wenn jemand jemanden einstellt, fragt er sich, was er ihm wert ist. Dabei schaut er in seinen Geldbeutel, auf den Kandidaten und seine Fähigkeiten und vielleicht - bei bestimmten Positionen, die mit anderen vergleichbar sind - auf den Rest des Marktes bezüglich solcher Stellen.
Was er sich nicht fragt - das wäre wohl ein lustiger Gehaltspoker - ist: ist es sozial gerecht, wenn ich ihm 1 Million pro Jahr gebe statt 100.000 ?
Das ist letztlich jedem selbst überlassen und Menschen und ihre Fähigkeiten bzw. ihr Nutzen für ein Unternehmen sind zu differenziert, um unter dem Verdikt der sozialen Gerechtigkeit Maßstäbe für das Gehalt anzulegen.
Wenn von sozialer Gerechtigkeit die Rede ist, meint das Volk ( zumeist populistisch vernebelt) z.B. die Entlassungspolitik der Deutschen Bank trotz hoher - ja sogar Rekord- - Gewinne oder etwa die Verteilung der Steuerlast oder ob es genug Kindergartenplätze gibt.
Teilweise hat der Staat unmittelbaren Einfluss auf diese Umstände, hängt aber ( vor allem aufgrund der großen Zinsbelastung und des demographischen Faktors sowie der Arbeitslosigkeit) am Tropf der Einnahmen, um seine hoheitlichen Aufgaben und das Setzen von Rahmenbedingungen für wirtschaftlichen Aufschwung wahrzunehmen.
Teilweise müssten sich Unternehmen ihrer ethischen Pflicht mehr bewusst werden und auch Signale, die an die Öffentlichkeit gesandt werden, sensibler einschätzen.
Andererseits ist z.B. der Vorstand der Deutschen Bank den Aktionären verpflichtet und ob die ihre Rendite, die sie sich aufgrund ihrer Investition und Teilhaberstellung, versprechen, freiwillig zurückstecken, um einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit zu leisten, ist überaus fraglich.
Herr Ackermann ist engagiert, die Deutsche Bank auf Kurs zu halten und ihre Gewinne zu mehren. Dieses hat er hervorragend bewerkstelligt, mitunter auch durch unpopuläre Entscheidungen. Das sollte man ihm dann allerdings nicht vorwerfen, denn Schuld haben allein die Mechanismen des Marktes.
Fähigere Menschen, um an diese Debatte oben anzuknüpfen, haben größere Chancen und sind letztlich ein Segen. In verantwortlicher Position haben sie mehr Verantwortung und schöpfen größere Wirtschaftskraft als der einfache Arbeiter. Sie haben für die Volkswirtschaft einen größeren Nutzen, ohne dass dies etwas negatives über die einfachen Arbeiter als Menschen aussagt.
Letztlich sind am Geldgeber- wie auch Geldnehmervorgang immer Individuen beteiligt. Und jede Ansicht, die dabei ansetzt, Löhne zu vereinheitlichen oder den Mindestlohnsektor nicht wegen z.B. Lohndumpings im Bausektor sondern um einer vermeintlichen sozialen Ungerechtigkeit willen allgemein auszuweiten, verkennt eben diese Individualität und die Gier sowie die Einbettung Deutschlands in ein internationales Wirtschaftsgefüge.
Beispiel: Josef Ackermann soll aus der Schweiz nach Deutschland ziehen und die Deutsche Bank leiten. Hierfür wird in die Liste für Gehälter von Top Mangern geschaut und ihm das Gehalt X ausgezahlt / versprochen. Was tut Herr Ackermann? Er heuert bei Goldman Sachs oder sonstwo außerhalb Deutschlands an und mehrt dort das Vermögen der Aktionäre.
Zugegeben: Sensibilität im Umgang mit Arbeitskraft, vor allem, wenn deren Entlassung ansteht, ist geboten angesichts des gereizten Klimas. Aber ansonsten wird soziale Gerechtigkeit nach Kassenlage erzeugt. Das ist die bittere Wahrheit.
Die Politik und mit ihr die Demokratie hat hierbei nur mittelbaren Einfluss. In Zeiten der Bedrohung der inneren Sicherheit durch die RAF oder als es um die Stationierung von Pershing II - Raketen ging, währenddessen Massenarbeitslosigkeit ein Wort aus dem Geschichtsbuch war, war das Volk bezogen auf die Demokratie anderer Meinung.
In Zeiten, in denen Finanz-, Gesundheits- und Wirtschaftsfragen die Schlagzeilen dominieren und die Lage mal seichtrosa sonst aber eher dunkelgrau ist, lässt das Interesse nach, da ohnehin kaum einer folgen kann. Wer weiß schon, was "die da oben" für Details zum Risikostrukturausgleich aushandeln? Und: wie soll das dem normalen Volk vermittelt werden? Antwort: gar nicht. Es ist zu kompliziert.
Folge: Die Demokratie hat kein strukturelles sondern ein Imageproblem.