Kultserie: The Prisoner

Psycho Joker

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So, ich nehme mir jetzt mal die Zeit, einer der überragensten und genialsten Kultserien (im wahrsten Sinne des Wortes) hier vorzustellen: The Prisoner.

Wo soll ich anfangen... am besten mit der Vorgeschichte.
Die Serie beginnt im Vorspann mit dem Prolog: Ein Mann düst in einem stylischen Auto durch London und marschiert dann in ein Büro, wo er wütend rumschimpft und seinen Dienst quittiert. Er fährt zu seiner Wohnung und packt dort seine Koffer, als plötzlich typischer 60er-Jahre-mäßiges Betäubungsgas durch das Schlüsselloch eindringt und ihn betäubt. Er fällt auf sein Bett und verliert das Bewusstsein. Als er wieder erwacht, findet er sich in einer identisch eignerichteten Wohnung wieder, als er jedoch aus dem Fenster blickt, sieht er da nicht mehr das Stadtbild von London, sondern ein bizarres Dorf mit eigenwilliger Architektur und recht eigenwillig gekleideten Menschen. Er ist im "Dorf". Das Oberhaupt des Dorfes ist "Nummer 2", der der Hauptfigur (man erfährt von ihm nie den richtigen Namen, nur die Nummer: 6) erklärt, dass er sich in diesem Dorf befindet, weil seine Auftraggeber (also die von Nummer 2) wissen wollen, wieso Nummer 6 den Dienst quittiert hat. Nummer 6 weigert sich jedoch, das zu verraten.

Das ist die Ausgangsposition. Die Serie wird bestimmt von der Spannung zwischen den Versuchen und Bestrebungen von Nummer 6, vom Dorf zu fliehen oder zumindest das autoritäre System des Dorfes zu untergraben und den Versuchen von Nummer 2, Nummer 6 sein Geheimnis zu entlocken (sei es durch Manipulation oder durch Versuche, Nummer 6 in das System einzubinden und ihn sozusagen zu komprimittieren). Das allein wäre schon eine geniale Ausgangslage für eine spannende Serie, aber das war Patrick McGoohan (Hauptdarsteller, Erfinder und teilweise Regisseur udn Drehbuchautor) nicht genug. Die einzelnen Episoden behandeln in zum Teil sehr kritischer Weise verschiedene Aspekte unserer Gesellschaft, dies geschieht vielfach in sehr allegorischer und symbolischer Weise, wodurch einige Episoden zutiefst abstrakt und surreal anmuten. Um den Zuschauer möglichst wenige Ankerpunkte zu geben, gibt es in der Serie praktisch fast keine wiederkehrenden Rollen. Nummer 2 wird fast jedesmal ausgewechselt (nur 2 Schauspieler tauchen mehr als einmal als Nummer 2 auf) und auch sonstige Bewohner des Dorfes (bei denen sowohl der Zuschauer als auch Nummer 6 nie mit Sicherheit wissen, wer jetzt und wer Gefangener ist) tauchen in der Regel nicht in mehr als einer Episode auf. Die einzige Figur neben Nummer 6, die in allen Folgen (17 sind es an der Zahl) gleich bleibt, ist die des kleinwüchsigen, stummen Butlers, der der jeweils aktuellen Nummer 2 treu und loyal dient.
Klingt jetzt alles ein wenig verwirrend, ist es auch. Es gibt z.B. immer noch Diskussionen drüber, in welcher Reihenfolge man die Folgen (mal abgesehen von der ersten Folge und der finalen Doppelfolge) am besten ansehen sollte. Die Macher der Serie fanden nämlich offenbar großen Gefallen daran, innerhalb der Serie Widersprüche einzubauen (z.B. was den Standort des Dorfes betrifft, von dem es während der Serie explizit 3 verschiedene Versionen gibt). Allerdings gibt es inzwischen eine "wahrscheinlich weitgehend richtige" Reihenfolge, die auch von Patrick McGoohan selbst abgesegnet ist.

Über den Inhalt der Serie kann ich jetzt nicht allzuviel sagen, ohne zu spoilern. Aber natürlich wirft sie insgesamt (besonders das Ende) mehr Fragen auf als sie beantwortet, und das war auch Patrick McGoohans Absicht. Er wollte etwas schaffen, worüber die Leute reden und diskutieren und angesichts der Tatsache, dass es eine "The Prisoner Appreciation Society" gibt, die alljährlich Conventions im Hotel Portmeirion, der Kulisse für das "Dorf" abhält und dort noch immer heiß über die Serie diskutiert, ist ihm das wohl ausgezeichnet gelungen.

Aber abgesehen von der Gesellschaftskritik und dem allegorischen Symbolismus kann man "The Prisoner" natürlich auch als ungemein unterhaltsamen Genre-Mix aus typisch 60er-Jahre-Spionage (im Stile von "James Bond" oder "mit Schirm Charme und Melone"), Action, Science-fiction und bisweilen auch Satire genießen.

Patrick McGoohan war übrigens bevor er mit "The Prisoner" zu einem DER Kult-Stars der TV-Geschichte schlechthin avancierte, ein erfolgreicher Darsteller in mehreren typischen 60er-Jahre-Spionage-Serien, die erfolgreichste davon war "Danger Man" (bzw. "Secret Agent"). Die Rolle als erzbritischer Geheimagent mit trockenem Humor hatte er so gut drauf, dass er seinerzeit die erste Wahl für die Rolle des James Bond war. Erst nachdem er ablehnte, verpflichtete man Sean Connery. Zu "Danger Man" gab es übrigens in "The Prisoner" immer wieder subtile Anspielungen, obwohl McGoohan selbst immer vehement bestritt, dass die Serie irgendwie miteinander in Verbindung stünden.
Den meisten dürfte Patrick McGoohan übrigens als der bitterböse englische König Edward Longshanks aus "Braveheart" bekannt sein.


Abschließend noch ein paar visuelle Eindrücke von "The Prisoner" (keine Angst, sind keine Spoiler dabei).

ARRIVAL-PAT2.jpg

Die Hauptfigur: Nummer 6

prisoner2.jpg

Nummer 6 mit einem Nummer 2

No2OldFreeForALl.gif

Ein anderer Nummer 2

CHANGE-NUMBER2.jpg

Noch ein Nummer 2

butler2.jpg

Der immertreue, schweigsame Butler


"The Prisoner" lief seinerzeit übrigens auch im deutschen Sprachraum unter dem Titel "Nummer 6". Die Synchro ist sehr gut (kommt das nur mir so vor, oder war die Synchro früher viel besser?! o_O). Die komplette Serie ist übrigens auch auf DVD erschienen und sollte im Videotheken mit größerem Sortiment zu finden sein. Ansonsten kann man sich die DVD-Box oder eine der 5 DVDs einzeln auch als UK-Import bei Amazon bestellen (mit 77 € für die Box leider nicht grad billig).
 
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Wo bin ich?
Sie sind da.
Was wollen sie?
Informationen.
Auf wessen Seite sind Sie?
Wir sind auf der richtigen Seite. Wir wollen Informationen, Informationen.
Ich sage nichts.
So oder so, sie werden sprechen.
Wer sind sie?
Die neue Nummer Zwei.
Wer ist Nummer Eins?
Sie sind Nummer Sechs.
Ich bin keine Nummer, ich bin ein freier Mensch!
Ha, ha, ha...!

wobei der letzte satz wohl der aussangendste ist und für all das steht was mcgoohan sagen wollte


btw, en film mit mel-gibson in der hauptrolle is geplant Oo (drehbuch von mcgoohan !)

zum deutschen erscheinen: meines wissen wurden nicht alle folgen ausgestrahlt

alle 17 folgen gibts aber als importbox mit regionalcode 2
 
wobei der letzte satz wohl der aussangendste ist und für all das steht was mcgoohan sagen wollte
Hmm, ich glaub, er wollte doch ein wenig mehr sagen, als "Ha, ha, ha...!" :p :D

Aber Mel Gibson? Och nöööö. Der Typ ist ja mal arg unpassend für die Rolle. .-_-
 


hahaha is ja kein satz :D

wegen mel: tjo, ich war auch geschockt Oo
aber andererseits: des IST ein guter schauspieler... auch wenn er in vielen beschissenen filmen mitspielt -_-

 
Mag ja sein, trotzdem passt der mal überhaupt nicht. Da braucht's einen Briten vom Kaliber eines Connery oder McGoohan mit diesem typischen trockenen Humor und dem Stil. Mel Gibson ist einfach der bullige Typ von Braveheart, Mad Max und der Patriot. Der passt einfach nicht zum subtilen Individualisten.

Btw, hab zum Remake außer einer Meldung von 2000 nix gefunden:
Welsh Village Looks Set For Hollywood Comeback
12 April 2000 (WENN)
A Welsh village made famous by a 1970s television series is hoping to reap big rewards after a Hollywood remake. The village of PORTMEIRON achieved cult status after it was used as the location for THE PRISONER starring Patrick McGoohan. Now, after years of speculation, a big screen remake is underway from UNIVERSAL, with a crew including Con Air (1997) director SIMON WEST and Usual Suspects, The (1995) writer CHRISTOPHER McQUARRIE. McGoohan, who played a man trapped in a psychedelic totalitarian state will be the executive producer. Producer Barry Mendel says the project is a huge responsibility because of the cult following for the television show. He says, "But with Simon West and Chris McQuarrie it's going to be a cool and commercial movie."
Zum Glück ist die Konstellation offensichtlich ins Wasser gefallen. Der Regisseur von Con Air... ÖRKS! o_O
Ich weiß überhaupt nicht, was ich von sowas halten soll. Bisher haben Filmumsetzungen von alten Fernsehserien in der Regel in einem ziemlichen Desaster geendet (ich erinnere nur an "The Avengers" *schauder*).
 
Oder man denke an "Mit Schirm, Charm und Melone".
War auch das reinste Unfallremake. :o

@ Topic: Von der Serie hab ich noch nie was gehört. :o
 
Mit "The Avenger" meinte ich "Mit Schirm, Charme und Melone". :)

Btw, grad in der Trivia zu "The Prisoner" bei imdb gefunden:
On several occasions since the 1970s, plans have been made to adapt The Prisoner into a motion picture. McGoohan once considered filming a sequel that took place 100 years or more after the TV series. The most recent attempt at a remake was announced in 2001 with McGoohan as executive producer and directed by Simon West.

[...]

Star and creator Patrick McGoohan planned to produce a movie remake in 2002, but plans were shelved.
Ich für meinen Teil bin recht froh drüber.

@Asgard: Wundert mich nicht. Ist hierzulande so gut wie gar nicht bekannt. Ich hatte das Glück dass auf'm ORF1 mal ein Retro-Abend war, wo eine Folge davon ("Once Upon A Time", also die Vorletzte) gezeigt wurde. Die hat mich total beeindruckt, weshalb ich da mal nachgeforscht und die Serie dann schlussendlich aufgetrieben habe.
 
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Es gibt schon nen Film der sich an der Story der Serie bedient o_O
Jedenfalls kommts mir relativ bekannt vor o_O
Weiß grad nichmehr mit wem der war, aber die Hauptperson saß da auf einmal auf einer Insel fest die mit öh unterwasserlaserstrahlen geschützt wurde o_O
 
Du meinst doch nicht den mit Jean-Claude van Dumme, oder ????
Wie der heisst komm ich jetzt spontan auch nicht drauf. *grübel*

€: Heisst der "The Order" ?
 
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*ausgrab* :D

Ich habe vor kurzem damit angefangen, mir diese Serie reinzuziehen und muss sagen, dass ich begeistert bin. Ich hatte eigentlich noch nie etwas von ihr gehört und bin nur auf sie durch das gleichnamige Lied von Iron Maiden gestoßen. Als ich dann erfahren hatte, dass Patrick McGoohan der Hauptcharakter der Serie ist, konnte ich nicht anders und musste sie mir unbedingt zulegen.
Um es mal "modern" auszudrücken: McGoohan ist ein Boss! Was für eine unglaubliche Ausstrahlung und Wortgewandheit er doch an den Tag legt. Da wundert es mich ehrlich gesagt auch nicht mehr, dass er die ursprüngliche erste Wahl für den Bond war.
Jede einzelne Folge hat so einen geilen "wtf-"Effekt; das fängt bei diesem Wasserballon an und hört bei den "double bluffs" auf, auch wenn man nach ein paar Folgen sicherlich für diese ganzen überraschenden Wendungen gewappnet ist.
Nun ja, habe noch ein paar Folgen vor mir und kann das Ende kaum abwarten :p

@PJ :top
 
Hört sich gut an, habe es mir mal vorgemerkt und werde auch die Tage mal die ersten Folgen gucken :)
 

Ich habs vor einem Jahr zu Ende geschaut und bin IMMER NOCH vom Ende der Serie enttäuscht.
Ganz ganz miese Masche, PJ!
:nono


ich glaub wir hatten uns darüber über Pinnwände oder so unterhalten. Ich hab nichtmal über den Song sondern auch nur über PJ von der Serie erfahren. Klasse Musik, klasse McGoohan, klasse Ideen. Manchmal etwas abgehoben. Manchmal auch ZU abgehoben find ich.

Bin mal gespannt was du hier zu sagen haben wirst wenn du die Serie zu Ende geschaut hast.

Ach übrigens:
Nummer 2 aus der Pilotfolge hat im deutschen die gleiche Synchro wie einer der beiden Muppet-Opas.
1315512874103.jpg
 
Hm, ich glaube fast, davon habe ich auch mal eine Folge gesehen, ich glaube fast das war auf Arte vor nicht allzu langer Zeit.

Ich erinnere mich an Maschinengewehre, und Kerzen, die beim abbrennen ein giftiges Gas von sich geben, sagt das jemandem etwas?

Wenn das die Serie ist, von der ich die Folge gesehen habe, vielen Danke fürs Ausgraben des Threads, zumal ich letztens erst wieder daran gedacht habe. Muss ich mir auch mal komplett ansehen.
 
Gabs übrigens vor einigen Jahren eine Reboot-Miniserie aus den USA, mit Jim Caviezel (oder wie der heißt) als "6" und Ian McKellen als "2". Ian McKellen war aber auch schon das einzig gute an der Serie. Übelster Ami-Schrott.

@Outi:
Du verstehst's halt nicht! :p
 
Ähm, da sind wir dann schon zwei. Ich habe selbst keine Ahnung, was ich mit diesem "Ende" anfangen soll.

Diese ganze Aufmachung in der letzten Folge verstehe ich nicht. Also jetzt ohne zu übertreiben: Ich raffe wirklich überhaupt nichts in dieser Folge. Neben der Frage, ob Nummer 6 es jemals schafft, zu fliehen gab es für mich immer noch zwei weitere Leitfragen der Serie: "Wer ist Nummer 1?" und "Warum hat Nummer 6 den Dienst quittiert?".
Ich habe während des Verlaufs der Serie schon immer irgendwie erahnen können, dass im Endeffekt nichts aufgelöst wird. Was soll das mit Nummer 1? Ist er einfach nur eine wahnsinnige Nummer 6, oder hab ich das falsch gesehen? Ich war vorher mehrere Varianten durchgegangen im Falle, dass man Nummer 1 zu sehen bekommt und hatte mir so ziemlich alles als Nummer 1 vorstellen können:
- Irgendeine verrückte Lösung, dass Nummer 6 eigentlich Nummer 1 ist
- Der treue Butler
- Eine Maschine (ähnlich wie der "General") ... vielleicht sogar der Wasserballon
- Der ehemalige Chef von Nummer 6

Irgendetwas anderes wäre ja kaum möglich gewesen, denn die Charaktere wurden schließlich nach jeder einzelnen Folge ausgetauscht und man hätte kaum irgendeinen "nobody" präsentieren können.

Fand das Ende ehrlich gesagt nicht wirklich toll. Die letzten Folgen davor fand ich auch eher ungewöhnlich ... dieses Western-Setting, diese Rettungsaktion gegen "Napoleon" und dann noch der letzte Versuch der Nummer 2, wenn sie auch noch einigermaßen schön anzusehen waren.
Aber über die letzte Folge könnte ich mich immer noch ärgern. Vielleicht kann mir PJ ja mal sagen, was ich denn damit anzufangen habe; eventuell ändert sich mein Urteil dadurch! ;)
 
handschlag.jpg

Meinen Spoiler an dieser Stelle spar ich mir bis PJ geantwortet hat :D
 
gestern beim zappen irgendwann nach 12 auf ZDF-Neo gesehen, allerdings war da die folge grad aus xD
 
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