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So, ich versuche mich mal wieder an einem Review über einen Bollywoodfilm, der hier in Dtl. aber wohl eher ungewöhnlich ist, da er nicht dieses stereotype Liebesgeplänkel enthält und einmal nicht diese Bolly-Glitzerwelt zeigt, sondern eher in Richtung Lagaan geht (vor allem die Musik ist damit vergleichbar). Der Film basiert auf dem historischen Hintergrund des Widerstandkämpfers Mangal Pandey, der einen Aufstand der Sepoys(indische Soldaten der Armee der East India Company) anzettelte.
Regisseur: Ketan Mehta
Musik: A.R. Rahman
Darsteller: Aamir Khan, Toby Stephens, Rani Mukherjee, Amisha Patel, Om Puri (Erzähler)
Crew: Himman Dhamija (cinematography)
Erscheinungsjahr: 2005
Zur Handlung:
Der Hauptplot funktioniert sehr gut und die Darsteller sind klasse. Aamir Khan ist sowieso einer der besseren Schauspieler in Indien, was diesem Film, den er nach 4jähriger Pause abgedreht hat, natürlich sehr zu gute kommt. Auch Tobey Stephens (habe bisher keine Filme mit ihm gesehen) spielt seine Rolle überzeugend.
Rani Mukherjee ist auch, wie fast immer, sehr schön anzusehn und spielt ganz nett, wobei ich hier schon zum ersten Subplot komme, der wirklich ausgespart hätte werden können. Generell hätte der Film auch gänzlich ohne weibliche Charaktere funktionieren können. Aber Ranis Rolle der versklavten Kurtisane ist sowas von überflüssig, dass man nach dem Film sagen kann, dass sie zwar diese eine Tanzszene hat (die sehr, sehr schön ist), aber die Produzenten sich ihre Gage hätten sparen sollen. Vor Allem hätten sie sich dadurch auch die Klage der Erben des Mangal Pandey erspart, die sich empörten, dass er in dem Film ein Verhältnis mit einer Prostituierten hat.. (Klage verlief im Sand, da das Ganze eh nur fiktiv war). Das einzige, was man der Rolle nachsagen kann, ist, dass der Charakter des Mangal Pandey etwas runder wird (das hätte man aber auch billiger machen können).
Ein weiterer Subplot, der wahrscheinlich auch, weggelassen, nicht gefehlt hätte, ist die Rettung der Witwe, die verbrannt werden sollte. Aber nachdem ja ständig gegen die ehemaligen Besatzer gehetzt wird (ein weiterer Subplot: eine Frau dient als Amme für eine weiße Lady und hat dadurch keine Milch mehr für ihr eigenes Kind), fand ich die leichte Kritik an der eigenen Kultur und Traditionen ganz passend. Außerdem kommt durch die Sati-Szene ein kleiner Bezug zur heutigen Zeit: Sati-Rituale sind seit ca. 170 Jahren verboten und strafbar, aber in den letzten 40 Jahren kam es in kleineren Dörfern wieder vereinzelt zu Witwenverbrennungen. Zudem ist in dieser Nebenhandlung auch eine starke Kritik an der Gesellschaft in Indien spürbar, welche es den Witwen heute immer noch sehr schwer macht.
Amisha Patel spielt die Rolle der Sati sehr schön und bringt gut rüber, wie extrem belastend die Situation ihres Charakters (in dem Fall eben stellvertretend für die damaligen Witwen) ist.
Technisch ist der Film sicherlich auf dem Niveau der westl. Filme anzusiedeln. Die Bilder sind schön und die Kameraarbeit sehr gelungen.
Musikalisch bietet uns A.R. Rahman mal wieder höchstes Niveau. Allerdings werden die Song & Dance Nummern eher spärlich eingesetzt, das Titellied auch eher untermalend. Die einzigen Song & Dance Szenen, die einem im Gedächtnis bleiben ist der Tanz der Kurtisane und das Holi-Fest.
Was aber wirklicher Hass ist: Der dumme Erzähler Om Puri redet immer dazwischen und erklärt die Handlung, wenn die Dialoge auf englisch sind. Dann werden die eigentlichen Dialoge nach 1/3 ca. ausgeblendet (natürlich nicht ganz, was man ja besonders liebt, wenn da was im Hintergrund brabbelt) und Om Pur erzählt, was die Leute gerade sprechen. Jegliche Spannung wird da herausgenommen. Sowas von unnötig und dumm. Einfach ein Störfaktor, der scheißnervig ist (zum Glück kommt er nicht allzu häufig vor).
Allerdings habe ich erfahren, dass der dumme Erzähler auf der internationalen Version nicht drauf ist, und die Dialoge im Original zu hören sind.
Mal sehen, was REM draus macht. Eine DVD wird wohl demnächst erscheinen oder ist schon auf dem Markt, da RTL2 ja letztens den Film gezeigt hat.
Ich würde dem Film 8/10 Punkten geben.
Den Bollywood-Glitzerwelt-Hassern sei er ans Herz gelegt. Bollywood kann nämlich auch mal als Historienfilm funktionieren. Und auch die Länge des Films (ca. 2h 20 min.) ginge ja sogar bei uns noch als normale Überlänge durch
Und nein: Es spielen weder Shahrukh Khan, noch Amitabh Bachchan mit!
Die Sepoys
Die bezaubernde Rani
Auch mal schön als Prostituierte...
Holi-Fest
Gordon
DVD-Cover
Angeklagt, nach gescheitertem Selbstmordversuch
Der Rebell
zwei Freunde
Regisseur: Ketan Mehta
Musik: A.R. Rahman
Darsteller: Aamir Khan, Toby Stephens, Rani Mukherjee, Amisha Patel, Om Puri (Erzähler)
Crew: Himman Dhamija (cinematography)
Erscheinungsjahr: 2005
Zur Handlung:
Indien im 19. Jahrhundert: Die Bevölkerung leidet unter der britischen Kolonialherrschaft. Der Inder Mangal Pandey dient in der Besatzungsarmee der East India Company. Als er dort das Leben des britischen Kommandanten William Gordon rettet, entsteht zwischen beiden eine tiefe Freundschaft. Als es unter den Sepoys zu Unruhen kommt, weil die Company neue Munition eingeführt hat, die angeblich mit Schweine- und Kuhfett hergestellt wird, was gegen die religiösen Regeln der hinduistischen und muslimischen Soldaten verstößt, vertraut Mangal den Versprechungen von Gordon und benützt die Munition. Als sich die Gerüchte als wahr herausstellen führt dies zu einem Aufstand der indischen Soldaten, der sich bald zu einem Unabhängigkeitskrieg entwickelt.
Der Hauptplot funktioniert sehr gut und die Darsteller sind klasse. Aamir Khan ist sowieso einer der besseren Schauspieler in Indien, was diesem Film, den er nach 4jähriger Pause abgedreht hat, natürlich sehr zu gute kommt. Auch Tobey Stephens (habe bisher keine Filme mit ihm gesehen) spielt seine Rolle überzeugend.
Rani Mukherjee ist auch, wie fast immer, sehr schön anzusehn und spielt ganz nett, wobei ich hier schon zum ersten Subplot komme, der wirklich ausgespart hätte werden können. Generell hätte der Film auch gänzlich ohne weibliche Charaktere funktionieren können. Aber Ranis Rolle der versklavten Kurtisane ist sowas von überflüssig, dass man nach dem Film sagen kann, dass sie zwar diese eine Tanzszene hat (die sehr, sehr schön ist), aber die Produzenten sich ihre Gage hätten sparen sollen. Vor Allem hätten sie sich dadurch auch die Klage der Erben des Mangal Pandey erspart, die sich empörten, dass er in dem Film ein Verhältnis mit einer Prostituierten hat.. (Klage verlief im Sand, da das Ganze eh nur fiktiv war). Das einzige, was man der Rolle nachsagen kann, ist, dass der Charakter des Mangal Pandey etwas runder wird (das hätte man aber auch billiger machen können).
Ein weiterer Subplot, der wahrscheinlich auch, weggelassen, nicht gefehlt hätte, ist die Rettung der Witwe, die verbrannt werden sollte. Aber nachdem ja ständig gegen die ehemaligen Besatzer gehetzt wird (ein weiterer Subplot: eine Frau dient als Amme für eine weiße Lady und hat dadurch keine Milch mehr für ihr eigenes Kind), fand ich die leichte Kritik an der eigenen Kultur und Traditionen ganz passend. Außerdem kommt durch die Sati-Szene ein kleiner Bezug zur heutigen Zeit: Sati-Rituale sind seit ca. 170 Jahren verboten und strafbar, aber in den letzten 40 Jahren kam es in kleineren Dörfern wieder vereinzelt zu Witwenverbrennungen. Zudem ist in dieser Nebenhandlung auch eine starke Kritik an der Gesellschaft in Indien spürbar, welche es den Witwen heute immer noch sehr schwer macht.
Amisha Patel spielt die Rolle der Sati sehr schön und bringt gut rüber, wie extrem belastend die Situation ihres Charakters (in dem Fall eben stellvertretend für die damaligen Witwen) ist.
z.B. als sie nach einem erneuten Angriff ihrer Verwandten die Pistole von Gordon nimmt und sich erschießen möchte.
Technisch ist der Film sicherlich auf dem Niveau der westl. Filme anzusiedeln. Die Bilder sind schön und die Kameraarbeit sehr gelungen.
Musikalisch bietet uns A.R. Rahman mal wieder höchstes Niveau. Allerdings werden die Song & Dance Nummern eher spärlich eingesetzt, das Titellied auch eher untermalend. Die einzigen Song & Dance Szenen, die einem im Gedächtnis bleiben ist der Tanz der Kurtisane und das Holi-Fest.
Was aber wirklicher Hass ist: Der dumme Erzähler Om Puri redet immer dazwischen und erklärt die Handlung, wenn die Dialoge auf englisch sind. Dann werden die eigentlichen Dialoge nach 1/3 ca. ausgeblendet (natürlich nicht ganz, was man ja besonders liebt, wenn da was im Hintergrund brabbelt) und Om Pur erzählt, was die Leute gerade sprechen. Jegliche Spannung wird da herausgenommen. Sowas von unnötig und dumm. Einfach ein Störfaktor, der scheißnervig ist (zum Glück kommt er nicht allzu häufig vor).
Allerdings habe ich erfahren, dass der dumme Erzähler auf der internationalen Version nicht drauf ist, und die Dialoge im Original zu hören sind.
Mal sehen, was REM draus macht. Eine DVD wird wohl demnächst erscheinen oder ist schon auf dem Markt, da RTL2 ja letztens den Film gezeigt hat.
Ich würde dem Film 8/10 Punkten geben.
Den Bollywood-Glitzerwelt-Hassern sei er ans Herz gelegt. Bollywood kann nämlich auch mal als Historienfilm funktionieren. Und auch die Länge des Films (ca. 2h 20 min.) ginge ja sogar bei uns noch als normale Überlänge durch

Und nein: Es spielen weder Shahrukh Khan, noch Amitabh Bachchan mit!

Die Sepoys
Die bezaubernde Rani
Auch mal schön als Prostituierte...
Holi-Fest
Gordon
DVD-Cover
Angeklagt, nach gescheitertem Selbstmordversuch
Der Rebell

zwei Freunde
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