Das Argument der Hinnahme der Betroffenheit von Unbeteiligten wird über dies gerade von der Gruppe, die jetzt streikt, sonst bei anderen Themen als schlichtweg unbrauchbar erklärt - so beispielsweise, wenn es um militärische Einsätze geht. Für den eigenen Zweck soll es dann aber wieder anwendbar sein? Das ist pure Heuchelei.
Dein Argument macht aber auch nur dann Sinn, wenn man davon ausgeht, die Kolleteralschäden von Bildungsstreik und Militäreinsetzen wären irgendwie vergleichbar, also solche Sachen wie Ausmaß nicht beachten.
Außerdem muss man die schon von Outrider genannte Heterogenität der Protestierenden völlig ignorieren und nur mit alten Stereotypen arbeiten.
Grundsätzlich zur Störung von Lehrveranstaltungen: An sich ist es die Universität, die verpflichtet ist, ihren Studenten einen reibungslosen Ablauf ihres Studiums zu gewährleisten. Und genausowenig wie sie einen Student durchfallen lassen kann, wenn sein Hörsaal brennt, darf sie ihm einen Strick daraus drehen, wenn er wegen einer Besetzung nicht zu seinen Vorlesungen kann.
Die Uni und das Ministerium selbst müssen aber durch den Protest Schaden erleiden, müssen unter Druck gesetzt werden, damit sie überhaupt ein Interesse haben, ihn zu beenden, indem sie auf die Forderungen eingehen. Wenn sie diesen Druck auf ihre Studenten weitergeben, ist das nicht die Schuld der Protestierenden, sonder die der Verwaltung und den Studenten, die sich nicht gegen dieses Vorgehen wehren.
Das ist das eine.
Zweitens: Ich weiß ja nicht, wie das bei euch aussieht, aber hier lassen die Besetzer und der übrige aktive Protest durchaus mit sich reden. Hier finden dann diverse Veranstaltungen, die eben nicht die entsprechende Rückendeckung "von oben" haben, trotzdem im Hörsaal statt, auch, weil sich die Veranstalter und Studenten nicht zu fein waren, einfach mal zu fragen.
Aber irgendwie bezweifel ich, dass die, die sich meistens über das ganze aufregen, sowas überhaupt in Betracht ziehen würden.
Und drittens: Wenn Missstände bestehen (und das tun sie hier auf jeden Fall), kann man sich nicht hinsetzen und mit der Beseitung bitte sehr nichts zu tun haben und einfach weitermachen wollen wie bisher. Erst recht nicht, wenn man von dieser Beseitigung auch noch selbst profitieren würde. Das wäre tatsächlich Heuchelei und so hat sich auch noch nie was geändert.
Ich möchte nur sagen: Die Protestbewegung ist für alle offen - jeder kann mitbestimmen und mitgestalten. Das sollten auch endlich mal unsere BWL-Bonzen und Juraspießer verstehen. Aber die sind ja in der Mehrzahl scheinbar so abgehoben in ihren Eliteträumen, dass sie sich nie die Blöße gäben sich mit dem stinkenden Pöbel einzulassen könnte man meinen wenn man da so manchen reden hört.
Absolute Zustimmung, wie auch zum Rest des Beitrags. Dass sich diese selbsternannten Eliten nicht für den Protest interessieren, liegt aber auch daran, dass sie an seinen Grundforderungen letzendlich kein Interesse haben. Sie profitieren als "Elite" quasi per Definition selbst davon, wenn es die anderen schwerer haben.