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FIFA UNTERSAGT NATIONALITÄTSWECHSEL
Ailtons WM-Traum geplatzt
Der Fußball-Weltverband Fifa hat den WM-Plänen von Stürmer Ailton und dem Ölscheichtum Katar einen Riegel vorgeschoben. Das Fifa-Dringlichkeitskomitee entschied, dass Spieler, die eine neue Staatsbürgerschaft ohne Bezug zu diesem Land annehmen, keine Spielberechtigung für die Nationalteams des jeweiligen Verbandes erhalten.
DDP
Werders Brasilianer Ailton: Keine Ausflüge mehr nach Katar
Zürich - Fifa-Präsident Joseph Blatter zeigte sich über diese Entscheidung erfreut und kündigte an, dass er diese Frage auch dem Ordentlichen Kongress am 20./21. Mai 2004 in Paris vorlegen werde: "Ich bin überzeugt, dass sich unser Kongress ebenfalls dieser Sichtweise anschließen wird."
Auslöser der Entscheidung war die Absicht einiger brasilianischer Spieler, gegen eine stattliche Entlohnung für die Nationalmannschaft von Katar zu spielen. Neben dem Bremer Ailton waren auch die Dortmunder Dede und Leandro an Einsätzen als "Nationalmannschafts-Söldner" interessiert. Sie beriefen sich dabei auf die Fifa-Statuten, wonach ein Spieler, der nie in einer Nationalmannschaft zum Einsatz gekommen ist, eine andere Staatsangehörigkeit annehmen und für sein neues Land spielen kann.
"Dies widerspricht dem Geist des Spiels"
Seit die Pläne des Emirats vom Persischen Golf vor rund drei Wochen bekannt wurden, hatte es massive Kritik gegeben. Auch Blatter hatte sich schnell gegen Einbürgerungen von Spielern gegen Dollars ausgesprochen: "Dies widerspricht dem Geist des Spiels." Am 11. März rief er deshalb das Dringlichkeitskomitee an.
DFB-Teamchef Rudi Völler meinte zum Vorhaben der Araber: "Wenn das einreißt, brauchst du keine Nationalmannschaft mehr. Es kann nicht Sinn der Sache sein, dass sich ein Land eine Truppe zusammen kauft."
Das Dringlichkeitskomitee schließt mit seiner Entscheidung zukünftig einen Missbrauch dieser Regelung aus. Zur Erlangung der Spielberechtigung für ein neues Land müssen nunmehr gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Entweder der Spieler, ein Eltern- oder ein Großelternteil muss auf dem Gebiet des betreffenden Verbandes geboren sein. Oder der Spieler war mindestens zwei Jahre ununterbrochen im Gebiet des betreffenden Verbandes wohnhaft.
Bei Werder Bremen und Borussia Dortmund wurde die Fifa-Entscheidung mit Genugtuung aufgenommen. "Dass sich ein Land eine Nationalmannschaft zusammenkauft,widerspricht auch dem fairen Wettbewerb. Wir haben unseren Spielern nicht dazu geraten, für Katar zu spielen. Aber es war viel Geld im Spiel", so BVB-Sportmanager Michael Zorc. Sein Bremen Amtskollege Klaus Allofs sagte: "Ich halte das für die Gesamtheit des Fußballs für eine gute Entscheidung."
"Ich will keinen Ärger mit meinem Verein"
"Ich möchte mit Katar zur WM 2006", hatte Ailton seine Pläne begründet. Der 30-Jährige rechnet sich keinerlei Chancen mehr aus, jemals in der brasilianischen Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Deshalb hoffte der Torjäger, sich über den Umweg Katar den Traum von einer WM-Teilnahme erfüllen zu können. Vorletzte Woche war er zusammen mit Dede und Leandro in das Scheichtum geflogen und hatte über eine Einbürgerung verhandelt. Verträge wurden jedoch nicht unterschrieben.
Obwohl Ailton nach dem Kurztrip nach Katar fest entschlossen war, für ein Handgeld von 1,5 Millionen Euro und ein Jahressalär von einer Million Euro einen neuen Pass anzunehmen, hatten Leandro und Dede Anfang der Woche einen Rückzieher gemacht, nachdem sich Probleme mit der Fifa und Borussia Dortmund andeuteten: "Ich will keinen Ärger mit meinem Verein", sagte Dede. Auch Ailtons künftiger Arbeitgeber Schalke 04 war natürlich nicht begeistert über die mögliche Zusatzbelastung seines Neuzugangs. "Stoppt diesen Unsinn", forderte Trainer Jupp Heynckes von der Fifa.