche schneien laesst, und ab und zu fliegt ein noch niedlicher roter Nikolaus-Schlitten quer ueber das Display.
Zum Kotzen!
Ich ersetze das Binary von 'xsnow' durch das von 'xacid', ein huebsches kleines Programm von mir, das einen Salzsaeureregen auf dem Display
simuliert: herunter rinnende Tropfen aetzen sich brutal durch alle Windows. Als besonderes Schmankerl nimmt 'xacid' bei allen Programmen, die es veraetzt, die Ausfuehrungsrechte weg. Normalerweise kann der Benutzer danach nicht mal mehr eine Konsole starten.

Um den Mitarbeitern meinen Standpunkt gegenueber den kommenden Festtagen ein fuer alle Mal klar zu machen, fuege ich in die Spam-Filter eine Regel ein, welche jede Email kommentarlos loescht, die mit 'Froehliche Weihnachten' oder 'Guten Rutsch' unterschrieben ist.

Mag ja sein, dass sich andere in dieser Zeit amuesieren; fuer mich ist es wie immer mit harter Arbeit verbunden. Drei Stunden quaele ich mich durch die einzelnen Projektbudgets des LEERstuhls, um festzustellen, ob wir den bewilligten Etat auch wirklich bis auf den letzten Euro ausgegeben haben. Es ist unglaublich, wie viel Geld jedes Jahr der Uni verloren geht, bloss weil schlampige Projektmanager nicht haushalten koennen! Mit Hilfe einer Monte-Carlo-Simulation und des Online-Katalogs vom Mediamarkt ermittele ich streng wissenschaftlich die optimalste Verteilung der Restgelder auf diverse Hardware-Teile, die schon laenger auf meiner Wunschliste sind. Zum Beispiel eine DVD-Jukebox mit 512 Slots, eine Dolby 5.2 Profi-Anlage und andere Kleinigkeiten ...
Waehrend ich noch die Online-Bestellungen ausfuelle, bumpert es auf einmal heftig an meine verrammelte Buerotuere. Unglaeubig rufe ich die Web-Cam im Flur auf mein Display. Das muss ein Irrtum sein. Das letzte Mal, dass jemand meine Schutzschilde missachtet hat, musste immerhin nachher das Technische Hilfswerk anruecken. Man sollte meinen, dass die ueberlebenden Mitarbeiter und StudentInnen (da wars wieder!) wenigstens die fundamentalen Ueberlebensregeln gelernt haetten.
Vor meiner Tuere steht ein Typ mit einer Packung Verbandswatte vor dem Gesicht und roter Muetze. In der rechten Hand hat er etwas, das entfernt wie ein manifestierter N-Gramm-Decision-Tree aussieht, in der anderen Hand haelt er einen blauen Muellsack. Im Hintergrund (mit gehoerigem
Sicherheitsabstand) erkenne ich undeutlich eine dicht zusammen gedraengte Menschenmenge, aus der laecherlich rote Zipfelmuetzen herausragen. Ich meine, Frau Bezelmann in der ersten Reihe zu sehen.
Waehrend ich noch fassungslos aufs Display schaue, hebt der Typ die Hand und bollert wieder gegen meine Tuere.
"Ho, ho, ho!" toent es gedaempft von draussen.
Ich nehme ein Kaminfeuerzeug aus der Schreibtischschublade, ueberpruefe, ob das Magazin voll geladen ist und oeffne meine Buerotuere.
"Ho, ho, ho!" droehnt es triumphierend in mein Gesicht. Eine Gluehweinfahne ersten Ranges nimmt mir fuer einen Moment den Atem. Das erklaert einiges! Nur wer schwer alkoholisiert ist, kann sich zu der Wahnsinnstat hinreissen lassen, an meine Tuere zu bollern! Im Hintergrund ertoent unterdruecktes Gekicher. Ich sehe Frau Bezelmann mit dem Raben Nero auf ihrer Schulter; beide tragen eine rote Zipfelmuetze. Marianne ist auch da, in einem gewagten Coca-Cola-roten Minikleid mit weissem Pelzbesatz am grosszuegigen Ausschnitt. Sogar der Kollege Rinzling hat sein Buero verlassen. Der gruenlichen Gesichtsfarbe nach soll er wohl den Grampus darstellen; allerdings verdirbt die weisse Atemschutzmaske den Gesamteindruck erheblich.
Ich schaue dem Kollegen O. - denn er ist es natuerlich - fest ins Gesicht oder vielmehr in das, was nicht von der Verbandswatte verdeckt wird, und frage mit eisig beherrschter Stimme, was der Firlefanz vor meiner Tuere bedeuten solle.
"Ho, ho, ho!" faengt er wieder an mit seiner kuenstlichen Grossvaterstimme und spaeht angestrengt auf einen grossen Zettel. "Aeh ... du bist doch wohl der Assistent Leisch, nicht wahr?"
Ich bestaetige, dass dem so sein, und weise darauf hin, dass ich mich mit Fremden normalerweise nicht duzen wuerde.
Der Kollege O. ignoriert das geflissentlich:
"Hier steht, dass du in diesem Jahr gar maechtig deine Kollegen getriezt hast. Ist das wahr?"
"Nicht die Bohne!" sage ich.
Gelaechter und Buhrufe im Hintergrund.
"Und dann steht hier noch, dass du deine Studenten gewaltig mit schwierigen Pruefungen und Hausarbeiten gequaelt hast ..."
Johlen und Pfiffe von den Studenten, die sich hinter Frau Bezelmann verschanzt haben, damit ich ihre Gesichter nicht sehen kann. Wenn die wuessten, dass ich im Moment alle Ueberwachungskameras im Gang mitschneide. Nach Weihnachten werden sie ihre Daten nicht mehr wiedererkennen!
"Ich bin sicher," erklaere ich gelassen, "dass Sie mich verwechseln. Wahrscheinlich mit dem Kollegen O.; der wohnt uebrigens da drueben."
Ich deute auf O.s Buerotuere. Der 'Nikolaus' geraet etwas aus dem Konzept.
"Aeh ...", sagt er, aber ich lege gleich noch etwas nach:
"Und falls das nicht auf Ihrem Zettel steht: Der Kollege O. missbraucht unsere Datenbank, um seine Sammlung lilafarbener Unterwaesche zu katalogisieren. Ich finde, dass er dafuer mindestens 10 Rutenhiebe verdient haette, oder?"
Pandaemonium im Gang hinter Frau Bezelmann.
Der 'Nikolaus' versucht mit erhobener Stimme, seine Autoritaet
wiederzugewinnen:
"Hrrrrm ... es geht hier jetzt nur um Dich, Leisch! Aeh ... was fuer gute Taten im letzten Jahr kannst du mir berichten, damit ... aeh ... damit du etwas aus meinen Sack erhalten kannst?"
Ich begucke sorgfaeltig den blauen Muellsack.
"Ich bin mir nicht so sicher, ob ich etwas aus einen zerrissenen Muellsack erhalten will. Na, gut. Meine guten Taten letztes Jahr: Ich habe ein neues SPAM-Filter installiert, das auch die meisten privaten Emails erwischt; die Durchfallquote im Vordiplom konnte Dank meines Engagements auf 67% gesteigert werden; die Gesamtsummer abgerechneter Reisespesen (hauptsaechlich meiner eigenen natuerlich) hat die 100.000 Euro ueberschritten; ach ja, und ich habe mich dem allgemeinen Trend der Studenten angeschlossen und das Rauchen angefangen!"
Der Kollege O. ist von meinen Leistungen so ueberwaeltigt, dass er momentan aus seiner Rolle als 'Nikolaus' faellt:
"(Normalstimme) Was? Du rauchst jetzt?! Aehm ... hrrrrm ... (Grossvaterstimme) das ist aber keine ... aeh ... keine gute Tat, mit dem Rauchen zu beginnen ..."
"Nicht?" wundere ich mich. "Ich dachte, wenn alle das machen ... Leider habe ich immer noch Probleme mit der Technik ..."
Ich hole eine riesige Havanna und das Kaminfeuerzeug aus der Tasche.
"... zum Beispiel, weiss sich nicht, welches Ende man bei diesen Dingern anzuendet ..."
Ich stecke die Havanna in den Mund und versuche, sie mit dem Kaminfeuerzeug anzuzuenden. Dank einer kleinen technischen Modifikation produziert das Feuerzeug eine 60-Zentimeter-Stichflamme, die durch einen dummen Zufall (sic!) voll die Verbandswatte des Kollegen O. erwischt.
Der Kollege gibt quiekende Ferkellaute von sich und schlaegt mit seiner Rute nach den schnell hoeher lodernden Flammen. Marianne stuerzt geistesgegenwaertig nach vorne und reisst dem Kollegen O. den falschen Bart herunter.
Der beissende Rauch loest natuerlich sofort die Feuermelder im Gang aus, die ich in muehsamer Fummelei so hingetrimmt habe, dass sie schon ansprechen, wenn sich unten im Foyer jemand eine Zigarette anzuendet. In Sekunden wird die ganze Bagage vor meinem Buero mit eiskaltem Loeschwasser eingesprinkelt.

Das wird ihnen hoffentlich eine LEERE sein!
:w

Copyright Florian Schiel 2003
 
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