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Wieder ist es soweit. Neuer Tag, neuer Film. Diesmal ist es ein (zu Unrecht) eher unbekannter Film:
Quien Sabe? oder A Bullet For The General von 1967.
Mexiko, irgendwann während der Revolution von 1907 bis 1924. Ein Amerikaner (Lou Castel) steht am Bahnschalter und kauft sich eine Fahrkarte. Er fährt mit dem Zug eine Weile, dann wird dieser angegriffen. Eine Gruppe Banditen überfällt den Zug, tötet die Militäreskorte und macht sich drauf und dran, die Waffen, die der Zug transportierte, mitzunehmen. Es sind El Chuncho (Gian Maria Volontè) und seine Bande. Der Amerikaner erzählt ihnen er wäre zum Tode verurteilt und wolle sich ihnen anschließen. Sie nehmen den Amerikaner (Chuncho nennt ihn "Nino" weil er so jung ist) mit und machen sich auf den Weg. Chuncho will die Waffen an Generals Elias, einen Revolutionsgeneral, verkaufen und sich so eine kleine goldene Nase verdienen. Allerdings ist Chuncho nicht mit allen Leuten seiner Bande so ehrlich; seinem leicht irren Halbbruder El Santo (Klaus Kinski), einem Geistlichen und fanatischen Revolutionär, erzählt er, sie würden die Waffen an General Elias verschenken.
Im Laufe der Reise freundet sich Chuncho immer mehr mit Nino an, auch wenn dieser nicht gerade ein Charmbolzen ist. Nino scheint für nichts wirklich Interesse zu haben. Chuncho sprichti hn darauf an: "Du rauchst nicht, du trinkst nicht, du magst keine hübschen Mädchen - was magst du eigentlich?" Nino antwortet nur cool: "Geld!"
Nach einiger Zeit kommt die Gruppe in ein kleines Dorf. Die Dorfbewohner bitten Chuncho, dass er ihnen hilft, den despotischen Großgrundbesitzer abzusetzen und umzubringen. Chuncho stimmt zu und nachdem das Dorf "befreit" ist wollen die Dorfbewohner ihn zum Chef machen. Chuncho mag die Dorfbewohner und Santo als fanatischer Revolutionär ist sowieso auf Seiten des Volkes. Sie wollen bleiben und mit den Dorfbewohnern gegen die anrückende Armee kämpfen, doch es gibt Konflikte. Der Rest der Gruppe will, aufgestachelt von Nino, abhauen, weil sie glauben, keine Chance gegen die übermächtige Armee zu haben, zudem wollen sie ihr Geld. Chuncho steht vor einer schweren Entscheidung: Entscheidet er isch für seinen Halbbruder und die Dorfbewohner oder für seine Bande und das Geld? Wie auch immer er sich entscheidet, es wird schwere Konsequenzen haben...
Quien Sabe? ist ein wirklich super Film. Er ist nur bedingt mit dem typischen Italowesternklischee zu verbinden. So gibt es im ganzen Film kein einziges dieser typischen Italowestern-Duelle. Und auch das Setting mit der Mexikanischen Revolution war zu dem Zeitpunkt eher ungewöhnlich (in früheren Filmen war die Revolution meist nur so ganz im Hintergrund erwähnt oder in die Story einbezogen); Sergio Leones Revolutionswestern "A Fistful Of Dynamite" kam erst Jahre später ins Kino. Was den Film auch von anderen abhebt ist der doch recht deutliche politische Einschlag. Der Film beschäftigt sich nicht nur mit bekannten Themen wie Gier, Loyalität, Freundschaft usw. sondern vor allem mit blutigen Auswüchsen von Revolution aber auch mit der Menschenverachtung einer Gewaltherrschaft. Das Fazit des Films fällt allerdings für das unterdrückte Volk und damit für die Revolution aus. Die verwundert nicht, da die typischen Revolutions-Italowestern (also die, die sich um die Mexikansiche Revolution drehen) in einer Zeit entstanden, in der in Italien die Linke sehr aktiv war und so viele dieser Filme auch einen gewissen linken Einschlag haben. In diesem Fall ist es besonders erwähnenswert, weil Quien Sabe? als der erste politische Italwoestern angesehen wird. Zwar hatte z.B. "The Good, The Bad And The Ugly" auch gewisse politische Untertöne, allerdings mehr unterschwellig. Bei Quien Sabe? tritt der politische Apsket sehr in den Vordergrund, was sich vor allem am Ende zeigt. Zudem ist er viel zynischer als die Leone-Filme.
Mir hat der Film sehr gut gefallen, da er zum einen sehr interessante Charaktere hat, die nicht nur irgendwie archetypisch böse oder superunterkühlt sind, sondern im Gegenteil ziemlich menschlich sind. Außerdem ist der Film sehr vielschichtig und behandelt verschiedene Themen. Und die Schauspieler sind sehr gut (was bei Italowestern oft nicht immer der Fall ist), ich hebe hierbei vor allem Gian Maria Volontè (der Oberbösewicht aus "Für eine Handvoll Dollars" und "Für ein paar Dollar mehr"), Lou Castel und natürlich der irre Kinski.
Letzterer hat zwar nur eine eher kleinere Rolle, aber ich finde, als der halbverrückte Geistliche und Revolutionär El Santo einer der genialsten Rollen ist, die Kinski je gespielt hat (auch wenn die engische Synchronstimme in Quien Sabe? total nicht zu ihm passt).
Kurzum: Ein rundum gelungener Film mit tollen Charakteren, sehr genialer Story, super Schauspielern und revolutionären Ideen (im wahrsten Sinne des Wortes
). Ein Freudenfest für alle Freunde von politischen Italowestern, herkömlichen Italowestern und politischen Revolutionsfilmen... und für alle anderen, die coole und gute Filme mögen, auch. 
Wie immer, kommen jetzt noch ein paar Bilder.
Der Film legt gleich richtig los mit einer Hinrichtung von Revolutionären.
Der Amerikaner Bill Tate, genannt "Nino".
Der irre Revolutionspriester El Santo.
Nochmal El Santo, diesmal wie er vom Dach einer Kirche herab Soldaten verflucht und mit Handgranaten bewirft.
Maschinengewehr-Power!
Der offizielle Revolutions-Sombrero.
El Chuncho; Rauhbein, Waffenschieber, Bandit mit goldenem Herzen.
Quien Sabe? oder A Bullet For The General von 1967.

Mexiko, irgendwann während der Revolution von 1907 bis 1924. Ein Amerikaner (Lou Castel) steht am Bahnschalter und kauft sich eine Fahrkarte. Er fährt mit dem Zug eine Weile, dann wird dieser angegriffen. Eine Gruppe Banditen überfällt den Zug, tötet die Militäreskorte und macht sich drauf und dran, die Waffen, die der Zug transportierte, mitzunehmen. Es sind El Chuncho (Gian Maria Volontè) und seine Bande. Der Amerikaner erzählt ihnen er wäre zum Tode verurteilt und wolle sich ihnen anschließen. Sie nehmen den Amerikaner (Chuncho nennt ihn "Nino" weil er so jung ist) mit und machen sich auf den Weg. Chuncho will die Waffen an Generals Elias, einen Revolutionsgeneral, verkaufen und sich so eine kleine goldene Nase verdienen. Allerdings ist Chuncho nicht mit allen Leuten seiner Bande so ehrlich; seinem leicht irren Halbbruder El Santo (Klaus Kinski), einem Geistlichen und fanatischen Revolutionär, erzählt er, sie würden die Waffen an General Elias verschenken.
Im Laufe der Reise freundet sich Chuncho immer mehr mit Nino an, auch wenn dieser nicht gerade ein Charmbolzen ist. Nino scheint für nichts wirklich Interesse zu haben. Chuncho sprichti hn darauf an: "Du rauchst nicht, du trinkst nicht, du magst keine hübschen Mädchen - was magst du eigentlich?" Nino antwortet nur cool: "Geld!"
Nach einiger Zeit kommt die Gruppe in ein kleines Dorf. Die Dorfbewohner bitten Chuncho, dass er ihnen hilft, den despotischen Großgrundbesitzer abzusetzen und umzubringen. Chuncho stimmt zu und nachdem das Dorf "befreit" ist wollen die Dorfbewohner ihn zum Chef machen. Chuncho mag die Dorfbewohner und Santo als fanatischer Revolutionär ist sowieso auf Seiten des Volkes. Sie wollen bleiben und mit den Dorfbewohnern gegen die anrückende Armee kämpfen, doch es gibt Konflikte. Der Rest der Gruppe will, aufgestachelt von Nino, abhauen, weil sie glauben, keine Chance gegen die übermächtige Armee zu haben, zudem wollen sie ihr Geld. Chuncho steht vor einer schweren Entscheidung: Entscheidet er isch für seinen Halbbruder und die Dorfbewohner oder für seine Bande und das Geld? Wie auch immer er sich entscheidet, es wird schwere Konsequenzen haben...
Quien Sabe? ist ein wirklich super Film. Er ist nur bedingt mit dem typischen Italowesternklischee zu verbinden. So gibt es im ganzen Film kein einziges dieser typischen Italowestern-Duelle. Und auch das Setting mit der Mexikanischen Revolution war zu dem Zeitpunkt eher ungewöhnlich (in früheren Filmen war die Revolution meist nur so ganz im Hintergrund erwähnt oder in die Story einbezogen); Sergio Leones Revolutionswestern "A Fistful Of Dynamite" kam erst Jahre später ins Kino. Was den Film auch von anderen abhebt ist der doch recht deutliche politische Einschlag. Der Film beschäftigt sich nicht nur mit bekannten Themen wie Gier, Loyalität, Freundschaft usw. sondern vor allem mit blutigen Auswüchsen von Revolution aber auch mit der Menschenverachtung einer Gewaltherrschaft. Das Fazit des Films fällt allerdings für das unterdrückte Volk und damit für die Revolution aus. Die verwundert nicht, da die typischen Revolutions-Italowestern (also die, die sich um die Mexikansiche Revolution drehen) in einer Zeit entstanden, in der in Italien die Linke sehr aktiv war und so viele dieser Filme auch einen gewissen linken Einschlag haben. In diesem Fall ist es besonders erwähnenswert, weil Quien Sabe? als der erste politische Italwoestern angesehen wird. Zwar hatte z.B. "The Good, The Bad And The Ugly" auch gewisse politische Untertöne, allerdings mehr unterschwellig. Bei Quien Sabe? tritt der politische Apsket sehr in den Vordergrund, was sich vor allem am Ende zeigt. Zudem ist er viel zynischer als die Leone-Filme.
Mir hat der Film sehr gut gefallen, da er zum einen sehr interessante Charaktere hat, die nicht nur irgendwie archetypisch böse oder superunterkühlt sind, sondern im Gegenteil ziemlich menschlich sind. Außerdem ist der Film sehr vielschichtig und behandelt verschiedene Themen. Und die Schauspieler sind sehr gut (was bei Italowestern oft nicht immer der Fall ist), ich hebe hierbei vor allem Gian Maria Volontè (der Oberbösewicht aus "Für eine Handvoll Dollars" und "Für ein paar Dollar mehr"), Lou Castel und natürlich der irre Kinski.

Letzterer hat zwar nur eine eher kleinere Rolle, aber ich finde, als der halbverrückte Geistliche und Revolutionär El Santo einer der genialsten Rollen ist, die Kinski je gespielt hat (auch wenn die engische Synchronstimme in Quien Sabe? total nicht zu ihm passt).
Kurzum: Ein rundum gelungener Film mit tollen Charakteren, sehr genialer Story, super Schauspielern und revolutionären Ideen (im wahrsten Sinne des Wortes


Wie immer, kommen jetzt noch ein paar Bilder.

Der Film legt gleich richtig los mit einer Hinrichtung von Revolutionären.

Der Amerikaner Bill Tate, genannt "Nino".

Der irre Revolutionspriester El Santo.

Nochmal El Santo, diesmal wie er vom Dach einer Kirche herab Soldaten verflucht und mit Handgranaten bewirft.


Maschinengewehr-Power!

Der offizielle Revolutions-Sombrero.


El Chuncho; Rauhbein, Waffenschieber, Bandit mit goldenem Herzen.
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