Hallo,
genau kannst Du das alles im Internet unter "Allversöhnung(slehre)" nachlesen und diese Lehre deckt sich mit meiner eigenen Meinung, da mir schon immer klar war, daß die Lehre von der ewigen Hölle unmöglich wahr sein kann. Das ist doch die größte Beleidigung Gottes, zu behaupten, daß Gott jemandem für ein zeitliches Vergehen eine ewige Strafe auferlegen könnte, da das Wesen der Gerechtigkeit darin besteht, daß die Strafe in einem direkten Zusammenhang mit der Bestrafung stehen muß (auch quantitativ natürlich!). Und Gott, als das gerechteste aller Wesen, würde sowas daher nie tun.
Hier ein Auszug aus einem Text:
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An dieser Stelle möchten wir zunächst kurz darlegen, was wir als Verfasser dieses Textes glauben. Wir glauben nicht an eine ewige Verdammnis. Und es spielt für unseren Glauben auch keine Rolle, ob die kirchlichen Lehren einer unendlichen Hölle biblisch belegbar sind, teilweise belegbar sind oder gar nicht. Denn einen Gott, der sich ab einem bestimmten Zeitpunkt für alle Ewigkeiten von einem Großteil seiner Geschöpfe abwendet, auch wenn sie verzweifelt nach ihm rufen, erkennen wir aus ethisch-moralischen Gründen nicht an. Für uns ist ein solcher Gott, der Menschen in einer ewigen Verdammnis die Hilfe verweigert, nämlich ein dämonischer Götze bzw. der „leibhaftige“ Gott der Unterwelt. Denn er würde sich ja aktiv dafür entscheiden, ab einem bestimmten Zeitpunkt nichts mehr für die von nun an „Verdammten“ zu tun. Die Schöpfung würde dann für immer zweigeteilt bleiben in Erlöste und ewig Verdammte. Hierzu könnte man sich ein solches Leiden auch einmal ansatzweise vorzustellen versuchen. Wenn man dies tut und auf sich wirken lässt, spürt man vielleicht ansatzweise, dass kein Mensch bzw. keine Seele so etwas aushalten würde. Doch die Kirche lehrt es. Und wäre diese Lehre richtig, dann wäre damit auch das Satanische größer als die Liebe Gottes. Denn es hätte einen großen Bereich aus der von Gott geschaffenen Schöpfung herausgerissen. Gäbe es also eine ewige Verdammnis, wie es die Kirchen lehren (die katholische Kirche sogar als „unfehlbare“ Wahrheit), und wären dort sogar viel mehr Menschen als im Himmel, wie es ebenfalls in den Kirchen angenommen wird, dann hätte der „Teufel“ einen klaren Sieg gegenüber Gott errungen. Man könnte es auch so sagen: Gäbe es tatsächlich eine ewige Verdammnis, dann wäre die Sünde mächtiger als die Liebe Gottes. Und das würde auch bedeuten: Gott wäre letztlich ein grausamer Gott, weil er viele seiner Kinder, die z. B. grausam leiden, bitter bereuen und sehnlich darum bitten, alles Unrecht wieder gut zu machen, auf alle Zeiten hin ignoriert. Oder er wäre zumindest der von Satan besiegte Gott, der für alle Ewigkeiten nichts mehr für diese Menschen bzw. ihre Seelen tun kann.
Diese Lehre von der ewigen Verdammnis ist römisch-katholisch oder evangelisch. Christlich ist sie nicht. Denn Jesus, der Christus, hat nie einen solchen Gott gelehrt. Sondern er lehrte in seinen Gleichnissen (z. B. vom verlorenen Sohn, vom verlorenen Schaf oder verlorenen Groschen), dass Gott jedem Einzelnen nachgeht, um ihn in die Gemeinschaft bzw. in die Einheit der Schöpfung zurückzuführen (auch das ein gravierender Unterschied zur kriminellen Inquisitions-Gemeinschaft der Kirchen). Dennoch berufen sich Kirchenlehrer auf die Bibel. Da die Bibel viele uneinheitliche, teils widersprüchliche und außerdem vieldeutige Aussagen enthält (vgl. DER THEOLOGE Nr. 8), bedarf es hier der Prüfung. Dass die kirchlichen Auswahlkriterien unbiblisch sind, wurde ja oben schon kurz dargelegt. Denn die Kandidaten für eine so genannte „Hölle“ in der Bibel sind immer Schwerverbrecher oder Übeltäter oder „gottlose“ Menschen in dem Sinne, dass ihre Taten moralisch und ethisch verwerflich sind. Die Kirche jedoch denkt gleichermaßen Kirchenaussteigern dieses bestialische Schicksal zu, wie für die römisch-katholische Kirche z. B. DER THEOLOGE Nr. 18 darlegt. „Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen“, lautet der „unfehlbare“ Lehrsatz Nr. 85 in dem römisch-katholischen Lehrwerk „Der Glaube der Kirche“, von Josef Neuner und Heinrich Roos, Regensburg 1992. Und im Canon 751 des römisch-katholischen Kirchenrechts CIC (Corpus Iuris Canonici) wird auch zu den „Häretikern“ gerechnet, wer auch nur an einer „zu glaubenden Wahrheit“ „beharrlich“ zweifelt. Und ein solcher Häretiker ist nach Canon 1364 § 1 ebenfalls exkommuniziert und damit nach dem Tod ewig verdammt. So weit also bereits ein erheblicher Unterschied zwischen Bibel und Kirche bei der Auswahl der Betroffenen. Doch wie ist es mit der Dauer dieses furchtbaren Leidens? Dieser Frage geht DER THEOLOGE Nr. 19 in den folgenden Kapiteln nach. Ist wenigstens die Lehre von der Unendlichkeit einer Hölle biblisch, oder missbraucht die Kirche auch hier die Bibel für ihre Zwecke?
Alles wird wieder hergestellt
Zunächst einmal wird hinsichtlich der Dauer einer Entfernung von Gott in der Bibel genau das Gegenteil gelehrt wie in der Kirche. So heißt es in Apostelgeschichte 3, 21: „Ihn [Christus] muss der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.“ Was bedeutet nun „alles wiedergebracht“? Wörtlich heißt es „Apokatastaseos („ …eos“ = Genitiv von apokatastasis) panton“ = „Die Wiederherstellung von allen Dingen.“ „Apokatastasis panton“ ist deshalb auch zu einem fest stehender Begriff für die von Theologen so genannte „Allversöhnungslehre“ geworden, wonach am Ende der Zeiten sozusagen als Zielpunkt wieder alles mit allem versöhnt ist und der Ursprung von Gottes Schöpfung wiederhergestellt ist. Es ist also nicht eine teilweise Wiederherstellung von irgendwelchen speziellen Dingen gemeint, ein bestimmter Teilbereich also. Sondern es geht um das Ganze der ursprünglich guten Schöpfung Gottes. Sie bleibt demnach nicht für alle Zeiten zweigeteilt, wie es die Kirchen lehren, sondern sie würde im Zeitlauf von Äonen wieder vereint. Auf diese biblische Anschauung hatte vor allem der Gelehrte Origenes (185/186-254) hingewiesen, einer der zu seiner Zeit besten Kenner des Urchristentums. Dabei wird angenommen, dass sich die von Gott getrennten Lebewesen früher oder später freiwillig auf den Rückweg begeben, weil sie die mit der gegensätzlichen Entscheidung verbundenen Leiden irgendwann nicht mehr tragen wollen. Diese Lehre wurde aber von der Kirche auf der Synode und später auf dem Konzil von Konstantinopel (im Jahr 543 bzw. 553) verflucht - ein Lehrsatz, der bis heute Gültigkeit hat (siehe dazu den Lehrsatz Nr. 891 bei Neuner-Roos, a.a.O.).
Der reiche Mann im Hades
Die Kirchen legen dafür andere Bibelstellen vor, aus denen sie glauben, eine ewige Verdammnis ableiten zu können. Angeführt wird vor allem die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus (Lukas 16, 19 ff). Der reiche Mann muss nach seinem Tod in die „Hölle“, der auf der Erde arme Lazarus kommt in „Abrahams Schoß“. Hier beginnt schon die Verfälschung. Das griechische Wort für „Hölle“ im biblischen Urtext heißt „Hades“, was „Unterwelt“ bedeutet (siehe unten weitere Erklärungen dazu), keineswegs eine „ewige Verdammnis.“ Die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus ist einfach eine Veranschaulichung des Gesetzes von Saat und Ernte: Was der Mensch hier auf der Erde getan oder unterlassen hat, das bestimmt seinen Aufenthaltsort im Jenseits. Dazu heißt es in der Geschichte weiter, es bestehe zwischen diesen beiden Orten „eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüber will, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber“ (V. 26), was ebenfalls logisch ist, denn sonst würde ja der „reiche Mann“ den Ort, an dem er sich befindet, unverzüglich verlassen. Doch es ist kein Beleg für eine ewige Hölle. Es heißt nur, dass ein Reicher nicht - wie auf der Erde - einfach von einem bestimmten Ort wieder abreisen kann, wenn es ihm dort nicht gefällt oder er dort leiden muss. Es heißt aber nirgends in der Erzählung, dass sich an dieser Situation niemals irgendetwas ändern könne.
Ein möglicher Lösungsansatz, der gut mit der Geschichte vereinbar ist, könnte wie folgt skizziert werden: Erst wer im Hades, d. h. in der Unterwelt, das Leid, das er anderen zugefügt hat, abgetragen bzw. abgebüßt hat (er muss also solange dort verbleiben, bis dies geschehen ist) und die Ursachen für diese Seelenqual bereut und bereinigt hat, findet den Weg von dort heraus. In diesem Sinne hat es auch Jesus klar an anderer Stelle gelehrt (siehe unten).
In der „Scheol“ bzw. „Gehenna“: Warten auf die Hilfe Gottes
Nun zu dem Wort „Hölle“. Im Urtext des Alten Testaments steht dort meistens „Scheol“, das bedeutet „Grube“ oder „Grab“. Die Scheol gilt als Ort des Dunkels und der Verhüllung. Dort warten nach jüdischer Vorstellung die Menschen auf die Hilfe Gottes und auf neues Leben (siehe „Lexikon der Bibel“ von Fritz Rienecker, Wuppertal 1988, Stichwort „Hölle“: 1. Samuel 2, 6 (der Herr … führt in die Scheol und wieder herauf); Psalm 16, 10 (Du wirst mich nicht der Scheol überlassen); 49, 16 (Gott wird mich erlösen aus der Scheol)). Man muss also ausdrücklich nicht ewig in der Scheol, in der Hölle, bleiben, sondern es gibt einen Weg heraus. So steht es unmissverständlich im Alten Testament.
Und wie ist der Befund im Neuen Testament? Im griechischen Urtext steht dort, wo die Theologen „Hölle“ übersetzen, entweder „Hades“ oder „Gehenna“. Was „Hades“ bedeutet, wurde oben anhand der Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus schon kurz skizziert und wird weiter unten noch einmal ausgeführt. Die Gehenna ist nun ein Tal südlich von Jerusalem, das sprichwörtlich als „Tal der Verdammten“ galt, doch eben nicht von angeblich „ewig Verdammten“. So werden Leib und Seele des Menschen in der Gehenna „verdorben“, das heißt, sie leiden Schaden (Matthäus 10, 28). In Matthäus 18, 8 und 9 ist von einer „Gehenna des Feuers“ die Rede. Allerdings heißt es auch, dass die Menschen in der Gehenna Feuer erwartet, das nicht verlöscht bzw. „unermesslich“ bzw. unerträglich ist (Markus 9, 43). Doch auch dies ist kein Beleg für eine „ewige Hölle“ in der Bibel. Denn das griechische Wort „asbestos“ bedeutet eben auch „unermesslich“, obwohl es sich hier wohl schon treffender im Sinne von „andauernd“ mit „unauslöschlich“ übersetzt werden kann. Das ist nun aber sicher nicht katholisch-philosophisch gemeint, sondern ganz praktisch: Man kann eben ein Feuer nicht bzw. nicht so ohne weiteres löschen, solange es Nahrung erhält und brennt. Die kirchliche Philosophie einer ins Unendlichen gedachten Feuersbrunst gibt auch diese Formulierung nicht her.
Ein weiteres Beispiel: In einem Gleichnis erzählt Johannes der Täufer, die Spreu werde vom Weizen getrennt und komme danach in „asbestos“ Feuer (Matthäus 3, 12). Der wesentliche Unterschied zur kirchlichen Lehre ist in diesem Fall: Es handelt sich um ein Gleichnis, und in diesem Gleichnis brennt nur Streu. Bei den Opfern der Kirche brennen jedoch Menschen bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen oder in der Hölle. Die Bedeutung des Wortes „asbestos“ auch in diesem Gleichnis ist, dass man das Feuer nicht mit den üblichen Methoden löschen kann. Sondern die Spreu wird darin verbrennen. Aber es steht nicht da, dass das Feuer für alle Ewigkeiten aus dieser Spreu lodert und dass - anstatt dass die Spreu irgendwann verbrannt ist (!) - die Qual nie ein Ende hat. Tatsache ist: Irgendwann ist die Spreu verbrannt und dann ist das Feuer aus. Nur der einmal in Gang gesetzte Verbrennvorgang lässt sich für den Augenblick nicht stoppen, so dass man auch hier „unlöschbar“ übersetzen kann.
Einen interessanten Aspekt ergänzt Markus 9, 49: Demnach wird „jeder“ mit Feuer „gesalzen“ werden, was nach der Erläuterung der katholisch-evangelischen Einheitsübersetzung ein „Läuterungsfeuer“ sei, „das die Gläubigen reinigt“, was von von katholischer Seite im Sinne der eigenen „Fegefeuer“-Lehre gedeutet wird. Diese Stelle ist insofern wichtig, da sie deutlich macht, dass „Feuer“ nicht Vernichtung bedeutet, sondern Leid mit dem Ziel der Reinigung.
Die Hölle als Bestimmungsort für Theologen
In Matthäus 23, 15 und 33 wird die Gehenna von Jesus schließlich als der Bestimmungsort der Theologen geschildert (Damals nannte man die Bibelkundigen „Schriftgelehrte“, heute würde man sagen „Theologen“). Ihre Verfehlung gemäß den ernsten Worten von Jesus: Sie machen aus einem Menschen einen „Sohn der Gehenna“, und Jesus hält ihnen vor: „Wie wollt ihr der „Krisis der Gehenna“ entrinnen = dem „Gerichtshof der Gehenna“? Das klingt etwas anders als das Kirchendeutsch Martin Luthers, wonach Jesus rhetorisch fragt, wie die Schriftgelehrten der „höllischen Verdammnis“ entrinnen wollten. Denn der „Gerichtshof der Gehenna“ ist eben nicht identisch mit der „höllischen Verdammnis“ gemäß den kirchlichen Lehrbüchern, auch wenn die Theologen dort ihre schlimme Saat ernten und erleiden müssen, was sie anderen angetan haben, z. B. indem sie sie in die Irre und unter Umständen in furchtbares Elend geführt haben.
An anderen Stellen des Neuen Testaments ist von einer „Finsternis mit Heulen und Zähneklappern“ die Rede (wörtlich mit „Weinen und Knirschen“; Matthäus 8, 12; 22, 13; 25, 30) oder von einem „Kamin mit Weinen und Knirschen“ (Matthäus 13, 42.50), aber auch hier nicht von einer ewigen Verdammnis.
Kein endgültiger Straf-Ort
Und in Markus 9, 48 wird der Schluss des Buches Jesaja aufgegriffen (66, 25), wo der Prophet im Zusammenhang mit Bergen von Leichen ein Bild gebraucht. Die Szenerie wird verglichen mit einem sich „krümmenden Wurm“ dieser Menschen, der nicht zum „telos“ = „Ziel“ gelangt. D. h., man sieht wohl nicht, wo dieser Wurm aus schier zahllosen aneinander gereihten „Gottlosen“ aufhört. Oder die Bedeutung, die hier nicht klar ist, bezieht sich auf die Seele des Gottlosen, die dann mit einem Wurm verglichen würde, der nicht stirbt. Das Feuer wird nicht gezähmt werden = nicht ausgehen = sich nicht legen, also nicht verlöschen, heißt es weiter - ein mittlerweile schon bekanntes Bild. Die Betroffenen leben also in diesen qualvollen Umständen weiter. Doch auch hier wird keine Aussage darüber gemacht, wie sich das Schicksal der auf diese Weise Leidenden weiter entwickelt. Gerade dem Alten Testament und seiner Vorstellung von der Scheol ist die katholisch-philosophische Vorstellung der ins Endlose verlängerten Zeit (oder dem „Anderen“ zur Zeit, wie es in einer modernisierten katholischen Theorie heißt) fremd. Dazu steht auch im „Lexikon zur Bibel“, herausgegeben von Fritz Rienecker, Wuppertal 1988, unter dem Stichwort „Hölle“ klar zu lesen: „Scheol und Hades meinen nicht den endgültigen Strafort ..., sondern das Totenreich, die Unterwelt“, was ja oben am Beispiel der Scheol schon kurz erwähnt wurde.
Christus hat die Schlüssel zum Hades
Das Wort „Hades“ steht wie „Gehenna“ ebenfalls an Stellen, an denen im Deutschen mit „Hölle“ übersetzt wurde. Es wird z. B. in der Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus verwendet, wie oben bereits dargelegt. Da den zeitgenössischen Lesern das Wort „Hades“ auch aus der griechischen Mythologie vertraut ist, versteht es sich von daher fast von selbst, dass es hier nicht um eine „ewige Verdammnis“ gehen kann. Denn wenn ein griechisch sprechender Zeitgenosse „Hades“ hört, dann kommen ihm sofort die bekannten Assoziationen der dunklen Unterwelt in den Sinn und der Ruf der dort Herumirrenden nach Erlösung. Dazu passt, dass Christus nach dem Prophetenwort in Offenbarung 1, 18 sagt: „Ich habe die Schlüssel des Hades.“ Und zwar nicht, um letztlich abzuschließen und keinen von dort mehr herauszulassen, wie es die Kirchen lehren (siehe z. B. oben der Lehrsatz der evangelisch-lutherischen Kirche). Sondern um - notfalls immer wieder - in den Hades hinab zu steigen und den Menschen den Weg von dort heraus zu zeigen. Und wie übersetzt z. B. Martin Luther diese Stelle? Jesus habe „die Schlüssel des Todes und der Hölle“. Doch Hades ist eben nicht Hölle.
„Ein Äon lang“ ist nicht „unendlich“
Schließlich muss man noch das Wort „aionios“ = „ewig“ näher betrachten. Nach kirchlicher Deutung ist bei diesem Wort die ins Unendliche verlängerte Zeit mitgedacht, auch wenn man andere Bedeutungen inzwischen ergänzt hat. Doch hier kann man schon vorab sagen: Wörtlich heißt „aionios“ „einen Äon lang dauernd“, also zwar sehr lange, eben „einen Äon lang“, „eine Weltzeit dauernd“, oder [sogar nur] „ein Menschenalter dauernd“, aber eben nicht unendlich. Und so leiden die Menschen zur Linken des Weltenrichters nach Matthäus 25, 46 zwar sehr lange, aber nicht „ewig“ im Sinne von „unvergänglich“. Auch das ist nachvollziehbar, wenn man z. B. an die Schuld von Diktatoren denkt, welche im Krieg Hunderttausende von Menschen in den Tod getrieben haben. Oder an die Schuld von Kirchenheiligen, welche unzählige Menschen unter dem Anspruch der „unfehlbaren Wahrheit“ in die Irre und Verzweiflung geführt haben und um die Chancen ihres Lebens gebracht haben. Die Abtragung dieser Schuld dauert eben „eine Weltzeit lang“, aber irgendwann wird es getan sein, wenn auch der Zeitraum unvorstellbar lang ist. Nur kirchliche Sadisten wollen darüber hinaus noch eine „Ewigkeit“ festschreiben, die niemals aufhört.
Und so brennt es auch im „feurigen Pfuhl“ in Offenbarung 20, 10-15 „eis tous aionas ton aionon“, also „von Äon zu Äon“ bzw. „von Menschenalter zu Menschenalter“. Sehr interessant ist die Tatsache, dass dieser Zusatz, der in den deutschen Bibeln mit „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ übersetzt wird, in manchen der alten Handschriften fehlt - ein Zeichen, dass hier kirchliche Überarbeitungen stattgefunden haben.
Ebenfalls ein unsicherer Text liegt bei der Gehenna-Stelle in Markus 9, 43-48 vor, gleichfalls ein Zeichen für Überarbeitung. Unterschiedliche Textvarianten sind Indizien, dass hier nicht mehr die ursprünglich gegebene Lehre vorliegt, und wer weiß, was man bereits zuvor geändert hatte und was sich nicht mehr text- oder literarkritisch nachweisen lässt. Tatsache ist auch hier: Ein „feuriger Pfuhl“ ist schon grausam genug. Ein „feuriger Pfuhl“, der „von Äon zu Äon“ brennt, wie die Ergänzung lautet, ist noch eine Steigerung. Aber selbst er ist noch keine „ewige Verdammnis“.
An manchen Stellen, wo im Deutschen mit „Verdammnis“ übersetzt wird (z. B. Philipper 1, 28; Offenbarung 17, 11) steht im griechischen das Wort „apoleia“, was man treffender noch mit „Verderben“, „Untergang“ übersetzen könnte. Auch hier ist nicht von einer unendlichen Dauer die Rede, so dass sich das kirchliche Dogma auch darauf nicht berufen kann. Manche kirchliche Ausleger sehen dafür aber Johannes 17, 12 als einen Beleg für die ewige Verdammnis. Demnach sagt Jesus, keiner der Jünger „geht unter“ bis auf den „Sohn des Untergangs“, womit Judas gemeint ist. Das Wortspiel steht bereits im griechischen Text: Keiner „apoleto“ bis auf den „Sohn der apoleia“, so der Urtext wörtliche. Doch wie gesagt: Weder im griechischen Wortsinn noch im Deutschen bedeutet „Untergang“ oder „Verderben“ gleich Untergang oder Verderben für alle Zeiten. Ein weiterer Gedanke in diesem Zusammenhang zu Judas: In prophetischen Neuoffenbarungen aus dem 20. Jahrhundert heißt es, Jesus habe Judas verziehen. Das kann man zwar nicht beweisen, doch kann man sich gut vorstellen, dass es stimmt. Es passt zu Jesus, der ja sogar während er am Kreuz furchtbare Qualen litt den schier unglaublichen Satz betete: „Vater vergib Ihnen, denn Sie wissen nicht, was Sie tun.“ (Lukas 23, 34) Und ist es nicht wahrscheinlich, dass er für Judas an anderer Stelle ein ähnliches Gebet sprach oder ihn hier sogar einbezogen hatte?
Schließlich noch ein Blick auf die Stelle in Daniel 12, 2, wonach Menschen „unter der Erde schlafen“, um dann entweder zum „ewigen Leben“ oder zur „ewigen Abscheu“ bzw. „ewigen Schande“ aufzuerstehen. Hier ist ein Wort interessant. Es heißt nämlich wörtlich: „Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden v i e l e erwachen“, also nicht alle, wie es bei der kirchlichen Verdammnislehre sein müsste. Diese prophetische Vision kann also gar nicht die spätere kirchliche Lehre beschreiben. Zudem hat das hebräische Wort für „Ewigkeit“, das hier verwendet wird, „olam“, ähnlich wie im Griechischen andere Bedeutungen als die kirchlich-abendländische Deutung des Wortes „Ewigkeit“. Im Hebräischen ist nach dem wissenschaftlichen Handwörterbuch für das Alte Testament von Wilhelm Gesenius, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1962, folgendes damit gemeint: Weltzeit (vgl. Äon); verborgene, unbekannte Zeit; ferne Zeit; Vorzeit; Urzeit; lange Zeit.
Keine Beweise in der Bibel
Was kann man zusammenfassend sagen? Der bekannte evangelische Theologe Fritz Rienecker wagt getreu dem evangelischen Bekenntnis nicht, eine „zeitliche Begrenzung“ der hier geschilderten Zustände in der Bibel zu behaupten. Doch eine zeitliche Unbegrenztheit kann man genauso wenig behaupten, wie diese Untersuchung ergibt. Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass der eine oder andere Bibelschriftsteller an eine solche Unbegrenztheit gedacht hat, so wie man auch sonst manches in der Bibel findet, was wohl nicht von dem Gott stammen kann, den Jesus lehrte (vgl. dazu
http://www.theologe.de/theologe8.htm). Doch von einer unendlichen Hölle ist nirgends ausdrücklich die Rede. Bei genauerer Prüfung der Bibelstellen ergibt sich also, dass eine Lehre von einer unendlichen Zeitdauer der Verdammnis aufs Ganze gesehen nicht biblisch ist. Also ist es auch dem bibelgläubigen Leser möglich, Herz und Verstand zu gebrauchen und zu einer anderen Entscheidung zu kommen als die beiden Großkirchen. Dass kirchliche Theologen wie Fritz Rienecker ihrer Kirche nicht gerne widersprechen, ist verständlich. Doch auch Fritz Rienecker gibt im „Lexikon zur Bibel“ (a.a.O.) unter dem Stichwort „Hölle“ zumindest zu: „Als das Reich, in dem der Satan herrscht, erscheint die Hölle in der Heiligen Schrift jedoch nirgends.“
In diesem Zusammenhang weisen natürlich manche Kirchenmitglieder darauf hin, dass „ihr“ Pfarrer auch nicht an die ewige Verdammnis glaube, weswegen man als einfacher Gläubiger ja wohl auch nicht daran glauben müsse. Doch das zweite ist unzutreffend. Hierzu ist zu sagen, dass einzelne Pfarrer kommen und gehen und man sie aus Gründen des Zeitgeistes vielfach gewähren lässt, obwohl sie dem Bekenntnis ihrer eigenen Kirche widersprechen. Damit sollen auch kirchenkritische Mitglieder bei der Stange gehalten werden. Das kirchliche Bekenntnis jedoch gilt und bleibt, und es ist sowohl für die römisch-katholische als auch für die evangelischen Kirchen unverrückbar und fest, und es überdauert den Zeitgeist - ganz gleich, was einzelne Pfarrer oder Priester behaupten. Es sei denn, es würde eines Tages offiziell für nichtig erklärt, was in der römisch-katholischen Kirche aber gar nicht möglich ist, weil man damit die eigene Unfehlbarkeit in lehramtlichen Entscheidungen ad absurdum führen würde. Die sympathischen Pfarrer, die also nicht an die von ihren Kirchen gelehrte ewige Verdammnis glauben, gelten demnach in ihren eigenen Institutionen als verworfene bzw. später ewig verdammte Irrlehrer (siehe dazu die Bekenntnisse der beiden Großkirchen).
Saat und Ernte
Eine Alternative zu dieser kirchlichen Lehre ist mit wenigen Sätzen skizziert: „Was der Mensch sät, das wird er ernten“, heißt es auch wörtlich im Neuen Testament (Paulus, Galater 6, 7). Es gibt also keinen kirchliches Schwarz-Weiß-Endzustand, evtl. mit dem Zwischenstück „Fegefeuer“, sondern eine gerechte Ernte. Und wenn eine Schuld bei aller denkbaren Schwere eine zeitliche Begrenzung hat, so auch die Sühne bzw. die Auswirkung dieser Tat. Denn ein gütiger Gott zeigt immer einen nächsten Schritt, auch wenn der Weg heraus aus schwerem Leid sehr lange dauern kann. Und damit es auch dazu nicht kommt, weil es schlimm genug ist, lehrte Jesus in der Bergpredigt (Matthäus 5, 25-26): „Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit dich der Gegner nicht dem Richter überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen werdest. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.“
Deutlicher geht es nicht: Du wirst herauskommen. Doch du musst auch den letzten Pfennig zuvor bezahlt haben. Und weil das eben sehr lange dauern kann, versöhne dich lieber gleich. Und wenig später heißt es (5, 44): „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“ Das ist offenbar der schnellste Weg aus jeder selbst geschaffenen Hölle heraus. Ein unendliches Gequält-Werden, wie es im kirchlichen Dogma von der ewigen Verdammnis angelegt wird, haben sich kranke und vermutlich sadistische Kirchenköpfe ausgedacht, und sie werden eines Tages froh und dankbar sein können, wenn das, was nach ihren Vorstellungen andere erleiden müssen, sie nicht selber trifft. So dürfen also auch die Theologen früher oder später diesen Ort wieder verlassen, den sie millionen- und milliardenfach Andersgläubigen ohne zeitliche Begrenzung zugedacht haben. Und so wird sich wohl bewahrheiten, was Jesus von Nazareth über die Theologen sagte, als er den Schriftgelehrten seiner Zeit prophezeite: „Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Prostituierten kommen eher ins Reich Gottes als ihr“ (Matthäus 21, 31). Doch irgendwann, wenn sie umgekehrt sind, werden auch sie - offenbar mit als Letzte - den Weg zurück zu Gott finden können.
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