Ihr vergleicht hier Blumentöpfe mit Supermärkten
Radsport ist ein Mannschaftssport, genau wie Fussball - aber er ist eigentlich eher mit, sagen wir, einer Formel 1 Saison auf komprimiertem Raum, vergleichbar.
Eine Tour de France hat zB in der Regel 21 Etappen die Tag für Tag ausgefahren werden während in der F1 das in loser Folge über das komplette Jahr hin ausgefahren wird.
Zudem zählen auf solchen Rundfahrten nicht die Siege sondern die Gesamtzeit der Strecke.
Nun sollte man wissen, daß jede Mannschaft einen Kaitän mit Ambitionen auf den Gesamtsieg hat. Wenn das Team gut bestückt ist, gibt es noch einen für die Tagesiege im Sprint.
Alle anderen sind nur zum Helfen da (oder dürfen ihr Glück vielleicht in einer Ausreissergruppe probieren, je nach Situation).
Die Helfer schonen also ihren Kapitän in dem sie ihn im Windschatten fahren lassen bzw in den Bergen die Getränke für ihn vom Mannschafstwagen holen. Wenn sie am Ende sind kommt der Auftritt des Kapitäns der dann gegen die anderen Kapitäne versucht Zeit gut zu machen.
Mit diesem Wissen macht das Anschauen von Radsport im TV Spaß weil man beobachtet wie die einzelnen Helfer und Kapitäne drauf sind, wann welche Helfer zurückfallen und der Kapitän isoliert ist.
Auf langen Bergetappen fallen so Vorentscheidungen auch schon früh in der Etappe und man bekommt eine Vorahnung wie sich welcher Kapitän schlagen kann.
Es gibt zB viele Taktiken wie das Vorausschicken von einem oder zwei Helfern in einer Fluchtgruppe, die sich dann irgendwann zurückfallen lassen um zum Ende hin dem Kapitän zur Verfügung zu stehen - während der Tross der gegnerischen Teams diesen schon alleine wähnte.
Warum ist jetzt Doping gerade im Radsport so 'wichtig'?
Weil es ein reiner Ausdauersport ist - Radfahrer haben Ruhepulse von 30 - 40, ein riesiges Herz und Lungenvolumina von 7+ Litern. Es geht bei dem Doping nicht so sehr darum, kurzzeitige Spitzenleistungen zu entfachen sondern mehr, gerade beim Epo, die Ausdauer zu erhöhen, einfach über längere Zeit konstant hohe Leistung zu bringen.
Zudem ging der Trend der letzten Jahre, sicher auch durch Lobbies wie die Komponenten- und Radhersteller beinflusst, zu immer schnelleren Etappen.
Vor 20 Jahren lag der Schnitt einer Bergetappe vielleicht bei 30km/h, heute sind es annähernd 40. Und wer schon einmal einen Alpenpass mit dem Rad hoch ist weiss, daß man da selber vielleicht mit 10km/h hochzuckelt während die Profis das mit 25 machen.
Der gesamte Radsport, nicht nur das T-Team von '96 und '97, ist meiner Meinung nach gedopt, anders können diese Geschwindigkeiten gar nicht gefahren werden.
Die Frage ist wie man das jetzt sieht - und wie man weiter damit umgeht.
Der Radsport ist ein reines Sponsoringgeschäft und versucht nicht, wie Fußballvereine die noch auf den Namen der Stadt setzen in der sie zu Hause sind - aber eigentlich genau so gut auch FC Gazprom heissen könnten, es komm ja eh kaum noch ein Spieler aus der Stadt des Vereins , eine Art Lokal- oder Nationalgefühl zu erzeugen.
Sicher, eigentlich würde jeder gerne eine saubere Tour de France sehen - nur stell ich mir die Frage: Wenn es eh jeder macht? Wenn man als Zuschauer weiss daß da Mittelchen eingesetzt werden, die die Leistung erhöhen (und jeder, der sich damit auskennt weiss es und 'duldet' es stillschwiegend)?
Sollen sie doch wenn sie nicht davon lassen können - spannend ist es mit und ohne.