Vergessene Klassiker: Die Aces-Reihe/Flying Corps/Red Baron

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AGFA präsentiert:
Vergessene Klassiker - Kultspiele der 90er Jahre


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Die Aces-Reihe (1990-1994)

Die Softwareschmiede Dynamix, seiner Zeit unter der Fuchtel von Sierra Interactive, veröffentlichten am Anfang der neunziger Jahre eine Reihe von 3D-Kampfflugsimulationen, die sich vor allem durch ihre Liebe zum Detail und die einfache Zugänglichkeit schnell einen guten Namen machten, obwohl sie den Namen Simulation vielleicht nicht ganz verdient haben - denn schon damals gab es wesentlich realistischere Simulationen, wie beispielsweise die Falcon-Reihe. Im Gegensatz zur bereits erwähnten Commander-Reihe von Origin, denen die Aces-Spiele auch grafisch unterlegen waren, boten sämtliche Teile der Aces-Serie aber ungleich mehr Freiheiten und Optionen für den Spieler, auch wenn dadurch die Handlung weit weniger dramatisch war.

Ursprünge der Serie

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Großvater und Vorläufer aller Aces-Spiele: A-10, Tank-Killer

Für mich beginnt die Erfolgsgeschichte der Aces-Reihe mit dem Spiel Red Baron von 1990. Tatsächlich gab es aber schon vorher ebenfalls von Dynamix ein Spiel namens A-10: Tank-Killer, das in vielen Punkten wohl als Vorläufer und Prototyp der Aces-Reihe gelten kann. Das zeigt sich vor allem in der verwendeten Engine, reicht aber bis zu den Menüs und deren Design. Im Unterschied zu den späteren Teilen der Serie war A-10 aber weitaus weniger komplex in seiner Struktur.

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Unverkennbare Ähnlichkeiten beim Menüdesign und der Spielgrafik


Red Baron (1990)

Den ersten Durchbruch schaffte Dynamix 1990 mit dem historischen 3D-Kampfflugsimulator Red Baron. Wie der Name vermuten lässt trägt sich das Spiel über der hart umkämpften Front des ersten Weltkriegs in Frankreich und Belgien ab.
Der Spieler kann wahlweise eine Kampagne (ab 1916, 1917 oder 1918 bis zum Kriegsende) auf Seiten des britischen Royal Flying Corps oder für die kaiserlich-deutsche Luftwaffe antreten oder aber gezielt einzelne Missionen und Duelle gegen berühmte Asse seiner Wahl fliegen. Diese Missionen umfassten unter anderem:
- Ballonjagden
- Patrouillenflüge
- Flugfeldverteidigungen gegen einen Angriff aus der Luft
- Bombereskortierungen
- Bomberabfangmissionen
- Zeppelinabfangmissionen
- Spionageflüge
- historische Missionen

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In einfachen und übersichtlichen Menüs konnte der Spieler selbst in groben Schritten bestimmen wie "realistisch" und schwierig seine Missionen dabei werden sollten. Abhängig davon wie viel Realismus der Spieler zuließ wurden dann für jede Mission Punkte vergeben, die in einer Hall of Fame festgehalten wurden. Bei jeder Mission konnte man zudem einige Zusatzparameter in einem Briefing festlegen (Wetter, Stärke der feindlichen Geschwader, Flughöhe, stärke des eigenen Geschwaders usw), allerdings ohne dass das Menü dabei in eine Kontrollfeldorgie ausartete.

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Geschafft! Den ersten Weltkrieg überlebt und mehr Abschüsse als der rote Baron auf dem Konto!

Zusätzlich gab es noch die Option sich in einer Art Schaukasten alle Flugzeuge des Spiels mitsamt kurzen Beschreibungen anzuschauen (flüssige 3D-Grafik war damals noch etwas neues). Auch über jedes der Fliegerasse gab es eine kleine biographische Beschreibung direkt im Auswahlmenü. Schließlich gab es noch den "Missionsrekorder" mit dessen Hilfe man aufgezeichnete Missionen nach dem eigenen Geschmack zusammenschneiden konnte und dann staunenden Freunden vorführen konnte. Bekam man selbst einmal ein verblüffendes "Replay" einer solchen Mission geschickt konnte man zu jedem Zeitpunkt der Aufnahme auch selbst ins Kampfgeschehen einspringen und sehen wie gut man sich selbst in der gezeigten Situation hält.

Video mit den Hauptmenüs und einigen Spieleindrücken:


Das Spiel war so erfolgreich, dass es später noch einmal auf CD erschien und dann sogar einige neue Flugzeuge sowie einen Missionseditor beinhaltete. Mit dessen Hilfe konnte man allerlei Schabernack treiben und so zum Beispiel auch die Megapolis London mit ins Geschehen einbinden. Als kleines Schmankerl konnte man, sobald man einen gewissen Rang erreicht hatte, auch seine Flugzeuge im Karrieremodus anmalen. Durch den Mangel an Texturen beschränkte sich das aber auf das Einfärben der Einzelteile (=Flügel und Rumpf .-_-) der Flugzeuge.

Erfolge ziehen Nachfolger mit sich und so überrascht es wahrscheinlich wenig, dass in den Folgejahren mit ACES OF THE PACIFIC und ACES OVER EUROPE zwei weitere lockerleichte Actionflugsimulationen erschienen, welche die Stärken von Red Baron schrittweise weiter ausbauten: War man bei Red Baron noch auf pure Luftmissionen eingeschränkt, konnte man jetzt - mit der richtigen Bordbewaffnung - auch gezielt seine Umgebung verwüsten und auch selbst Gebäude und Schlachtschiffe zerstören. Aces over Europe setzte gar noch einen drauf und ließ den Spieler auch gezielt Fahrzeugkonvois, Züge und Panzerverbände attackieren.

http://www.youtube.com/watch?v=MG69PpVQRDM

Auch die Anzahl und Art der fliegbaren Flugzeuge wurde erhöht. So durfte man bei beiden Aces-Spielen nicht nur in Jägern, sondern auch hinter dem Steuerknüppel verschiedener Jagd- oder Torpedobomber platznehmen. Die Position der Bordschützen dufte man allerdings nicht selbst übernehmen. Diese wurden dann von der KI übernommen.

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Auch grafisch wurden die Spiele aufgewertet, wenn auch nicht viel. So sind schon bei Aces of the Pacific ganz rudimentäre Texturen zu erkennen und Aces over Europe bietet neben ziemlich detailierten Flugzeugmodellen mit Staffelkennzeichen sogar einen "hochauflösenden" SVGA-Modus in 640x480.
Ein paar kleine Abstriche sind dann aber dennoch zu verzeichnen:
So kann man sich beispielsweise während der Karriere im Krieg nicht mehr in andere Staffeln versetzen lassen und auch der Pilotenavatar wurde abgeschafft. Hat man bei Aces of the Pacific noch wenigstens ein kleines Pilotenfoto neben dem Profil, gibts bei Aces over Europe gar nur mehr ein schmuckloses Datenblatt mit den verdienten Orden zu sehen.

Für Aces of the Pacific erschien später außerdem eine Zusatzkampagne mit dem titel 1946!, die sich damit beschäftigte, was passiert wäre, hätten die USA nicht die Atombomben abgeworfen und hätte der Krieg länger gedauert. Hier gab es einige neue Flugzeugtypen, allerdings keinen Missionseditor. Für Aces Over Europe gab es meines Wissens nach gar keine Zusatzpacks.

Aces%20of%20the%20Pacific_1.png
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http://www.youtube.com/watch?v=mhwmwewHqrs

Wie man im Video sieht hatte Aces over Europe so einen genialen Flair aufgebaut, der einem Glauben machte in Opas alten Sachen auf dem Speicher rumzuwühlen und dann alles aus seiner Sicht zu sehen. Klasse! Doof nur: Bei dem Spiel ist es teilweise unmöglich den Unterschied zwischen Freund- und Feindfliegern aus größerer Entfernung zu erkennen.



Das Ende der Reihe

Nach Aces over Europe war die Serie eigentlich zu Ende. Technisch gesehen wendeten sich die Spieler lieber zu Origins Glanzstücken wie Strike Commander oder Wings of Glory. Simulatorisch gesehen bot beispielsweise das technisch ebenfalls ungleich schönere 1942 - Pacific Air War von Microprose mehr. Geschichtlich gesehen hatte man jetzt eigentlich auch alle großen Luftkriege durch und technisch gesehen war die Engine eigentlich auch am Ende.

Dynamix brachte trotzdem noch einen weiteren Titel raus:
Aces of the Deep

http://www.youtube.com/watch?v=Glc_qGTTMXk&feature=related

Wie der Name schon sagt war es eine U-Boot-Simulation und deswegen meiner Meinung nach ziemlich langweilig. Man musste sich viel stärker einarbeiten und die Kampagne bestand aus freien Raubfahrten quer über den Atlantik. Man konnte nun nur noch für die deutschen in den Krieg eintreten und obwohl das Drumherum noch stärker war als bei den anderen Spielen der Reihe war Aces of the Deep für einige Zeit der letzte Titel der Serie.





1997 erschien dann jedoch Red Baron II, später auch bekannt als Red Baron 3D, im Zuge der damals erstmalig aufkommenden 3D-Beschleuniger.

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Ich hab das Spiel leider nie selbst gespielt, aber ich habe das Gefühl, dass hier nochmal alle bewährten Elemente ordentlich ausgebaut wurden. Es kommt mir aber auch so vor als wäre die Grafik und alles drumherum wesentlich hölzerner geworden. Es ist wohl eins dieser alten Win95-Spiele, denen man ansieht, dass sie nur so mit Tesafilm zusammengehalten werden. Die Grafik fand ich früher auch trist und hässlich.
Mittlerweile gibt es aber 34458956 Patches und Updates dafür, denn überraschenderweise ist die Community für dieses Spiel noch immer aktiv und groß!
Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass Red Baron II von Anfang an auch einen Multiplayermodus mit im Gepäck hatte und zudem auch einen Missionseditor mitlieferte. Erstaunlich, wie lange sich so etwas halten kann!

Eine weitere Besonderheit des Spiels dürfte die dynamische Kampagne gewesen sein: Soll heißen, dass es damit wohl möglich gewesen sein dürfte, den Ausgang des Krieges mitzubestimmen.

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http://www.youtube.com/watch?v=eJifU-MXB7E

Hier sind nur einige der Seiten zum Thema Red Baron II und dessen Qualitätssteigerung:
http://fullcanvasjacket.com/
http://www.swwisa.net/rb3d.html
http://www.rb3d.net/RB3D Open Source Launcher/index.htm

Glaubt man Wikipedia, arbeitet die Community derzeit daran, das Spiel mit einem einzigen, einfach zu benutzenden Superduperpatch zu versehen. Neben der ursprünglich enthaltenen Westfront gibts mittlerweile natürlich auch Patches für die Ost- und Südfront.

Ebenfalls erwähnenswert ist meiner Meinung nach
FLYING CORPS
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Flying Corps dürfte wohl wirklich das sein, was man einen vergessenen Klassiker nennen dürfte, denn zu diesem Spiel finde ich so gut wie GAR NICHTS mehr.

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Für damals war die Grafik richtig schön und auch das Gameplay war - Rowan Software zum Trotz - in Ordnung. Rowan hatte die Angewohnheit seit Dawn Patrol seine Spiele zwar sehr schön aussehen zu lassen, allerdings relativ wenig Spielwert einzubauen. So gab es bei Flying Corps nur eine handvoll Flugzeuge zu fliegen sowie ein halbes Dutzend Kampagnenszenarien, die wiederum stark eingeschränkt waren auf bestimmte, kürzere Epochen des Krieges. Diese Kampagnen verliefen jedoch dynamisch und waren mitunter knallhart schwer. In der Kampagne konnte man seine Flugzeuge relativ frei gestalten und neben verschiedenen Mustern auf den unterschiedlichen Teilen des Gefährtes auch noch eine Reihe Motive anbringen. Auch simulationstechnisch war das Spiel um Längen weiter als das ursprüngliche Red Baron. So hatte hier erstmals der Rotoreffekt des Propellermotors auswirkungen auf das Flugverhalten, ähnliches gilt für den Wind. Ähnlich wie bei Red Baron II war auch hier das Detaillevel recht groß.
Neben einzelnen Fahrzeugen und Panzern sah man mitunter auch Soldaten auf dem Feld laufen - etwa wenn man ein Zelt zerschossen hat.

img_flyingcorpsgold_screenshot_unknown_0001_cpit1_250x187x24b.jpg
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Beispielvideo:
http://www.youtube.com/watch?v=z43rvKdixIc





ähnliche Spiele

Linksammlungen:
http://www.wingsofhonour.com/news/html_news_archive_2008.en.html

Ace of Aces:
http://blog.instantaction.com/aceofaces.html#media

Rise of Flight:
air_400a_005.jpg


IL-2/Pacific Fighters:
http://il2-sturmovik.de.ubi.com/de/home.php



Aktuelle Situation/Spielbarkeit:
Meiner Meinung nach sind die alten Aces-Spiele nach wie vor sehr gut spielbar, umso mehr wenn man einen Joystick hat, der mit DosBox läuft. Gerade die späteren Teile kann man aber auch sehr gut auf der Tastatur spielen und die Kampagnen machen nach wie vor Spaß. Die aktuelle Situation zum Thema Red Baron II und Flying Corps habe ich ja bereits oben geschildert.


Andere Artikel:
Outcast
Descent
Ultima
Wing Commander
 
sowas is nix für mich^^, aber guter post^^
 
Ja. Es scheint nicht allzu viele Simulationsfans hier zu geben :(
 
Red Baron II hab ich damals bei einem Freund öffters gespielt, war ganz witzig. Ist aber auch schon lang her, war die Zeit wo plötzlich alle Internet hatten und natürlich gleich mal den Multiplayer-Modus ausprobieren wollten.
 
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