Deustch KA Interpretation

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hallo,
wir sollten eine interpretation zu die aussage machen als übung für die KA..
ich bekomm die rhetorischen figuren nicht eingearbeitet könnetet ihr mir bitte helfen.
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Die Aussage


Als ich abends gegen zehn Uhr um mein Leben klopfte, lag ich auf der Pritsche und schlug mit dem Bleistiftende unter der Wolldecke an die Mauer. Jeden Augenblick flammte das Licht in der Zelle auf und der Posten blickte durch das Guckloch. Dann lag ich still.

Ich begann als Eröffnung mit gleichmäßigen Takten. Er erwiderte genauso. Die Töne waren fein und leise, wie sehr entfernt. Ich klopfte einmal - a, zweimal - b, dreimal - c.

Er klopfte unregelmäßig zurück. Er verstand nicht.

Ich wiederholte, er verstand nicht.

Ich wiederholte hundertmal, er verstand nicht. Ich wischte mir den Schweiß ab, um meine Verzweiflung zu bezwingen. Er klopfte Zeichen, die ich nicht verstand, ich klopfte Zeichen, die er nicht verstand.

Ratlosigkeit.

Er betonte einige Töne, denen leisere folgten. Ob es Morse war? Ich kannte nicht Morse. Das Alphabet hat 24 Buchstaben. Ich klopfte für jeden Buchstaben die Zahl, die er im Alphabet einnahm: für h achtmal, für p sechzehnmal.

Es tickten andere Takte herüber, die ich nicht begriff. Es schlug zwei Uhr. Wir mussten uns unbedingt verständigen. Ich klopfte:

.= a, ..= b, ...= c

ganz leise und fern die Antwort:

-. -. -..

Keine Verständigung. In der nächsten Nacht jedoch kam es plötzlich herüber, ganz leise und sicher:

., .., ...,

Dann die entscheidenden Zeichen: zweiundzwanzig gleiche Klopftöne. Ich zählte mit, das musste der Buchstabe V sein. Dann fünf Töne. Es folgte ein R, das ich mit atemlos kalter Präzision auszählte. Danach ein S, ein T, ein E, ein H, ein E!

...verstehe...

Ich lag starr und glücklich unter der Wolldecke. Wir hatten Kontakt von Hirn zu Hirn, nicht durch den Mund, sondern durch die Hand.

Unser Verstand hatte die schwere Zellenmauer des Gestapokellers überwunden. Ich war naß vor Schweiß, Überwältigt vom Kontakt. Der erste Mensch hatte sich gemeldet. Ich klopfte nichts als:

... gut ...

Es war entsetzlich kalt, ich ging den Tag etwa zwanzig Kilometer in der Zelle auf und ab, machte im Monat 600, in neun Monaten 5400 Kilometer, von Paris bis Moskau etwa, wartende Kilometer, fröstelnd, auf mein Schicksal wartend, dass der Tod sein musste. Ich wusste es, und der Kommissar hatte gesagt, dass bei mir "der Kopf nicht dran" bleiben würde.

Die zweite Aussage lag eben vor, daran war nichts zu „ndern. Es war nur eine Hoffnung, wenn K. diese Aussage zurücknehmen würde. In der Nacht klopfte ich ihn an:

"Du...musst...deine...Aussage...zurücknehmen..."

Er klopfte zurück:

"Warum?"

Ich:

"Ist...zweite...Aussage...gegen...mich...bedeutet...Todesurteil..."

Er: "Wusste...ich...nicht..."

Ich: "Wir...sind...nicht...hier...um...Wahrheit...zu...sagen..."

Er: "Nehme...zurück..."

Ich: "Danke..."

ER: "morgen..."

Ich: "Was...brauchst...du...?"

Er: "Bleistift..."

Ich: "Morgen...Spaziergang..."

Es wurde plötzlich hell. Das Auge der SS blickte herein. Ich lag still unter der Decke. Es wurde wieder dunkel. Ich hatte Tränen in den Augen. "Nehme zurück!"

Das werde ich nie vergessen. Es kam ganz fein und leise taktiert durch die Wand. Eine Reihe von kaum wahrnehmbaren Tönen, und es bedeutete, dass für mich die Rettung unterwegs war. Sie bestand in dieser Nacht nur im Gehirn eines Todeskandidaten, drüben in Zelle acht, unsichtbar, winzig. Morgen würden es oben Worte werden, dann würde es ein unterschriebenes Protokoll im Büro sein, und eines Tages würde dies alles dem Gericht vorliegen. Dank in die Ewigkeit, K.

Ich brach von meinem Bleistift die lange Graphitspitze ab und trug sie während des Spaziergangs bei mir. Es gingen ständig sechs Mann, immer dieselben, die ich nicht kannte, im Kreise um den engen Gestapohof.

Zurückgekehrt standen wir auf unserem Flur zu drei Mann, weit voneinander entfernt, und warteten einige Sekunden, bis der Posten uns nachkam. Ich eilte heimlich auf Zelle acht zu, riss die Klappe auf, warf die Bleistiftspitze hinein, schloss die Klappe lautlos und stellte mich eilig an meinen Platz. Ich werde nie das erstaunte Aufblicken seiner sehr blauen Augen, sein bleiches Gesicht, die Hände, die gefesselt vor ihm auf dem Tisch lagen, vergessen. Der Posten kam um die Ecke. Das Herz schlug mir bis in den Hals. Wir wurden eingeschlossen.

Später klopfte es: "Danke...habe...Aussage...zurückgenommen." Ich war gerettet.

Vielleicht.
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Interpretation von „Die Aussage“

Die Kurzgeschichte „Die Aussage“, geschrieben im Jahre 1947 von Günter Wiesenborn, handelt von zwei Gefangenen in einem Gestapogefängnis. Ein zum Tode Verurteilter sieht seine einzige Möglichkeit der Todesstrafe zu entkommen darin mit seinem Zellennachbarn Kontakt aufzunehmen, denn dieser hat, unwissentlich das der andere dadurch zum Tod verurteilt wird, eine Aussage gegen ihn gemacht. Durch Klopfzeichen an der Wand versucht der verzweifelte Gefangene den Mann nebenan zu erreichen, dies gelingt ihm nach einigen Mühen schließlich auch, denn sie schaffen es durch Klopfen von Buchstaben Wörter zu bilden und der Andere verspricht die Aussage zurückzunehmen. Als Dank erhält er einen Bleistift von seinem Nachbarn der in einem solchen Gefängnis viel Wert ist. Dann heißt es warten für den Verurteilten ob sich die Strafe zum Guten abwendet.

Da es sich um eine Kurzgeschichte handelt, setzt der Anfang mitten im Geschehen ein, der Leser weiß nicht um wen genau es sich handelt, und auch der Standort des Gefängnis ist nicht bekannt. Da es sich allerdings um ein Gestapogefängnis handelt kann man sich das ungefähre Datum erschließen. Durch die Wahl der Ich-Perspektive weiß man nur das, was der Erzähler einem mitteilt. Aspekte die über das Wissen des Erzählers hinausgehen erlangt man nicht. Durch die Wahl dieser Perspektive wird der Leser direkt in das Geschehen eingebunden und muss sich mit den Ängsten und Sorgen des zum Tode Verurteilten auseinandersetzen. Auf diese Art und Weise wird sofort eine große Spannung erzeugt, die zum weiter lesen anregt. Der Erzähler bleibt meist bei der Wahl des Erzählerberichtes und schafft es so dem Leser die verzweifelte Lage deutlich zu machen (Zeile10 - 16). Die Wahl der Alltagssprache macht es dem Leser einfach sich schnell in den Verurteilten hineinzuversetzen. Der Gefangen hat panische Angst von einem Werter bei seinem Versuch den Mann in der Nachbarzelle durch Klopfzeichen zu erreichen, erwischt zu werden, versucht es aber immer wieder. So wird dem Leser deutlich gemacht, dass dieser Versuch sich zu verständigen nicht nur aus Langweile erfolgt, sondern dass der Verurteilte seine ganze Hoffnung darin legt den anderen Gefangenen zu erreichen. Durch die Wahl eines Dialoges durch das Klopfen von Wörtern soll die Einsamkeit und die Abgeschiedenheit in einer Gestapogefängniszelle deutlich gemacht werden. Obwohl direkt Nebenan Jemand ist hat man doch keine Möglichkeit mit ihm verbal zu kommunizieren oder sich gar zu sehen. Auch das auf und ab Laufen in der Zelle (Zeile45 – 48 ) weißt daraufhin dass man nicht viel tun kann wenn man in einer solchen Zelle gefangen ist. Durch die knappe Wortwahl, bei der Verständigung der beiden Insassen wird schnell klar, dass auf diese Art und Weise der Kommunikation nur die wichtigsten Informationen zählen. Dem Leser wird gezeigt wie sehr die Hauptfigur von dem anderen zum Tode Verurteilten abhängig ist, da nur dieser ihm durch die Rücknahme seiner Aussage helfen kann (Zeile 58 -60). Durch die Wahl eines Bleistiftes als Gegenleistung wird dem Leser deutlich gemacht wie extrem die Zustände in einem solchen Gefängnis sind und wie viel ein einzelner Stift hier Wert ist.
Durch das offene Ende wird dazu angeregt sich selbst darüber Gedanken zu machen, ob die einzige Rücknahme einer Aussage dazu ausreicht ein Urteil zu verbessern. Der Verurteilte macht in seiner Erzählung zwar sehr klar dass er große Hoffnung hat und dem Anderen sehr dankbar ist, macht aber trotzdem mit dem letzten Wort dieser Geschichte noch deutlich dass er nicht unbedingt gerettet ist (Zeile 101).
 
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Oh my fault. Die kannte ich sogar :D Da hab ich mal ein Hörspiel zu gemacht...ich werd da morgen mal bei gucken!
 
Oh my fault. Die kannte ich sogar :D Da hab ich mal ein Hörspiel zu gemacht...ich werd da morgen mal bei gucken!

ui thx

<-ka is so 3 ausgefallen xD

bei der KA sollten wir zur kurzgeschichte "Clown, Maurer oder Dichter" ne interpretatuion lehrnen also die rhetorischen figuren hab ich verhaun...
 
Naja puh. Ich weiß ja nicht, was euer Lehrer da hören will. Aber rhetorische Figuren im Sinne einer Gedichtinterpretation wirst du gerade bei solche einem Text nicht abklopfen können.
Besondere sprachliche Mittel sind sicherlich die Darstellung des Codes. Die Gegenüberstellung des Morse und des Zahlencodes, als Darstellung der gescheiterten Kommunikation, aber vieeeel was rausholen, kann man da nicht. Die Geschichte lebt ja davon, recht eindeutig und simpel zu sein. Sie hat ja nicht umsonst solch einen kargen Stil ;)
 
naja sie hat zu uns gesagt eine rhetorische firgut is die anapher das ist wenn in kurzen abständen was wiederhohlt wird (genauso ist ne rhetorische figur das widerhohlen...)
 
Das würd ich generell im Stil festmachen. Natürlich basiert der auf Wiederholungen und auf einer Eingegrenztheit.
Der Gefangene wiederholt ja auch alles ständig und ist auf einen kleinen Raum beschränkt. Spiegelt sich dementsprechend textuell auch wider. Wenn man das jetzt mit aller Gewalt in das rhetorische Phänomen einer Anapher reinprügeln will, dann kann man das sicherlich tun. Viel wichtiger als das bloße klassifizieren ist jedoch, den Sinn zu finden. Und ihn auf die Sprache zu übertragen. Zu schreiben, dass man viele Wiederholungen (hrhr Anaphern) hat, das ist brotlose Kunst. Zu schreiben, dass der Schreibstil sehr karg ist, ein sehr begrenztes Vokabular, ein schlichter, schnörkelloser (=trostloser) Stil geführt wird. Kurze, atemlose Sätze verwendet werden. Und welche Atmosphäre dadurch erzeugt wird, darum gehts ja eigentlich. Hier ists ja nicht wie in einem Gedicht, dass hinter der Anapher tieferer Inhalt steckt, sondern einfach nur Stimmung damit erzeugt wird...
Uh, was für ein konfuser Text von mir, verzeih ;)
 
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