Es ist zu geil. Wir bemühen uns ja wenigstens noch um eine gewisse Neutralität und uns ist auch bewusst, dass mal die eine, mal die andere Seite lügt. Aber du hinterfragst ja mal gar nichts kritisch und all das, was du sagst, ist das gleiche was wir sagen, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Das ist stupides Schwarz-Weis-Denken und wird auf Dauer zu nichts führen.
Wenn du meinst, dass Russland durch den Krieg in Georgien, Tschetschenien und dem Gasstreit mit der Ukraine einen Imagegewinn erzielte, dann doch nur einen negativen. Niemand auf der Welt denkt sich:"Toll, die Russen bomben ganze Städte weg und drehen im tiefsten Winter anderen Leuten die Gasheizung ab.Das sind aber tolle Menschenfreunde."
Sicherlich herrschte Krieg, Schäden lassen sich nicht vermeiden und wenn die Ukraine nicht zahlt, dann kann man ihnen auch das Gas abdrehen. Aber man sollte doch vorher mal bissel überlegen und nicht gleich mit dem Vorschlaghammer drauf. Die Gaslieferungen zum Beispiel hätte man auch um 50% - 75% kürzen können oder erst im Frühjahr, wenn es nicht mehr ganz so kalt ist, abdrehen. Andere Optionen wären juristischer Natur gewesen. Interessant ist auch, dass keine der beiden Parteien nachweisen konnte, wer Recht und wer Unrecht hat. Wenn man so einen Schritt macht, dann doch wohl mit stichhaltigen Beweisen.
Dass man das Gas im Winter abdreht und der dazugehörige westliche Aufschrei waren vom Kremel schon geplant, doch damit macht man sich international keine Freunde.
Woher ich den russischen Suprematieanspruch auf ehemalige SU-Länder ableite? Durch die militärische Intervention in Tschetschenien, durch die jüngsten Ereignisse in Georgien und der Ukraine, durch die militärische Vorherrschaft in der GUS und dem parteiischen Eingreifen in Abchasien und Bergkarabach 1991, durch die Unterstützung des "letzten europäischen Diktators" Lukaschenka in Weissrussland und durch den Grenzstreit mit Japan um die Südkurilen.
Die einseitige Vormundschaft in der GUS war auch der Hauptauslöser, weshalb die Ukraine und Georgien den Anschluss an NATO und EU suchten. 1994 gründeten Kasachstan, Tadjikistan, Usbekistan und Kirgisien die Organisation "Zentralasiatische Zusammenarbeit", um neue Absatzmärkte außerhalb Russlands zu schaffen, um eine größere Unabhängigkeit von Russland zu bekommen.
Allen voran deine Äußerungen bestätigen das Bild einer russischen Hegemonie in seinem "nahen Ausland".
Russland hat keine anderen Wirtschaftspartner als die EU?
In der Tat.
Russisches Gas und Erdöl fließen hauptsächlich nach Europa , denn wohin soll es sonst fließen? Zentralasien bietet nicht den nötigen Absatzmarkt; hinzu kommt, dass diese Länder selbst Gas und Erdöl haben. Iran und Naher Osten fallen auch weg, die haben ebenfalls genug von allem. China hat zwar einen enormen Energiebedarf, doch diesen decken sie mit ihrer eigenen Kohle und afrikanischem Öl. Alles andere ist fast schon so weit weg, dass es sich kaum noch lohnt.
Erst seit kurzem baut man eine Pipeline über China, Nordkorea nach Südkorea und per Schiff dann weiter nach Japan, um all diese Länder mit russ. Gas/Öl zu versorgen, doch diese Pipeline ist noch im Bau. Seit dem Irakkrieg sind auch die USA Abnehmer von russ. Gas/Öl, doch dieser Handel wird nie den europäischen Markt ablösen können.
50% der russischen Importe stammen aus der EU, 40% der Exporte gehen zurück. Allein Deutschland macht 30% des Außenhandels aus, gefolgt von Italien und Frankreich. Russlands Anteil am Welthandel beträgt 2% ist geringer als der von Singapur.
Unabhängigkeit in der Nato?
Selbstverständlich! Die Länder sind deutlich unabhängiger als die Länder in der GUS (Beispiel siehe oben).
Exkurs: Demokratie in der Ukraine und Diktator Juschtschenko!
Du versuchst ja noch nichtmal, deine Polemik zu verstecken. Juschtschenko darf das Parlament auflösen, da er Regierungschef ist. Wenn all seine Minister abspringen und Leute aus der Opposition an die Macht kommen, ist er regierungsunfähig und muss das Parlament auflösen und Neuwahlen einberaumen lassen. Daran ist nichts illegal.
Dass das ukrainische Volk für den Anschluss an Russland ist, ist nur die halbe Wahrheit. Bei den Wahlen ging der pro-russische Politiker Janukowitsch als Sieger hervor, wurde dann aber durch das pro-westliche Regierungsbündnis
von Juschtschenko und Tymoschenko (für alle zur Erinnerung: die Frau mit der Prinzessin Leia-Frisur) und noch einer dritten Partei ausgebooted. Tymotschenko wurde Staatspräsidentin, Juschtschenko wurde wieder Regierungschef.
Daran wird deutlich, dass es zwar eine pro-russische Bevölkerung gibt (vornehmlich im Osten des Landes. 22% der Ukrainer sind Russen), diese jedoch nicht gegen den pro-westlichen Anteil ankommt. Der prowestliche Bevölkerungsanteil verteilt sich nur auf mehrere Parteien, weshalb es zu dem ganzen HickHack kommt. All diese Ereignisse zeigen ein umfassenderes Demokratieverständnis als in Russland.
Im Streit mit der Ukraine geht es aber noch um viel mehr und hat ganz andere Gründe als unbezahlte Gasrechnungen. Die Ukraine hat ihren Außenhandel auf Europa gerichtet, die russische Schwarzmeerflotte in Sebastopol war quasi von Russland abgeschnitten, mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 ist die Krim (von Chrustchow an die Ukraine verschenkt) und, auf emotionaler Ebene betrachtet, dass Ursprungsland der Rus mit der Geburtsstadt Russlands, Kiew, verloren gegangen.
Es geht gar nicht darum, die Länder, die bereits in der NATO sind da wieder rauszuholen. Es soll ihnen nur zeigen, dass ihre NATO-Mitgliedschaft kein Freifahrtschein um Russland zu provozieren ist.
Die da wären? Auf welche Weise provoziert man Russland? Die Zeiten des kalten Krieges, in denen man spontan und aus lauter Spass an der Freude die komplette Atlantikflotte auslaufen ließ, sind vorbei.
Wenn du den Raketenabwehrschild meinst.... oooh ja, der böse böse Raketenabwehrschild in Polen und Tschechien. Der Raketenschild beeinträchtigt in keinster Weise die nukleare Abschreckung Russlands. Mal rein hypotethisch gesprochen: Wenn die Russen wollten, dass in Europa Atompilze aufsteigen, dann schaffen die das auch trotz Abwehrschild. In dem Streit um den Abwehrschild geht es um den technologischen Vorsprung, den die USA bereits haben und druch einen weiteren Ausbau noch vergrößern könnten. Die Russen baten den USA an, den Raketenschild in Südrussland, an der iranischen Grenze zu installieren. Gemeinsam hätte man ja die Radarstation und die Raketen bereiben können. Die USA lehnten dankend ab, da sie wussten, dass die Russen nur daran interessiert waren, welch technisches Know-how dahinter steht. Erst auf die amerikanische Ablehnung hin kam es zu den angespannten Verhältnissen Russland-Westen bis hin zu Aufkündigung diverser Militärverträge.
Wenn jetzt Russland der Ukraine das Gas abdreht, was können die Amerikaner dagegen machen? Wenn Russland auf einmal topmoderne Waffensysteme an den Iran und Syrien verkauft, was können die Amerikaner dagegen machen? Ich rede hier nicht von konventionellen Kriegen gegen diese Staaten, sondern dass Russland politische Macht einsetzt. Die ist nämlich sehr wohl vorhanden, auch wenn dir manch ein Propagandasender was anderes erzählen will.
Mit deiner letzten Äußerung hast du dich aber bissel Fadenscheinig aus der Affaire versucht rauszuwinden.
Ich fasse nochmal zusammen:
Zuerst sagtest du, dass die USA Polen nicht bei einer russisch-militärischen Aktion beschützen können.
Zitat Madu: "Auch Länder wie Polen sollten daraus ihre Konsequenzen ziehen, dass Versprechen der Amerikaner
wenig Schutz vor Russland bieten, wenns denn drauf ankommt." (Post 23)
Daraufhin sagte ich, dass dies falsch ist. Europa hat eine bessere Verteidigungsstruktur als Georigen.
Zitat Akira: "Die Truppenstärke, NATO-Stützpunktdichte und Infrastruktur ist eine vollkommen andere als in so einem Hottentottenland wie Georgien." (Post 26)
Und jetzt aufeinmal machst du eine kehrtwende und behauptest, du hättest nicht von einem konventionellen Krieg geredet, sondern von Waffenverkäufen an Drittländer
Zitat Madu: "Wenn Russland auf einmal topmoderne Waffensysteme an den Iran und Syrien verkauft, was können die Amerikaner dagegen machen? Ich rede hier nicht von konventionellen Kriegen gegen diese Staaten, sondern dass Russland politische Macht einsetzt. Die ist nämlich sehr wohl vorhanden [...]" (Post 28)
Dein hin und her zwischen den beiden Postionen ist nicht gerade förderlich für deine Glaubwürdigkeit als Diskussionspartner. Entweder du bleibst bei einer Aussage, oder lässt es sein.
Nun zum Inhalt: Ich hoffe, der Unterschied zwischen europäischer und kaukasischer Verteidigungs(infra)struktur ist auch dir bewusst, sodass du deine fehlerhafte Aussage erkennst und wir darüber nicht mehr reden brauchen.
Der von dir angesprochene Punkt bezüglich 'Verkauf von topmodernen Waffensystemen an Drittländer' ist insofern interessant, als das er mich zum nachdenken brachte.
Ich habe mich darüber informiert, welchen Platz Russland in der Liste der Waffenexporteure einnimmt: einen beachtlichen 2. bzw 1. Platz (je nach Jahr und Zählung unterschiedlich. Egal, jedenfalls ganz vorne mitdabei. Herzlichen Glückwunsch).
Dann versuchte ich rauszufinden, von welchen topmodernen Waffensystemen du wohl sprichst, da Russland für alles andere bekannt ist außer für topmoderne Technik. Ich fand heraus, dass Russland Waffen an China und Indien verkauft, dass diese Länder sich über den schlechten Zustand der Rüstungsgüter beschwerten, dass Russland unter einem massiven Braindrain im Rüstungsbereich leidet und dass Russlands gesamte Rüstungsindustrie noch am fordistischen Prinzip festhält und nicht wie der Rest der Rüstungsbetriebe (weltweit) am Postfordismus (soll heißen: Russland produziert jede Waffe im eigenen Land und verkauft sie. Alle anderen Länder entwickeln die Systeme, verkaufen das Patent und die Produktionslizenz aber an Drittstaaten).
Durch diesen ökonomsichen Wandel hätten die westlichen Staaten einen enormen technischen Vorsprung erreicht.
In keinem Artikel fand ich aber etwas über topmoderne Waffensysteme. Sicherlich gibt es hier und da was tolles, jedoch scheint wohl die russische Rüstungsindustrie sich auf altbewährtes zu stützen.
Quelle 1 :PDF-Datei von 2001 Quelle 2, Uni Kassel, 2007
Vorallem das Wort topmodern bringt mich, je öfters ich es lese, zum schmunzeln. Jeder von uns benutzt solch schillernde Wörter, auch wenn er selbst weiss, dass sie vollkommen übetrieben sind, um nicht zu sagen, aus der Luft gegriffen sind. Wenn du topmoderne Waffensysteme kennst, dann lass mich bzw. uns an deinem Wissen teilhaben. An dem Wörtchen soll deine Argumentation nicht scheitern.
Wie kann man den Verkauf an "Schurkenstaaten" verhindern?
Da gibt es schon Mögklichkeiten, die auch genutzt werden. Generell unterliegt der Waffenhandel strengen Gesetzen.
Rüstungsgüter werden per Schiff transportiert. Wenn ein Waffenempargo gegen ein Land vorliegt, werden die Seefahrtswege überwacht und bei Verstoß wird interveniert (Beispiel: UNIFIL-Einsatz).
Jedoch muss ich eingestehen, dass dieses Vorgehen sehr idealistisch ist und wenn man Waffen gegen internationales Recht verkaufen/kaufen möchte, dann schafft man das auch. (siehe China und Dafur).