Außereichend, ich habe mich längere Zeit in Tschetschenien als auch Inguschetien, habe mich mit verschiedenen Tjebs aufgesucht. So wie ich es immer tue wenn ich in eine fremdes Land komme, von verschiedensten Kulturkreisen Afrika, über indigenen Südamerikanern bis hin zu nomadischen Mongolen. Ich reduziere ihre Kultur nicht nur auf das, was nicht mit den westlichen Maßstäben „unzivilisiert“ erscheint, sondern als Gesamtheit ihrer Kultur. Ihr Glaube, ihr familiärer Zusammenhalt, ihre Architektur, ihre Kunst, ihre Geschichte, ihre Konflikte, ihr Verhältniss zur Natur. Und ja man muss diesen Völkern seinen Respekt entgegen bringen, sie sind uns in moralischen Bezügen und den Umgang mit ihren Lebensraum weit voraus, durch einen Austauch können wir mehr erreichen als durch reine Unterdrückung. Die Völker sind nicht an ein Diktat von Micky Maus, Sun Wukong oder Matroschka interessiert, sie bestehen auf ihr Recht zu Selbstbestimmung. Respekt hat auch nichts mit Akzeptanz oder Übereinstimmung zu tun, im Gegenteil, doch selbst für meine Feinde habe ich nicht nur Verachtung über. Hier werden kleinkarierte Gut und Böse Grenzen aufgestellt, die in der Realität nicht existieren. Ich bin übrigens immer noch ein entschiedener Gegner von religiösen Fundamentalismus, Religion darf nicht politisiert werden und eine vernünftige Trennung von Staat und Religion ist ein wichtiger Grundpfeiler für ein friedliches Zusammenleben, obwohl Frieden für sich ein sehr abstrakter Begriff ist.
Au ja, hier kommt der weltreisende 20-jährige wieder

Es geht hier nicht darum, das Tschetschenen in russischer Tracht Kalinka singen, es geht darum, Dinge wie Brautraub und Ehrenmord zu verbieten. D. h. also grundlegende Menschenrechte durchzusetzen. Aber davon hältst du nicht viel nehme ich an? Aber erklär mir doch mal bitte, wieso können sich bspw Tataren problemlos in die russische Gesellschaft integrieren, während Tschetschenen sich so an veraltete Traditionen klammern?
Um deine Frage zu beantworten, gehe ich vereinfachter Weise davon aus, das ich eine Schwester habe. Ich würde denjenigen davon abhalten, mit allen Mitteln und notfalls töten. Das Menschen andere Menschen aufgrund dessen andersartigen Vorstellungen töten, ist eins der grundlegendsten Motive überhaupt zu töten und kommt in seinen verschieden Formen überall auf der Welt vor, was keine Rechtfertigung darstellt, sondern die Feststellung das man das nicht auf irgendeinen Angehörigen irgendeiner ethnischen oder religiösen Gruppe begrenzen kann. Das hatte ich ja schon in anderer Form in den anderen hieb und stichfest Thread erläutert, hier findet lediglich die bekannte Unsitte statt, nicht auf der bereits ergründeten Basis weiterzuarbeiten, sondern locker fröhlich auf den Resetknopf zu hauen, um die gleichen hohlen Phrasen noch einmal zu bringen.
Das mag jetzt furchtbar kontrovers klingen, aber ich finde Mord schlimm. Und ja, wenn jemand Mord begeht aus welchem Grund auch immer, es ist schlimm. Auch wenns kulturell akzeptiert wird isses schlimm. Wie du das hier einfach mal so pauschalisierst und rechtfertigst ist auch schlimm.
Bevor ich zu deinen Einwand gegenüber baracuda eingehe, komme ich nochmal auf Tschetschenien zurück. Du unterstellst ihn ganz zu Unrecht auf Propaganda hereinzufallen, im Gegenteil bist du von ihr ziemlich von ihr geblendet. Wohl einer der Gründe die deine mangelnde Objektivität und löchrige Methodik erklären. Sehen wir uns doch die Geschichte Tschetscheniens an, sie war ein Spielball der imperialen Bestrebungen des Russischen Reiches als auch des Osmanischen Reiches, da für die beiden Reiche ein wichtiger strategischer Standort für ihre Geopolitik war. Sie wurdne mal christianisiert, dann wieder zum Islam bekehrt. Die Tschetschenen waren aber auch immer ein Volk was sich nach Unabhängigkeit sehnte, der Grundstein für die heutigen Widerstandsbewegungen legte man dann unter Stalins Herrschaft, der die Tschetschenen und andere Völker des Kaukasus deportieren ließ, teilweise mit Vernichtungsabsicht, so das man von Genozid sprechen könnte. So gut wie jeder Tschetschene der heute gegen die faktische Zentralregierung in Moskau kämpft ist entweder direkt betroffen oder ein Nachkomme der Deportationsopfer.
Soso, scheinbar haben deine tschetschenischen Freunde dir was über Geschichte erzählt. Nur leider haben sie wohl ausgelassen, dass Stalins Deportationen eine Reaktion auf den Versuch, eine Armee zur Unterstützung Hitlers aufzustellen waren und alle deportierten Familien später wieder zurückkehren konnten. Aber vielleicht bist du ja wie die Liberasti und wünscht dir, Hitler hätte den Krieg gewonnen und alle Russen ausgerottet? Für die Vernichtungsabsicht hätte ich doch gerne mal ne glaubwürdige Quelle, d. h. nicht irgendein Spiegel-Artikel der irgendwelche Interviews mit Kasparov oder gar keine Quellen oder Beweise liefert.
In zich Dekaden, bis heute, wurden die Bodenschätze Tschetscheniens ausgenutzt, die Tscherschenen profitierten in keiner Weise von der Erdölförderungen auf ihren Gebiet, im Gegenteil es war die verarmteste Region der UDSSR. Nach der Wende und den Zusammenbruch der Sowjetunion wurde mit aller Macht versucht, die Unabhängigkeitsbewegungen zu stoppen. So folgten in den 90er Jahren Wirtschaftsblockaden, Enteignungen, militärische Investitionen den Hass der tschetschenischen Bevölkerung noch mehr geschürt.
Die militärische Intervention kam 1995. Dem ging ein dreijähriger Genozid an der russischen Bevölkerung Tschetscheniens voraus, das war aber wohl keine Rechtfertigung in diese ach so noble Kultur einzugreifen?
Die 1991 eingesetzte Medienkampange des Kremls hat das Bild der Tschetschen bis heute geprägt, etwa die Unterschiebung des russischen organisierten Verbrechens. Du und die städtischen Russen sind ungefähr genauso bewandert wie der westliche Bürger etwa über Kuba und andere Ostblockstaaten.
Das Bild der Tschetschenen ist geprägt von Kriminalität, weil die Tschetschenen von Kriminalität geprägt sind. Dafür braucht man keine großartigen Medienkampagnen, diese Leute stellen ihre von selber auf YouTube rein wo sie jeder sehen kann. Und auch nett, wie du plötzlich Rückschlüsse auf meine Herkunft ziehst. Nein, ich bin kein städtischer Russe, meine Familie wars nicht und ists größtenteils auch heute nicht. Viele wohnen immer noch im Nordkaukasus in den ländlichen Bereichen und sehen ziemlich gut was da vor sich geht.
Folter, Todesschwadrone, Auftragsmorde und weitere Menschenrechtsverletzungen sind heute noch Mittel die im Tschetschenienkonflikt seitens der russischen Förderration angewendet werden. Das bedeutet nicht das die terroristischen Aktionen und Menschenrechtsverletzungen seitens der Aufständischen gerecht sind, aber sie haben einen nachvollziehbare Ursache und gegenüber eines solchen Übermächtigen Feindes, kann man es auch als Schrei interpretieren. Wer schießt, sollte auch bereit sein erschossen zu werden.
Erneut, glaubhafte Quellen wenn du solche schweren Anschuldigungen machen willst.
Und zu den Tataren, das ist ja mal ein mehr als schwammiger Begriff, der allein im engeren Sinne 20 (Turk)Völker umschreibt die unter höchst unterschiedlichen Bedingungen leben und mitnitchen durch die Zugehörigkeit zum Islam zu definieren sind. Und nun noch mal bitte eine Stellungsnahme zu den Begriff Integration in Sachen Tschetschenien, wer soll sich hier integrieren? Die Tschetschenen in einen Nationalstaat, den sich sie sich nicht zugehörig fühlen. Oder sollen sich nicht etwa die 2% nicht übersteigenden ethnischen Russen an die Geflogenheiten anpassen?
Die tschetschenische autonome Republik soll grundlegende Menschenrechte in ihre Legislatur integrieren. Oder ist das wieder so ein furchtbarer Eingriff in ihre schöne, friedliebende Kultur des Mordes?
Und nun noch zum Bildungssystem der Sowjetunion, wie auch in anderen sozialistischen Staaten. Ih gebe dir Recht. Der Grundgedanke des Schulsystems, insbesondere die Lehrpläne, Entlohnung der Lehrkräfte, Chancengleichheit und Verfügbarkeit sind vorbildlich gewesen, die Verfügbarkeit in der Sowjetunion war jedoch nicht in jeder Region in gleicher Qualität vorhanden wie du es hier darstellst, außerdem ist der Einwand von baracuda absolut gerechtfertigt. Die tollste Infrastruktur und der schönste Gedanke ist für den Arsch, wenn die Verfügbarkeit und Chancengleichheit nur für Mitläufer garantiert wird. Somit wurden erklärten „Staatsfeinden“ der Bildungsweg erschwert oder verwehrt, genauso wie andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Zusätzlich hatte man natürlich noch die nicht vorhandene Objektivität und somit den ach so verhassten Klassenkampf im Klassenzimmer.
Wie siehts denn bitte mit Chancengleichheit aus wenn 14-jährige Mädchen von der Schule genommen und zwangsverheiratet werden?