Dilettantismus: Filme/Serien wie Musikvideos

Psycho Joker

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So, jetzt muss ich mal was anprangern, was mir schon seit langem auf die Nerven geht und mich grad gestern wieder angezipft hat: Dilettantismus in der Cinematographie. Wir alle kennen ja das Phänomen, dass Filme und Serien teilweise (manche Genres mehr, manche weniger) immer mehr wie Musikvideos aussehen müssen. D.h. schnelle Schnitte, kurze Einstellungen und dafür Milliarden davon. Was nun eine sehr gute Technik sein kann, um rasante Action rüberzubringen, wird einfach nur penetrant, wenn ein Film oder eine Serie nur darauf aufbaut.
Grad gestern bin ich wieder auf 2 Beispiele gestoßen, nämlich "Boston Legal" (Serie auf Vox) und "Viddocq" (oder so... Film auf Kabel1). Grad bei Boston Legal haben mich die extremen hundertfachen Einstellungswechsel dermaßen genervt, dass ich weggeschaltet hab (obwohl ich's an sich recht lustig fand). Wo liegt der Sinn? Action/Spannung/Nervenkitzel rüberbringen? In einer Gerichtsserie? Nö du. Es geht wohl eher darum, durch exzessive Musikvideo-Optik (die ich bei Musikvideos, Kurzfilmen und Actionfilmen gut finde, wenn's da passt) jugendlicher zu wirken und die mittlerweile eh schon gegen Null gehende Aufmerksamkeitsspanne des Publikums nicht zu überfordern.
Wie gesagt, finde ich diese Techniken richtig und gekonnt angewandt sehr gut, aber ich find's einfach nur doof, wenn sowas gemacht, wird, weil's halt simpel und effektvoll ist und jeder das hinkriegt. Wer dramaturgisch nichts draufhat, baut schnelle Schnitte und Einstellungswechsel ein, damit das Endprodukt dynamisch, aktionsreich und frisch wirkt oder halt zig ewig lange Zeitlupenaufnahmen, damit das Endprodukt pathetisch, monumental und beeindruckend wirkt (siehe Passion Christi oder generell Filme von Mel Gibson). Sowas wirkt auf mich dann einfach nur mehr billig und lächerlich.

Ich plädiere hiermit für die glorreiche alte und größtenteils verlorengegangene Kunst der langen Einstellung!

Amen.
 
jap, hast absolut recht.
Liegt aber auch mit daran, dass der Weg eines Regisseurs mittlerweile sehr oft über die Musikschiene geht. Erstmal n paar Musikvideos machen, dann klingelt irgendwann Hollywood an der Tür. Allerdings wird dann einfach übersehen, dass ein Musikvideo zwar auch einiges an Können sowohl auf Regie- als auch auf der visuellen Ebene, allerdings auf eine völlig andere Art und Weise.
Naja, und wenn man sonst nix kann, macht man eben aufwendig montierten Mist, der das Durchschnitsspublikum begeistert.
 
Mich nervts nicht minder.

Bei "Transformers" kams aner z.b. sehr cool rüber.
Mal schnellere Schnitte, gepaart mit Slow-Mos = sehr cool.
Aber in einer Gerichtsserie.....ich weiss nicht. ^^

Einige sollten sich mal die betagteren Regisseure anschauen.
Michael Mann z.b. der sehr coole Kameraeinstellungen findet, ohne dabei
(bzw, nur vereinzelt) auf Slow Motion setzt. Schnittgewitter gibts da
auch nicht, und die Bankraubschiesserei gehört immer noch zu den besten
Actionszenen die es gibt.

Negativbeispiel ist z.b. "Riddick". (Wobei der Film eh kompletter Schmogg ist)
Bei den Actionszenen konnte man teilweise nur raten, was da grad passiert.
Man hat fast nichts erkannt wenn der am fighten war.
 
Ich finds teilweise gut, grade für mich Grund Boston Legal oder Las Vegas zu schauen....

Gibt aber auch Filme und Serien wo selbst das nichts nutzt. Bei BL oder LV finde ich das durch die Darsteller und Story das ganze dann irgendwie wieder passt.

Grundsätzlich gebe ich dir aber recht.
 
Oder die Bourne Identität, hat meiner Meinung nach auch sehr coole Action Schnitte. Der Regisseur verzicht sowieso auf ganze Computertechnik, was noch mal nen besonderes, realistisches fealing aufkommen lässt :D
 
ich finde es gerade bei actionfilmen furchtbar die kampfszenen aufweisen, siehe bestes beispiel residentevil....kaum eine kampfszene von 1min die nicht wenigstens 30 schnitte und 50 bildwechsel aufweißt....man kann die aktionen der kämpfer unmöglich verfolgen und somit machts die szene absolut kaputt und den kampf nur noch unglaubwürdig
 
ja da lob ich mir doch filme wie ong bak und tom yum goong wo eine kampfszene oft länger als 10 sek dauert ohne schnitt und teilweise sogar fast 5 min
 
Da lob ich mir Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche", der Film (ca. 90 Minuten) besteht insgesamt nur aus 4 Einstellungen. :)

Bei Boston Legal find ich's wie gesagt extrem bescheuert, weil's überhaupt nicht passt. Aber da find ich sowieso so ziemlich alles an der Form scheiße. Wenn man nicht zig Schnitte pro Minute sind, gibt's sehr dämliche Kameraschwenks oder ziemlich lächerliche Zooms. Furchtbar. Ich krieg jedesmal fast Kopfweh, wenn ich versuche mir ne Folge ganz anzugucken.

Bei Batman Begins oder dem zweiten Teil von Herr der Ringe fand ich das auch schon sehr blöd, dass die Kampfszenen so übertrieben viele Schnitte hatten.

Aber wie gesagt, trifft man das auch immer mehr über einen ganzen Film bzw. Folge verteilt an, nicht mehr nur bei Actionszenen. Siehe CSI bzw. CSI Miami. Das orginale CSI geht eigentlich eh, da werden schnelle Schnitte meist verwendet, um Indizienzusammenhänge aufzuzeigen oder so, aber CSI Miami ist ja echt nur mehr Proll-Actionserie. Zig Schnitte, Muskvideoeinstellungen, Action, Explosionen, Power-Posen (Horatio anyone?) und Hauptsache irgendwelche Schnitten im Bikini (guckt man CSI Miami und versucht irgend eine Frau zu finden, die auch nur durchschnittlich gut ausschaut). Das ist im Grunde schon wie Cobra 11. Ich find das nur noch peinlich (nichts gegen heißen Schnitten, aber das wirkt einfach nur mehr billig).
 
ich hasse diese technik in musikvideos, ich bekomm da immer kopfschmerzen
 
Ja, bei solchen Filmen ist das echt kacke. Dann muss man gleich mal was zur Aregung und Entspannung gucken. Ich mag übrigens an dem Film Shine nicht nur die Handlung und Schauspieler, sondern auch die Kameraarbeit. Find ich total gut:top^^
 
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