Ja. Deshalb nahm ich diese Testgruppe. Und nicht die Crackinder in meinem Keller.
Solche hergebrachten Erfahrungsberichte aus dem eigenen Umfeld taugen nur bedingt als Beweisführung für eine These. Sie sind durch andere Berichte mit konträren Erfahrungen leicht auszuhebeln. Das führt zu nichts.
Wenn ich nun behaupte, daß mein Umfeld den kontextlosen Ausdruck "unwürdig" nicht als beleidigend auffasst, führe ich quasi einen Gegenbeweis - der freilich ähnlich wertlos ist.
Das Beispiel mit den Crackkindern ist zwar geschmacklos, aber im Grunde gar nicht schlecht. Denn ob eine Ehrverletzung als Missachtung eines anderen vorliegt, ist nur unter Beachtung aller Begleitumstände zu ermitteln.
Da spielen auch die sprachlichen und gesellschaftlichen Ebenen der Betroffenen eine gewichtige Rolle. Das UF ist eine Subkultur, mitunter ein Auffangbecken von Existenzen mit hohem Freizeitgehalt und ganz eigenen Regeln und Normen. Ich persönlich bin grundsätzlich wenig davon angetan, wenn man sich ständig anfiest, allerdings muss man sich als User des UF auf solche Umgangsformen einlassen.
Was woanders für Entrüstung sorgen würde, darf hier als normal bezeichnet werden. Womit wir wieder bei den Untermietern von .deviant angelangt wären: sie als unwürdig zu bezeichnen, würde vermutlich nicht als Beleidigung aufgefasst werden. Und wenn ich mich hier so umsehe, wie sich die Leute begegnen, grenzt es eigentlich an Ironie, wenn dies als Angriff auf die eigene Ehre bewertet wird.
Ich bin kein Fan von Partikelkanone und auch nicht von solchen Äußerungen (inform von Beiträgen oder Signaturen). Allerdings sollte die Kirche im Dorf gelassen werden; der vorliegende Einzelfall lässt nämlich ganz nebenbei den hier beständig zitierten Kontext leider vermissen. Also müssen die Rahmenumstände weiter abgesteckt werden und wir landen unweigerlich bei den gesamten Begleitumständen. Und da stellt es sich leider so dar, daß ausgerechnet jene, die selbst gerne die Grenzen guten Benehmens austarieren und bewusst Gratwanderungen in Form provokantem Verhaltens betreiben jetzt urplötzlich als Rechtschaffene aufzutreten versuchen. Es drängt sich förmlich der Gedanke an das bekannte Glashaus auf.
Und abschließend sollten die Herren Tröndle und Fischer zitiert werden, die so treffend den Äußerungsinhalt einer angeblichen Beleidigung eingrenzen: bloße Nichtachtung eines anderen braucht noch nicht Missachtung zu sein.