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Wer kennt ihn nicht, oder hat zumindest nicht schon mal davon gehört?! Einer der großen ewigen Meilensteine des Films; mehr als ein Film, ein Überfilm. ein Meisterwerk das ein ganzes Genre in sich vereint, es zugleich auf liebevolle Weise ironisiert und überdies ihm voller Nostalgie ein Denkmal setzt. "Spiel Mir Das Lied Vom Tod" ist all das und noch viel mehr.
Aber kurz zum Inhalt: Eine kleine neugegründete Stadt an der Eisanbahnlinie. Nicht weit davon entfernt, hat ein Witwer namens McBain ein Stück Land für sich udn seine Familie und seine neue Frau gekauft. Das Land ist karg, wüst und trocken, gerade mal ein Brunnen befindet sich darauf. Alles ist vorbereitet auf die Ankunft seiner neuen Frau Jill die mit dem Zug eintreffen soll. Doch als diese eintrifft ist neimand da um sie abzuholen, sie macht sich auf den Weg zur Farm und msus erfahren dass ihre neue Familie von Desperados erschossen wurde. Sie ist verzweifelt; verzweifelt und verbittert. In einer Kneipe traf sie kurz zuvor auf Cheyenne, dem Mann dem der Mord zur Last gelegt wird. Dieser taucht bei ihr auf und versichert ihr, er würde niemals ein Kind erschießen. Wenig später taucht ein zweiter Mann auf, den sie ebenfalls zuvor gesehen hat. Es ist ein zwielichtiger, mysteriöser Mann der ständig auf seiner Mundharmonica spielt. Niemand weiß so recht was er will, aber er scheint an einem Mann namens Frank interessiert zu sein, der für den Eisenbahnbaron Morton arbeitet. Frank ist ein skrupelloser Revolver"held" der selbst das große Geld machen und auf eigenen Beinen stehen will! Doch McBains Witwe, Jill, ist ihm dabei im Weg. Nach und nach erfährt man was so besonders an McBains Land ist, Jills dunkle Vergangenheit, Mortons Wunschtraum, etwas über Cheyennes Mutter und seine Zwiegespaltenheit und am Ende sogar wer dieser geheimnisvolle Mundharmonikaspieler ist.
Dieser Film ist nicht nur irgend ein Western. Es ist nicht mal "nur" ein Sergio Leone Western, es ist etwas Großes und Wunderbares wie es nur die wenigsten Regisseure schaffen. "Spiel Mir Das Lied Vom Tod" ist sowohl eine nostalgische Liebeserklärung, als auch ein melancholischer Grabgesang an ein sterbendes Genre. Leone verbindet in seinem Monumentalwerk nicht nur unzählige Anspielungen auf klassische Western, wunderschön ästhetische Bilder, geniale Schauspieler, unglaubliches filmtechnisches Können, enorm spannende und nervenaufreibende Sequenzen, eine tiefgründige und sehr aussagekräftige Symbolik und dieses typisch coole Sergio-Leone-Italowestern-Flair, sondern auch eine so riesengroße, hingebungsvolle Liebe zu einem Filmgenre, die einem förmlich in jeder Szene und jedem kleinen sorgsam ausgearbeiteten Detail sofort offensichtlich wird.
Die Bilder sind so eindrucksvoll, dass man bisweilen einfach nur blöd gaffen kann. Allein schon der Anfang, der schon so ziemlich alle Western-Konventionen auf den Kopf stellt: 3 Desperados kommen an einen verlotterten alten Bahnhof und warten auf den Zug. Während sie nun warten (ganze 8 Minuten lang!!!) werden die Anfangscredits abgespielt. Dabei hört man keine Musik, keinen Dialog... nichts. Man sieht den 3 Revolverschützen beim Warten zu. Einer versucht ein Nickerchen zu machen, wird aber andauernd von einer Fliege gestört. Nun beobachtet man als Zuschauer minutenlang wie der Mann mit dieser Fliege rumkämpft und sie zu vertreiben versucht. Oder ein anderer, dem Wasser auf den Kopf tropft, bis er sich schließlich einen Hut aufsetzt und nach einiger Zeit das Wasser aus diesem Hut trinkt. Das Einzige was man zu hören bekommt, sind Umgebungsgeräusche: Das Quietschen eines alten rostigen Windrades, das Tropfen, das Summen der Fliege. Man sitzt also da und beobachtet all diese im Grunde banalen Dinge und das beste: Entgegen aller Erwartung langweilt einen das nicht im Geringsten, man findet die 3 Desperados sogar direkt sympathisch, obwohl sie ohne Zweifel nichts Gutes im Schilde führen. Dann fährt der Zug ein, die 3 warten angespannt dass jemadn aussteigt, aber nada. Der Zug fährt wieder ab, die 3 Schurken wollen schon wieder gehen, als plötzlich eine Mundharmonika ertönt. Und da steht er, der mysteriöse Mundharmonika (von Cheyenne einfach nur "Harmonica" genannt). Es folgt ein typisch minimalistischer aber umso coolerer Dialog.
Ein schneller Schusswechsel inenrhalb von Sekundenbruchteilen und alle 4 Männer liegen am Boden. Nur Harmonica steht wieder auf, nimmt seine Tasche und geht davon.Harmonica: "Wo ist Frank? Wieso ist er nicht selbst gekommen?"
Desperado: "Er war leider verhindert. Deshalb hat er uns geschickt."
Harmonica: "Habt ihr ein Pferd für mich?"
Desperado: "Oh *lacht hämisch* ich fürchte, wir haben wohl eines zuwenig mitgebracht."
Harmonica: "Ihr habt 2 zuviel gebracht."
Allein in dieser 12 minütigen Anfangssequenz bringt Leone bringt Leone zalhreiche Anspielungen auf klassische Western unter, allen voran "High Noon" (dt. Titel "12 Uhr Mittags"). Zudem bricht er symbolisch mit alten Konventionen, indem er Woody Strode, einen der Desperados spielen lässt. Woody Strode hatte nämlich vorher immer nur die klassischen Good Guys gespielt und jetzt ist er ein Böser... nicht nur das, er wird auch in den ersten 8 oder 12 Minuten abgeknallt. Angeblich wollte Leone sogar Clint Eastwood, Eli Wallach und Lee van Cleef - die Stars aus seinem vorhergehenden Film "The Good, The Bad And The Ugly" (dt. Titel: "Zwei Glorreiche Halunken") - die 3 Desperados am Anfang spielen lassen. Leider fiel das aufgrund von Terminschwierigkeiten ins Wasser. Anhand dieser Szene kann man in etwa erahnen wie liebevoll, anspielungsreich, überraschend, spannend, episch und detailreich der restliche Film ist.
Sergio Leone war eines der großen cineastischen Genies seiner Zeit, daran bestand niemals ein Zweifel und "Spiel Mir Das Lied Vom Tod" ist nur ein Beweis dafür, wenn auch der vielleicht beste. Denn mit "Spiel Mir Das Lied Vom Tod" schaffte Sergio Leone das, was Quentin Tarantino mit "Kill Bill" versucht udn nicht geschafft hat: Er vereinte ein gesamtes Filmgenre gekonnt in einem einzigen Film und bewahrte ihm trotzdem genug Tiefe und Aussagekraft, um als eigenständiges Meisterwerk bestehen zu können. Diesem Film haftet ohne Zweifel etwas Zeitloses und Monumentales an und wer ihn einmal gesehen und sich auch wirklich darauf eingelassen hat, den lässt dieser Film nicht mehr los.
Soviel für's erste. Ich post dann nochmal was rein zur Symbolik und vor allem zur genialen, virtuosen Kombination von Bildern und Musik. Außerdem kommen dann noch ein paar Bilder vom Film.

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). Übrigends kommt die Dialogzeile "Spiel mir das Lied vom Tod" nur in der dt. Version vor. Im Englischen sagt er stattdessen "Keep your loving Brother happy". Ist zwar arg verdreht, aber im Prinzip passen beide zur Handlung und zum Film. Denn Leone sagte über den Film einmal, er sei "vom Anfang bis zum Ende ein Tanz mit dem Tod. Alle Charaktere, mit Ausnahme von Claudia [Cardinale], sind sich der Tatsache bewusst, dass sie am Ende nicht überleben werden."