So, hier jetzt endlich meine ausführliche Begründung, wieso der Film Mist ist. Doch zuerst noch einen Kleinigkeit:
Bitte hört auf von "Novelle" und "graphischer Novelle" zu reden. Entweder ihr verwendet dem englischen Ausdruck "graphic novel" oder einfach "Comic". "Novel" bedeutet im Englischen soviel wie "Roman" und hat NICHTS mit dem zu tun, was wir im Deutschen "Novelle" nennen.
Und nun zum Film:
1) Wie schon erwähnt, war der Soundtrack übelst abgedroschen und bescheuert. Nicht nur, dass immer das möglichst abgedroscheneste Lied für eine gewisse Szene gewählt wurde ("Sound of Silence" beim Begräbnis, "Ritt der Walküren" bei der Vietnamszene, Mozarts Requiem am Ende, usw.), sondern auch noch doppelt blöd war, dass, um das ach so tolle 80er-Feeling zu unterstützen ca. 80% des Soundtracks aus den 60ern gewählt wurde. GJ!!!
+1 wie gesagt war leicht irritierend
2) Zack Snyder ist ein Musikvideo-Regisseur und kann keine Filme machen. Das hat man bei 300 gesehen und das sieht man bei Watchmen wieder. Der Film besteht entweder aus Zeitlupenaufnahmen oder aus Montagen unterlegt mir möglichst abgedroschenem Soundtrack. Die einzig wirklich gute Szene im Film ist die Intro-Montage. Die war gut, hat gepasst (auch der Soundtrack war ok). Hätte er's dabei belassen und den restlichen Film als normalen Film gemacht und nicht als Superheldencomic-Verfilmung, wär der Film vielleicht sogar gut geworden. Aber nein, Superheldencomic-Verfilmung das bedeutet, da müssen Zeitlupen und Effekte rein... MASSIG!!
Gut. Fand 300 auch gut. Die ganzen Effekte gehären heutzutage nunmal zum Genre dazu, auch wenn Watchmen jetzt nicht die genre Referenz ist, hat ja eher philosophischen Charakter im Gegensatz zu anderen Hero-Movies. hat mich aber nicht gestört und ich fand die "Action Szenen" dadurch schön anzusehen
3) Adaption. Sorry Leute, aber ich frag mich echt, nach welchen Kriterium hier Adaption beurteilt wird. Danach, ob die Figuren auch wie im Comic ausgesehen haben?! Denn inhaltlich wurde einfach total schlampig adaptiert. Wichtige Dialoge, die zentrale Handlungsaspekte diskutieren wurden so zusammengekürzt, dass einfach gar kein Sinn übrigbleibt. Beispiele hierfür sind die Gespräche zwischen Rorschach und den Psychologen und vor allem das zwischen Laurie und John auf dem Mars. Letzteres ist einer DER zentralen Punkte der Geschichte und im Film? 5 Minuten lang wird halt schnell schnell gesagt, was gesagt werden muss und dann ist auch schon gut. So ergibt das nur sinnloses Gebrabbel ohne Zusammenhang.
Das Gespräch Rorschachs mit dem Psychologen ist auch so 'ne Sache: Rorschach sagt ihm er wird ihm erklären wieso und wann er zu Rorschach geworden ist. Im Film wird das so dargestellt, als wäre er Rorschach geworden weil
Uuuuuuuuuuuh. Schon mal was vom Unterschied zwischen Grund/Ursache und Auslöser gehört?! Im Comic gibt er eine ausführliche (moralphilosophische) Begründung wieso er zu Rorschach und eben genau zu "Rorschach" wurde. Davon bleibt im Film nix über, aber mal überhaupt GAR NIX.
Ähnlich verhält es sich mit der Handlung im Allgemeinen. Was die Brillanz des Comics u.a. ausmacht, ist dass die Geschichte extrem dicht ist. Alle kleinen Details spielen zusammen und verdichten die Handlung immer mehr, sie entwickelt sich langsam aber stetig. Alle Figuren machen eine subtile und deshalb realistische Entwicklung durch. Geht im Film verloren. Da werden einzelne Stellen rausgepickt und mit einem nicht vorhandenen roten Faden zusammengeflickt. Die Entwicklung die sich im Laufe der Stellen abspielt geht verloren. Tja, damit kann man sich halt nicht aufhalten, wir brauchen Spielzeit für die zwanzigtausend Zeitlupenaufnahmen, die UNERLÄSSLICH für die Handlung sind.
kann ich erst beurteilen wenn ich die Graphic Novels hab...müssten hoffentlich die Woche jetz kommen
4) Zeitlupen und Effekte. Tja, das ist eine Superheldencomic-Verfilmung, also muss alles vollgepackt sein mit visuellen Effekten. Computereffekte und Zeitlupen sind das A und O. Passt das zum Stil des Comics? Looooooogisch, immerhin isses doch ien Superheldencomic, oder nicht?!

Dass Watchmen gerade durch seinen bewusst nüchternen und effektlosen Stil, der extra so gemacht wurde, um den nüchternen Stil der Erzählung zu unterstreichen, stark aufgefallen ist, kann man eh getrost vergessen. Superhelden müssen SUPERHELDEN sein. Dass Watchmen zu seiner Zeit eben genau das Gegenteil, nämlich Superhelden zu realistischen Menschen gemacht hat, und das ein zentraler Aspekt der ganzen Erzählung ist, ist doch total unerheblich und nebensächlich.
5) Zack Snyder hat es tatsächlich geschafft, die enorm facettenreichen und vielschichtigen Charaktere des Comics in eindimensionale, langweilige und uninteressante Figuren zu verwandeln. Im Comic waren sogar totale Randfiguren der Handlung wie der Psychologe oder der Zeitungsverkäufer und der schwarze Junge (die man am Ende mal kurz sieht) sehr interessant und irgendwie sympathisch.
Ebenso verhält es sich mit den eigentlichen Hauptfiguren. Jeder wird schnell auf irgendwas festgelegt. Doc Manhattan ist einfach der Effekttyp... der brauch eh keinen Charakter, der ist mit seinen Effekten gut genug ausgearbeitet. Rorschach, das ist die harte Sau mit den coolen Sprüchen. Die ganzen Ambivalenzen, die Alan Moore immer extrem wichtig waren, fallen total weg. Im Comic ist Rorschach eine wirrer Rechtsaußen-Verschwörungstheoretiker. Aber wir brauchen ja eine coole harte Sau, die die Fanboys anhimmeln und als Avatar benutzen können.
6) Splatter. Yeah!! Das ist zwar eine Superheldencomic-Verfilmung (was soviel wie Effekte bedeutet), aber es ist ja eine "dark and gritty" Superheldencomic-Verfilmung, d.h. es braucht vor allem VIEL BLUT und GEWALT! YEAH!! Das fängt schon mal an, als Laurie und Dan von der Gang überfallen werden. Die gebrochenen Beine und Arme in Großaufnahme sind ja eine Sache, aber WTF soll die Scheiße mit Messer in den Hals?!

Im Comic wird Rorschach wie ein Superschurke gesucht, weil er 2(!) Morde auf dem Gewissen haben soll. Dann die Szene im Gefängnis. Im Comic wird der Fettwanst abgestochen, damit sie an das Schloss kommen, das sie auf
schweißen wollen. Das ist logisch vieeeeeel zu unblutig, da muss schon 'ne Flex her. Oder als Rorschach den Zwerg umbringt... er ersäuft ihn im Klo (was er offensichtlich auch im Film tut, weil man ja die Klospülung hört) und plötzlich rinnt unter der Tür eine ganze Tankladung Blut durch. Sind wir hier in Bescheuertistan oder was?!

Wenn's dann an den blutigsten Abschnitt im Comic geht
Wie kann man ernsthaft behaupten, das Comic wurde gut adaptiert?

Ein Scheiß! Natürlich kommt jetzt das tolle Gegenargument "Jaaaaaaa, man kann natürlich nicht alles so ausführlich behandeln... die Zeit ist ja begrenzt." Eh klar, aber zum einen hätte man das schon mal alles viel besser unterbringen können, wenn man alle Zeitlupen weggelassen und damit schon mal eine gute halbe Stunde gewonnen hätte. Und zum anderen GIBT ES EINEN VERFICKTEN GRUND, WARUM WATCHMEN ALS UNVERFILMBAR GALT UND GILT!! Das bezog sich nie auf Effekte oder so 'nen Scheiß, sondern auf INHALT. Alan Moore selbst sagt, dass er Watchmen so geschrieben hat, um das Medium Comic zu nutzen. Um eine Geschichte zu erzählen, die man nur als Comic erzählen kann und die nur in diesem Medium funktioniert. Darin liegt das Grandiose und Geniale von Watchmen und deshalb wird es als das beste und genialste Comic aller Zeiten gefeiert. Aber das checkt ein Doofkopp wie Zack Snyder ja nicht mal ansatzweise.
Zum Abschluss noch 2 nette Zitate. Zack Snyder in einem Interview über Alan Moores Statement, dass der Film unvermeidlich scheiße wird:
lol Alan Moore hat selbst gesagt dass der Film scheiße ist?...OMG
Darauf Alan Moore in einem Interview als er davon hört:
'Nuff said.