Also das "in jeder Hinsicht dem Tier überlegen" habe ich jetzt eher in Kategorien wie in moralischer, intellektueller, metaphysisch-erkenntnistheoretischer, kultureller, evolutionsbiologischer... etc. Hinsicht gedacht. Spezifische Eigenschaften wie Stärke oder Schnelligkeit sind irrelevant, weil es nicht Kategorien sind, die für die Unterscheidung Mensch/Tier von Belang sind.
Was die evolutionsbiologische Hinsicht betrifft, muss man ja nur die Anpassungsfähigkeit anführen. Ein Mensch ist nicht so schnell wie eine Gazelle, aber das muss er auch nicht. Das ist der springende Punkt. Deshalb ist auch die berühmte Mängelwesen-Definition von Arnold Gehlen Blödsinn. Die Überlegenheit des Menschen besteht darin, dass er nicht auf Exzellenz in irgend einer physiologischen Eigenschaft angewiesen ist. Man davon abgesehen, dass der Mensch sehr wohl eine physiologische Eigenschaft hat, in der er alle anderen Lebewesen übertrifft: Feinmotorik. Der Mensch unterscheidet sich darüber hinaus insofern von allen anderen Lebewesen, als dass er sich nicht der Umwelt anpassen muss, sondern die Umwelt an seine Bedürfnisse anpassen kann.
Intellektuelle Überlegenheit versteht sich von selbst. Da sei unter anderem die sehr prägnante Abgrenzung aus "Dune - Der Wüstenplanet" angeführt: "Das Tier würde sich den Fuß abbeißen, um aus einer Falle zu entkommen. Der Mensch würde sich tot stellen, um den Jäger anzulocken und ihn zu töten."
Zur metaphysisch-erkenntnistheoretischen Überlegenheit sei unter anderem auf die westliche/europäische Metaphysik ebenso wie auf die Indische Philosophie des Yoga Sutra verwiesen. Würd ich jetzt nicht so Lust haben, auszuführen, aber kann ich machen, wenn's jemand interessiert. In a nutshell: Der Mensch ist ein transzendentales Wesen, sprich: Er kann sich mit Erkenntnis und seinem Erkenntnisvermögen beschäftigen.
Nun zur Überlegenheit in moralischer Hinsicht, meine zweitliebste. Vor allem deshalb, weil sie von Partikelkanone und ihresgleichen immer wieder indirekt bestätigt wird.
Zum einen dadurch, dass Menschen verurteilt werden, weil sie Tiere schlecht behandeln; sprich: sie haben einen freien Willen und sind so erst schuldfähig. Ein Tier kann das nicht sein. Daher kann ein Tier auch nichts Gutes tun. Der Mensch schon. Also ist der Mensch ein moralisch höherwertiges Wesen. Zum anderen wird die moralische Überlegenheit des Menschen auch durch den Aufforderung, der Mensch solle mehr Verantwortung für die Welt übernehmen, bestätigt. Oder wie der gute alte frühe Heidegger sagen würde: Die Würde des Menschen ist sein Dasein und das Dasein besteht in der Sorge. Normalsterblich formuliert: Die Würde des Menschen kommt von der Sorge um die Welt. Nur der Mensch kann sorgsam (Heidegger würde wohl eher "besorgend" sagen) mit der Welt umgehen. D.h. er kann sich um sie sorgen, aber auch für sie sorgen. Der Mensch kann sich als Teil der Welt erkennen. Ein Tier kann das nicht.
Kurz: Wenn Partikelkanone sagt, Menschen sind scheiße, weil sie Tiere quälen, dann sagt sie indirekt damit, dass der Mensch sehr wohl ein höherwertiges Wesen ist als das Tier.
Zuletzt sei noch die schöpferische Überlegenheit angemerkt. Shadow315 hat das ja sehr schön zusammengefasst:
Shadow315 said:
Die Evolution, die Technologie, die Forschung, all das verzeichnen wir auf unser Guthaben-Konto.
Noch ein bisschen pathetischer und schöner hat es der Humanist Giannozzo Manetti in seinem Werk
Über die Würde und Erhabenheit des Menschen formuliert:
Giannozzo Manetti said:
Folgendes ist unser, [...] weil es offensichtlich von Menschen hervorgebracht worden ist: Alle Häuser, alle großen und kleinen Städte, überhaupt alle Gebäude des Erdkreises, die ja in so großer Zahl und Qualität vorhanden sind, dass man wegen ihrer ungeheuren Pracht mit Recht zu dem Urteil gelangen müsste, sie seien eher das Werk von Engeln als von Menschen. Unser sind die Bilder, unser die Skulpturen, unser sind die Künste, unser sind die Wissenschaften, unser ist [...] die Weisheit; unser sind schließlich sämtliche Erfindungen [...], unser sind alle Formen der verschiedenen Sprachen und Schriften, deren unerlässlichen Nutzen zu bewundern und zu bestaunen wir umso mehr genötigt werden, je intensiver wie darüber nachdenken. [...] Unser sind schließlich alle Maschinen, die der erstaunliche, ja fast unglaubliche Scharfsinn des menschlichen oder eher göttlichen Verstandes mit einzigartiger Tatkraft und überragendem Erfindungsreichtum ins Werk zu setzen zu bauen begann.
Die Welt, so schreibt Manetti, ist durch den Menschen "viel schöner, viel prächtiger und weitaus feiner" geworden, als er sie von Gott empfangen hat. Ein Statement, das einen im 15. und 16. Jahrhundert schon ein wenig in Schwierigkeiten bringen kann. Gerade deshalb zeigt das Zitat sehr schön den Kulturstolz und das neue Menschenbild der Renaissance. Einen nicht unberechtigten Stolz, will ich mal sagen.
Zum eigenlichen Thema: Ich bin kein großer Stierkampf-Fan. Hab aber persönlich kein Problem damit, wenn Leute das als jahrtausendealten Teil der Kultur ansehen und deshalb beibehalten wollen. Ich hab jetzt allerdings auch nicht viel Mitleid mit dem Stierkämpfer. Der weiß ja, worauf er sich einlässt. Wenn nicht, ist er erst recht selber schuld.