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- Dec 9, 2002
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------------------------komm süsser tod
Tiefschwarzes über Wiener Rettungssanitäter
Nördlich der Mainlinie wird dieser Film mit deutschen Untertiteln gezeigt. Denn es handelt sich bei "Komm, süßer Tod" um eine österreichische Krimisatire, in der deftig weanerisch geredet wird. Man sollte sich also von vorneherein auf viel Gemosere und abgrundtief zynischen Schmäh gefasst machen.
Kein Wunder, geht es doch um den Beruf des Rettungsfahrers, und dabei scheint es sich in Wien um besonders abgebrühte und dickfellige Zeitgenossen zu handeln. Ihre Dialoge über die "Scheißhäusltouren" von Patienten und über Diabetikerinnen, die "zwischen der Dialyse und der Konditorei hin und her kutschiert" werden, sind jedenfalls alles andere als Vertrauen erweckend für potenziell Rettungsbedürftige.
Großer Publikumserfolg im Nachbarland
Temporeiche Krimigeschichte voller Lästermäuler
Vielmehr dient sie zur Untermalung einer gut konstruierten und temporeichen Krimigeschichte, die noch den tragischsten Ereignissen einen komischen Beigeschmack gibt. Die hohe Kunst des Galgenhumors wird hier aufs schönste durchexerziert. Alles beginnt damit, dass der Expolizist und zum Rettungsfahrer abgestiegene Simon Brenner von seinem Chef "Junior" beauftragt wird, die konkurrierenden Rettungssanitäter vom Dienst der "Rettungsbündler" auszuspionieren.
Im Wettlauf um Patienten fahren die Retter schon mal Amok
Denn es herrscht Krieg in den Straßen von Wien, seit die "Rettungsbündler" den Funkcode der "Kreuzretter" geknackt haben und oft schneller vor Orte sind. Im Wettlauf um Patienten fahren die Lebensretter dabei schon mal Amok, wobei manch überfahrener Pudel zu einer schlechten Presse führt.
Als aber die Rettungsfahrer beim Verspeisen einer "Spenderleber" am Imbiss, sprich eines Fleischkäses, mitbekommen, wie im Krankenhaus nebenan ein Doppelmord geschieht, ist bald der Teufel los im Wiener Rettungsdienstwesen. Brenner, unterstützt vom Zivildienstleistenden Berti, spioniert ein wenig herum und entdeckt: Es wird einfach zu viel gestorben. Unterstützt wird er auch von seiner wiedergefundenen Jugendliebe Klara, einer smarten Informatikprofessorin, die ihm dank eines Autounfalls in die Arme fällt.
"Die Mörder san immer die Deutschen"
Dabei möchte man sich von Brenner, der immerhin weniger debil ist als seine Kollegen, nicht unbedingt retten lassen, so verknautscht kommt er daher; sein Motto lautet "Die Mörder san immer die Deutschen". Denn Goldkettchen-Gross, der einzige Piefke im Tatütata-Verein, ist der schlimmste aller Lebensretter. Und auch ihn ereilt ein unschönes Schicksal. Die Hauptrolle spielt der österreichische Kabarettist Josef Hader, der eine unrasierte Wurstigkeit zur Schau trägt.
In einer Nebenrolle ist die überzeugende Nina Proll zu sehen. Der schräge Kamerablick lässt fast jeden und jede wie Deppen aussehen - bis auf Barbara Rudnik als Klara, die dem frustrierten Brenner als Lichtgestalt erscheint und die ihn zu langen inneren Monologen stimuliert. Das ist denn auch das einzige, was stören mag in dieser temporeichen Blaulicht-Groteske: der manchmal zu dick aufgetragene Off-Kommentar, in dem etwas zu selbstgefällig mit der landesüblichen Galligkeit kokettiert wird. Ab 20. September kommt der Film in die Kinos.
---------------------------------------im juli
Fatih Akin, der vor zwei Jahren durch KURZ UND SCHMERZLOS, einem einfühlsamen Gangsterfilm aus dem deutsch-türkischen Milieu von Hamburg auf sich aufmerksam machte, ist jetzt beim Mainstream-Unterhaltungskino angekommen. Mit seiner Mischung aus Roadmovie und Beziehungskomödie plus einer dicken, schwarzen Limousine mit Leiche im Kofferraum wirkt IM JULI wie ein Medley deutscher Erfolgskomödien der letzten fünf Jahre. Dazu hat sich Akin die üblichen Hauptdarsteller gesucht: Moritz Bleibtreu und Christiane Paul.
Die »flippige« Juli arbeitet als Schmuckverkäuferin an einem Marktstand in Hamburg. Sie hat sich ausgerechnet in Daniel, den weltfremden Physikreferendar, verguckt, der täglich an ihrem Stand vorbei stolpert. Sie prophezeit ihm, daß ein Sonnensymbol ihn bald zu seiner Traumfrau führen werde, und drückt ihm einen Flyer für eine Party in die Hand. Abends zieht Juli ihr T-Shirt mit der großen Sonne auf der Brust an und geht zur Party - 5 Minuten zu spät. Daniel hat schon eine Sonne gefunden, bei Melek. Melek muß am nächsten Morgen nach Istanbul fliegen. Bis dahin streifen sie und Daniel durch Hamburg. Kaum ist Melek abgeflogen, kennt Daniel nur noch ein Ziel: Melek wiedersehen. Die einzige Chance: In einer Woche will sie an der Bosporusbrücke in Istanbul sein. Also auf nach Istanbul. Juli ist mittlerweile fertig mit der Welt. Per Anhalter will sie weg aus Hamburg. Egal wohin. Der erste Fahrer der hält ist - wir befinden uns in einer Komödie - Daniel. Doch das Auto gibt schon in Bayern seinen Geist auf. Per Anhalter, Schiff und Autodiebstahl versuchen die beiden sich jetzt nach Istanbul durchzuschlagen, werden getrennt und wiedervereinigt. Er sieht in ihr den guten Kumpel, während sie immer noch hofft ihn rumzukreigen. Irgendwann strandet er schließlich seines Geldes, seiner Papiere und seiner Existenz beraubt, mutterseelenallein auf einem sonnenverbrannten Feld in Bulgarien...
Trotzdem, Akin versteht sein Handwerk. Der Film ist gekonnt inszeniert. Auch wenn spätestens nach 20 Minuten jedem Zuschauer klar ist, daß es das genretypische Ende geben wird, ergeben sich entlang der Reise genügend Überraschungen und plot twists, um das Interesse wachzuhalten. Platte Gags werden vermieden. Und am wichtigsten: Das Timing stimmt perfekt. Das Resultat ist eine luftig-leichte Sommerkomödie, die es schafft, die Zuschauer über 110 Minuten gut zu unterhalten.
---------------------------------der tote taucher im wald
So was hat Kommissar Hartwich (Dieter Pfaff) noch nicht erlebt: Seit 20 Jahren im Dienst, nur noch eine Woche bis zur Pension, nicht ein ungeklärter Todesfall - und nun das. Ein toter Taucher im Wald. Verschmort vom Waldbrand bis zur Unkenntlichkeit, mit Knochenbrüchen versehen, "ein Stück Eisen stieß ihn hart am Kopf" kommentiert der Kriminalpathologe bei der Obduktion. Kein Hinweis auf die Identität des Toten, keine Anhaltspunkte ob Mord oder Unfall. "Vielleicht hat er ja den Wald angezündet und wurde vom eigenen Feuer erfaßt", mutmaßt der ewig qualmende Co-Kommissar Bergmann (Marcus Kind). Soviel Dämlichkeit kann Kriminalurgestein Hartwich nicht ertragen. "Was meinen Sie, Kollege Kutschke?". fragt er seinen zukünftigen Nachfolger. Der ist sprachlos. Geschockt vom verwesten Schmorfleisch. Viel lieber hätte der dynamische Jungkommissar (Jens Schäfer) seine neue Laufbahn ein wenig ruhiger begonnen. Doch er kommt nicht mehr zum Luftholen: Zwei Tage später stolpert ein Jogger am Strand über eine rote Tasche. Raus ragt ein abgehackter Frauenarm. Wer war der Übeltäter? Wer sorgt für Ärger in der Provinz? Großfahndung. Die Bevölkerung wird zur Mithilfe aufgerufen: Alle Besitzer einer roten Supermarkt-Treuetasche sollen sich bei der Polizei melden. Wer nicht kommt und übrigbleibt, müßte der Täter sein. Eigentlich...
Wann gab es so etwas zuletzt einmal? Ein Film, gedreht in Sachsen und Meck Pomm. Mit einer halben Million von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM / Sitz in Leipzig) unterstützt. Schauspieler, größtenteils aus Fernsehserien bekannt: Dieter Pfaff ("Bruder Esel", "Sperling"), Michael Kind ("Polizeiruf 110"), Niki Greb ("Die Küstenwache"), einige Kinoprofis wie Axel Milberg und Uwe Ochsenknecht sowie Multitalent Johannes B. Kerner in zwei kuriosen Gastauftritten. Drehbuch und Regie vom langjährigen Videoclipregisseur Marcus O. Rosenmüller übernommen. Das gemeinsame Kind von allen Beteiligten heißt "Der tote Taucher im Wald" und ist ab sofort in deutschen Kinos zu bewundern. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine intelligente, mit zahlreichen Fallstricken versehene Handlung, die bis zuletzt den Mörder geheimhält. Rotzige Rivalenkämpfe zwischen Alt-Kommissar (Dieter Pfaff) und Bald-Kommissar (Jens Schäfer). Machtspiele zwischen Körper und Kopf. Ein atemlos stampfendes Klangbett. Originelle Kameraeinstellungen, alles dabei, von Weitwinkeleinstellung über Frosch- bis Vogelperspektive. Nie konventionell, immer innovativ. Das Filmmaterial farblich verfälscht, chemisch nachbearbeitet, unterkühlte bis überhitzte Stimmung widerspiegelnd. Die Schnitte hart, die Zuschauerreize bewußt stimuliert: Abgeschnittene Körperteile, blutige Folterszenen, aufgeschlitzte Leichen. Nichts für empfindliche Augen, nervöse Mägen, sensible Seelen. Die Filmfiguren häufig zur Karikatur hochgepuscht, überdreht, überreizt, immer emotional, nie rational reagierend (zuviel des Guten z.B. Dieter Pfaff als permanenter Poltergeist).
"Der tote Taucher im Wald" pendelt zwischen "Fargo", "Sieben" und Detlev Bucks "Karniggels". Eine groteske Achterbahnfahrt, die zwischen "Tatort"-Krimi, Psychothriller und Provinzposse schwankt, ausgelassen dem Product-Placement frönt und sich manchmal zu stark der Videoclipästhetik hingibt: Irgendwann beginnt sich der Zuschauer nach einer klassischen einfachen Kameraeinstellung zu sehnen. Nichtsdestotrotz ist "Der tote Taucher im Wald" ein grandioses, mitreißendes Kinoregiedebüt, das beweist, dass der deutsche Film noch nicht am Boden liegt.
-----------------------------------------alles bob
Er ist der Sohn des deutschen Botschafters in Paraguay und er arbeitet in einem Labor mit Tierversuchen. Das denkt zumindest seine Freundin (Miriam Lahnstein), die Frau die Bob (Gregor Törzs, siehe Foto rechts) in 10 Tagen heiraten wird, von ihm... In Wirklichkeit ist Bob ein Heiratsschwindler, der keine Gelegenheit und keine Frau ausläßt. Daß er morgens mir der Discomaus Fatma aufwacht und sich die Rache ihrer Brüder auf sich zieht, kann ihn nicht davon abschrecken, Minuten später im Bus bereits schon wieder die erstbeste wildfremde Frau anzubaggern.
Pech nur, daß der liebe Schwiegerpapi, Chef einer großen Bank, seine Beziehungen spielen läßt, um herauszufinden, wer seine Tochter heiratet. So eröffnet er Bob in seiner Bank, daß er zwar bescheid weiß, ihn aber decken wird, solange seine Tochter glücklich mit ihm ist... Als Bob nur Minuten später der Frau aus dem Bus wiederbegegnet, merkt er, daß ihm Barbara (Martina Gedeck) mehr bedeutet als eine schnelle Nummer. Doch diese ist zuhause im Stress mit ihren drei Kindern und hat von Männern gestrichen die Nase voll.
Trotzdem kommt es wie es kommen muß: Auf der Flucht vor der Zukünftigen und den mordlustigen Brüdern der Orientmaus Fatma landet Bob schließlich bei Barbara in der Wohnung - und darf Hausmann spielen. Das Chaos ist vorprogrammiert... Und eine Hochzeit...
Alles Bob ist eine gelungene deutsche Komödie. Gredor Törzs und Martina Gedeck blühen in ihren Rollen förmlich auf. Mit viel Liebe fürs Detail sind einzelne Zwischenszene ausgearbeitet und mit typischen Dialogen gefüllt. Positiv fallen außerdem die drei Kinder auf, die im Gegensatz zum teilweise kindlichen Übermut der Erwachsenen streckenweise die einzigen zu sein scheinen, die den Überblick haben... Auch wenn der Film stellenweise etwas Pruduct-placement-lastig ist (Aral), schafft Otto Alexander Jahrreiss es, einen straffen Spannungsbogen durch sein Werk zu ziehen. Einige Spitzen wie der Haschischkuchen oder Fatmas Brüder sind einfach klasse!
Der deutsche Film hat mit Alles Bob eine weitere gute Komödie bekommen, die
für Fans des Genres ein Muß sein sollte!
Tiefschwarzes über Wiener Rettungssanitäter
Nördlich der Mainlinie wird dieser Film mit deutschen Untertiteln gezeigt. Denn es handelt sich bei "Komm, süßer Tod" um eine österreichische Krimisatire, in der deftig weanerisch geredet wird. Man sollte sich also von vorneherein auf viel Gemosere und abgrundtief zynischen Schmäh gefasst machen.
Kein Wunder, geht es doch um den Beruf des Rettungsfahrers, und dabei scheint es sich in Wien um besonders abgebrühte und dickfellige Zeitgenossen zu handeln. Ihre Dialoge über die "Scheißhäusltouren" von Patienten und über Diabetikerinnen, die "zwischen der Dialyse und der Konditorei hin und her kutschiert" werden, sind jedenfalls alles andere als Vertrauen erweckend für potenziell Rettungsbedürftige.
Großer Publikumserfolg im Nachbarland
Temporeiche Krimigeschichte voller Lästermäuler
Vielmehr dient sie zur Untermalung einer gut konstruierten und temporeichen Krimigeschichte, die noch den tragischsten Ereignissen einen komischen Beigeschmack gibt. Die hohe Kunst des Galgenhumors wird hier aufs schönste durchexerziert. Alles beginnt damit, dass der Expolizist und zum Rettungsfahrer abgestiegene Simon Brenner von seinem Chef "Junior" beauftragt wird, die konkurrierenden Rettungssanitäter vom Dienst der "Rettungsbündler" auszuspionieren.
Im Wettlauf um Patienten fahren die Retter schon mal Amok
Denn es herrscht Krieg in den Straßen von Wien, seit die "Rettungsbündler" den Funkcode der "Kreuzretter" geknackt haben und oft schneller vor Orte sind. Im Wettlauf um Patienten fahren die Lebensretter dabei schon mal Amok, wobei manch überfahrener Pudel zu einer schlechten Presse führt.
Als aber die Rettungsfahrer beim Verspeisen einer "Spenderleber" am Imbiss, sprich eines Fleischkäses, mitbekommen, wie im Krankenhaus nebenan ein Doppelmord geschieht, ist bald der Teufel los im Wiener Rettungsdienstwesen. Brenner, unterstützt vom Zivildienstleistenden Berti, spioniert ein wenig herum und entdeckt: Es wird einfach zu viel gestorben. Unterstützt wird er auch von seiner wiedergefundenen Jugendliebe Klara, einer smarten Informatikprofessorin, die ihm dank eines Autounfalls in die Arme fällt.
"Die Mörder san immer die Deutschen"
Dabei möchte man sich von Brenner, der immerhin weniger debil ist als seine Kollegen, nicht unbedingt retten lassen, so verknautscht kommt er daher; sein Motto lautet "Die Mörder san immer die Deutschen". Denn Goldkettchen-Gross, der einzige Piefke im Tatütata-Verein, ist der schlimmste aller Lebensretter. Und auch ihn ereilt ein unschönes Schicksal. Die Hauptrolle spielt der österreichische Kabarettist Josef Hader, der eine unrasierte Wurstigkeit zur Schau trägt.
In einer Nebenrolle ist die überzeugende Nina Proll zu sehen. Der schräge Kamerablick lässt fast jeden und jede wie Deppen aussehen - bis auf Barbara Rudnik als Klara, die dem frustrierten Brenner als Lichtgestalt erscheint und die ihn zu langen inneren Monologen stimuliert. Das ist denn auch das einzige, was stören mag in dieser temporeichen Blaulicht-Groteske: der manchmal zu dick aufgetragene Off-Kommentar, in dem etwas zu selbstgefällig mit der landesüblichen Galligkeit kokettiert wird. Ab 20. September kommt der Film in die Kinos.
---------------------------------------im juli
Fatih Akin, der vor zwei Jahren durch KURZ UND SCHMERZLOS, einem einfühlsamen Gangsterfilm aus dem deutsch-türkischen Milieu von Hamburg auf sich aufmerksam machte, ist jetzt beim Mainstream-Unterhaltungskino angekommen. Mit seiner Mischung aus Roadmovie und Beziehungskomödie plus einer dicken, schwarzen Limousine mit Leiche im Kofferraum wirkt IM JULI wie ein Medley deutscher Erfolgskomödien der letzten fünf Jahre. Dazu hat sich Akin die üblichen Hauptdarsteller gesucht: Moritz Bleibtreu und Christiane Paul.
Die »flippige« Juli arbeitet als Schmuckverkäuferin an einem Marktstand in Hamburg. Sie hat sich ausgerechnet in Daniel, den weltfremden Physikreferendar, verguckt, der täglich an ihrem Stand vorbei stolpert. Sie prophezeit ihm, daß ein Sonnensymbol ihn bald zu seiner Traumfrau führen werde, und drückt ihm einen Flyer für eine Party in die Hand. Abends zieht Juli ihr T-Shirt mit der großen Sonne auf der Brust an und geht zur Party - 5 Minuten zu spät. Daniel hat schon eine Sonne gefunden, bei Melek. Melek muß am nächsten Morgen nach Istanbul fliegen. Bis dahin streifen sie und Daniel durch Hamburg. Kaum ist Melek abgeflogen, kennt Daniel nur noch ein Ziel: Melek wiedersehen. Die einzige Chance: In einer Woche will sie an der Bosporusbrücke in Istanbul sein. Also auf nach Istanbul. Juli ist mittlerweile fertig mit der Welt. Per Anhalter will sie weg aus Hamburg. Egal wohin. Der erste Fahrer der hält ist - wir befinden uns in einer Komödie - Daniel. Doch das Auto gibt schon in Bayern seinen Geist auf. Per Anhalter, Schiff und Autodiebstahl versuchen die beiden sich jetzt nach Istanbul durchzuschlagen, werden getrennt und wiedervereinigt. Er sieht in ihr den guten Kumpel, während sie immer noch hofft ihn rumzukreigen. Irgendwann strandet er schließlich seines Geldes, seiner Papiere und seiner Existenz beraubt, mutterseelenallein auf einem sonnenverbrannten Feld in Bulgarien...
Trotzdem, Akin versteht sein Handwerk. Der Film ist gekonnt inszeniert. Auch wenn spätestens nach 20 Minuten jedem Zuschauer klar ist, daß es das genretypische Ende geben wird, ergeben sich entlang der Reise genügend Überraschungen und plot twists, um das Interesse wachzuhalten. Platte Gags werden vermieden. Und am wichtigsten: Das Timing stimmt perfekt. Das Resultat ist eine luftig-leichte Sommerkomödie, die es schafft, die Zuschauer über 110 Minuten gut zu unterhalten.
---------------------------------der tote taucher im wald
So was hat Kommissar Hartwich (Dieter Pfaff) noch nicht erlebt: Seit 20 Jahren im Dienst, nur noch eine Woche bis zur Pension, nicht ein ungeklärter Todesfall - und nun das. Ein toter Taucher im Wald. Verschmort vom Waldbrand bis zur Unkenntlichkeit, mit Knochenbrüchen versehen, "ein Stück Eisen stieß ihn hart am Kopf" kommentiert der Kriminalpathologe bei der Obduktion. Kein Hinweis auf die Identität des Toten, keine Anhaltspunkte ob Mord oder Unfall. "Vielleicht hat er ja den Wald angezündet und wurde vom eigenen Feuer erfaßt", mutmaßt der ewig qualmende Co-Kommissar Bergmann (Marcus Kind). Soviel Dämlichkeit kann Kriminalurgestein Hartwich nicht ertragen. "Was meinen Sie, Kollege Kutschke?". fragt er seinen zukünftigen Nachfolger. Der ist sprachlos. Geschockt vom verwesten Schmorfleisch. Viel lieber hätte der dynamische Jungkommissar (Jens Schäfer) seine neue Laufbahn ein wenig ruhiger begonnen. Doch er kommt nicht mehr zum Luftholen: Zwei Tage später stolpert ein Jogger am Strand über eine rote Tasche. Raus ragt ein abgehackter Frauenarm. Wer war der Übeltäter? Wer sorgt für Ärger in der Provinz? Großfahndung. Die Bevölkerung wird zur Mithilfe aufgerufen: Alle Besitzer einer roten Supermarkt-Treuetasche sollen sich bei der Polizei melden. Wer nicht kommt und übrigbleibt, müßte der Täter sein. Eigentlich...
Wann gab es so etwas zuletzt einmal? Ein Film, gedreht in Sachsen und Meck Pomm. Mit einer halben Million von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM / Sitz in Leipzig) unterstützt. Schauspieler, größtenteils aus Fernsehserien bekannt: Dieter Pfaff ("Bruder Esel", "Sperling"), Michael Kind ("Polizeiruf 110"), Niki Greb ("Die Küstenwache"), einige Kinoprofis wie Axel Milberg und Uwe Ochsenknecht sowie Multitalent Johannes B. Kerner in zwei kuriosen Gastauftritten. Drehbuch und Regie vom langjährigen Videoclipregisseur Marcus O. Rosenmüller übernommen. Das gemeinsame Kind von allen Beteiligten heißt "Der tote Taucher im Wald" und ist ab sofort in deutschen Kinos zu bewundern. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine intelligente, mit zahlreichen Fallstricken versehene Handlung, die bis zuletzt den Mörder geheimhält. Rotzige Rivalenkämpfe zwischen Alt-Kommissar (Dieter Pfaff) und Bald-Kommissar (Jens Schäfer). Machtspiele zwischen Körper und Kopf. Ein atemlos stampfendes Klangbett. Originelle Kameraeinstellungen, alles dabei, von Weitwinkeleinstellung über Frosch- bis Vogelperspektive. Nie konventionell, immer innovativ. Das Filmmaterial farblich verfälscht, chemisch nachbearbeitet, unterkühlte bis überhitzte Stimmung widerspiegelnd. Die Schnitte hart, die Zuschauerreize bewußt stimuliert: Abgeschnittene Körperteile, blutige Folterszenen, aufgeschlitzte Leichen. Nichts für empfindliche Augen, nervöse Mägen, sensible Seelen. Die Filmfiguren häufig zur Karikatur hochgepuscht, überdreht, überreizt, immer emotional, nie rational reagierend (zuviel des Guten z.B. Dieter Pfaff als permanenter Poltergeist).
"Der tote Taucher im Wald" pendelt zwischen "Fargo", "Sieben" und Detlev Bucks "Karniggels". Eine groteske Achterbahnfahrt, die zwischen "Tatort"-Krimi, Psychothriller und Provinzposse schwankt, ausgelassen dem Product-Placement frönt und sich manchmal zu stark der Videoclipästhetik hingibt: Irgendwann beginnt sich der Zuschauer nach einer klassischen einfachen Kameraeinstellung zu sehnen. Nichtsdestotrotz ist "Der tote Taucher im Wald" ein grandioses, mitreißendes Kinoregiedebüt, das beweist, dass der deutsche Film noch nicht am Boden liegt.
-----------------------------------------alles bob
Er ist der Sohn des deutschen Botschafters in Paraguay und er arbeitet in einem Labor mit Tierversuchen. Das denkt zumindest seine Freundin (Miriam Lahnstein), die Frau die Bob (Gregor Törzs, siehe Foto rechts) in 10 Tagen heiraten wird, von ihm... In Wirklichkeit ist Bob ein Heiratsschwindler, der keine Gelegenheit und keine Frau ausläßt. Daß er morgens mir der Discomaus Fatma aufwacht und sich die Rache ihrer Brüder auf sich zieht, kann ihn nicht davon abschrecken, Minuten später im Bus bereits schon wieder die erstbeste wildfremde Frau anzubaggern.
Pech nur, daß der liebe Schwiegerpapi, Chef einer großen Bank, seine Beziehungen spielen läßt, um herauszufinden, wer seine Tochter heiratet. So eröffnet er Bob in seiner Bank, daß er zwar bescheid weiß, ihn aber decken wird, solange seine Tochter glücklich mit ihm ist... Als Bob nur Minuten später der Frau aus dem Bus wiederbegegnet, merkt er, daß ihm Barbara (Martina Gedeck) mehr bedeutet als eine schnelle Nummer. Doch diese ist zuhause im Stress mit ihren drei Kindern und hat von Männern gestrichen die Nase voll.
Trotzdem kommt es wie es kommen muß: Auf der Flucht vor der Zukünftigen und den mordlustigen Brüdern der Orientmaus Fatma landet Bob schließlich bei Barbara in der Wohnung - und darf Hausmann spielen. Das Chaos ist vorprogrammiert... Und eine Hochzeit...
Alles Bob ist eine gelungene deutsche Komödie. Gredor Törzs und Martina Gedeck blühen in ihren Rollen förmlich auf. Mit viel Liebe fürs Detail sind einzelne Zwischenszene ausgearbeitet und mit typischen Dialogen gefüllt. Positiv fallen außerdem die drei Kinder auf, die im Gegensatz zum teilweise kindlichen Übermut der Erwachsenen streckenweise die einzigen zu sein scheinen, die den Überblick haben... Auch wenn der Film stellenweise etwas Pruduct-placement-lastig ist (Aral), schafft Otto Alexander Jahrreiss es, einen straffen Spannungsbogen durch sein Werk zu ziehen. Einige Spitzen wie der Haschischkuchen oder Fatmas Brüder sind einfach klasse!
Der deutsche Film hat mit Alles Bob eine weitere gute Komödie bekommen, die
für Fans des Genres ein Muß sein sollte!