@dezi: Also um ehrlich zu sein, hab ich, als ich das geschrieben habe, nicht gewusst, dass du so auf'm Rorschach-Hype bist. Ich hab das eher unter dem Eindruck, den ich von manchen anderen Foren habe, wo Kiddies im Dutzend mit Rorschach-Avatar rumlaufen und bei jeder Gelegenheit irgend ein dümmliches (da simplifiziertes) Rorschach-Zitat von sich geben, geschrieben. Du musst dich nicht angegriffen fühlen.
@U2K:
1. Das Psychologen-Gespräch dreht sich grad darum, wieso Kovacs sich nicht mehr als Walter Kovacs versteht, sondern nur mehr als Rorschach angesprochen werden will. Und er sagt am Anfang der Geschichte, dass er damals noch Walter Kovacs war, dass er sich nur verkleidet hat (dass er zu weich und gutmütig war etc.) und dass er damals noch nicht Rorschach war. Das ist soweit noch alles 1:1 wie im Comic. Es geht darum, wie er vom als Rorschach kostümierten Walter Kovacs zu Rorschach geworden ist. Und die Erklärung ("Das letzte bisschen von Walter Kovacs ist damals gestorben mümümü" ist Müll).
2. Davon abgesehen, Versteh ich deinen Punkt nicht ganz. Es ist ok, wenn ich die eindimensionalen Charaktere vom Gesichtspunkt der Adaption aus kritisiere, aber nicht unter dem filmischen Gesichtspunkt? Sind denn eindimensionale Charaktere kein filmisches Manko unabhängig davon ob sie auf einer vielschichtigeren Vorlage basieren oder nicht? Ich würde sagen, bei einem Film, der für sich in Anspruch nimmt, tiefgründig zu sein, durchaus.
Ich bitte darüber hinaus tausendmal um Entschuldigung, dass ich nicht strikt trenne zwischen filmischen Kriterien und Bewertungen und Adaptionskriterien und -bewertungen. Mir scheint, du hast eine sehr seltsame Vorstellung davon, was eine gute Adaption ist. Bei einer Adaption geht es nicht darum, dass Kostüme 1:1 der Vorlage entsprechen oder Bilder 1:1 wie das entsprechende Comic-Panel aussehen. Das sind eher Sachen für oberflächliche Adaptionen und genau das ist Watchmen. Yay Dr. Manhattan hat genauso einen leuchtenden blauen Penis wie im Comic! Was bringt das, wenn die Figur dafür total langweilig ist und die essentiellen Charakteristika, die die Figur eigentlich interessant machen, total flöten gegangen sind.
3. Auf die eigentlichen filmischen Kritikpunkte gehst du überhaupt net ein. Nämlich z.B. die unsagbar öden Zeitlupenaufnahmen, die (wie schon in 300) total inflationär gebraucht werden. Das ist einfach langweilig und das schon ab dem Zeitpunkt, wo Matrix das voll ausgreizt hat. Sicher, es kann beeindruckend wirken, aber nicht, wenn's vierzigtausendmal in einem Film gemacht wird. Davon abgesehen ist der Film einfach dramaturgisch scheiße. Es gibt kaum tatsächliche Handlung. Die ewigen Zeitlupen und die Flashbacks (die man zum Teil ruhig um ein gutes Stück hätte kürzen können) brauchen die meiste Laufzeit im Film auf. Die Szenen, die eigentlich entscheidend für die "tatsächliche" Handlung (d.h. die in der Gegenwart) sind, wurden bis zur Belanglosigkeit gekürzt. Der ganze eigentliche Handlungsstrang, nämlich das, was Rorschach für eine Verschwörung hält, geht total unter und taucht am Ende plötzlich wieder auf, wo man als Zuschauer einfach nur so dasitzt und sich denkt "Aha... was soll das jetzt auf einmal?

".
Die ganzen unzähligen Flashbacks betreffend des Comedian in der ersten Hälfte des Films haben für die eigenltiche Handlung großteils keine wirkliche Relevanz. Die Hanldung dees Films wurde nicht darauf ausgelegt, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Es geht nur um Einzelszenen, die irgendwie aneinandergekleistert werden. Und warum? Weil das effektvolle Einzelszenen sind und weil Zack Snyder nur sowas machen kann: Einzelszenen, möglichst in ca. Musikvideolänge. Die mit viel Zeitlupen und wenn möglich möglichst abgedroschener Musikuntermalung präsentiert werden. Sprich: Eine Montage mit Musik. Das ist einfach eine kosmetischer Handlungsverlauf, kein inhaltlicher. Das ist einfach schlechtes Filmemachen. Auch wenn's den Massengeschmack treffen mag, macht das den Film noch lange nicht gut.
4. Ich bin keineswegs "enttäuscht", im Gegenteil: Ich hab mir den Film genau so erwartet (guck dir mal die erste Seite dieses Threads an). Einfach weil ich 300 kenne und weil ich nach dem ersten Trailer gleich gewusst habe, dass er Watchmen genauso adaptieren wird, wie 300. Bei 300 hat's gepasst, 300 war eine gute Adaption, aber trotzdem ein schlechter Film. Bei Watchmen passt's nicht, weil's bei Watchmen eben nicht um effektvolle und stylische Präsentation geht, sondern um den Inhalt.
Mir scheint vielmehr, dass du es irgendwie nicht erträgst, wenn ich einen Film verreiße, den du toll findest. Keine Ahnung, wieso du dich persönlich angegriffen fühlst. Ich hab weder gesagt "Jeder der Watchmen toll findest, ist blöd, also auch DU U2K" noch hab ich irgendwem irgend ein Recht abgesprochen, einen eigenen Filmgeschmack zu haben. Und deshalb bin ich der enttäuschte Fan, dessen Erwartungen nicht erfüllt wurden. Meine Erwartungen wurden geradezu erschöpfend erfüllt. Ich habe überdies (jetzt schon zum zweiten Mal) präzise erklärt, wieso ich den Film für Müll halte (als Adaption, wie auch als Film per se). Deine Gegenargumente sind dagegen geradezu lächerlich:
- Ich bin ein enttäuschtes Fan-Kiddie, der aus Frust darüber, dass seine Erwartungen nicht erfüllt wurden, über den Film herzieht und alles schlechtredet.
- Ich schaff irgend einen gedanklichen Sprung nicht und kann deshalb den Film nicht unabhängig von der Vorlage bewerten.
- Ich muss mich profilieren und mich als den tollen, niemals zufriedenzustellenden Filmkritiker hinstellen.
Besonders toll finde ich ja, das letzte "Argument". Ja, ich habe vielleicht einen etwas anspruchsvolleren Geschmack, als so manch anderer. Ja, ich bin Filmen gegenüber wesentlich kritischer als so manch anderer. Na und? Was ist dein verficktes Problem damit, dass ich einen Film vielleicht kritischer betrachte und daran was auszusetzen habe, obwohl du ihn supertoll findest? Daraus schließt du, dass ich mich bloß profilieren will? Mir scheint eher, dass du dich persönlich angegriffen fühlst, weil ich einen Film für Müll halte, den du toll findest. Das ist aber dein Problem, mein Freund, nicht meines. Das ist ein Diskussionsforum und kein Konsensforum.
Um nochmal auf die Adaptionsfrage zu kommen: Eine gute Adaption hat nichts mit 1:1-Umsetzung zu tun. Eine gute Adaption schafft es entweder, den Kern der Vorlage zu transportieren oder (bzw. im Optimalfalle und) aus der Vorlage was Neues und gerade dadurch Interessantes zu machen. Deshalb ist The Dark Knight eine so gute Adaption: Nolan verwurstet 3 verschiedene graphic novels und destilliert sich aus allen den essentiellen Kern raus, transportiert das gut ins Medium Film und macht was Neues und Interessantes daraus. DAS ist gute Adaption (und zudem ein guter Film per se) und nicht dieses Rumgepose mit Zeitlupen und Filmszenen die 1:1 wie einzelne Bilder aus dem Comic ausschauen.
Think about it.
Jetzt möcht ich mal Argumente von dir hören, wieso Watchmen ein guter Film ist (unabhängig von Qualität der Adaption). Das einzige in die Richtung war bisher "Der Film kann die Vorlage nie 1:1 umsetzen, weil die Zeit halt begrenzt ist und daher zwangsweise was wegfällt" und "Aber die Darstellung des Schauspielers, der Rorschach spielt ist super". Letzteres mag ja sein, wobei ich die Darstellung als gut, aber nicht überwältigend empfinde... einfach deshalb, weil's eine Darstellung ist, die der Figur selbst (die im Drehbuch ohnehin recht eindimensional ist) wenig Neues abgewinnt. Wenn du schon den Vergleich mit Heath Ledgers Joker bemühen willst, dann muss gesagt werden, dass Heath Ledger a) in seiner Rolle als Joker total über seine bisherigen Rollen hinausgegangen ist und etwas krass anderes als alle seine Rollen zuvor gemacht hat (was für ihn als Schauspieler und seine Darstellung spricht) und b) der Figur des Joker einen komplett neuen Anstrich und neue Facetten gegeben hat und damit mein ich nicht, dass sein Aussehen anders ist. Das ist qualitativ ein himmelweiter Unterschied und insofern find ich den Vergleich etwas hinkend. Ich hege den Verdacht, dass der Vergleich (den man ja recht oft hört) eher daher rührt, dass einfach beide Schauspieler psychotische Figuren in gehypten Comicverfilmungen spielen.