Bei Anime ist es ähnlich wie bei TV-Serien, der überwiegende Großteil ist Unterhaltung mit niedrigem Nährwert. Die meisten machen auch keinen Hehl daraus, andere nutzen Stilmittel um den mangelnden Tiefgang ein wenig zu verschleiern. (In Hollywood bedient man sich ja seit einiger Zeit ähnlicher Techiken, siehe z. B. Matrix. ^^)
Oftmals ist dabei die Vorlage der begrenzende Faktor, wie etwa bei Umsetzungen populärer Manga-Comics. Der Großteil der Manga erscheint in Japan zuerst in in 2- bis 4-Wochen-Rhythmus erscheinenden Magazinen*. Dieser Umstand bringt für den Mangaka eine Reihe von Problemen und Unsicherheiten mit sich.
Zum einen macht das eine langfristige Planung der Handlung schwierig. Wenn der Manga bei den Lesern des Magazins nicht so beliebt ist und die Verlagsbosse dem Mangaka (=Zeichner) zu verstehen geben, dass seine Geschichte in ein paar Monaten entfernt wird, so wird dieser auf Biegen und Brechen versuchen die Story zu einem Ende zu bringen. Oftmals ohne das Potential der Geschichte voll ausschöpfen zu können.
Auf der anderen Seite kann es natürlich auch sein, dass der Manga dermaßen gut ankommt, dass er viele Jahre im Magazin läuft. Möglicherweise erheblich länger als vom Autor geplant und die Geschichte weitererzählt werden muss, obwohl dieser sein Pulver längst verschossen hat.
Klar könnte er in diesem Fall auch auf die Idee kommen die Geschichte zu Ende zu bringen, während sie bei den Lesern noch ankommt und dann einen neuen Manga starten. Aber den Goldesel schlachten und eine neue Geschichte anfangen, die dann bei den Lesern möglicherweise nicht so gut ankommt? Nicht jeder Mangaka wird das riskieren wollen.
So kommen bei einer möglichen Animeumsetzung dann nicht zufriedenstellende Enden oder ewig lange Serien mit etlichen Füllfolgen zusammen.
Hinzu kommt dann oft noch, dass man den Anime aus finanziellen Überlegungen heraus auf den Markt bringen möchte, während die Mangavorlage noch in einem Beliebtheitshoch ist. Oft sind zu dem Zeitpunkt aber gerade mal ein, zwei Bände erschienen und der Manga noch lange nicht abgeschlossen. Das ist auch nicht unbedingt die beste Voraussetzung für eine gelungene Adaption.
Der Löwenanteil der heutzutage produzierten Anime basiert auf einem Manga. Daneben dienen hin und wieder auch Video-/PC-Spiele sowie Light Novels oder Romane als Vorlage. Die für eine Adaption in Frage kommenden Spiele haben auch meist keinen sonderlich hohen Nährwert.
Bleiben noch eigenständige Produktionen und Buchumsetzungen. Die nicht ganz so seichten Sachen gehören oft zu dieser Kategorie. Damit dürfte sich meist auch besser arbeiten lassen als mit einem nicht abgeschlossenen Manga.
Anime-Studios die ihr Fach verstehen (und genug Geld haben ihre Ideen auch umzusetzen) können aber auch aus einer suboptimalen Vorlage eine zumindest spannende oder unterhaltsame Serie machen, dies sind aber auch nicht sonderlich viele.
Last but not least muss die Firma, die einen Anime produziert, natürlich auch die Zielgruppe im Auge behalten. Diese ist eher jung und meist männlich. Dementsprechend sind die meisten Produktionen auch ausgerichtet.
Was ich mit meinem Geschafel zum Ausdruck bringen möchte ist, dass auch beim Animebereich innovative oder tiefgründige Filme/Serien nicht auf Bäumen wachsen und so manche auf dem ersten Blick anspruchsvoll aussehende Produktion, beim zweiten Blick schon ziemlich Federn lassen muss.
Mich persönlich stört das wenig. In erster Linie gucke ich das Zeug ja weil ich gut unterhalten werden möchte. Wenn der Anime ein bisschen Tiefgang hat find ich das gut, ich komme aber auch gut ohne klar. Bei manchen Serien (z. B. Needless) würde mich das wohl auch eher stören.
Was PJ und Outi zu dem Thema geschrieben haben ist (meiner Ansicht nach) vielleicht ein bisschen sehr pauschal, so ganz falsch aber auch nicht.
Andererseits...da heute kaum noch ein größerer Film ohne Computereffekte auskommt, könnte man das vielleicht auch so sehen, dass der Realfilm letztlich zum Subgenre des Animationsfilms geworden ist. Der Begriff "Anime" wird in Japan als Oberbegriff für sämtliche Animationsfilme verwendet. Somit sind letztlich also alle guten und tiefgründigen Filme Anime!
Rant over!
*Als Bände wie hierzulande kommen die Kapitel erst einige Monate später auf den Markt.
@Topic: Wundert mich, dass das noch nicht genannt wurde, aber Solaris finde ich noch empfehlenswert. Mir persönlich hatte der Film sogar noch ein bisschen besser gefallen als 2001, wobei beide Filme (IMHO) zu dem Besten gehören was das Genre hervorgebracht hat.
Ach ja, ich meine die russische Version von 1972. Es wurde in den letzten Jahren wohl ein Remake produziert. Kann gut sein, dass das auch was taugt, aber ich habe es nie gesehen und bin bei Remakes guter Filme/Serien immer ein bisschen misstrauisch.