Überflüssige Salamitaktik
von Oliver Stock
Was ist los? Da legt die Deutsche Bank ihre Zahlen früher als geplant vor, weil die, so sagt sie, überraschend gut aussehen. Kaum geht die Börse auf, wird sie jedoch abgestraft. Der Kurs bricht förmlich weg. Was stimmt da nicht?
Kein Zweifel: Die spärlichen Zahlen, die die Bank heute bekannt gab, sehen gut aus aus. 1,4 Milliarden Euro nach Steuern ist solide auch wenn dabei hohe einmalige Steuererträge berücksichtigt sind. Eine Kernkapital von 11,7 Prozent zeigt, dass sich die Bank ihre ins Visier genommenen Zukäufe leisten kann. ABN Amro, Sal Oppenheim und möglicherweise auch eine höhere Beteiligung an der Postbank dürften ohne Kapitalerhöhung zu bewältigen sein. So weit, so gut.
Details aber bleibt die Bank heute schuldig. Keine Informationen gibt es vorab zum Privatkundengeschäft, wo es im vergangenen Quartal klemmte. Keine Zahlen kommen heute zur Vorsoge in Sachen Kreditausfälle. Und nichts neues gibt es an diesem Tag zum Asset Managment, wo nach den vergangenen Quartalen auch nicht alles so weiter laufen kann wie bisher.
Der Mangel an Details und der Vergleich mit Branchengrößen wie JP Morgan und Goldman Sachs, die dank ihres erst gescholtenen und nun wieder hochgejubelten Investmentbankings noch besser als die Deutschen verdient haben, lässt die Börse zucken.
Fazit: Die Börse reagiert mal wieder hektisch. Der Kurssprung lässt keine Rückschlüsse auf den wahren Zustand der Bank zu. Den kennt nämlich außerhalb der Führungsgremien der Bank auch nach der Bekanntgabe spärlicher Ergebnisfetzen keiner. Insofern hätte sich die Bank ihre Mitteilung von heute morgen an sich auch sparen können. Geholfen hat sie nicht.