Die Unternehmen wollen aber ihren Gewinn maximieren und nicht ihren Output. Und das Gewinnmaximum ist gegeben, wenn die Grenzerlöse E' den Grenzkosten K' entsprechen. Oder halt in unserem Fall, bei partieller Faktorvariation, wenn die Grenzwertproduktivität der Arbeit (= Preis * Grenzproduktivität der Arbeit = p * Xa') dem Grenzlohn entspricht.
Bestreite ich doch garnicht. oO
Die Funktionen sind jedoch in ihren Extrema relativ stabil (heißt eine kleine Änderung der Variablen hat geringen Effekt auf das Endergebnis) weshalb es wenig Unterschied zwischen "Maximum" und "Maximum plus/minus ein bisschen" gibt. Befindet sich der Lohn auf Hälfte des maximalen Grenzertrag ergibt eine Varianz des Lohns von immerhin 10% gerade einmal eine Arbeitsreduktion um 3%. Selbst knapp an der Grenze von Lohn~Grenzertrag
entspricht die Arbeitsreduktion etwa der Lohnsteigerung.
Da alle Variablen des Systems empirisch sind, dürfte jede schon mal mit mindestens ~10% zu Buche schlagen, sprich Variationen dieser Größenordnung sind ohnehin zu erwarten. Eine rigide Maximierung, die diesen Spielraum ausschließt, erscheint unrealistisch.
Ja, kann ja sein, dass in einem oder zwei von hundert Fällen die Unternehmer so bescheuert waren, nicht zu erkennen, dass sich eine Lohnerhöhung auch für sie positiv auswirken könnte. Grundsätzlich darf man hier aber wohl eher davon ausgehen, dass die Unternehmer ihr Geschäft besser verstehen als die Politik ^^.
Beherrschen, vielleicht (sonst wären sie ja wohl Pleite), aber verstehen? Ich bitte dich. Die Effekte der sich öffnenden Armutsschere, der zunehmenden Arbeitsunsicherheit, die übersteigen das Betrachtungs- und Einflussgebiet jedes
einzelnen Unternehmers bei weitem, dürften sich in Zukunft aber bedeutend auf Produktivität oder schlicht Stabilität des Wirtschaftsstandorts Deutschland auswirken. Nach mir die Sintflut...
Ja. Deswegen auch der von mir angeführte Spruch: "Zuviele Köche verderben den Brei."
Ah, danke für die Info!
Grundsätzlich kann man sagen: Höhere Qualifikation = höhere Produktivität = höherer Lohn. Ansonsten sind wir hier an einem sehr spannenden Punkt in der Diskussion angelangt. Kann durchaus sein, dass wir irgendwann mal soweit sind, dass für Menschen tatsächlich nicht mehr genug Arbeit vorhanden ist. Deswegen habe ich ja auch das Bedingungslose Grundeinkommen mit ins Spiel gebracht

. Momentan ist dieser Zustand aber nicht gegeben, im Gegenteil: Arbeitsplätze sind vorhanden, nur dummerweise entsprechen die Anforderungen viel zu häufig nicht den Qualifikationen der Arbeitnehmer / Arbeitslosen und es wird der Ruf nach ausländischen Fachkräften laut.
Dass Qualifikation und Lohn direkt miteinander korreliert sind widerspricht sowohl den von dir bereits getroffenen Aussagen/Annahmen als auch meinem eigenen Verständnis - letztlich zählt nur, wie viele dieser qualifizierten Leute es gibt. Habe ich 3000 Akademiker zur Auswahl aber nur einen Hausmeister, dann zahle ich dem Hausmeister mehr. Meine persönliche beste Jobsicherheit sind nicht meine eigenen Qualifikationen, sondern die Inkompetenz des Gesocks, das nachkommt.
Dass in bestimmten Bereichen nicht genug Arbeit vorhanden ist, ist heute schlicht ein Fakt. Natürlich mag das in der
Summe nicht so sein, das bringt jedoch
im Einzelnen leider auch keinem einen Job. Es ist
jetzt dringend an der Zeit, für eine Lösung zu sorgen, egal ob das jetzt Mindestlohn, Grundeinkommen, oder Bevölkerungsminimierung ist.
Zunächst ein mal: Die Kaufkraftheorie kannst du in die Tonne treten. Die findet in der Ökonomie fast keine Beachtung mehr, viele Ökonomen vertreten sogar die Auffassung, sie sei wiederlegt.
Weder habe ich mich direkt auf die Kaufkrafttheorie noch, soweit ich das auf die schnelle nachprüfen konnte, indirekt auf ihren Sinn/Inhalt bezogen.
Ansonsten, und das habe ich ja auch im vorherigen Verlauf schon geschrieben: Der Mindestlohn doktert nur an den Symptomen von unerwünscht niedrigen Löhnen herum, nicht aber an den Ursachen. Das sollte dir denke ich ja auch während des bisherigen Diskussionsverlaufes klar geworden sein. Vielen Menschen, die heute eine Familie und ein geringes Einkommen haben, würde auch ein Mindestlohn von 12 EUR nicht wirklich helfen. Wie hoch sollen wir den denn ansetzen?
Erwähnte Symptome haben wir aber
jetzt, nicht in ein, zwei Generationen wenn Systemlösungen greifen. Bis dahin ist ein herumdoktern gar keine so schlechte Idee, falls wir überhaupt die Früchte unserer Langzeitlösung mal ernten wollen.
Die Frage nach der Höhe einer Maßnahme wie dem Mindestlohn kann man auch genausogut auf alle anderen Lösungen anwenden. Kombilohn, Grundeinkommen, dort liegt die gleiche Frage.
Anstatt Arbeitsplätze zu vernichten und Diskussionen zu führen, die den betroffenen Menschen kaum etwas bringen, sollte man sich lieber mit den Ursachen beschäftigen. Und da kann ich baracuda nur absolut beifplichten: Bildung, Bildung und nochmals Bildung. Und für die Menschen, bei denen das vielleicht zu spät kommt, würde ich für ein Kombi-Lohn-Modell plädieren. Es ist besser, Arbeit zu finanzieren, als Arbeitslosigkeit.
Jaja, Subventionen sind Böse, der Staat soll sich raushalten, haben sowieso keine Ahnung, aber zahlt uns doch bitte unsere Arbeiter aus.
Der Kombi-Lohn leidet unter vielen Problemen, die auch ein Mindestlohn mit sich bringt. Beide haben gravierende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und können nur kurzfristig eingesetzt werden. Die Arbeit, die durch den Kombi-Lohn geschaffen wird, ist nicht die systemtragende Arbeit eines Normalbeschäftigten - hier wird nicht Arbeit finanziert, sondern Arbeitslosigkeit anders angemalt und die Kuchenstücke weitergereicht.
Recht hast du zweifelsohne damit, dass die Unternehmen selbst, in der aktuellen Situation, nicht im Stande sind, das Arbeitsproblem alleine zu lösen. Daher ist eine Staatsbeteiligung wohl unausweichlich - den Gürtel enger zu schnallen kann man den Leuten einfach nur so oft verkaufen, beim dritten mal kommen dann Fackeln und Mob. Die Komplettabwälzung des Problems auf den Staat ist jedoch keine Lösung; dafür ist zum einen kein Geld da, zum anderen wurde der Staat, sprich
wir alle, einfach zu oft ausgenutzt, im in schweren Zeiten mal ein wenig mitzuhefen und dann, ach je, es läuft so gut, wir zahlen morgen, versprochen.
Nicht nur Banken oder Mega-Unternehmen sind systemrelevant, der Staat selbst ist auch systemrelevant. Früher oder später wird sich die Wirtschaft, als ganzes, Gedanken machen müssen, wie sie ihren Spielplatz renoviert.
Naja, sagen wir es mal so: Für viele Unternehmen könnte ein Mindestlohn ein ziemlich großes Problem darstellen im Hinblick auf die von dir angeführten Punkte "Behauptung der Stellung auf dem Markt" oder "Absicherung gegen Marktschwankunge". Nichtmal nur dann, wenn ich an den internationalen Wettbewerb denke, der ja nur einer von vielen Faktoren ist, der bei einem flächendeckenden Mindestlohn, welcher alle Branchen gleichermaßen betrifft, einfach mal ausgeblendet wird (technischer Fortschritt wäre noch ein anderer).
Hättest du vielleicht auf die schnelle eine Statistik zur Exportverteilung nach Unternehmensgewinnen? Nach meiner Einschätzung machen die meisten Exporteure nennenswerten
Gewinn, sprich der globale Wettbewerb lässt noch genug Spielraum, ein paar Sexspritztouren als Direktauszahlung an Mitarbeiter umzuschichten. Leider finde ich nichts, um diese Einschätzung zu widerlegen oder untermauern.
Ansonsten: Ja, es gibt durchaus Kritik an der marginalistischen Preistheorie. Die mit Hilfe der sogenannten Marginalgrößen ("Grenzkosten", "Grenznutzen" usw.) abgeleiteten Optimierungsregeln werden häufig mit dem Hinweis drauf kritisiert, dass diese in der Praxis gar nicht quantifizierbar seien. Also dass dieses Vorgehen für die Praxis wertlos sei. Allerdings wird hierbei verkannt, dass überhaupt nicht der Anspruch erhoben wird, auf diese Art und Weise in der Praxis zu operieren. Die Marginalgrößen erleichtern einfach die Modellanalyse und ermöglichen es, immerhin grundlegende Handlungsempfehlungen und Leitlinien abzuleiten. Und sie lassen sich auch durchaus realitätsnäher mit Hilfe von Verfahren der Aufschlagskalkulation (mark-up-pricing) bestätigen.
Aus dem Grund frag ich dich jetzt seit einem gefühlten halben Dutzend Beiträgen nach Fehler- und Spielraumabschätzungen (siehe auch oben). Der Markt ist bekannterweise weder ideal noch statisch, sodass eine statische Beschreibung ohne Spielräume zwangsläufig unzulänglich sein wird. Es mag eine Handlungsempfehlung für den Idealfall resultieren, diese ist aber nicht zwangsläufig auf den Realfall zu übertragen, sodass sie ohne Betrachtung der Varianzen (sprich Spielräume) nutzlos ist.
"Das müsstest du machen wenn alle machen würden was sie machen müssten" ist kein sinnvoller Grundsatz für das Navigieren durch ein dynamisches System, vorallem wenn es durch Menschen und Unbekannte beeinflusst wird. Das geht gut, wenn von
kleinen Abweichungen ausgeht, aber das Wirtschaftssystem unterliegt heftigsten Schwankungen und Unbekannten. Oder wieviel Billionen sind in der letzten Wirtschaftskrise verpufft?