Es wird eine Menge Geld ins Marketing investiert, das man besser in die Qualität der Spiele stecken sollte. Ich möchte den Qualitätsunterschied gerne einmal an dem konkreten Beispiel der CommandCom festmachen, wobei sich auch zig weitere andere Szenarien hierfür eignen würden: Während bei Blizzard die Leute zu tausenden auf die Messe BlizzCon pilgern, dafür Eintrittsgeld bezahlen und manchmal auch den Atlantik für eine Teilnahme überqueren, muss EA 100 Leute einladen und ihnen fast alles bezahlen, damit sie überhaupt erst erscheinen. Bevor ich nun falsch verstanden werde: Ich habe nichts gegen ein solches Sponsoring, vor allem, da ich ja auch selbst davon profitiere, aber es ist halt ein Widerspruch vorhanden zwischen Anspruch und Realität.
EA hat sich in Sachen C&C für eine Entwicklungsphilosophie entschieden, die nicht maßgeblich auf Qualität setzt, sondern hauptsächlich darauf, in möglichst kurzer Zeit eine hohe Anzahl an neuen Spielen zu veröffentlichen. Es gibt sicherlich gute Argumente dafür, warum diese Strategie so angewendet werden sollte. Die Marke C&C scheint bis jetzt ja profitabel zu laufen. Aber nur, weil dem so ist, heißt das noch lange nicht, dass diese Strategie so auch als richtig angesehen werden kann.
Meiner Meinung nach ist dieses Vorgehen von EA zu kurzfristig gedacht und entzieht CnC als Marke langfristig immer mehr an Boden. Anders gesagt: Sie wird ausgeschlachtet und ausgesaugt. Weiterhin werden auf diese Art und Weise auch zahlreiche Chancen vertan. Blizzard hat es durch ein kompromissloses Qualitätsprinzip geschafft, eine Multiplayer-Community aufzubauen, die seines Gleichen sucht. Sie haben mit StarCraft in Korea dem Begriff eSport eine völlig neue Bedeutung gegeben und dort eine Art Volkssport etabliert. Durch die sehr große Anzahl an begeisterten online Spielern ihrer Spiele weltweit verfügen sie weiterhin über die Grundlage, ein Spiel wie World of Warcraft Realität werden zu lassen und sich mit diesem eine sehr dominante Position in einem Genre zu sichern, das noch sehr viel Potential beherbergt. Was habe ich da erst kürzlich gelesen? Es soll über einen Kinofilm nachgedacht werden, der im Warcraft-Universum spielt? Man kann diese Liste jetzt immer weiter fortführen, bis man eben wieder an der BlizzCon angelangt, aber ich denke das bisher Aufgeführte sollte ausreichen, um meine Sichtweise zu veranschaulichen.
Diese Chancen und Möglichkeiten, die ich oben angeführt habe, lassen sich in der Regel nicht aus Meinungsumfragen und Statistiken erschließen. Es erfordert ein gewisses Maß an Fachkenntniss, Weitsicht und Mut, dieses zu erkennen und auch umzusetzen. Ich bin mir nicht sicher, ob das in dem riesigen Apparat EA so vorhanden ist, der sich bislang eher dadurch ausgezeichnet hat, eine Kuh durchweg bis zum letzten Tropfen zu melken und sich bei Bedarf andere Marken bzw. ganze Entwicklungsstudios (retroperspektivisch z.B. Westwood) einzuverleiben. Selbst jetzt, wo man als Außenstehender gewisse Erfolgserlebnisse eines langfristig orientierten Qualitätsprinzips erkennen könnte, setzt man lieber darauf, die feuchten, schon schimmeligen Stellen mit Marketing zu überpinseln, als sich wirklich grundlegende Gedanken zu machen.
Jedenfalls ist der zu Tiberium Wars Zeiten propagierte Slogan "RTS as a Sport" schon mal Geschichte. Man kann sich ein erfolgreiches Multiplayerspiel halt nicht in dem Sinne erkaufen, als dass man einfach viel Geld in große Turniere steckt oder mit C&C TV die Werbetrommel rührt. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn EA eine WCG sponsert oder eine Ladder Season veranstaltet, aber wenn man wirklich das Ziel haben sollte, eine große Multiplayer-Community aufzubauen, muss man bei dem Fundament anfangen. Und ansonsten sagt man ja auch: Der Fisch stinkt vom Kopf. Aber weiß EA wirklich, was es will? Vielleicht offenbart CnC 4 uns ja demnächst eine ganz neue Form der Ehrlichkeit. Das, was man bisher so hört, erzeugt bei mir jedenfalls keine besonders große Form der Vorfreude.
In diesem Sinne, man sieht sich auf der CommandCom