Fall Pechstein - Grundsatzurteil zur Beweisführung beim Blutdoping erwartet

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Spiegel Online said:
Ist Claudia Pechstein eine Blutdoperin? Mit Bestimmtheit lässt sich diese Frage nicht beantworten, weder positiv noch negativ. Wer versucht, die Angaben des Eislauf-Weltverbandes (Isu) und die Darstellungen Claudia Pechsteins, ihrer Anwälte und deutscher Sportfunktionäre zu werten, wer dabei die Erfahrungen aus zwei Jahrzehnten Dopingbekämpfung einbezieht, muss konstatieren: Nach den bislang vorliegenden Informationen ist Claudia Pechstein wahrscheinlich eine Blutdoperin. Vor allem: Ihre verblüffende sportliche Entwicklung im vergangenen Winter, der überraschende Leistungssprung im hohen Alter von 37 Jahren, korrespondiert trefflich mit den Indizien, es sei Blutdoping betrieben worden.

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Sehr informativ und eine gute Zusammenfassung der Ereignisse gab es gestern beim Aktuellen Sportstudio - als Videostream abzurufen hier: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/790904

Fakt ist, dass es abnormale Blutwerte gab, die (zumindest auch) die Interpretation erlauben, dass Blutdoping betrieben wurde. Ein Mittel wurde aber nicht nachgewiesen, es geht also um die Frage, ob man "nur" aufgrund eines abnormalen Blutwertes auf ein betriebenes Doping schließen kann und dies vor allem so zweifelsfrei tun darf, dass man als Konsequenz eine Sperre wegen Dopings verhängt.
 
Der Vorwurf existiert ja nicht erst seit gestern sondern ca. ein halbes Jahr... er wurde nun erst öffentlich.
Eigentlich genug Zeit um weitere Beweise zu sammeln oder den erhobenen Vorwurf zu entkräften.
Das Fr. Pechstein und der nationale Verband sich von der ISU die Schutzsperre-Pistole auf die Brust setzen ließen und eine Krankheit vorschoben (angeblich um eine Brandmarkung zu verhindern) halte ich nicht unbedingt für richtig.
Wenn ich mir sicher bin das ich sauber bin, kann mich eigentlich niemand unter Druck setzen.
Frau P. betonte in dem Interview ja nur, dass sie noch nie positiv getestet wurde und nichts verbotenes genommen habe.
Für mich alles nur Phrasen (Dieter Baumann & Konsorten lassen grüßen).
Es spricht einiges dafür, dass es bei ihr nicht sauber zugegangen ist (die Blutwerte, Leistungshoch- /steigerung mit 37 Jahren) und wenn es sich wissenschaftlich nicht entkräften lässt, liegt Beschiss vor.

Das die WADA zukünftig nicht mehr explizit nachweisen will wie gedopt wurde sondern nur noch ob (auf Basis des indirekten Beweises), ist doch nur eine Reaktion auf die immer neueren und raffinierteren Methoden der Cheater.
"Erstmals gehen die Verantwortlichen damit gegen Betrüger vor, ohne das diesen das Mittel ihres Betrugs nachgewiesen musste."
 
Für mich gilt in einem Rechtsstaat immer noch die Unschuldsvermutung.
Die WADA sollte schon nachweisen können, dass gedopt wurde und nicht umgekehrt und deshalb finde ich es interessant, dass nun ein Präzidenzfall vorliegt, bei dem zuallererst geklärt werden sollte, wie zuverlässig solche indirekten Nachweisverfahren sind.
Im Nachhinein stellt sich heraus, dass man nur mal krank gewesen sein muss, damit solche Anomalien zu stande kommen.

Sollte sich aber bestätigen, dass solche indirekten Tests wirklich zum zweifelsfreien Nachweis geeignet sind, dann sollte man Dopingsünder nicht nur 2 Jahre sperren, sondern gleich lebenslang, da jeder Sportler weiß, auf was er sich da einlässt.
Zudem ist es Betrug am zahlenden Zuschauer.

Im Zweifel aber immer für den/die Angeklagte(n).
 
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Wenn ich mir sicher bin das ich sauber bin, kann mich eigentlich niemand unter Druck setzen.
Frau P. betonte in dem Interview ja nur, dass sie noch nie positiv getestet wurde und nichts verbotenes genommen habe.
Für mich alles nur Phrasen (Dieter Baumann & Konsorten lassen grüßen).
Es spricht einiges dafür, dass es bei ihr nicht sauber zugegangen ist (die Blutwerte, Leistungshoch- /steigerung mit 37 Jahren) und wenn es sich wissenschaftlich nicht entkräften lässt, liegt Beschiss vor.

Ja, sehe ich ähnlich. Aufgefallen ist mir in ihren Interviews jetzt vor allem, wie sie immer nur davon spricht, dass sie nie "Doping genommen" hat, nie "verbotene Substanzen" verabreicht bekam, usw. Blutdoping baut aber ja teilweise auch einfach darauf auf, dass man "gutes" / "frisches" Blut in einer Hochphase entnimmt, um es dem Körper später wieder zuzuführen (bzw. bestimmte Teile des Blutes).

Natürlich ist das höchst spekulativ, aber man könnte es wohl so interpretieren, dass diese Form von ihr eben mal kurz nicht als Doping definiert und für ok befunden wird.

Es kommt jetzt wohl wirklich vor allem darauf an, wie man das ganze wissenschaftlich belegen kann. Einige sagen ja, dass es eben immer eine geringe Restwahrscheinlichkeit gibt, dass ein genetischer Defekt oder eine Krankheit vorliegt. Die Frage ist dann nur, wie gering diese Wahrscheinlichkeit sein muss, damit es für eine Verurteilung reicht.
 
Zur Möglichkeit einer bestehenden Erkrankung (wobei ja schon in dem ZDF Interview erwähnt wurde, dass die ISU der Fr. Pechstein eine Frist eingeräumt hat um dies nachzuweisen, was diese aber nicht wollte):

Eine Meinung des Experten Professor Werner Franke.
Er ist Professor für Zell- und Molekularbiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum der Universität Heidelberg und international führender Experte in Dopingfragen.
Für ihn ist klar dass die Pechstein bewusst manipuliert hat, eine genetische Blutkrankheit hält er für ausgeschlossen:
"Das ist hanebüchener Unsinn, was die Anwälte da erzählen.
Eine krankhafte Erhöhung der Retikulozyten (Vorstufe der roten Blutkörperchen, d. Red.) schließe ich aus.
Dann müsste sie ja an einer speziellen Art der Leukämie erkrankt sein.
Und das ist bei einer Spitzensportlerin, die über so viele Jahre Top-Leistungen bringt, nicht denkbar", sagte Franke.

Quelle: T-Online Sport-News

Ich denke das es eng wird für Fr. Pechstein und freue mich (ebenso wie in dem Fall der Radler) das man nicht mehr nachweisen muss wie gedopt wurde, sondern nur noch ob.
 
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