Schimmel in Gebäuden
Ursachen
Verschimmelte Decke
Feuchtigkeit ist die Hauptursache für Schimmelbildung in Gebäuden. Schimmelpilze finden hier ein reiches Nahrungsangebot: Zellulose (Tapeten, Kleister, Holz und Holzwerkstoffe, Gipskartonplatten) oder auch Kunststoffe (Wandbeschichtungen, Teppichböden, Bodenbeläge usw.). Darüber hinaus können Staub, Kleidung, Bücher etc. befallen werden. Die Feuchtigkeit kann folgende Ursachen haben (vgl. Feuchtigkeit):
* defekte Wasserleitungen (Heizung, Dachentwässerung, etc.);
* Eindringen von Schmelz- oder Regenwasser wegen schadhafter Dachabdichtung, undichtem Mauerwerk etc.;
* Unglücksfälle: Waschmaschinenablauf, Löschwasser, Hochwasser, etc.,
* Kondenswasser (oder Tauwasser) – tatsächlich das Hauptproblem, das besonders in den jüngeren Zeiten des Energiesparens viel (juristischen) Streit zwischen Mietern und Vermietern ausgelöst hat:
o Raumluftfeuchtigkeit schlägt sich auf kühlen Bereichen von Zimmerwänden (oder an Fenstern etc.) nieder – dort (oder an anderer Stelle, wohin das Wasser eventuell abfließt) entsteht bei vorhandenem Nahrungsangebot Schimmel. Die Luftfeuchtigkeit rührt nicht nur vom Baden und Kochen her, sondern schon vom Atem der Bewohner. Einzelne Bauschimmelarten treten ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 % auf, ab 80 % fast alle übrigen (Sedlbauer/Krus 2003, S. 5).
o Früher waren Fugen an Fensterrahmen derart undicht, dass sie unbemerkt ein Entfeuchten der Raumluft gewährleisteten und so Schimmelbildung vermieden.[4] Zum Energiesparen wurden derart undichte Fensterrahmen inzwischen so durch dichtere ersetzt, dass der Austausch zwischen (relativ) feuchter Raumluft und (relativ) trockener Außenluft nunmehr gezielt durch Lüften herbeigeführt werden muss. Wetterabhängig (besonders im Sommer) kann jedoch Lüften auch die Feuchtigkeit der Raumluft erhöhen,[5] (besonders bei Kellerräumen)[6]; dann ist eher Heizen (oder sogar ein technisches Entfeuchtungsverfahren[7]) angebracht.
o Niederschlag von Raumluftfeuchtigkeit (also Kondenswasser) nimmt mit der relativen Feuchtigkeit der Raumluft zu. Bei gleichem Wassergehalt (absolute Luftfeuchtigkeit, H2O etwa in g/m3) ist diese umso höher, je geringer die (Innen-)Temperatur ist. Daher wird stets geraten, einerseits auch bei Abwesenheit zu heizen und andererseits das Lüften rechtzeitig so zu beenden, dass Raumwände und Mobiliar nicht auskühlen (Stoßlüften statt Fensterkippen). – Die Temperatur der Raumluft differiert i. Allg. zwischen verschiedenen Stellen eines Raums, insbesondere mit der Nähe zu einer Wärmebrücke (unzureichende Wärmedämmung) oder einer Kaltwasserleitung, auch zwischen verschiedenen Bereichen einer Wohnung oder eines Hauses abhängig von Nutzung/Heizung. Damit schwankt die relative Luftfeuchtigkeit innerhalb eines Raums oder – bei offenen Durchgängen (Türen) – zwischen Bereichen der Wohnung/des Hauses. Relevant für Schimmelwachstum ist die relative Luftfeuchtigkeit an der Oberfläche der bedrohten Nährsubstanz. Die Schwankung der relativen Feuchtigkeit an Zimmerwänden veranschaulicht Bild 3 auf S. 20 in Sedlbauer/Kießl 2002.
o Undichte Dampfsperrfolien an Innendämmungen oder in Dachkonstruktionen lassen feuchte Raumluft in die Dämmmaterialschichten eindringen und kondensieren (vgl. Wärmedämmung).
o An der Wand stehendes Mobiliar kann eine ähnliche Wirkung wie eine Innendämmung ohne Dampfsperre haben. Es behindert die Erwärmung der Wandinnenseite und sorgt so für eine Verschiebung des Taupunkts zur Raumseite hin. Ohne eine ausreichende Absperrung des Wasserdampfs kommt es vermehrt zu Kondensation.
o Die Temperatur der Raumluft nahe einer Wärmebrücke, also einer kühlen Stelle einer Wand, nähert sich der Temperatur der Wand an dieser Stelle umso mehr an, je weniger die Luft über diese Stelle hinwegstreift, statt an ihr zu stehen[8]. Hiervon hängt die relative Luftfeuchtigkeit an der kühlen Wandstelle tatsächlich ab. Auch daher kondensiert Feuchte mit folgender Schimmelbildung besonders dort, wo geschlossenes Mobiliar zu dicht an Außenwänden steht und eine Hinterlüftung nicht gewährleistet ist. Dies illustriert ebenfalls Sedlbauer/Kießl 2002, S. 20.
o Neben Unterbinden des Luftaustauschs durch dichtere Fugen (s. o.) bestehen (nachträgliche) Wärmedämmungsmaßnahmen gewöhnlich darin, ältere Fenster durch solche mit besser dämmendem Rahmen und Glas einzusetzen. Dies kann dazu führen, dass Raumluft vermehrt an verbleibenden Wärmebrücken (etwa Fensterlaibung) niederschlägt und dort Schimmel hervorruft – vgl. Lüften und Wärmedämmung. Allgemein fällt auf, dass Schimmel in Innenräumen gerade erst nach nachträglichen Wärmedämmungsmaßnahmen auftritt.[9] Vermieter/Bauherren können danach Streit mit Bewohnern zu vermeiden versuchen, indem sie auf das veränderte erforderliche Lüftungsverhalten hinweisen (z. B. Merkblatt). Verantwortung bleibt noch bei Vermietern/Bauherren in Bezug auf die Dämmung aller Wärmebrücken (s. o.). Aus der Rechtspraxis: Einbau isolierverglaster Fenster in auch sonst schlecht gedämmtem Mietshaus. Vermieter händigt besagtes Merkblatt den Mietern aus. Feuchtigkeitsschäden nehmen zu, im Erdgeschoss wächst Schimmel. Klage des Vermieters gegen entsprechende Mietminderung wird abgewiesen. In der Begründung: Wenn eine Wohnung derartige Mängel aufweise, dass diese nur noch durch übersteigertes Heizen und Lüften zu bekämpfen seien, sei das Maß des Zumutbaren überschritten.[10] (Man beachte hier die Gewährablehnung zu Rechtsthemen!)
o Präzisere Angaben finden sich schon im Wikipedia-Artikel über Luftfeuchtigkeit, weit mehr noch in Sedlbauer/Krus (2003). Biologisch ist eigentlich die Wasseraktivität – der aw-Wert – relevant; im wesentlichen ist jedoch bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von N Prozent der aw-Wert gerade N/100 (Sedlbauer/Krus (2003), S. 1–3).
Von Bauschimmel zu unterscheiden sind etwa der Hausschwamm und der Fogging-Effekt (Schwarzstaub).
Nachweis
Ein deutlicher Hinweis auf einen Schimmelbefall in Gebäuden ist das Auftreten der typischen dunklen Flecken und/oder ein muffeliger (erdiger) Geruch. Ein analytischer Nachweis kann entweder über Luftanalysen (Untersuchung auf bestimmte Stoffwechselprodukte der Pilze) oder über Hausstaubuntersuchungen erfolgen.[11] Eine im Jahr 2009 veröffentlichte Untersuchung[12] deutet darauf hin, dass der Ergosteringehalt im Hausstaub als Schnellmethode für eine Schimmelpilzbelastung in Innenräumen verwendet werden kann.
Behandlung (Sanierung)
Ungenau wird von „Entfernen“ des Schimmelbefalls gesprochen. Besser sollten folgende Ziele von Maßnahmen gegen vorhandenen Bauschimmel unterschieden werden; Kombinationen müssen fallspezifisch erwogen werden:
* biologisches „unschädlich“ machen („Abtöten“); hierbei geht es um Unterbindung
o weiteren Stoffwechsels (also auch weiterer Bildung von Giftstoffen),
o weiterer Ausbreitung des Befalls (des Myzels),
o weiterer Bildung von Sporen
oder gar um eine Inaktivierung/Zerstörung der Sporen, so dass diese nicht mehr biologisch aktiv werden können. Dabei muss beachtet werden, dass Schimmelsporen (relativ leicht zu bekämpfen) und bakterielle Endosporen (sehr schwer zu bekämpfen) nicht miteinander Identisch sind. Es braucht also keine explizit sporozid wirkende Desinfektionsmittel, um Schimmelsporen zu bekämpfen.
* optisches „unschädlich“ machen (Bleichmittel);
* tatsächliches (d. h. physisches) „Entfernen“ des Schimmelbelags bzw. seiner Rückstände nach anderer Behandlung. Dies bedeutet typischerweise Abtragen des befallenen Substrats, also auch etwa von Putz oder weiterer Baumaterialien.
* Unterbinden neuerlichen Schimmelpilzbefalls.
Zu beachten ist dabei, dass grundsätzlich auch ein „abgetöteter“ nicht vollständig entfernter Schimmelbefall Gifte bzw. Allergene in die Raumluft abgeben kann (vgl. „Schadensweisen“).
Chemikalien können Schimmelpilz kurzfristig und i. Allg. nur an der Oberfläche entfernen. Sie werden in der Regel nur von Fachleuten im Rahmen einer umfassenden Sanierung verwendet. Pilztötend oder -hemmend – fungizid bzw. fungistatisch – wirken u. a. folgende Chemikalien und Methoden:
* Desinfektionsmittel:
o Wasserstoffperoxid
o Natriumhypochlorit
o Peressigsäure oder Peressigsäure enthaltende Gemische (im professionellen Bereich)[13]
o 70 %-Alkohol, z. B. Isopropanol oder Ethanol (bei feuchtem Untergrund 80 %)
Wasserstoffperoxid, Natriumhypochlorit und Peressigsäure sind (als Oxidationsmittel) zerstören auch Schimmelsporen und entfärben als Bleichmittel den Belag, so dass er unter Umständen nicht vollständig abgetragen werden muss (poröse Oberflächen). Alkohol ist nicht sporozid, wird eher zum Lösen und Abwischen des gesamten Schimmelbelags auf glatten Oberflächen verwendet.
* Bestrahlung mit ultraviolettem Licht zerstsört Schimmelsporen, aber nicht das eigentliche Mycel.
Für kleine Flächen und bis ca. 2 cm Materialtiefe:
* Heißluftgebläse (z. B. ein Föhn) (die Myzele vieler Schimmelpilze sind nur bis ca. 50 °C lebensfähig)
Für größere Flächen und größere Materialtiefen (auch dicke Balken u. Ä.):
* Spezielle Mikrowellengeneratoren, welche eine Temperaturerhöhung auch im Holzinneren herbei führen. Dadurch lassen sich allgemein holzzerstörende Organismen abtöten. Zeit- und Energieaufwand sind allerdings dem entsprechend hoch.
Fungizide Chemikalien werden auch in der Hoffnung eingesetzt, künftigen Schimmelbefall zu vermeiden. Beim Kontakt mit Mikroorganismen u. ä., aber auch schon unter Einwirkung von Licht und Wärme, zersetzen sie sich bzw. zerfallen, d. h. sie sind nur für begrenzte Zeit vorhanden, ab dann wirkungslos. Daher hat die ursächliche Behandlung Vorrang, vor allem muss Feuchtigkeit unterbunden werden. – Quartäre Ammoniumverbindungen (Quaternäre Ammoniumverbindungen, „Quats“, QAVs) wirken i. Allg. nur fungistatisch; dies genügt jedoch, um das Auskeimen von Sporen und Neubildung von Schimmelbelag zu verhindern. Sie sind viel stabiler als die aggressiveren und sporoziden Oxidationsmittel Natriumhypochlorit und Wasserstoffperoxid. Daher werden sie z. B. als Beimengung zum Farbanstrich zur (zusätzlichen) Vorbeugung gegen Schimmel eingesetzt.