SHAVING SUPPLIES
An der Art, wie man sich der täglichen Prozedur des Rasierens entledigt, läßt sich eine Menge ablesen. Für die einen ist es etwas Lästiges, das man möglichst schnell hinter sich bringt, für die anderen wird die morgendliche Rasur zu einem Ritual, das mitbestimmend ist für den gesamten Tagesablauf. Wer morgens keine Zeit dafür hat, hat den ganzen Tag über für nichts Zeit. Gerade mit der Ritualisierung einer täglichen Verrichtung nimmt man einer an sich stumpfen, weil immer gleichen Betätigung das Stupide und verleiht ihr etwas Erhabenheit. Wer das, was eigentlich Routine ist, retardiert, macht aus Stumpfsinn Sinn.
Dabei sind wir gerne behilflich und bieten die geeigneten Gerätschaften an. Mit der Frage "naß" oder "trocken" fällt die Vorentscheidung. Die Naßrasur ist nicht nur gründlicher, sie bietet auch dem, der den Rasurvorgang kultivieren möchte, mehr Handlungsmomente an. Drei Dinge braucht man für eine gründliche Naßrasur: einen guten Rasierapparat, einen guten Rasierpinsel und eine gute Rasierseife oder Rasiercreme.
Die Wahl des Rasierapparates ist - wie unter Kennern üblich - eine Glaubensfrage, die jeder für sich entscheiden muß.
Das gute alte Rasiermesser gilt vielen als unübertroffen, aber die Handhabung erfordert Übung und Geduld. Leider stellt keine englische Firma mehr Rasiermesser her. Trumper in London verkauft welche von der deutschen Firma Dovo, die wir deswegen auch in unserem Geschäft anbieten.
1901 meldete King Camp Gillette sein Patent für einen Sicherheitsrasierer an, der bis heute erhältlich ist. Auch auf diesen Sicherheitsrasierer (das ist der mit den extra dünnen, zweischneidigen Klingen) greifen wieder vermehrt Kunden zurück. Wer aber empfindliche Haut hat und sich dennoch naß rasieren will, wird sich wohl für die Doppelklinge entscheiden, die in den 60er Jahren von Gillette entwickelt wurde, zunächst mit festem Rasierkopf (GII-System oder Tandem), etwas später folgte das System Contour mit einem beweglichen Rasierkopf, schließlich der Sensor-Rasierer von Gillette, bei dem nicht nur der Rasierkopf, sondern auch die einzelnen Klingen der Doppelklinge beweglich waren. Was macht eine Firma, die einen Marktanteil von ca. 70 Prozent erreicht hat? Sie entwickelt mit riesigem Aufwand ein neues System: Mach 3. Diesmal natürlich mit drei Klingen und natürlich nicht kompatibel mit den bisherigen. Und die Ersatzklingen sind natürlich wieder teurer. Am Rasierergebnis gibt es allerdings nicht viel zu mäkeln, wohl aber am Design des Gillette-Apparates. Die veredelte Version von Edwin Jagger ist demgegenüber eine Augenweide. Die Mach 3- und Sensor-Rasierer gibt es in zwei Design-Varianten: "Chatsworth" (die schlanke Form mit dem kleinen Knups am Ende, elfenbeinfarbig, ebenholzfarbig und in linierter Ganzmetallausführung, "Georgian" (die dicklichere Form, ebenfalls elfenbein- oder ebenholzfarbig erhältlich). Ferner stellt Edwin Jagger den Sicherheitsrasierer mit dem "Chatsworth"-Griff (elfenbein- oder ebenholzfarbig) her.
Bei sehr empfindlicher oder problematischer Haut ist wohl eine Elektrorasur angebracht, sie ist zwar nicht so gründlich, aber schonender als die Naßrasur. Die Trockenrasur wird noch angenehmer, wenn Sie vorher ein Pre Shave (Arlington von Harris), ein Gel (Coral Skinfood von Trumper) oder ein Shaving Oil auftragen.
Als beste Rasierpinsel gelten nach wie vor Dachshaar-Rasierpinsel. Man unterscheidet zwei Qualitäten: "Pure Badger" und "Super Badger" (auch "Silvertip" genannt, weil die silbrigen Haarspitzen aus dem Winterfell stammen). Das Dachshaar stammt in der Regel (auch das der deutschen Rasierpinsel) aus China, wo die Dachse in Farmen gehalten werden, artgerecht, wie sämtliche Firmen beteuern. Wir haben in jüngster Zeit einen "Non-Badger"-Rasierpinsel benutzt - also nicht mit Dachshaar, sondern eine Mischung aus anderen natürlichen und synthetischen Haaren - und sind, ehrlich gesagt, begeistert. Nicht ganz so sanft und schmiegsam wie das Dachshaar, dafür geht die Schaumenfaltung schneller vonstatten. Ob Sie eine Rasiercreme oder Rasierseife benutzen, ist reine Gewöhnungssache. Die Seife muß man länger aufschäumen, die Creme hat - weil glyzerinhaltig - einen Hautpflege-Vorteil, man kann sie auch ohne Pinsel benutzen